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"Die Bundesregierung wehrt sich stur gegen weitere Branchenmindestlöhne und erst recht gegen einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn".Nein, werte Autorin, die Bundesregierung wehrt sich nicht "stur" gegen einen Mindestlohn. Es ist pure Absicht, es war und ist politischer Wille in diesem Lande, dass Millionen Menschen in ungesicherten Arbeitsverhältnissen zu Niedrigstlöhnen arbeiten. Und kein Zufallsprodukt irgendwelcher ominöser politischer Vorgänge. Was wichtig ist zu erwähnen: eingeführt und umgesetzt von SPD und GRÜNEN während deren Regierungszeit!Den GRÜNEN ist es zu gut gelungen, ihre Mittäterschaft in Vergessenheit geraten zu lassen. Die damaligen Protagonisten dieser Parteien haben genau dies gewollt!Flankiert vom Beifall aus den anderen Parteien. Die SPD hat später im Bundestag sogar gegen ihren eigenen Gesetzentwurf zu einem Mindestlohn gestimmt, als dieser von der LINKEN eingebracht wurde. Es ist kein Zufall, dass Millionen Menschen in Deutschland verarmen; es ist politisch so gewollt. Auch Mindestlöhne schützen nicht davor, da in manchen Branchen Mindestlöhne erst den Abwärtstrend einläuten. Viele verdienen nämlich VOR dem Mindestlohn MEHR, als nach dessen Einführung.Beispiel Pflegehilfe: vorher, je nach Arbeitgeber und Tarifform ca 9,50 bis 12,-€. Der Mindestlohn beträgt 8,50 West, 7,50 Ost. Nun raten Sie mal, in welche Richtung sich die Löhne in der Pflegehilfe bei Neueinstellung oder Auslaufen des befristeten Arbeitsvertrages bewegen? Na? Der Mindestlohn ist keine Lösung. Er ist ein weiterer Bestandteil einer Verarmungsstrategie mittels Lohnsenkung.Immer mehr Menschen im Lande verarmen Vollzeit arbeitend. Und ich würde mir schon wünschen, dass Autoren mehr über ihr Thema reflektieren.
Als alleinerziehende Mutter ist unsere Autorin auf die Tafel angewiesen. Doch sie geht dort nicht mehr hin, weil sie sich gedemütigt fühlt.
Kommentar Mindestlohn: Willkommen im Land der Nichtstuer
Die Bundesregierungen haben beim Mindestlohn nichts getan. Die Leidtragenden dieser Politik werden nach der Arbeitsmarktöffnung die Arbeitnehmer in Niedriglohnjobs sein.
Endlich ist es so weit: Osteuropäer aus acht Staaten können ab Sonntag ein europäisches Grundrecht verwirklichen. Es ist die Freiheit, sich auch in Deutschland auf die Suche nach besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen zu machen.
Doch diese Freiheit hat ihre Tücken. Wissenschaftler prognostizieren seit Wochen, wie viele Menschen kommen werden. Diese Schätzungen gehen zwar auseinander, doch in einem sind sich die Forscher einig: Die Zuwanderung wird die Löhne nicht nach unten treiben und die Arbeitslosenquote nicht nach oben. Das ist ein beruhigendes, aber unvollständiges Bild.
Denn die Migration von Menschen, für die ein Monatsgehalt von 1.000 Euro das Doppelte oder Dreifache dessen ist, was sie gerade verdienen, wird die Lohnstruktur gewaltig unter Druck setzen. Und zwar vor allem dort, wo die Tarifbindung gering ist, gewerkschaftliche Vertretungsmacht bröckelt oder gar nicht existiert und es keine Mindestlöhne gibt, beispielsweise im Wach- und Sicherheitsgewerbe oder in Hotels und Gaststätten. Der Grund: Die Bundesregierung wehrt sich stur gegen weitere Branchenmindestlöhne und erst recht gegen einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn.
Die Autorin
EVA VOELPEL ist Redakteurin im Inlands-Ressort der taz.
Dabei zeigt Großbritannien, wo seit 2004 Hunderttausende Osteuropäer arbeiten: Zuwanderung kann das Wirtschaftswachstum fördern und die Erwerbsbevölkerung verjüngen. Ein allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn, der auf der Insel seit Jahren existiert, verhindert das mieseste Dumping - zum Wohl der alteingesessenen und der neuen Arbeitskräfte.
Als Deutschland bei der EU-Osterweiterung 2004 seinen Arbeitsmarkt abschottete, hieß es, man sei noch nicht ausreichend vorbereitet auf die Zuwanderung aus Osteuropa. In den vergangenen sieben Jahren haben die beiden Bundesregierungen dann jedoch vor allem eines getan: die Beine hochgelegt und abgewartet. Die Leidtragenden dieser Politik werden jetzt vor allem Arbeitnehmer in Niedriglohnjobs, geringer Qualifizierte, alteingesessene MigrantInnen und die Neuankömmlinge selbst sein.
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Kommentar von
Eva Voelpel