MIT DABEI IN ALLER WELT : Angola, Angela, ärgerlich

Für das SPD-geführte Wirtschaftsressort ist der Lürssen/Angola-Deal "kein Thema", die Partei steht dem Geschäft aber "eher ablehnend" gegenüber

Bremer Exportschlager: Lürssen-Schiffe. Bild: DPA

Der geplante Verkauf von Patrouillenschiffen nach Angola durch die Bremer Lürssen-Werft wird möglicherweise das Parlament beschäftigen. Ralph Saxe, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen, denkt über einen entsprechenden Bürgerschafts-Antrag nach, ebenso sein für Entwicklungspolitik zuständiger Kollege Jan Saffe. "Das geht nicht", sagt Saffe klipp und klar mit Blick auf das Millionen-Geschäft mit der als korrupt und die Menschrechte verletzend bekannten angolanischen Regierung - "trotz der Arbeitsplätze".

Der Nachsatz mit den Arbeitsplätzen - Lürssen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter in Lemwerder und Vegesack - verweist auf ein mögliches Dilemma, in dem sich das SPD-geführte Bremer Wirtschaftsressort befindet. Man wolle den Vorgang nicht kommentieren, erklärt dessen Sprecher, "wir sind nicht mit der Angelegenheit befasst". Partei-Chef Andreas Bovenschulte wiederum verweist in Sachen Angola auf Martin Töben, Sprecher des Ausschusses für internationale Angelegenheiten der Bremer SPD. Die Kriegsmarine eines Landes zu beliefern, das sich in akuten Grenz-Konflikten mit seinen Nachbarn befinde, sei "sehr bedenklich", sagt Töben - er stehe dem Lürssen-Geschäft daher "eher ablehnend" gegenüber. Eine Billigung hätte die Bremer SPD in scharfen Gegensatz zu den GenossInnen im Bund gebracht: In der jetzigen Situation brauche Angola "mit Sicherheit keine Rüstungsgüter", erklärt Rolf Mützenich, außenpolitischer Sprecher der Partei.

Als Vorsitzender des Ausschusses "Verteidigungswirtschaft" des Bundesverbandes der Deutschen Industrie war Werft-Chef Friedrich Lürßen bereits 2007 in Angola. 2009 folgte der Gegenbesuch einer angolanischen Regierungsdelegation in Lemwerder, wo offenbar das Geschäft über sechs bis acht Patrouillenboote mit einem Stückpreis von zehn bis 25 Millionen Euro projektiert wurde. Lürßen beantragte damals - erfolgreich - die prinzipielle Zustimmung bei dem für Rüstungsexporte zuständigen Bundessicherheitsrat.

Die 1875 gegründete Werft begann sehr zivil mit Fischer- und Fährbooten.

Im Ersten Weltkrieg stieg Lürssen in die Kriegsproduktion ein, unter anderem mit ferngelenkten Sprengstoff-Booten zum Rammen gegnerischer Schiffe.

Während des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der Mitarbeiter erstmals über 1.000.

Ab 1945 musste sich die Werft auf die Produktion von Holzzubern und Fischkuttern beschränken, doch nach der Rückkehr der Inhaber aus der Kriegsgefangenschaft (1947) wurde der Militärschiffbau zum Hauptstandbein. Daneben entwickelte sich das Geschäftssegment Luxus-Yachten.

In vierter Generation wird das Unternehmen heute von Peter und Friedrich Lürßen geführt. Sie engagieren sich unter anderem als maßgebliche Sponsoren für den Kunsthallen-Anbau. (taz)

Lürßen verfügt über reichlich Erfahrung im Export-Geschäft. Bereits sei Ende der 70er Jahre, nach Übernahme der Burmester-Werft, lieferte Lürßen zahlreiche Spezialschiffe nach Afrika - durchaus auch zu zivilen Zwecken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.