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Probleme bei der Umstellung des EDV-SystemsKein Elektrogeld von der Haspa

Kunden leiden unter Umstieg auf neues EDV-System. Lastschriften wurden nicht abgebucht, Gehälter nicht überwiesen. Sparkasse verspricht, Kosten zu begleichen.

Scheitert an neuer Technik: Hamburger Sparkasse. Bild: dpa

Auch eine Woche nach der Umstellung auf ein neues EDV-System läuft bei der Haspa (Hamburger Sparkasse) nicht alles glatt. Wie das Kreditinstitut bestätigte, gibt es noch Probleme beim elektronischen Zahlungsverkehr von Firmen und beim Online-Banking einzelner Privatkunden. Ausstehende Zahlungen sollen nachgebucht werden. Für die entstandenen Kosten werde ihr Institut aufkommen, versichert Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg.

Die Haspa hat am vorletzten Wochenende ein Datenverarbeitungssystem der Firma SAP eingeführt. Die Sparkasse hatte angekündigt, dass an diesem Wochenende kein Online-Banking möglich sein werde. Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass auch nach der Umstellung einiges nicht funktionierte: Lastschriften wurden nicht eingezogen, das Online Banking gesperrt, und mancher Arbeitnehmer erhielt sein Gehalt nicht.

Von Carlsburg begründet die Umstellung damit, dass die beiden informationstechnischen Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe fusioniert worden seien und daher ohnehin eine Veränderung nötig gewesen sei. Die Haspa habe sich im Zuge dessen für das System der SAP entschieden. "Die passen das individuell auf unsere Bedürfnisse an", sagt Stefanie von Carlsburg.

Geldbeschaffer

Die Haspa ist eine dem Gemeinwohl verpflichtete öffentliche Sparkasse.

Eigentümerin ist die Haspa Finanzholding, eine juristische Person alten hamburgischen Rechts, die sich selbst gehört und durch ihre Satzung zur Wahrnehmung des Sparkassenauftrags verpflichtet ist.

Größte Sparkasse Deutschlands ist die Haspa mit einer Bilanzsumme 2010 von 38 Milliarden Euro. Sie beschäftigt rund 5.600 MitarbeiterInnen und hält 250 Filialen vor. 2010 hat sie 79 Millionen Euro Gewinn abgeführt.

Inzwischen laufe das neue System weitgehend stabil, versichert sie. Immerhin hätten sechs Millionen Datensätze für 1,5 Millionen Kunden übertragen werden müssen. Schwierigkeiten hatten vor allem insgesamt 10.000 Firmenkunden, die derzeit nicht elektronisch buchen können. Für diese Kunden halte die Haspa aber, so von Carlsburg, eine Übergangslösung bereit: Überweisen können sie mit Hilfe von CDs oder USB-Stiften; die Kontoauszüge kommen per Post.

Auch damit, die Fehler bei Privatkunden zu korrigieren, sei die Haspa gut vorangekommen, versichert die Sprecherin. Die Empfänger nicht gebuchter Lastschriften würden gebeten, das Geld erneut einzuziehen. Der technische Fehler sei behoben. Falsch ausgedruckte Kontoauszüge enthielten zwar Darstellungsfehler, die Buchungen seien aber korrekt. Kunden, deren Chip-TAN-Verfahren beim Online Banking gesperrt sei, würden von der Haspa angesprochen.

"Bei so großen Datenmengen muss man damit rechnen, dass es zu Ausfällen kommt", findet von Carlsburg. Zwei Jahre lang habe die Haspa mit Hilfe von Beratern die Umstellung vorbereitet. Das neue System sei oft getestet worden. Das electronic Banking für die Firmen könne man jedoch nicht testen. Daraus ergebe sich ein Bearbeitungsstau.

Daten seien nicht verloren gegangen, weil das alte EDV-System parallel weiterlaufe. Daraus ergebe sich die jetzige Friktion. Geschädigte Kunden sollen sich an ihre Filialen wenden. Die Haspa komme für die Kosten auf. "Wir schieben keine Schuld auf SAP", sagt von Carlsburg. SAP selbst äußert sich nicht zu den Schwierigkeiten und verweist auf die Pressearbeit der Haspa.

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10 Kommentare

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  • TM
    Tine Müller

    Auch viele Wochen später kommt es weiterhin zu Problemen- trotz ausreichenden Guthabens ist es weder möglich am Geldautomat Geld abzuholen, noch mit Karte zu bezahlen.

     

    Nach Anruf bei der Haspa: Eine vorherige Buchung wurde nicht richtig abgeschlossen (obwohl beim Online-Banking als abgeschlossen angezeigt), war also immer noch im System im Status "Ausstehend".

     

    Nun wäre ich nicht verärgert, wenn es einmal passiert. Aber nach dem dritten Mal innerhalb von 6 Wochen verlangte ich eine Erklärung und einen Zeitraum, bis wann das Problem behoben ist. Die Erklärung habe ich bekommen: Es liegt seit der Umstellung ein Systemfehler vor. Daran wird auch gearbeitet. Aber wann man sich wieder darauf verlassen kann, dass man sein Geld auch bekommt, wenn man es braucht, das wusste die gute Dame nicht.

  • AT
    Anne Tapfer

    Leider geht es nicht nur um wirre Zahlen auf dem Papier, sondern um FEHLENDES Geld auf dem Konto.

    Seit einem Monat nun keine Gutschriften über EC-/ Kreditkarten im Geschäft. Die Haspa ist geschäftschädigent.

  • SH
    Stefan Hesse

    Die Postbank mit weit über 10 Mio. Buchungen pro Tag hat das wesentlich besser geschafft!

  • TM
    Tine Müller

    Auch viele Wochen später kommt es weiterhin zu Problemen- trotz ausreichenden Guthabens ist es weder möglich am Geldautomat Geld abzuholen, noch mit Karte zu bezahlen.

     

    Nach Anruf bei der Haspa: Eine vorherige Buchung wurde nicht richtig abgeschlossen (obwohl beim Online-Banking als abgeschlossen angezeigt), war also immer noch im System im Status "Ausstehend".

     

    Nun wäre ich nicht verärgert, wenn es einmal passiert. Aber nach dem dritten Mal innerhalb von 6 Wochen verlangte ich eine Erklärung und einen Zeitraum, bis wann das Problem behoben ist. Die Erklärung habe ich bekommen: Es liegt seit der Umstellung ein Systemfehler vor. Daran wird auch gearbeitet. Aber wann man sich wieder darauf verlassen kann, dass man sein Geld auch bekommt, wenn man es braucht, das wusste die gute Dame nicht.

  • AT
    Anne Tapfer

    Leider geht es nicht nur um wirre Zahlen auf dem Papier, sondern um FEHLENDES Geld auf dem Konto.

    Seit einem Monat nun keine Gutschriften über EC-/ Kreditkarten im Geschäft. Die Haspa ist geschäftschädigent.

  • SH
    Stefan Hesse

    Die Postbank mit weit über 10 Mio. Buchungen pro Tag hat das wesentlich besser geschafft!

  • AP
    Annemarie Paysen

    Heute neigt sich der 13. Juli seinem Ende.

     

    Auf der Internet-Präsenz der HASPA lese ich:

    "Bitte entschuldigen Sie vereinzelte Einschränkungen ..."

     

    Ich stehe seit Ende Juni täglich mehrfach telefonisch im Kontakt mit der HASPA. Sehr häufig reihe ich mich in die Warteschlangen in den Filialen ein.

     

    Bis zum heutigen Tage kann mir niemand bei den HASPA sagen, welchen Status Abbuchungen haben. Bei mir sind ja "nur" 11900 Euro verschwunden. Zugriff auf meine Kontodaten habe ich seit über 14 Tagen nicht mehr. Probleme bemerke ich nur, weil Empfänger klagen, dass Zahlungen ausbleiben.

     

    Reihenweise funktionieren die ec-Karten an den Auszugsdruckern nicht mehr. Erst hieß es, dass sie defekt seien. Jetzt heißt es, man hätte vergessen, Karten mit höherer Datenkapazität auszugeben.

     

    Lastschriften werden beliebig storniert. Abbuchungen kommen beim Empfänger nicht an. Die HASPA-Mitarbeiter sind froh, wenn ihr Arbeitsplatz läuft.

     

    Das Tragische für mich ist, dass als Folge bei mir eine Unterhaltsklage droht und zwei wichtige Operationstermine in Gefahr geraten sind. Noch hoffe ich, dass ich die Probleme *ohne* HASPA klären kann.

     

    Die Informationen erhalte ich durch Mundpropaganda, weil inzwischen extrem viele "vereinzelte Einschränkungen" existieren.

     

    Zusammenfassung:

    Von der HASPA erfahre ich nichts.

    Ich habe keinen Zugriff auf mein Konto.

    Die HASPA kann nicht sagen, welchen Status Abbuchungen, Einzahlungen oder Überweisungsanweisungen haben.

     

    Ich suche mir eine neue Bank...

  • P
    Petersen

    Leider ist das Problem bei der HaSpa tiefgreifender als nur ein technisches. Die Schnittstelle zum Kunden funktioniert einfach nicht. Nur wenige Beispiele:

     

    - deren SFirm-Software hätte es ermöglicht, Kunden Infos auf dem Bildschirm zu präsentieren. Genutzt wurde das nicht

     

    - Informationen auf dem Webserver ? Fehlanzeige. Erst nach vielen Tagen die ersten halbwegs ernsthaften Informationen

     

    - Informationen per EMail ? Fehlanzeige

     

    - Hotlines ? Fehlanzeige, die ersten Tage nur Bandansagen von Praktikanten o.ä. Später kommt man immerhin nach 1/2-1h Stunde durch. Es tut sich also etwas zum besseren

     

    Bislang war im übrigen *JEDE* Auskunft eines HaSpa Mitarbeiters falsch. Praktisch geschah genau das Gegenteil vom dem was vorher gesagt wurde.

     

    Wenn nun vor einigen Tagen die HaSpa auch noch zum Kauf von SAP Aktien rät kann das übersetzt nur heissen - Finger weg. Man könnte lachen wenn es nicht alles so bitter wäre. Für funktionierende Bankgeschäfte geht man derzeit wohl besser zu einer Bank im Kongo..

  • TO
    Torsten O. Dibodi

    Mit Verlaub, Herr Hübler, das ist Quatsch. Ich bin selbst Privatkunde bei der Haspa und habe keinerlei Probleme - weder bei Kontoauszügen noch beim Online-Banking. Und so geht es dem allergrößten Teil der Haspa-Kunden. Die "wirren Zahlen" sind nicht das Problem, denn sie folgen quasi als Anhang zu den eigentlichen Buchungshinweisen. Bei meiner Freundin war der Empfänger bzw. Überweisende und der Verwendungszweck angeben, darunter unnötige Zahlenreihen. Die Buchung selbst konnte aber mühelos nachvollzogen werden. Nervig ist lediglich, dass sie aufgrund der Zahlenreihen statt zwei Kontoauszügen jetzt mehr als doppelt so viele hat.

  • TH
    Thomas Hübler

    Fragt sich nur was man da zwei Jahre vorbereitet hatt? Die Pressesprecherin hatt alles im Griff oder leidet sie unter realitätsverlust? Wie fühlt mann sich wenn man auf sein Konto schaut und nur wirre Zahlen sieht?