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Kommentar Affenversuche in BremenDie üblichen Reflexe

Kommentar von Jan Zier und Jan Zier

Affenforscher Andreas Kreiter will weitermachen. Tierschützerisch gibt es sicherlich größere Probleme als jene Makaken, Doch bei diesem Streit geht es längst nur noch ums Prinzip.

D er Affenforscher will weitermachen. Was auch sonst, möchte man fragen - obwohl der Neurobiologe Andreas Kreiter seit langem heftigen Widerständen ausgesetzt ist, gerade in Bremen. Er muss weitermachen wollen, trotz alledem. Nicht nur, weil bei seiner Arbeit all die Jahre kaum greifbare Ergebnisse herausgekommen sind, sondern auch, weil es in diesem Streit schon lange in erster Linie um Prinzipien geht.

Deshalb ruft Kreiters Ankündigung auch sofort all die üblichen Reflexe hervor. Je nachdem, ob man ihm wohlgesonnen oder feindlich gegenübersteht. Die örtliche Politik hat sich schon lange mehrheitlich entschieden - gegen Kreiter. Und die Uni kann gar nicht anders, als ihrem Mitarbeiter weiter die Stange zu halten.

Tierschützerisch gibt es sicherlich größere Probleme als jene Makaken, über deren Leiden die Meinungen ebenso auseinandergehen, wie über den Wert von Kreiters Forschung. Dass seine Tierversuche künftig stärker auf medizinische Anwendungen ausgerichtet sein sollen als auf Grundlagenforschung, wie es heißt - es ändert in der Sache wenig. Kaum ein Kritiker ist dadurch jetzt noch zu überzeugen.

Die Meinungen stehen nach Jahren der Debatte fast überall fest. Und am Ende entscheiden ohnehin die Gerichte. Und es gewinnt entweder die Wissenschaftsfreiheit - oder der Tierschutz. Die Universität - oder die Politik. Dazwischen gibt es nichts.

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JAN ZIER, Jahrgang 1974, Lokalredakteur, Chef vom Dienst & Fotograf in Bremen, 2004 - 2023 bei der taz in Bremen. Schwerpunkte: Parteipolitik, Recht & Justiz, zeitgenössische Kunst & Kultur Promotion über die Rolle der Nationalen Parlamente in der EU
JAN ZIER, Jahrgang 1974, Lokalredakteur, Chef vom Dienst & Fotograf in Bremen, 2004 - 2023 bei der taz in Bremen. Schwerpunkte: Parteipolitik, Recht & Justiz, zeitgenössische Kunst & Kultur Promotion über die Rolle der Nationalen Parlamente in der EU
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10 Kommentare

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  • V
    vic

    "über deren Leiden die Meinungen ebenso auseinandergehen"

    Ach, die Meinungen über das Leiden der Makaken gehen auseinander?

    Eher wohl die, ob man das Leiden berücksichtigen sollte.

  • B
    Bart

    So einfach, wie es sich alle Kommentierenden hier machen, sehe ich das dann doch nicht. Natürlich bin ich gegen Tierversuche im Kosmetikbereich, aber nur bedingt gegen welche im medizinischen - an uns wird von Mikrowellenfraß bis Handystrahlung schon genug herumexperimentiert, dass ich auf Medikamente gerne verzichten kann, die wegen Tierschutz dann unwissentlich an mir ausprobiert werden.

    Wo kann man denn heute im Wissenschafts-/Forschungsbereich noch mit Tierversuchen angeben bzw. Prestige gewinnen? Die Behauptung halte ich für großen Mumpitz.

    Ich habe den Nebensatz "Es gibt schlimmeres..." auch nicht auf Tierschutz im Allgemeinen verstanden, sondern eher darauf bezogen, dass es viele Bereiche im Tierschutz gibt, die sowohl quantitativ als auch qualitativ verwerflicher sind und mit mehr Nachdruck angegangen gehörten: das geht von den erwähnten Kosmetik-Tierversuchen über Massentierhaltung bis hin zur Quälerei von Haustieren. Denn nicht nur Makaken können Schmerz emfinden, auch Kaninchen, Mastschweine oder Schoßhündchen können das...

  • P
    p3t3r

    "Und es gewinnt entweder die Wissenschaftsfreiheit - oder der Tierschutz. Die Universität - oder die Politik. Dazwischen gibt es nichts."

     

    ganz schlechte aussage, das impliziert ja das tierschutz politik sei.

     

    tierschutz ist ethische moral und keine politik

  • B
    Benjamin

    Wieder so ein komisches Verständnis von (Wissenschafts-)Freiheit. Schaut mal in diverse Untersuchungen und Abhandlungen zur Freiheit und sagt mir, wo ihr einen Freiheitsbegriff wie diesen findet, der ohne ethische und moralische Pflichten und Rechte auskommt... außer bei Westerwelle und Konsorten.

     

    Schade, dass man Kommentare immer wegen ihres überspitzten Wesens relativieren muss und nicht ganz für bare Münze nehmen darf. Würde ich zensiert, wenn ich schreiben würde, dass wir "humanitärisch" gesehen größere Probleme hätten, und man doch ohne weiteres das ein oder andere menschliche Hirn zu Untersuchungszwecken verwenden könne? Da stünden die Fronten wahrscheinlich auch schon vorher, oder?! Wer heute noch daran zweifelt, dass Affen Schmerzen erleiden, der/die sollte in dieser Frage wohl nur bedingt ernst genommen werden; eigentlich würde das wohl niemand ernsthaft behaupten.

     

    Dass am Ende die Gerichte entscheiden ist beinahe so tautologisch wie weißer Schnee, sagt aber noch nichts über die Richtigkeit oder Falschheit solcher Forschung aus, und hat natürlich auch kein beschwichtigendes Potential in der eigentlichen Frage.

  • H
    Hubert

    Tierschutz gegen Wissenschaftsfreiheit? Ok, da komme ich ja noch mit. Aber "Uni gegen Politik" ist eine lächerliche Gegenüberstellung. Schließlich betreibt die Uni doch selber ihre eigene Politik und das mit nicht geringen Auswirkungen auf den Tierschutz.

     

    Und von "Reflexen" zu reden ist so gut wie immer unfair und meist ein billiges rhetorisches Mittel. Auch mit der Floskel "Es gibt schlimmeres" zeigen Sie, dass ihnen das Thema Tierschutz am Allerwertesten vorbei geht. Ja es gibt schlimmeres als die Quälerei an wenigen Affen durch einen Menschen der sich Forscher schimpft. Es gibt auch schlimmeres als seine Rente zu verlieren, sein Bein zu brechen oder einen Super-Gau in Japan, aber letztlich sind dies alles Dinge die negativ sind und um deren Verhinderung sich wohl jeder bemühen wollte.

     

    Ich kann mit meiner Moralvorstellung Tierversuche nicht rechtfertigen. Mich ärgert schon allein die Tatsache, dass einige Forscher so tun als ginge es hier um "Mensch gegen Tier", als sei eine Forschung ohne Tierversuche ganz unvorstellbar und als müssten wir Menschen ohne diese Art der Tierquälerei fürimmer Krank sein. Der Punkt ist: Wir werden immer Krank sein! Der andere Punkt ist: Es gibt Studien die einwandfrei belegen, dass Tierversuche in den meisten Fällen nicht zum klinischen Erfolg führen sondern vor allem Prestigeverfahren sind.

     

    Wer sich absolut gegen Tierversuche ausspricht, der spricht sich nicht gegen Krebsforschung oder Demenzforschung aus. Der weiß nur, dass man einem wehrlosen Subjekt keine Qual antun sollte, auch dann nicht, wenn man selber davon profitiert. Der weiß nur, dass es auch anders gehen muss, als unschuldige und hilflose Tiere unwürdig zu halten, zu benutzen, zu quälen und umzubringen. Der weiß in jedem Fall: Die Moral darf nicht da aufhören wo die Prestige für Forscher und Universität anfängt!

  • V
    vic

    "über deren Leiden die Meinungen ebenso auseinandergehen"

    Ach, die Meinungen über das Leiden der Makaken gehen auseinander?

    Eher wohl die, ob man das Leiden berücksichtigen sollte.

  • B
    Bart

    So einfach, wie es sich alle Kommentierenden hier machen, sehe ich das dann doch nicht. Natürlich bin ich gegen Tierversuche im Kosmetikbereich, aber nur bedingt gegen welche im medizinischen - an uns wird von Mikrowellenfraß bis Handystrahlung schon genug herumexperimentiert, dass ich auf Medikamente gerne verzichten kann, die wegen Tierschutz dann unwissentlich an mir ausprobiert werden.

    Wo kann man denn heute im Wissenschafts-/Forschungsbereich noch mit Tierversuchen angeben bzw. Prestige gewinnen? Die Behauptung halte ich für großen Mumpitz.

    Ich habe den Nebensatz "Es gibt schlimmeres..." auch nicht auf Tierschutz im Allgemeinen verstanden, sondern eher darauf bezogen, dass es viele Bereiche im Tierschutz gibt, die sowohl quantitativ als auch qualitativ verwerflicher sind und mit mehr Nachdruck angegangen gehörten: das geht von den erwähnten Kosmetik-Tierversuchen über Massentierhaltung bis hin zur Quälerei von Haustieren. Denn nicht nur Makaken können Schmerz emfinden, auch Kaninchen, Mastschweine oder Schoßhündchen können das...

  • P
    p3t3r

    "Und es gewinnt entweder die Wissenschaftsfreiheit - oder der Tierschutz. Die Universität - oder die Politik. Dazwischen gibt es nichts."

     

    ganz schlechte aussage, das impliziert ja das tierschutz politik sei.

     

    tierschutz ist ethische moral und keine politik

  • B
    Benjamin

    Wieder so ein komisches Verständnis von (Wissenschafts-)Freiheit. Schaut mal in diverse Untersuchungen und Abhandlungen zur Freiheit und sagt mir, wo ihr einen Freiheitsbegriff wie diesen findet, der ohne ethische und moralische Pflichten und Rechte auskommt... außer bei Westerwelle und Konsorten.

     

    Schade, dass man Kommentare immer wegen ihres überspitzten Wesens relativieren muss und nicht ganz für bare Münze nehmen darf. Würde ich zensiert, wenn ich schreiben würde, dass wir "humanitärisch" gesehen größere Probleme hätten, und man doch ohne weiteres das ein oder andere menschliche Hirn zu Untersuchungszwecken verwenden könne? Da stünden die Fronten wahrscheinlich auch schon vorher, oder?! Wer heute noch daran zweifelt, dass Affen Schmerzen erleiden, der/die sollte in dieser Frage wohl nur bedingt ernst genommen werden; eigentlich würde das wohl niemand ernsthaft behaupten.

     

    Dass am Ende die Gerichte entscheiden ist beinahe so tautologisch wie weißer Schnee, sagt aber noch nichts über die Richtigkeit oder Falschheit solcher Forschung aus, und hat natürlich auch kein beschwichtigendes Potential in der eigentlichen Frage.

  • H
    Hubert

    Tierschutz gegen Wissenschaftsfreiheit? Ok, da komme ich ja noch mit. Aber "Uni gegen Politik" ist eine lächerliche Gegenüberstellung. Schließlich betreibt die Uni doch selber ihre eigene Politik und das mit nicht geringen Auswirkungen auf den Tierschutz.

     

    Und von "Reflexen" zu reden ist so gut wie immer unfair und meist ein billiges rhetorisches Mittel. Auch mit der Floskel "Es gibt schlimmeres" zeigen Sie, dass ihnen das Thema Tierschutz am Allerwertesten vorbei geht. Ja es gibt schlimmeres als die Quälerei an wenigen Affen durch einen Menschen der sich Forscher schimpft. Es gibt auch schlimmeres als seine Rente zu verlieren, sein Bein zu brechen oder einen Super-Gau in Japan, aber letztlich sind dies alles Dinge die negativ sind und um deren Verhinderung sich wohl jeder bemühen wollte.

     

    Ich kann mit meiner Moralvorstellung Tierversuche nicht rechtfertigen. Mich ärgert schon allein die Tatsache, dass einige Forscher so tun als ginge es hier um "Mensch gegen Tier", als sei eine Forschung ohne Tierversuche ganz unvorstellbar und als müssten wir Menschen ohne diese Art der Tierquälerei fürimmer Krank sein. Der Punkt ist: Wir werden immer Krank sein! Der andere Punkt ist: Es gibt Studien die einwandfrei belegen, dass Tierversuche in den meisten Fällen nicht zum klinischen Erfolg führen sondern vor allem Prestigeverfahren sind.

     

    Wer sich absolut gegen Tierversuche ausspricht, der spricht sich nicht gegen Krebsforschung oder Demenzforschung aus. Der weiß nur, dass man einem wehrlosen Subjekt keine Qual antun sollte, auch dann nicht, wenn man selber davon profitiert. Der weiß nur, dass es auch anders gehen muss, als unschuldige und hilflose Tiere unwürdig zu halten, zu benutzen, zu quälen und umzubringen. Der weiß in jedem Fall: Die Moral darf nicht da aufhören wo die Prestige für Forscher und Universität anfängt!