Die SWB nach Fukushima: Weiter Weg zur Wende

BILANZ Allerlei Aktivitäten entfaltet die SWB 2010, um wegzukommen von der Kohle. Doch noch immer ist nur ein Bruchteil des Stroms öko. Und die Kunden kaufen konventionell

Alles eine Frage der Perspektive: Im Fokus der SWB steht derzeit das Stromnetz, das nicht rekommunalisiert werden dürfe Bild: dpa

Mit der Energiewende kann es in Deutschland gerade niemandem schnell genug gehen. Da liegt auch für die SWB kaum etwas näher, als sich als Macher in Sachen grüne Energie zu präsentieren. Eine "ganz klare Nachhaltigkeitsstrategie" verfolge das Unternehmen, erklärte SWB-Vorstand Willem Schoeber bei der Vorstellung seiner Geschäftszahlen.

Doch bis es wahrlich klimaschonend zugeht ist es noch ein wenig hin, wie ein Blick auf Schoebers Nachhaltigkeitsziele zeigt: 2020 sollen 20 Prozent der von der SWB erzeugten Energie aus erneuerbaren Energien stammen. Derzeit sind es fünf Prozent. Bis dahin will man auch den CO2-Ausstoß um 20 Prozent zurückfahren und die Energieeffizienz um 20 Prozent steigern. Diese 20/20/20-Strategie verfolgt die SWB allerdings schon seit Jahren - eine Neujustierung nach Fukushima gab es offenbar nicht.

5,4 Millionen Kilowattstunden Strom hat das Unternehmen letztes Jahr verkauft, über 80 Prozent davon an die Industrie, private Haushalte verbrauchen vergleichsweise nur sehr wenig Strom - dazu fast neun Millionen Kilowattstunden Gas.

Damit dies in Zukunft weniger wird, baute die SWB Elektro-Tankstellen, zwei Straßen in Bremen ließ sie mit hocheffizienten LED-Leuchten illuminieren um deren Verlässlichkeit zu testen. Sie nahm einen neuen Anlauf für den Bau des Weserkraftwerks und errichtete Windparks und Biogasanlagen. 24 Millionen Euro steckte die SWB in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien - ein Fünftel der Gesamt-Investitionen von rund 124 Millionen Euro. 16 Millionen flossen in die Modernisierung des Müllheizkraftwerks im Blockland, mit dem Schoeber den Wirkungsgrad der Anlage "dramatisch steigern" will. Künftig soll das Kraftwerk drei Mal soviel Energie liefern wie jetzt. Diese Maßnahmen sind Teil einer "Klimapartnerschaft" mit der Stadt, die Bremen und Oldenburg als "Klimaschutz-Modellregion" etablieren will.

Dazu gehört auch die Beteiligung des BUND an einem Fonds aus Einnahmen des SWB-Ökostroms, mit dem wiederum neue Ökostrom-Anlagen in Bremen finanziert werden.

So ganz ziehen die Kunden bei der Verbesserung der Klimabilanz allerdings noch nicht mit. Von den 310.000 SWB-Stromkunden beziehen gerade 7.100 den "pro Natur"-Strom - obwohl der schon seit 1999 im Angebot ist. Und durch den harten Winter 2009/2010 und den kalten Dezember 2010 kauften die Bremer fast acht Prozent mehr Gas und 13 Prozent mehr Wärme als im Vorjahr - der einzige Bereich, in dem das Unternehmen nennenswertes Wachstum verzeichnete. Gleichwohl machte die SWB letztes Jahr ein größeres Plus. Der gegenüber 2009 unveränderte Umsatz von 1,1 Milliarden Euro warf satte 61 Millionen Euro Gewinn ab - ein Zuwachs von 18 Prozent. Ganz zufrieden war Finanzchef Thorsten Köhne trotzdem nicht: "Das waren zum großen Teil Einmaleffekte" - aus Gasabrechnungen früherer Jahre. So sehr die SWB in ihrer Darstellung auch positiv auf die Energiewende bezieht, so viel Unmut erzeugt bei dem Unternehmen offenbar die vielfach geforderte Rekommunalisierung der Stromnetze. "Das macht uns große Sorgen", sagt SWB-Netzvorstand Uwe Schramm. Und steuerte gleich gegen: "Die energiepolitischen Hoffnungen, die sich daran knüpfen, werden sich nicht realisieren." Weder gebe es dadurch neue Jobs, noch Vorteile für den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Versorgungsunternehmen seien sowieso verpflichtet, Windparks und ähnliches ans Stromnetz anzuschließen.

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