Münchner Audimax geräumt

BILDUNGSSTREIK Nach über sechs Wochen beendet die Polizei die Besetzung der Universität. Die letzten Protestierenden, die über Weihnachten ausgeharrt haben, gehen friedlich

„Uni und Besetzer hätten nur noch ein bisschen aufeinander zugehen müssen“

AUS MÜNCHEN BERNHARD HÜBNER

Sie haben Heiligabend ohne ihre Familien gefeiert, im Audimax. Sie harrten die Feiertage in der verriegelten Uni aus, nur spärlich versorgt. Vergeblich. Am Montagmorgen ließ die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München das seit über sechs Wochen von Studierenden besetzten Audimax räumen. LMU-Präsident Bernd Huber sagte den verbliebenen 22 Besetzern am Morgen persönlich, dass er sie nicht mehr länger dulden wolle. Die Studenten hatten 15 Minuten. Sie gingen freiwillig. Die Polizei, vor Ort mit über 30 Mann, griff nicht ein. Um 7 Uhr früh war alles vorbei.

Damit geht eine der letzten Uni-Besetzungen in Deutschland recht still zu Ende. Nur an wenigen Unis hatten die Protestierenden so tapfer ausgehalten wie in München. An der HU und FU in Berlin blieben die Besetzer auch über Weihnachten in den Hörsälen. Ebenso an den Unis in Potsdam und Trier. Anderswo haben die Studenten schon längst mit der Unileitung Frieden geschlossen. Ob in Regensburg, in Würzburg, in Köln oder in Karlsruhe: Die Universitäten machten Zugeständnisse, die Besetzer räumten dafür die Hörsäle.

In München ist so ein Kompromiss gescheitert. Er habe ein „sehr großzügiges Angebot an die Studierenden“ gemacht, sagte LMU-Präsident Huber am Montag auf einer Pressekonferenz. Die Studenten hatten Hubers Vorschlag Anfang Dezember bei einer Abstimmung im Plenum abgelehnt. Seitdem hatte die Unileitung den Dialog mit den Besetzern abgebrochen.

Huber hatte unter anderem angeboten, an seiner Uni eine verfasste Studierendenschaft zuzulassen. In Bayern wäre das eine echte Neuerung gewesen. Geforderte Korrekturen an den Studiengebühren wollte Huber dagegen nicht versprechen. Nur, dass man sie prüfen werde.

Die zentralen Forderungen des Protests an der Uni München würden sich nur auf landesweiter Ebene verwirklichen lassen, sagt Malte Pennekamp, der Sprecher der bayerischen Landesastenkonferenz und Organisator des Münchner Bildungsstreiks. „Dennoch war es ein gutes Angebot. Uni und Besetzer hätten nur noch ein bisschen aufeinander zugehen müssen. Dann wären alle Gewinner gewesen.“

Doch die Fronten blieben hart. Am Montag sagte Huber: „Die Besetzung ist ein untragbarer Zustand.“ Schon am Wochenende hatte er die Besetzer unter Druck gesetzt. Die wollten im Audimax friedlich Weihnachten feiern. Doch die Unileitung ließ die Eingänge verriegeln. Der Sicherheitsdienst ließ niemanden hinein zu den Besetzern. Die mussten von Unterstützern gebrachte Kisten mit den nötigsten Vorräten an einem Seil durch ein Fenster ins Gebäude ziehen. Sie fühlten sich ausgehungert. „Eigentlich haben wir nichts anderes gemacht als an jedem Feiertag“, wehrt sich eine Sprecherin der Universität. Die Besetzer hätten jederzeit das Gebäude verlassen können. Alle Fluchtwege seien frei gewesen.

Die Uni beschwert sich nun über große Sachschäden, die durch die Besetzung entstanden seien. Huber beziffert den Schaden auf rund 100.000 Euro. Es seien Türen aufgebrochen, Fenster eingeschlagen und Wände beschmiert worden. Dazu kämen die Kosten für den Sicherheitsdienst. Die Besetzer sagen, die Schäden seien durch Außenstehende verursacht worden. Die Universität hat am Montag Anzeige gegen unbekannt erhoben.

Der Bildungsprotest werde weitergehen, sagt Studentenvertreter Malte Pennekamp. Am 13. Januar werden sich in Bayern die Studierendenvertreter mit dem Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch treffen.

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