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Kommentar IWF-SpitzeFrauen an die Macht!

Kommentar von Nicola Liebert

Auch wenn es gerecht wäre, jemanden aus einem Schwellenland an die Macht zu lassen, sollte eine andere Forderung genauso erfüllt werden: Frauen auf die Chefsessel.

V iel zu lange schon war der Internationale Währungsfonds (IWF) ein Erbhof der Europäer - zumal der Franzosen, die schon vier der bisher zehn Direktoren stellten. Kein Wunder, dass nun Schwellenländer wie Brasilien, Russland, Indien und China Anspruch erheben, den Nachfolger für Strauss-Kahn zu stellen.

Wer aber sind die Länder, die jetzt den Hut in den Ring werfen? Nur Brasilien ist davon ein klassisches, einstmals hoch verschuldetes Entwicklungsland, das unter den vom IWF erzwungenen Rosskuren zu leiden hatte. Inzwischen leiht das Land dem IWF selbst Geld - Geld, das dieser nun ausgerechnet für die Krisenländer Europas braucht.

Russland, nicht gerade ein Entwicklungsland, hat sämtliche Kredite ebenfalls längst zurückgezahlt, Indien und China hatten nie ein nennenswertes Schuldenproblem - und daher auch keines mit dem IWF. Mit einem neuen IWF-Chef aus dieser Riege wäre für die Entwicklungsländer, die wirklich von der harten Hand des Fonds betroffen sind, nicht viel gewonnen.

Auch wenn es der historischen Gerechtigkeit dienen mag, trotz alledem jemanden aus einem Schwellenland an die Macht zu lassen, wäre eine andere Forderung genauso historisch gerecht: Frauen an die Macht!

In den internationalen Organisationen haben es Frauen bislang lediglich in den klassischen Kinder-Küche-Kirche-Bereichen an die Spitze geschafft: bei der Unesco, der Weltgesundheitsorganisation, dem Welternährungsprogramm und bis vergangenes Jahr bei der Unicef. Eine Frau in einem Chefsessel, von dem Macht und Einfluss ausgehen, auch das wäre im Sinne der Gerechtigkeit eine kleine Revolution - auch wenn sie, wie Christine Lagarde, dann womöglich wieder aus Europa käme.

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9 Kommentare

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  • E
    Emil

    Wenn ich mir viele zeitgeistieg Frauen im Alltag anschaue, mit ihrer extrovierten kleinbürgerlich-verbalen inhaltsleeren Agressivität, so kann ich keinen Grund für irgendwelche Allmachtsphantasien nur eines Geschlechts nachvollziehen, sondern wünschte, dass diese ebenso wenig irgendwelchen Einfluss in der Gesellschaft haben, wie Investmentbanker und Atomlobbyisten.

  • Q
    Querulant

    Immer dieser feministische Irrglaube, Frauen wären grundsätzlich die besseren Menschen die immer kompetent und momralisch handeln... das ist doch der gleiche Irrsinn wie der von männlichen Chauvinisten nur Männer wären komptent und in der Lage Leistung zu bringen. Ideologische Dogmen hüben wie drüben...

  • B
    Benjamin

    Einzig intelligent wäre die Forderung "Intelligente an die Macht!". Denn Frauen gibt es schließlich genauso inkompetente wie Männer, da ist man ebenso gleichverteilt, wie wir im Alltag und in ökonomischen und politischen Führungspositionen täglich sehen. Doch sich nur mit dem eigenen Geschlecht zu beschäftigen ist bestenfalls trivial.

  • F
    flujo

    Frauen an die Macht..

    nette Parole, wenn man darüber hinwegsieht, dass das Problem hier eigentlich die Macht ist. Wenn Emanzipation so schlicht daher kommt, muss man schon sehr fest die Augen zudrücken.

    Immerhin haben wir eine Frau als Kanzlerin, und von emanzipatorischer Politik ist weit und breit weniger als garnichts zu sehen oder zu hören. Immerhin haben wir einen schwulen Außenminister, und was von dessem emanzipatorischem und reflektiertem Handeln zu sehen ist, braucht ja wohl gar nicht erst thematisiert werden.

    Schon schade, dass im Text Richtiges angesprochen wird, nämlich betroffene Länder der IWF-Maßnahmen die Führung zu überlassen.

    Was währe denn besser, ein männlicher IWF Direktor aus einem Entwicklungsland oder eine neoliberale Kapitalismuskeule aus der EU, deren einziger Vorteil ihr Geschlecht ist?

  • B
    Beelzebub

    Ein aus einem Schwellen- oder Entwicklungsland stammender neuer IWF-Chef wäre gerecht.

     

    Eine Frau als IWF-Chefin wäre gerechter.

     

    Ich plädiere hiermiet für die gerechteste (und vor allem politisch korrekteste) Stellenbesetzung: für die Leitung des IWF sollte ausschließlich eine alleinerziehende, lesbische, schwerbehinderte schwarzafrikanische Angehörige einer verfolgten ethnischen/religiösen Minderheit in Frage kommen.

  • M
    Maren

    Wie man das frauenfeindliche, korrupte, die Menschenwürde verachtende Russland hier als Musterbeispiel für einen braves Schuldenzurückzahlen verwenden kann, bleibt auf ewig das Geheimnis der Autorin.

     

    Die taz ist nicht mehr lesbar.

  • C
    Celsus

    Zunächst wurde es in den Medien verkauft als Europäer auf den IWF-Chefsessel. Jetzt ist es ein Frauen an die Macht bei der taz geworden. Da möchte ich mahnen trotzdem mal auf die konkrete Person zu schauen. Denn wichtiger als Mann oder Frau, EuropäerIn oder NichteuropäerIn scheint mir doch zu sein, dass es sich um eine integere Persönlichkeit jenseits von Amtsmissbrauch und Vetternwirtschaft oder Cousinenwirtschaft ist.

     

    Frau Lagarde jedenfalls steht in dem Verdacht des Amtsmissbrauchs. In einem Fall ist das sogar sehr konkret. Der Skandal um schlappe 285 MIo. für einen Ex-Minister, der gleichzeitig Geschäftsmann ist, dürfte ja hinlänglich bekannt sein.

     

    Abgesehen davon: Welche Politik wird denn da unter Sarkozy unter tätiger Mithilfe dieser Frau betrieben? Und was versprechen wir uns von ihr, wenn sie dann beim IWF sitzt? Nichts Gutes - oder?

  • K
    kleinalex

    Ich weiß, das klingt jetzt vermutlich ein wenig arg simpel, aber wäre nicht die optimale Lösung unter den gegebenen Umständen einfach eine Frau aus einem Schwellenland? Statt einer Frau aus Frankreich?

     

    Natürlich können wir hier nicht einfach eine solche Kandidatin aus dem Hut zaubern, aber ein wenig Hoffnung schadet nur selten.

  • M
    Martina

    Ein seltsamer Zufall, dass der vorherige Direktor des IWF, ein ausgewiesener Bankexperte, durch einen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erlogenen und von den Boulevard-Medien wie z.B. der Bild, der taz und der JF aus dem Amt gekegelt wurde, jetzt durch eine Frau ersetzt wird, die sich außer durch eine Rekordverschuldung und eine neoliberale Steuersenkungspolitik durch Nichts auszeichnet, ersetzt wird.

     

    Die neoliberale, militant-feministische Unterdrückung der Männer hat begonnen.