Kolumne Kriegsreporterin: Penisse auf Halbmast

Herrenwoche mit schönen Wörtern wie "Hinterradlutscher" – und der Kriegsreporterin als Gewinnerin der Relationen im virtuellen Battle gegen Cherno Jobatey.

Hallo, taz-Medienredaktion! Es ist wieder so weit, ich habe Herrenwoche! Oder Schwanz-Aktions-Tage, wie man will.

Fangen wir mit dem Lustigsten an, der Hamburg Mannheimer (HM). Der HM-Skandal ist wieder so ein Moment, in dem ich Berufsneid empfinde, gern den Job von jemand anderem hätte. In diesem Fall von der Person, die das Mitarbeitermagazin der Versicherung betreute, das die Bunga-Bunga-Reise nach Ungarn zum Inhalt hatte. Da konnte man endlich mal kreativ sein! Eine Ankündigung in der Rubrik "Incentives" mit den Worten betiteln: "Unsere Besten auf bumsfideler Businessreise!" Ein Interview zur Mitarbeitermotivation führen: "Oral- oder Analverkehr - was fördert das Wachstum im Vertrieb mehr?" Oder aber auch der Nachberichterstattung einen neuen Dreh geben. Etwa durch ein Rätsel, in dem man mutmaßt, welcher Mitarbeiter welche Prostituierte ausgewählt hat. Macht man alles richtig, ergibt sich ein Lösungswort, mit dem man die Teilnahme an dem Inhouse-Incentive "Budapest to go" gewinnen kann.

Auf Halbmast schienen dieser Tage auch die Penisse in den heimischen Redaktionsstuben zu stehen. Es war, als könne man sich gar nicht sattberichten, von dem "schwarzen Zimmermädchen", dem der Vertreter französischer Lebensart Dominique Strauss-Kahn es mal richtig zu besorgen... versucht hatte. 32-jährig und alleinerziehend, "aus der Bronx" stammend - aufkeimende Geilheit, erwachsend aus der Faszination des Schwachen. Was für ein Glück, dass da so viel Platz für Fantasie blieb. Eine Frau, ähnlich solide wie die Haushälterin, der Schwarzenegger seinen Samen untergeschoben hat, und der Skandal wäre nur halb so geil.

Letzte Woche bin auch ich einem Mann aufgesessen. Weil ich zu jung bin für die abgetragenen Bonmonts dieser Welt. Hatte ich Bernd Ziesemers Worte "Selbstmord aus Angst vor dem Tod" für hübsch befunden, musste ich mir später sagen lassen, das Ding sei strunzalt. Wobei Strunz, auch das lässt sich in der Herrenwoche festhalten, nicht sehr alt geworden ist. Zumindest nicht beim Hamburger Abendblatt.

Der letzte Schwanz der Woche - mein eigener

Wie Sie wissen, freue ich mich immer über schöne neue Worte. So wurde mir im Zusammenhang mit dem Lütgert-Maschmeyer-Konflikt mitgeteilt, Herr Lütgert sei ein "Hinterradlutscher". Ein Begriff aus dem Radsport für jemanden, der bequem im Windschatten fährt und sich nach vorn wirft, sobald Aufmerksamkeit winkt. Ob da was dran ist, wage ich nicht zu beurteilen. Ein so schönes Wort allerdings darf bei der Herrenwoche nicht fehlen, finde ich.

Womit ich nun auch zum letzten Schwanz dieser Woche komme, meinem eigenen. Der zugegeben ein gedachter ist. Aber er ist da. Und er ist nicht so lang wie der von Cherno Jobatey. Hatte ich versucht, ihn von Dorin Popas Liste der "Journalisten" mit den meisten Facebook-Freunden zu verdrängen, muss ich zugeben, gescheitert zu sein. Denn ich konnte mit 2.300 Klicks seine 5.634 nicht schlagen. Einerseits.

Andererseits möchte ich mich der Rechnung meiner glühenden Unterstützer anschließen, die Chernos viele Fernsehauftritte und die längere Existenz seiner Seite in den Vergleich einbeziehen und mich als Gewinnerin der Relationen ausrufen. Womit ich sehr zufrieden bin. Für die Dauer, die ich es sein kann. Denn kaum lief mein Battle, hat Sascha Lobo Herrn Popa um die Aufnahme seiner Person in die Liste gebeten, die er mit 4.856 Klicks allerdings auch nicht anführen würde. Ach ja, die Männer! Immer ist eine andere Gurke länger. Wie gut, dass meine Herrenwoche jetzt endet. Es fängt schon an zu riechen. Schnell zurück nach Berlin!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Silke Burmester war über 25 Jahre schreibende Journalistin. Von Anfang an auch für die taz. Hier hat sie u.a. Carla Brunis geheimes Tagebuch veröffentlicht und als „Die Kriegsreporterin“ von der Medienfront berichtet. Jetzt hat sie beschlossen, Anführerin einer Jugendbewegung zu werden und www.palais-fluxx.de für Frauen ab 47 gegründet, das "Onlinemagazin für Rausch, Revolte, Wechseljahre“. Für die taz wird sie dennoch ab und zu schreiben, logo!

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.