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Nach Wettbewerb für MauerparkBürger mauern bei Park-Plänen

Drei Siegerentwürfe aus einem Wettbewerb sollen Grundlage für Erweiterung und Randbebauung des Parks sein. Doch Bürgerinitiativen lehnen die Vorschläge ab.

Wenn es so warm ist, ist der Park meist voll. Und hat auch daher eine Erweiterung dringend nötig. Bild: ap, Maya Hitij

Grün ist zu sehen, viel Grün. An den Rändern graue Quadrate, blockartig zusammengesetzt oder verstreut. Das sind die Pläne für die Erweiterung und Randbebauung des Mauerparks, die Ephraim Gothe (SPD), Baustadtrat von Mitte, am Freitag vorstellte. Es sind die Ergebnisse eines Wettbewerbs, doch einen Sieger gibt es nicht. Stattdessen zwei zweite Plätze und einen dritten Preisträger. Das hat taktische Gründe: Man möchte sich dialogbereit präsentieren, nicht vorgeben, was man für die beste Lösung erachtet.

Denn die Zukunft des Parks ist seit Jahren ein Streitpunkt zwischen Bezirk und Anwohnern. Die Grünfläche zwischen Wedding und Prenzlauer Berg soll vergrößert werden - so sieht es eine Vereinbarung mit der Allianz Umweltstiftung vor, die den Park auf dem ehemaligen Mauerstreifen mit finanzierte. Die Bedingung: Er muss von acht auf mindestens zehn Hektar wachsen. Sonst muss der Bezirk Gelder zurückzahlen.

Um mehr Raum zu erhalten soll der Projektentwickler Vivico Flächen bereitstellen und im Gegenzug am Nord- und Südende des Parks bauen dürfen. Die Entwürfe beziehen sich auf diese beiden Flächen. "Es sind Gesprächsangebote für das weitere Verfahren", sagte Gothe.

Eigentlich sind die Voraussetzungen nicht schlecht für Gespräche. Alle Vorschläge beruhen darauf, dass Flohmarkt und Gleimtunnel bleiben sollen. Und die Umweltstiftung hat signalisiert, dass sie nicht sofort auf die Erweiterung besteht. Doch Vertreter der Anwohnerinitiativen lehnen die Vorschläge ab.

"So, wie die Entwürfe vorliegen, geht es auf keinen Fall", sagte Rainer Krüger von der Bürgerwerkstatt, in der sich Initiativen an der Parkentwicklung beteiligen. Zentraler Streitpunkt ist die Bebauungsdichte: Die Initiativen wünschen sich höchstens sehr lichte, niedrige Gebäude. Ausschreibung und Entwürfe sehen jedoch eine Bebauung von bis zu sechs Etagen vor. Manche als klassische, mehrstöckige Gebäude, andere verbinden einzeln stehende Häuser auf Sockeln. So soll der private vom öffentlichen Raum abgegrenzt werden. Die Entwürfe experimentieren mit neuen Ideen: Ein Konzept sieht vor, dass eine Zufahrtsstraße von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt genutzt werden soll.

"Es wird nun am Bezirk liegen, wie er damit umgeht", sagte Vivico-Sprecher Wilhelm Brandt. Der Bezirkist für den Bebauungsplan zuständig. Gothe machte klar, dass er sich Zeit lassen will. "Wenn kein Konsens greifbar wird, muss eine Alternative her."

Eine Alternative wollen auch die Bürgerinitiativen. Am liebsten wäre ihnen, die Stadt kaufte die Flächen. Neun Millionen Euro würde das kosten, schätzte Gothe. Eine Bürgerstiftung hat nach eigenen Angaben seit Oktober eine fünfstellige Summe für einen Kauf der Fläche gesammelt.

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11 Kommentare

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  • K
    koppe

    warum wundert es mich nicht das enzo auf eine Qulifizierte Antwort nicht reagiert????

  • MG
    Mario Gaab

    @Enzo Aduro:

    Vivico schenkt diese Flächen der Stadt nicht, sie tauscht sie gegen Baurecht in einem der lukrativsten Wohngebieten in Berlin. Bis jetzt handelt es sich hier lediglich um Grünfläche, die nicht bebaut werden darf!

    Vierköpfige Familien können sich in den meisten Fällen Wohnungen im Prenzlauer Berg schlicht und einfach nicht mehr leisten. Und Ihre Aussage, dass jeder Protest gegen Neubau unsozial sei, ist für diese Angelegenheit schlichtweg Unsinn. Was denken Sie denn, für wen die Vivico hier bauen will? Glauben Sie im Ernst, dass sozial schwache Familien sich diese Wohnungen leisten werden können? Die Vivico möchte hier ganz klar das bestmögliche rausnehmen. Der Tausch des 9 Millionen Euro Areals gegen das Baurecht auf 2 relativ kleinen ausgewiesenen Flächen soll für die Vivico kein Nullsummenspiel werden.

    Zudem handelt es sich hierbei nicht um reinen Wohnungsbau. Dieser soll nur nördlich des Gleimtunnels erfolgen, wohingegen im Süden, dem jetzigen Standort des Flohmarktes, ein Gewerbegebiet entstehen soll.

    Der Mauerpark ist essentiell wichtig für den Prenzlauer Berg! Es gibt nicht viele Grünflächen in diesem Areal. Der Mauerpark mit seinem Flohmarkt ist international bekannt und trägt viel zur Attraktivität des Prenzlauer Berges bei. Und bis jetzt gibt es z.B. noch kein Konzept, was mit dem Flohmarkt geschehen soll.

  • EA
    Enzo Aduro

    Das ist doch Wahnsinn:

    Da ist eine Firma Bereit einer Stadt Flächen zu schenken, damit darauf ein Park errichtet werden kann und will als Ausgleich dafür ein Baurecht erhalten.

     

    Baurecht für Wohnhäuser wohlgemerkt.

     

    Wohnhäuser welche benötigt werden, damit diese Nachfrage nicht weiter auf schlechter situirte Altmieter reinprasselt.

     

    Und da sind dann egoistische Anwohner die einfach nicht einsehen wollen das in der Innenstadt Häuser stehen. Wahrscheinlich gehören denen die Wohnungen und die wollen nur das Angebot verknappen.

     

    Jedenfalls haben die jetzt die Firma so lange gepiesackt das die jetzt nicht weiter bauen will.

     

    Das ist doch krank. Diese Art von "Bürgerbeteiligung", welche gegen die Interessen der Berliner Bürger zugunsten von lokalen Egoismen gehen können mir geschenkt bleiben.

     

    Artikel über Rückzug der Vivico:

    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/336229/336230.php

  • DG
    der gerd

    ich hatte mal das zweifelhafte vergnügen, bei einer begehung des mauerparks mit vertreter_innen der initiativen und grote dabei zu sein.

    grote hat sich da großen respekt bei mir erworben, in dem er selbst bei noch so dummen sprüchen ruhig und freundlich geblieben ist.

     

    zumindest die leute, die bei dieser begehung letztes jahr dabei waren, haben eigentlich komplett einen zwangsumzug ins tiefste mecklenburg-vorpommern verdient. da können sie dann ihren traum von der niedrigbebauung ausleben und auch gleich noch 'ne waldorf-schule für ihre kinder gründen, die sie sich an dem tag so sehnlichst herbeigewünscht haben.

     

    mir ist damals von dem geseiere auf jeden fall ziemlich schlecht geworden.

  • EA
    Enzo Aduro

    Ich würde die Pläne von Lorenzen bevorzugen, da fällt durch den verzicht auf alleinstehenden Gebäuden, bei gleichem Platzverbrauch ein vielfaches an benötigten Wöhnraum an - bei gleichem Platzverbrauch

  • EA
    Enzo Aduro

    Ich verstehe den unterton nicht.

    Niedriegere Häuser/Townhouses wie von der Bürgerinitiative gefordert dürften doch teurer pro qm sein.

     

    Das Problem bei Wolkenkratzern ist die Verschattung. Man müsste konkret simulieren welche Flächen bei höherer Bebauung verschattet wären.

     

    Durch das Aufsetzen von Nichtvollgeschossen kann man die Bauhöhe allerdings noch etwas erhöhen, ohne zusätzliche Verschattung.

     

    Wir in Berlin sollten uns allerdings generell mehr hüten Bauland durch das verzichten auf 22m Traufhöhen oder Blockrandbebauung zu verschwenden.

     

    Das haben wir in der Vergangenheit nicht getan, nun aber steigt die Nachfrage nach innerstädtischen Wohnflächen stark an, nicht zuletzt aufgrund von steigenden Kosten für automobile Mobilität. Daher müssen wir alles dafür tun, diese Nachfrage zu befriedigen, um soziale Folgewirkungen zu minimieren.

     

    Daher ist jeder Protest gegen Neubau erst einmal unsozial.

  • W
    Wolkenkratzer

    @Enzo Aduro

    Warum nur sechs Stockwerke und 80 qm? Wie wäre es denn mit 20 Geschossern und 120 qm? Anderswo geht das doch auch. Alles eine Frage der Gewöhnung.

    Der Königsweg ist natürlich die komplette Bebauung als gated community. Das ersparte der Stadt auch gleich noch die montäglichen Müllentsorgungen nach den Wochenendparties der Bevölkerung. Die Leute sollen einkaufen gehen und nicht kostenlos auf der Wiese rumlümmeln.

  • DO
    Don Olafio

    @Daniel

    Die "Sieger"-entwürfe (zwei zweite Plätze) kann man hier downloaden: http://www.prenzlberger-stimme.de/?p=16954

  • D
    Daniel

    Ich würde ja echt mal gerne die Entwürfe sehen.

    Wenn es die irgendwo online gibt, liebe Taz, könntet ihr die bitte verlinken?

     

    Ansonsten bin ich eigentlich eher für mehr Park und wenige hohe Gebäude als für so kleine Luxusteile mit direktem Parkzugang.

  • EA
    Enzo Aduro

    Es darf auch eigentlich nicht sein, das nur die Anwohner da mitreden. Denn die Mieten für die gesamten Innenstadtlagen hängen ja miteinander zusammen. Natürlich hätte jeder bei sich gerne Park, Häuserlücken und keine Hauptstraßen. Dann aber werden viele endweder Obdachlos sein oder 90 Minuten pro Tag pendeln müssen, hin und zurück.

  • EA
    Enzo Aduro

    Niedrige Gebäude sind unmoralische Platzverschwendung in einer Stadt die dringend neuen Wohnraum braucht. Wer mit niedrigen Townhouses unsere Heimatstadt zupflastert, sorgt für steigende Mieten!

     

    Ich habe da kein Verständnis.

    Und sechs Stockwerke sind ja nun nicht viel.

     

    Vieleicht sollte man mehr die vierköpfigen Familien fragen, die auch mal lieber 80 statt 60 Quadtatmeter hätten, statt irgendwelche Architekten die glauben sie seinen links.