Kommentar Atomtransporte auf Fähren: Politisch ausgebeutet
Keiner will auf der Reise zum Schweden-Urlaub sein Wohnmobil neben einem Uran-Laster parken. Die Anti-Atom-Bewegung könnte das ausnutzen.
A tom ist überall. Nicht nur in den 17 deutschen Atomkraftwerken, auf der Castor-Strecke nach Gorleben oder in der Brennelementefabrik im emsländischen Lingen strahlt Material vor sich hin. Nein, Nuklearbrennstoff und radioaktiver Abfall aus Forschung und Medizin werden kreuz und quer durchs Land gekarrt. Auch wenn nicht alles davon gefährlich ist - politisch ausbeuten lässt es sich prima.
Wegen der Transporte radioaktiven Materials durch Großstädte wie Hamburg hat es mehrfach parlamentarische Anfragen gegeben. Eine große Debatte wurde daraus nicht. Da bietet ein Brennelemente-Transport auf Personenfähren der Anti-Atom-Bewegung ganz andere Möglichkeiten.
Zwar ist der Transport unbestrahlter Brennelemente ungefährlich und nicht vergleichbar mit einem Castor-Transport. Darauf kommt es aber nicht an: Beim Thema Atom regiert das Gefühl und das sagt: Ich will nicht zum Natururlaub nach Schweden fahren und dabei mein Wohnmobil neben einem Uran-Laster parken.
Die Reederei TT-Line hat reagiert: Sie verzichtet darauf, Laster mit radioaktiven Gefahrgütern zu verschiffen. Mit ein bisschen Protest dürfte es ein leichtes sein, auch Scandlines solche Transporte zu vergällen. Schon sind die Daumenschrauben für die Atomindustrie eine Umdrehung weiter. Und niemand muss sich wundern, dass die Transporte nicht an die große Glocke gehängt werden.
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