Boris Becker renoviert eine Schule im TV: Jo, wir schaffen das!

Boris Becker hat ein neues Projekt – er renoviert eine marode Schule. Oder sollte man von Berufung sprechen? Becker geht dahin wo's weh tut: 20.15 Uhr auf Kabel eins.

Dieser Mann könnte wegsehen. Aber er packt mit an: Boris Becker "macht Schule". Bild: kabel eins / Thomas Kierok

BERLIN taz | Die deutsche Tennislegende Boris Becker ist auf ein Neues ausgezogen, endlich die Karriere nach der Karriere zu finden. Was er nun mit "Boris macht Schule" gefunden hat, ist mehr als das – es ist seine Berufung. Daran wird niemand zweifeln, der die Entschlossenheit gesehen hat, mit der er zur Tat schreitet.

Er und sein dreiköpfiges Expertenteam-Monster organisieren die Renovierung der maroden Georg-Weerth-Oberschule im Berliner Stadtteil Friedrichshain – und alle, aber wirklich alle müssen mithelfen. Jeder Schüler und jeder Lehrer. Sonst ist so ein gewaltiges Projekt nicht zu stemmen. Und sonst kann man auch nicht wirklich etwas verändern. Schon gar nicht in den Köpfen – und da soll ja in der Schule was passieren.

"Ich verstehe nicht, das so was mitten in Berlin passiert. Es sieht aus wie im tiefsten Afrika!", ruft BB erschrocken, als er mitansehen muss, wie in dem Schulgebäude der Putz bröckelt und Kabel aus den Decken hängen. Dazu Graffiti an den Wänden: "Das sieht aus, als wären wir mitten im Ghetto! Und das, wo junge Menschen ausgebildet werden aufs Leben!"

Drei Viertel Migranten, 30 Nationen, deutsche Kinder in der Minderheit – da ist die entsprechende musikalische Untermalung zwingend, wenn die Halbstarken durch die Gänge laufen: Gangsters Paradise. So kann Lernen keinen Spaß machen, da sind sich BB, die Schüler und das Lehrerteam einig. Die Bildungseinrichtung muss verändert werden – und das Leben der Schüler gleich mit.

Wenn sich abends ein Schülerpärchen noch in den Fluren rumdrückt und nicht nach Hause will, würde nur ein Schelm fragen, was denn BB und seine hübsche Assistentin da noch zu suchen haben. Nein, es geht natürlich darum, dem strengen Vater des Mädchens auf den Zahn zu fühlen, Schulschwänzer zu motivieren und Außenseiter mit Gesang zu integrieren.

Zum krönenden Abschied gibt es einen in der neuen Aula vor Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit vorgetragenen Miley-Cyrus-Song – und die Hollywood-Highschool-Dramaturgie ist perfekt. Nur gemeinsam können wir etwas verändern. Die Message ist angekommen.

Ja, BB schaut nicht weg. Er könnte sich in diesem Moment überall auf der Welt ein schönes Leben machen, stattdessen nimmt er den Vorschlaghammer und zertrümmert altes Gemäuer. Er könnte Restaurants testen, Autos pimpen oder Deutschlands neuen Tennisstar suchen.

Aber nein: Er motiviert, organisiert und packt mit an. Er ist uns allen ein Vorbild. "Wollt ihr die Schule verändern?", ruft er auf dem Schulhof der Schülermenge zu. "Ja!", rufen die zurück. BB ist Bob der Baumeister. BB ist Deutschland.

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