Der Letzte der „Kon-Tiki“

Knut Haugland, der letzte Überlebende der „Kon-Tiki“-Expedition, ist tot. Der Norweger starb am 1. Weihnachtstag im Alter von 92 Jahren in einer Klinik in Oslo. Mit der Expedition hatte der Anthropologe Thor Heyerdahl 1947 praktisch beweisen wollen, dass Polynesien von Südamerika aus besiedelt worden sein konnte.

Auf dem mit sechs Personen bemannten Floß aus Balsaholz spielte Knut Haugland als Funker eine zentrale Rolle. Sechs Watt Leistung, so viel wie eine Taschenlampe, hatte sein Kurzwellensender. Doch mit ihm gelang es Haugland während der 101-tägigen Expedition, die für deren Gelingen wichtigen meteorologischen und hydrografischen Daten zu übermitteln. Zudem schaffte er es, vom Steinzeitfloß im Pazifik aus dem norwegischen König per Funk zum Geburtstag zu gratulieren.

Haugland und Heyerdahl hatten sich 1944 in einem Ausbildungslager der Alliierten kennen gelernt. Da hatte Haugland als Mitglied einer von London 1941 gegründeten Untergrundtruppe mehrere spektakuläre paramilitärische Aktionen in seinem von den Nazitruppen besetzten Heimatland hinter sich. Darunter war eine womöglich kriegsentscheidende Sabotageaktion, mit der eine Handvoll Widerstandsleute es verhinderten, dass das für Hitlers Atombombenpläne zentrale „schwere Wasser“ aus Europas einziger Produktionsanlage im norwegischen Rjukan in größeren Mengen nach Deutschland gelangte.

Nach dem Krieg baute Haugland ein Widerstandmuseum und nach der Heyerdahl-Expedition das Osloer Kon-Tiki-Museum auf. Dieses Museum leitete er bis zu seiner Pensionierung.

In seinen 2008 erschienenen Memoiren schildert Haugland, wie die Gestapo, aus deren Haft ihm zweimal die Flucht gelungen war, ihn nach der Rjukan-Aktion beinahe erwischt hätte. Er hockte an einem Funkgerät unter dem Dach der Frauenklinik in Oslo, wo er den Kontakt mit der Exilregierung in London hielt, als die deutsche Funkpeilung seinen Sender entdeckte und das Haus stürmte. Haugland schoss sich den Weg frei. Als einer der bedeutendsten norwegischen Widerstandskämpfer wurde er mit norwegischen, britischen und französischen Orden geehrt.

REINHARD WOLFF