Kommentar Umbennung Lettow-Vorbeck-Allee: Unwürdiger Namensgeber

Paul von Lettow-Vorbeck war ein rassistischer Kriegsverbrecher und bis zu seinem Tod in Deutschland eine "hoch geachtete Persönlichkeit". Genau das ist kein Grund dafür, heute noch Straßen nach ihm zu bennen.

Paul von Lettow-Vorbeck war ein rassistischer Kriegsverbrecher. Und er war bis zu seinem Tod in Deutschland eine "hoch geachtete Persönlichkeit". Diese Lesarten schienen sich im Streit um die Lettow-Vorbeck-Allee unversöhnlich gegenüberzustehen.

Dabei widersprechen sie sich gar nicht. So war eben die Nachkriegswirklichkeit: Einer, der stolz auf seine Beteiligung am ersten deutschen Genozid an den Herero war, der mit eiserner Faust Ostafrika unterjocht hatte, der die Machtübergabe an Hitler ebenso begrüßt hatte wie später die Apartheid, und der dabei bis zuletzt von allen Zweifeln frei geblieben war, konnte ein "hoch geehrter" Bürger sein.

Nur ist eben genau das kein Grund dafür, dass heute noch Straßen nach ihm benannt sein sollten. Es sei "lächerlich, dass so etwas 70 Jahre nach Benennung der Straße ausgegraben wird", reklamieren die Lettow-Fans. Nein: Es ist ebenso schlimm wie bezeichnend, dass es 70 Jahre dauerte; dass die Lettow-Straßen nicht zusammen mit den Adolf-Hitler-Plätzen auf dem Müllhaufen der Geschichte landeten.

Wobei man verlangen muss, dass auch in der künftigen Namibia-Allee an den unwürdigen Vorgänger-Namensgeber erinnert wird. Denn auch die Aufarbeitung der Kolonialherrschaft ist ein Stück Geschichte, das man nicht einfach weglügen darf.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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