Kommentar Platzmangel im Strafvollzug: Länder-Kooperation ist die Lösung

Schleswig-Holstein hat zu wenig Platz für seine Häftlinge im geschlossenen Vollzug - in Hamburg sind hunderte Zellen unbelegt. Aber über die nahe liegende Lösung wird bisher nicht nachgedacht.

Schleswig-Holstein hat zu wenig Platz für seine Häftlinge im geschlossenen Vollzug. Bisher wurde dieses Problem dadurch gelöst, in der JVA Lübeck 46 Zellen doppelt zu belegen. Acht Quadratmeter für zwei Menschen ohne Tür vor dem Klo können aber keine Alternative sein. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat dem nun auch einen Riegel vorgeschoben. Mit der Überbelegung muss man aber dennoch umgehen.

Für eine schnelle und sinnvolle Lösung reicht hier ein Blick nach Bremen, das Häftlinge, für die es im eigenen Land keine adäquate Unterbringung gibt, seit Jahrzehnten nach Niedersachsen schickt. Darüber denkt Schleswig-Holstein aber bisher nicht nach.

Dabei würde ein Haftausgleich mit Hamburg, wo es derzeit 774 freie Haftplätze gibt, gleich zwei Vorteile bringen: Schleswig-Holsteins Häftlinge müssten sich nicht mehr auf engstem Raum drängeln, wenn sie nicht den Mut haben, sich zu beschweren und eine angemessene Zelle zu verlangen. Und das Justizministerium würde Zeit gewinnen, um aussagekräftige Prognosen über die künftige Zahl der Häftlinge zu erstellen. Denn die Kriminalität sinkt mit dem demografischen Wandel seit Jahren. Es ist auch keine Trendwende in Sicht. Die Länderkooperation kann also nicht nur kurzfristig Abhilfe schaffen, sondern auch langfristig eine echte Perspektive im Strafvollzug sein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1977, die Soziologin arbeitete lange für die taz nord als Autorin und CvD sowie für den NDR in Hamburg als Nachrichtenredakteurin Online und Radio, ging dann kurz zum stern und war stellvertretende Ressortleiterin Lokales bei der Hamburger Morgenpost. Sie gibt an der Uni Bremen seit 2013 Schreib-Workshops. Seit 2023 ist sie Redaktionsleiterin der taz nord.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.