piwik no script img

Software für SeniorenComputer leicht gemacht

Handhabe für die ältere Generation: Große Symbole auf der Benutzeroberfläche sollen es einfacher machen für Senioren, einen Computer zu bedienen.

Das Design der Informationstechnik nimmt selten Rücksicht auf die Bedürfnisse von alten Menschen. Die neue Software schon. Bild: dpa

BREMEN dpa | Chatten mit den Verwandten, Fotos digital bearbeiten und Zeitung im Internet lesen ist für 70-Jährige nicht selbstverständlich. Viele Rentner haben nie gelernt, mit einem Computer umzugehen - und mit dem Alter steigen die Berührungsängste weiter. Bremer Informatiker haben deshalb eine Software entwickelt, die alten Leuten die Arbeit am Rechner erleichtern soll.

Möglich macht das eine vereinfachte Benutzeroberfläche. Über große Symbole, die nebeneinander auf einem Menübalken angeordnet sind, können die Senioren das gewünschte Programm auswählen: E-Mail schreiben, Bilder anschauen, Video-Telefonie oder Musik hören. "Die Komplexität ist reduziert", sagt Professor Michael Lawo vom Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik an der Universität Bremen. Dadurch sinkt auch bei Computer-Laien die Angst vor der unbekannten Technik. "Sie haben schnell Erfolgserlebnisse damit."

Trotzdem müssen die Benutzer auf keine Funktion verzichten. "Wir haben den Rechner nicht abgespeckt, sondern sozusagen eine Schicht darüber gelegt, die den Zugang erleichtert", erläutert Lawo. Ob man diese verwendet oder den Computer über den normalen Windows-Desktop bedient, bleibt jedem selbst überlassen. "Leute, die 80 sind, sind nicht mehr unbedingt Computer-Analphabeten. Die Software ist deshalb auf den persönlichen Bedarf zugeschnitten."

In zwei Bremer Heimen wird Software schon genutzt

Wofür ältere Menschen die Software brauchen, haben die Informatiker mit Hilfe von rund 50 Testpersonen ermittelt. Einige von ihnen leben in ihrer eigenen Wohnung, die anderen in Heimen. Die Wissenschaftler beobachteten die im Durchschnitt 76 Jahre alten Probanden, wie sie mit der Software arbeiten und befragten sie anschließend nach ihrer Meinung.

Nach und nach passten die Experten die Technik den Bedürfnissen der Rentner an - und mussten auch schon mal ihre Ideen überdenken. So legte Lawos Team ein geplantes Programm fürs Online-Shopping nach einiger Zeit wieder auf Eis. Damit sollten die Senioren Lebensmittel bestellen können und diese dann nach Hause geliefert bekommen. "Aber das hat sie nicht interessiert."

In zwei Bremer Heimen ist die Software bereits auf den Computern in den IT-Räumen installiert. Wenn Bewohner wollen, können sie diese auch auf ihre privaten Rechner runterladen. In Zukunft sollen alle Einrichtungen der Bremer Heimstiftung die vereinfachte Benutzeroberfläche verwenden.

Die Informatiker wollen aber noch einen Schritt weitergehen. Zurzeit arbeiten sie daran, ein Mehrgenerationenhaus in Bremerhaven mit der Software auszustatten. Diese soll so mit der Technik des Hauses verknüpft werden, das sie zum Beispiel den Herd automatisch abschalten oder im Notfall einen Alarm auslösen kann.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • AR
    Anne Rosenbauer

    Ich habe schon seit 5 Monaten die Seniorensoftware von vitaeweb.de auf meinem Mac. Ich bin sehr zufrieden und komme damit sehr gut zurecht. Der Unterhaltungsteil ist auch echt super. Ich kann diese Software nur empfehlen.

  • D
    DickerHals

    Haben Sie vielleicht schon einmal darüber nachgedacht, dass wir "Senioren" es waren (mit dieser Bezeichnung wird man ja unverschämterweise schon ab 50 Jahren kategorisiert), welche den PC durch unsere damalige Nutzung und Begeisterung erst haus- bzw. hoffähig gemacht hat.

     

    Wir(!!!) waren die Nintendo-/Commodore-/PC- und später die BTX- bzw. danach die World Wide Web-Nutzer der ersten Stunde! Mit entsprechendem Maß an Hintergrund, Know How und Erfahrung.

     

    Da lach' ich mich doch kaputt über diese Vista-/W7-/McOS-Benutzer (ja, Benutzer und nicht User!), welche noch nicht einmal mehr wissen, was eine config.sys- oder autoexec.bat-Datei ist, und die glauben, weil sie ja keine Senioren sind, die Computerweisheit mit Schaumlöffeln gegessen zu haben.