die wahrheit: Schmuck im Untenrumdesign

Wieso in Sierra Leone nach blood diamonds schürfen? Warum für ein paar pinkfarbene Barbiesteine in die Kimberlit-Schlotevon Argyle in Australien kriechen? Weshalb Austern ...

Wieso in Sierra Leone nach blood diamonds schürfen? Warum für ein paar pinkfarbene Barbiesteine in die Kimberlit-Schlotevon Argyle in Australien kriechen? Weshalb Austern ihre Hämorrhoiden abtrotzen oder an der kühlen polnischen Küste nach der Tür zum Bernsteinzimmer suchen?

Schmuck gibt es schon lange "aus der Region". Aus der unteren: Harnleitersteine und Nierensteine können wunderschön korallenförmig oder auch ganz glatt aussehen, ihre Schattierungen divergieren zwischen kräftigem Hellgelb bis zur rostbraunen Farbfamilie. Und die Chance auf ein Ohrring-Kette-Armband-Set aus den gleichen Edelsteinen steigt mit dem zunehmenden Bewegungsmangel unserer Gesellschaft.

Vor allem die Entstehung der in unterschiedlichen Karat zu findenden Gallensteine wird gern mit der "Fünf F-Regel" erklärt: Female, fat, fertile, forty, fair - wobei das fair nicht für gerecht steht, sondern für hellhaarig oder -häutig. Das wäre ja ansonsten ganz und gar unfair.

Auch Handel und Vertrieb des Biotands sind bereits geregelt: Bei HSE24, dem unermüdlichen Shoppingsender mit dem berufenen Personal, ist neben den "Schlankstütz-Pantys" und den "Flammenlosen Kerzen" garantiert noch ein Plätzchen frei für eine freundliche Ablagerungsschmuckexpertin. Vielleicht wäre es für den Anfang gut, wenn jemand Prominentes seine Kreativität auslebte: etwa Ricky von Tic Tac Toe oder die Eigenharnbehandlungsmuse und versierte Journalistin Carmen Thomas oder, falls bestimmte Steine auch schon mal Kronjuwelengröße erreichen, der Pinkelprinz Ernst August von Hannover.

Alessandra Pocher, die früher Sandy Meyer-Wölden hieß, hat ihre angekündigten Schmuckkreationen ebenfalls noch nicht online gestellt, weil sie gerade noch mit Muttersein und -werden beschäftigt ist. Vielleicht könnte man sogar eine Präsentatorin finden, die die "Fünf F-Regel" in Personalunion verkörpert und dem neuen Marktzweig so eine höchstpersönliche Note gibt. Und wenn man die Idee mit einem gut platzierten Beitrag bei "Leute heute" verbindet, wäre maximale mediale Aufmerksamkeit garantiert.

Apropos fair und Leute heute: Der Redaktionsleiter des rechten Monatsmagazins "Zuerst!", das über eine Tochtergesellschaft des Bauer-Verlags vertrieben wird, denkt, so hört man, über ein neues Fernsehformat namens "Loite hoite" nach, in dem ausschließlich teutsche Themen verhandelt werden. Die Suche nach blonden Moderatoren und Moderatorinnen erweist sich als ausgesprochen erfolgreich. Und die Redaktion hat vor, auch die Quoten ausschließlich bei teutschen Zuschauern, die ihre Fernsehgeräte der Marken Loewe, Grundig und Metz in massiven Eichenschränken untergebracht haben, zu erheben.

Nur falls das ZDF aus aktuellem Ehec-Anlass Hark Bohms 1976 entstandene Christine-Nöstlinger-Verfilmung "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig!" kurzfristig ins Programm hievt, könnte der angepeilte "Loite hoite"-Sendeplatz noch mal wackeln. Vielleicht verschiebt man das aber auch auf ZDFneo, da wird ja vieles unbemerkt versendet.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.