Quadratisch praktisch gut

Umweltpreis für Kleinkraftwerk aus dem Sauerland

„Ich wollte schon immer gerne selbst Strom herstellen“, sagt Franz Josef Schulte. Jetzt hat der Sauerländer sich nicht nur einen Jugendtraum erfüllt, für seinen Dampfmotor ist er sogar ausgezeichnet worden. Am Donnerstag Abend war er einer der Gewinner des Wuppertaler Energie- und Umweltpreises. Mit insgesamt 15.000 Euro dotiert, wird der Preis alle zwei Jahre vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie gemeinsam mit der Energieagentur NRW vergeben. Schulte und sein Team von sechs Ingenieuren haben 6.000 Euro gewonnen. Die Begründung: Die Erfindung sei praktisch, ökologisch und könne Arbeitsplätze schaffen.

Lion Powerblock heißt das cirka einen Meter hohe orangefarbene Gerät, mit dem Hausbesitzer nicht nur heizen können, sondern auch noch Strom produzieren – für sich und andere. Es funktioniert nach dem Prinzip eines Kraft-Wärme-Kopplers: Ein Gasbrenner erhitzt Wasser auf 300 Grad Celsius und erzeugt so Wasserdampf, der einen Kolben antreibt. Dessen Bewegungsenergie wird von einer Magnetspule in Strom umgewandelt. Die dabei entstehende Wärme kann für die Heizung genutzt werden.

Der Dampfmotor könne wie eine konventionelle Heizung in jedem Ein- oder Mehrfamilienhaus angeschlossen werden, versprechen die Hersteller aus Olsberg. Er kostet knapp 15.000 Euro und soll sich in 15 bis 20 Jahren amortisiert haben: „Man spart Geld, weil man keinen Strom mehr beziehen muss, zweitens bekommt man die Ökosteuer zurückerstattet und drittens speist man Strom ins öffentliche Netz“, erklärt Schulte. Die Serienfertigung des Powerblocks hat begonnen, es gibt bereits 600 Vorbestellungen.

Den ersten Preis des Wuppertal-Instituts muss Schulte sich allerdings teilen. Ebenfalls 6.000 Euro erhielt der Freiburger Solararchitekt Rolf Disch für sein „Sonnenschiff“, ein Bürogebäude mit ausgeklügeltem Energiesparkonzept. Ökologisch nachhaltig und modern, urteilte die Jury und kam wohl nicht umhin den international renommierten Disch bei der Preisvergabe zu berücksichtigen. Dennoch wirkt Dischs Bewerbung um den Wuppertaler Energie- und Umweltpreis etwas deplatziert. Seine Projekte finden europaweit Beachtung und seit 1979 hat er fast 30 Preise vom Europäischen Solarpreis bis zum Kritikerpreis für Architektur bekommen. Die Wuppertaler Preisverleiher aber freut das. „Mit Disch ehrt der Geehrte den Preis“, sagt Oliver Weckbrodt von der Energieagentur NRW.

Ganz offensichtlich spielt Disch in einer anderen Liga als die Mitbewerber. So manch einem hätte man den Preis auch gegönnt. Etwa Michael Vannahme, der ein Passivenergiehaus für nicht einmal 20.000 Euro gebaut hat und gezeigt, dass Öko nicht immer teuer sein muss. Jetzt versucht Vannahme als Einzelkämpfer seine Idee weiterzuverkaufen. „Ich hätte mich schon über einen Preis gefreut“, gibt er unumwunden zu. Doch immerhin sei er von der Jury ausdrücklich belobigt worden und eine Hotelübernachtung habe man ihm auch geschenkt, zeigt der Dortmunder sich dann doch genügsam. CHRISTIANE MARTIN