Rechtsextremer Frey tot

In Bahnhofsbuchhandlungen und Zeitungskiosken liegt sie aus: die National-Zeitung. Seit Jahrzehnten eine der auflagenstärksten rechtsextremen Zeitungen. Nun ist ihr Herausgeber Gerhard Frey tot. Sein Sohn bestätigte am Wochenende, dass Frey im Alter von 80 Jahren am Dienstag in Gräfeling bei München gestorben sei.

Frey war einer der wichtigsten Figuren des Rechtsextremismus nach dem Zweiten Weltkrieg, nicht zuletzt wegen seines Millionenvermögens. Das hatte er sich mit Immobilen und einem Buchdienst aufgehäuft. Einer der Spitzentitel „Wem dient Merkel wirklich?“. Nicht nur die Leserschaft der National-Zeitung, in der gerne über die vermeintlichen jüdischen Einflüsse auf die Politik gewettert wird, dürfte nun über seinen Tod traurig sein, sondern auch die Gefolgschaft aus der ehemaligen „Deutschen Volksunion“ (DVU). Frey hatte die Partei 1987 gegründet und stand ihr bis 2009 vor. Dann trat er auf einem Parteitag in Calbe ab. Die älteren Damen und Herren im Saal hatten fast Tränen in den Augen. Sichtlich angestrengt sagte Frey seine letzten Worte als Vorsitzender: „Für die Kinder und Kindeskinder: Wenn sie später fragen: ‚Hast du was für Deutschland getan? Können wir sagen: ja!“ Doch schon damals wurde deutlich, dass die DVU eine siechende Partei war, die schon lange nicht mehr einige tausend Gäste in die Passauer Nibelungenhalle lockte.

Zu ihren Hochzeiten hatte die DVU bei Landtagswahlen zweistellige Werte einfahren können, kam dank einer teuren Kampagne 1998 in Sachsen-Anhalt mit 12,9 Prozent auf das beste Ergebnis, das eine rechtsextreme Partei nach 45 erreichte. Doch eine echte Parteistruktur gab es unter dem autoritären Frey nie, weshalb die DVU auch als „Phantompartei“ bezeichnet wurde. Nach Freys Abtritt als DVU-Chef fusionierte sein Nachfolger die Partei – trotz früherer Anfeindungen – mit der NPD. Möglich wurde die Vereinigung erst, als Frey seiner alten Partei DVU über eine Million Euro an Schulden erließ. Kein Wunder also, dass NPD-Chef Holger Apfel nun in einem Nachruf Freys „Verdienste“ für Deutschland lobt und von der National-Zeitung schwärmt. Deren Erscheinen soll nicht gefährdet sein. ANDREAS SPEIT