Kommentar Sprachkurs-Verweigerer: Zwangsmittel für den Stammtisch

Bußgelder für Eltern, die ihre Kinder nicht zum Pflicht-Sprachkurs schicken - da schlägt der Obrigkeitsstaat gegen jene los, die noch nicht einmal seine Untertanen sind, sondern es erst irgendwann werden könnten.

Bußgelder für Eltern, die ihre Kinder nicht zum Pflicht-Sprachkurs schicken - da schlägt der Obrigkeitsstaat gegen jene los, die noch nicht einmal seine Untertanen sind, sondern es erst irgendwann werden könnten. Aber Lust macht man auf diese Weise niemand, in diesem Land heimisch zu werden.

Im Bildungswesen ist Zwang nichts, gute Angebote alles. Das belegt nicht zuletzt der enorme Erfolg der Sprachförderkurse in Niedersachsen: Über 91 Prozent der SchülerInnen mit Förderbedarf nehmen regelmäßig teil. Um auch jenen Einwanderern, die womöglich selbst nicht genug Deutsch sprechen, nahe zu bringen, welche Chance in einer frühen Förderung für ihre Kinder liegt, braucht es Kreativität, Biss - und Geld. Aber offenbar strickt die Integrationspolitik in Niedersachsen der Finanzminister - der nimmt natürlich lieber Bußgelder ein, als Mittel für eine Werbekampagne auszugeben.

Als zweiter geistiger Vater der Daumenschrauben bei der Sprachförderung kommt eigentlich nur Innenminister Uwe Schünemann (CDU) in Betracht: Wortidentisch könnte der Gesetzespassus aus dessen integrationspolitischen Traktaten stammen.

Das Gesetz zielt darum auch gar nicht auf die verschwindende Minderheit, die Sprachkurse schwänzt, sondern auf die Stammtische - wo der "Integrationsverweigerer" längst den "Kanaken" abgelöst hat.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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