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Das erpresserische System von Ausbeutung und Unterdrückung - unsere Mitarbeit / Kompromissbereitschaft / Leidensfähigkeit, usw., sollte jetzt ausfallen, damit wir, zusammen mit Spanien, usw., endlich ein System ohne "Wer soll das bezahlen?" und "Arbeit macht frei" gestalten.
"Zuhören" - nur wenn es nicht im geringsten um die "Vernunft" der Systemrationalität geht!
"Umweltverbänden glaubt man wesentlich leichter als Unternehmen, die Politik beeinflussen wollen, um ihre Wirtschaftsinteressen durchzusetzen"
Also bei diesem Kommentar werde ich wirklich sauer.
Derzeit sehe in der deutschen Medienlandschaft unglaublich viele Vertreter von Umweltverbänden und Grünen, die sich durch fachliche völlig falsche Argumente und Äußerungen selbst disqualifizieren. Soviel zur Frage der Sachlichkeit. Leider springen die deutschen Medien auf diesen Zug auf und sind nicht in der Lage mal sachlich zu berichten.
Als Beispiel der Vorschlag, das Stromnetz der deutschen Bahn für den Stromtransport zu nutzen. Dieses wird mit anderer Frequenz und nur einphasig betrieben. Das "normale" Stromnetz ist dreiphasig.
Immerhin hat der Kommentar richtig erkannt, dass das betreiben eines Stromnetzes sehr kompliziert ist. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Einsicht.
Mir als Ingenieur raufen sich die Haare, bei der derzeitigen unsachlichen Energiedebatte. Ich schaue gerade aus dem Fenster und sehe Wolken. Auch die Blätter bewegen sich nicht. Von daher beglückwünsche ich dieser Land, wenn wir eine Vollversorgung durch Erneuerbare anstreben und Frau Roth von Grünen dann als Bundeskanzleringd durch die Lande fährt.
Abseits aller Machbarkeitsdiskussionen ist es nicht sehr hilfreich, wenn die Ökostromversorger über Nacht vor vollendete Tatsachen gestellt werden;
mit einem kollegialen Gruß: "So, nun macht mal"
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass im Winter der Strom ausfällt. Und zwar dann, wenn die Atomlobby und ihre Regierungsdiener die unvorbereiteten Ökostromversorger bloßstellen wollen.
Warum sollte ich auf die Atomkraftbefürworter zugehen? Wenn, dann nur auf Demos. Unsere Zivilgesellschaft hat sich längst gegen AKWs entschieden, die Diskussion ist gelaufen.
In Wahrheit geht es um eine andere Frontlinie: Großindustrie gegen Bürgerinteressen, Monopole gegen dezentrale Energieproduzenten. Die schwarz-gelbe Nummer mit dem Ausstieg aus dem Ausstieg hat doch gezeigt, dass es den Energieriesen nur um möglichst hohe Profite aus abgeschriebenen Altmeilern ging.
Diese Gier lässt nicht nach, nur weil wir den Herrschaften die AKWs abschalten. Längst stürzen sie sich auf Offshore-Windparks und Wüstenstrom - nicht zu vergessen die besonders dreckige Braunkohle und, wichtig, die Herrschaft über die Netze. Dabei fällt zweierlei auf: Erstens handelt es sich ausnahmslos um Großtechnologie, und zweitens wird in jedem Fall erbittert um Subventionen geschachert.
Der Gegenentwurf ist dezentral: regionale Energieerzeugung mit Wind, Sonne, Biogas und Wasser (nicht zu vergessen die Kraft-Wärme-Kopplung) macht den Ausbau der Stromautobahnen nahezu überflüssig, ist vergleichsweise preiswert und bringt die Wertschöpfung in die Regionen. Bei diesem Modell profitieren alle - ausser RWE, Eon, En-BW und Vattenfall.
Deshalb ist dies der Kampf der nächsten zwanzig Jahre: Wir gegen die Energiekonzerne. Es geht bei der Energiewende nur am Rande um Öko kontra Atom, aber ganz entscheidend um Ökonomie und politische Macht. "Einfach mal zuhören" reicht nicht aus; besser ist es allemal, endlich den Stromanbieter zu wechseln: bloß weg von den Energieriesen!
CDU und CSU ziehen mit Friedrich Merz als Spitzenkandidat in den Bundestagswahlkampf 2025. Das gab CSU-Chef Markus Söder am Dienstag bekannt.
Kommentar Stromausfall: Einfach mal zuhören
Es würde der Debatte gut tun, wenn Umweltverbände und Energielobby miteinander reden, anstatt sich zu misstrauen. Das wäre das beste Mittel gegen den Stromausfall.
Deutschland erinnert derzeit an einen Hühnerstall, zumindest, was die Energiedebatte angeht. Bei jeder Gelegenheit wird gegackert, man pickt sich aus dem Fundus an Studien und Experten das raus, was die jeweils eigene Position untermauert. Man könnte auch sagen: Eine ausgewogene Diskussion, in der die Kontrahenten - Atomkraftgegner und -befürworter - aufeinander eingehen, findet kaum statt.
Jüngstes Beispiel: Die Übertragungsnetzbetreiber warnen vor Stromausfällen im Winter. Ein Schachzug der Atomkraftlobby, um ihre AKWs am Netz zu halten? Oder die Warnung von Ingenieuren, die zur Rechenschaft gezogen werden, wenn das Netz zusammenbricht?
Das Traurige dabei: Die Frage ist kaum zu beantworten, obwohl es sich eigentlich um berechenbare Vorgänge handeln sollte. Denn die vier großen Stromkonzerne EnBW, RWE, Vattenfall und Eon haben in den letzten Jahren alles getan, um ihre Glaubwürdigkeit komplett zu verlieren.
Selbst wenn die Warnung gerechtfertigt sein sollte - sie könnte genauso gut ein politisches Manöver sein. Auf der anderen Seite stehen viele Umweltverbände, die wie eine Opposition im Parlament funktionieren. Sie können fordern, umsetzen müssen sie nicht.
Tatsächlich ist die Stabilität eines Stromnetzes weitaus komplexer, als ihre groben Hochrechnungen von Stromflüssen und Kraftwerkskapazitäten oft ergeben.Wobei gesagt werden muss: Umweltverbänden glaubt man wesentlich leichter als Unternehmen, die Politik beeinflussen wollen, um ihre Wirtschaftsinteressen durchzusetzen - und das auch noch als Dienst am Allgemeinwohl darstellen.
Mitten in dem Debatten-Schlamassel sitzen die Bürger, denen oft nur ein Fragezeichen bleibt. Es würde der Debatte über die Energiewende gut tun, wenn beide Seiten aufeinander zugingen: die Argumente des anderen ernst nehmen und nicht gleich als ökoideologisch oder atomlobbygetrieben abtun. Das wäre das beste Mittel gegen Stromausfälle.
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Kommentar von
Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.