Dönerfabrik in der Schanze: Im medialen Fleischwolf

Ertan Çelik verzichtet auf den geplanten Bau neben dem Central Park. Mit Wut auf ein Bürgerbegehren habe das nichts zu tun, sagt er.

Umkämpfte Brache: die Brammer-Fläche an der Max-Brauer-Allee. Bild: Dennis Bühler

Mit großen Lettern verkündete die Bild-Zeitung in ihrer gestrigen Ausgabe den Wegzug von Hamburgs Döner-König Ertan Çelik. "Plötzlich wollen seine Nachbarn ihn nicht mehr!", stand da geschrieben, und Çelik wurde mit den Worten zitiert: "Dabei will die Schanze sonst immer als offen, tolerant und multikulti gelten. So macht das alles keine Freude."

Unstrittig ist, dass Ertan Çelik das Grundstück neben dem Central Park an der Max-Brauer-Allee kaufen wollte, um dort eine Dönerfabrik zu bauen. Mit der Stadt hatte er sich über den Kauf bereits geeinigt, als vor einer Woche ein Bürgerbegehren gestartet wurde. Statt einer Dönerfabrik forderte dieses studentisches Wohnen, Kultureinrichtungen sowie Flächen für soziale und gemeinnützige Zwecke - lauter Nutzungen, wie sie sich auch Çelik wünschen würde. "Es war noch nie unsere Firmenphilosophie, nur an die eigenen Interessen zu denken", sagte der 43-Jährige. Wenn Konzepte umsetzbar seien, die für das Schanzenviertel sinnvollere Nutzungen ermöglichten, wolle sich seine Firma nicht dagegenstellen.

Am Montag dieser Woche hat Çelik eine Entscheidung getroffen: Seine Firma zieht im kommenden Januar vom Schlachthof an der Lagerstraße in den Stadtteil Altona. Dort hat er ein Grundstück von rund 7.000 Quadratmetern gefunden, auf dem bereits eine Produktionsstätte vorhanden ist. So braucht er nicht erst zu bauen, sondern kann seine Döner schon im kommenden Frühjahr in der neuen Fabrik herstellen.

Mit Wut auf die Initiatoren des Bürgerbegehrens oder auf die Bewohner des Schanzenviertels habe die Entscheidung nichts zu tun, sagt Çelik. "Ich bin weder beleidigt noch sauer. Das Bürgerbegehren ist mit Sicherheit nicht gegen mein Unternehmen gerichtet, weil ich Migrationshintergrund habe."

Ziel der Initiatoren des Bürgerbegehrens sei es nicht, seine Firma aus dem Viertel zu vertreiben, sondern den 17 Jahre alten Bebauungsplan zu ändern, der bisher verhindert, dass auf dem Gelände Wohnraum geschaffen werden kann.

"Auch ich bin dafür, dass Bürger in politische Entscheidungen einbezogen werden", sagt Çelik. Dem Schanzenviertel werde er weiterhin verbunden bleiben. "Ich bin hier aufgewachsen, hier wird Multikulti gelebt. Das Viertel ist noch immer ein Vorbild für andere Stadtteile, was Integration und Akzeptanz für Fremde angeht."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.