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Wahlkampf in BerlinArm, aber Miete

Am 18. September wird in Berlin gewählt. Um fast 8 Prozent sind die Mieten binnen zwei Jahren gestiegen. Dennoch spielt das Thema im Wahlkampf keine große Rolle.

Wohnen kann so schön sein. Wär's nicht so teuer. Bild: zach / photocase.com

BERLIN taz | War es eine ernst zu nehmende Warnung oder nur eine Fußnote im ohnehin lahmen Berliner Wahlkampf? Als Gregor Gysi vor Kurzem eine Wahlkampfveranstaltung besuchte, waren auch ungebetene Gäste da. Eine Handvoll Hausbesetzer und Mieten-Aktivisten bildete ein Spalier und kritisierte die Bilanz der Linkspartei im rot-roten Senat. Auf einem Plakat stand: "In 8 Jahren 35 Sozialwohnungen gebaut. DIE LINKEn uns."

Zumindest die linke Szene in Berlin hat ihr Wahlkampfthema gefunden. "Damit noch was zum Leben bleibt", heißt das Motto, unter dem ein Bündnis für den 3. September zu einer "Mietenstopp"-Demo aufruft. Auch die Zahl der abgebrannten Autos steigt, je näher der Wahltermin am 18. September rückt. Und sie sorgen für größere Aufmerksamkeit als eine andere Zahl: Nahezu ein Drittel der Berliner Mieter ist wegen zu hohen Mieten bereits umgezogen oder denkt darüber nach, wie eine Umfrage von infratest dimap ergab.

"An den Wahlständen", sagte vor kurzem ein Grüner, "gibt es nur ein Thema: Mieten, Mieten, Mieten." Umso überraschender ist es, dass die Parteien das Thema bislang eher als Pflichtübung behandeln. Klaus Wowereit und seine SPD werben mit dem nichtssagenden Slogan "Mieter und Schutz". Die Grünen sind hin- und hergerissen zwischen dem Sozialthema Mieterhöhungen und dem Ökothema energetische Sanierung.

Wahlen in Berlin

Die Umfragewerte: In der letzten Umfrage (Infratest dimap vom am 10. August) liegt die SPD bei 31 Prozent (2006: 30,8 Prozent). CDU und Grüne kommen jeweils auf 22 Prozent (2006: 21,3 bzw. 13,1). Die Linke liegt bei 12 Prozent (2006: 13,4), die FDP bei 4 Prozent (2006: 7,6)

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Die Entwicklung: Zwischenzeitig war die SPD hinter die Grünen zurückgefallen, doch seit Anfang April (26 Prozent) weisen ihre Umfragewerte nach oben. Seit Mitte Juni (17 Prozent) gehen auch die Werte für die CDU hoch. Dafür haben die Grünen seit ihrem Spitzenwert von Mitte Mai (31 Prozent) stark verloren. Die Werte für die Linken haben sich zuletzt bei um die 12 Prozent eingependelt, lagen Ende vorigen Jahres aber noch bei 17 Prozent. Die FDP hat sich seit dem Tiefstwert Mitte Mai (2 Prozent) wieder hochgearbeitet.

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Die Aussichten: Um Regierende Bürgermeisterin zu werden, bleibt der grünen Spitzenkandidatin Renate Künast nur ein Bündnis mit der CDU, die bereits Verhandlungsbereitschaft bekundet hat. Aber auch die SPD könnte die CDU als Juniorpartnerin engagieren. Rot-Grün hingegen würde bedeuten, dass Künast in der Bundespolitik bleibt. Sie will nur Bürgermeisterin werden, sonst nichts. (dzy)

Und die Linkspartei, die von der eigenen Basis in Treptow-Köpenick in die Pflicht genommen wird? Deren Spitzenkandidat Harald Wolf fällt nichts anderes ein als ein tiefer Griff in die Stereotypenkiste: "Mieter vor Wild-West schützen", lautet die Parole auf den Wahlplakaten, als wäre die Linke in Berlin nicht seit zehn Jahren Regierungspartei, sondern eine ostdeutsche Oppositionsbewegung.

Duell Wowereit gegen Künast

Es ist schon ein seltsamer Wahlkampf. Lange Zeit gab es kein anderes Thema als das Duell zwischen Klaus Wowereit und seiner grünen Herausforderin Renate Künast. Nachdem der Amtsinhaber diesen Zweikampf gewonnen zu haben scheint, gibt es gar keins mehr. Entsprechend inhaltsleer sind die Parolen auf den Plakaten. "Berlin verstehen" (SPD) oder "Renate kämpft" (Grüne). Wer auch immer künftig regieren mag, lautet die Botschaft, wird vieles anders machen. Aber ändern wird sich wenig.

Mieten in Berlin

Bestandsmieten: Laut dem im August vorgelegten Mietspiegel beträgt die durchschnittliche Nettokaltmiete 5,21 Euro pro Quadratmeter - eine Steigerung von 7,9 Prozent zu 4,83 Euro im Jahr 2009.

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Neuvermietungen: Stärker ist die Preissteigerung bei Neuvermietungen. Der Immobilienverband Deutschland hat bei seinem Marktspiegel für Berlin eine Durchschnittsmiete von 6,20 Euro pro Quadratmeter errechnet. Die Steigerung gegenüber 2009 betrug 7 Prozent. Die Neumieten liegen somit rund 20 Prozent über den Werten für Bestandswohnungen.

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Viertel: Bei "Standardwohnlagen" sind die Mieten am meisten im Ostberliner Stadtteil Lichtenberg (14,3 Prozent) und in Neukölln (13,7 Prozent) gestiegen. Im östlichen Plattenbauviertel Marzahn-Hellersdof gab es nur einen Anstieg von 0,9 Prozent, im Westberliner Spandau gar keinen. Bei "Vorzugswohnlagen" führen Mitte (14,4) und Friedrichshain-Kreuzberg (13,1), ganz hinten liegen Spandau (1,5) und Charlottenburg-Wilmersdorf (1,2). (wera)

Namentlich die selbst ernannte Mieterpartei SPD befindet sich damit im Dilemma. "Im Vergleich mit anderen Städten haben wir noch einen entspannteren Wohnungsmarkt", sagt Landes- und Fraktionschef Michael Müller. "Nur nützt das den Menschen nicht viel, weil sie spüren, was sich hier verändert." Für die SPD sei das eine Gratwanderung: "Wir wollen, dass investiert wird und Arbeitsplätze geschaffen werden. Leider geht wirtschaftlicher Aufschwung auch mit Mietsteigerungen einher."

Vielleicht ist es dieser politische Stillstand, der die Stadt derzeit für Immobilieninvestoren so attraktiv macht. "Sexy wonen in ,arm' Duitsland" lautete unlängst die Schlagzeile einer holländischen Nachrichtenagentur. Porträtiert wurde Harry van Caem, ein Geschäftsmann, der in Berlin-Mitte gerade mit dem Bau der Luxuswohnanlage "Fellini-Residences" begonnen hat.

Neubau ist in der Hauptstadt wieder en vogue - wenn er sich im gehobenen Segment bewegt. Mausetot dagegen ist der soziale Wohnungsbau. Die Folge: Die Mieten steigen.

Investoren können sich freuen

Der neue Mietspiegel verzeichnete im August einen Anstieg gegenüber 2009 um fast 8 Prozent. Nicht eingerechnet sind dabei die Mieten bei Neuvermietung, die keinerlei Begrenzung unterliegen. Wer in Berlin derzeit auf Wohnungssuche ist, muss mit Mietpreisen ab 8 Euro pro Quadratmeter rechnen. Ganz nüchtern kommentierte Berlins parteiloser Finanzsenator Ulrich Nußbaum den Trend: "Ich glaube, die Berlinerinnen und Berliner werden sich daran gewöhnen müssen, dass die Preise mit den Jahren langsam steigen."

Die Investoren auf dem Berliner Immobilienmarkt können sich freuen. Brennende Autos und eine Mieterdemonstration verhageln ihnen das Geschäft nicht. Und von einer Protestbewegung wie der in Tel Aviv ist Berlin derzeit so weit entfernt wie die Politik von ihren Wählerinnen und Wählern.

Inhaltsleerer Wahlkampf, abwartende Wählerschaft. Für Reiner Wild, den Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, gibt es dafür auch eine sachliche Begründung. "Die Wählerinnen und Wähler wissen, dass für das Mietrecht nicht der Senat zuständig ist, sondern die Bundesregierung." Dem Senat blieben daher nur begrenzte Instrumente zur Verfügung. Auch da seien die Wähler realistisch: "Keiner erwartet, dass man mit einer Zweckentfremdungsverbotsverordnung alle Probleme löst."

Und noch etwas hat der Lobbyist der Mieter ausgemacht: Das Mietenthema ist in Berlin ähnlich segregiert wie der Wohnungsmarkt. Am Montag hat der Mieterverein gefordert, dass die Richtsätze für die Kostenübernahme der Mieten von Hartz-IV-Empfängern angehoben werden. Das Echo blieb gering. "Für dieses Thema gibt es keine Lobby", sagt Wild und fügt hinzu: "Für die meisten ist die Not noch nicht so groß, dass sie auf die Straße getrieben werden."

Beispiel Hamburg

Der Stadtsoziologe Andrej Holm weiß dafür eine einfache Erklärung. "Für Politiker ist Wohnungspolitik kein Gewinnerthema." Zu kompliziert sei die Materie, einfache Lösungen gebe es nicht. "Wenn in Berlin immer mehr Hartz-IV-Empfänger aus den Innenstadtbezirken nach Spandau oder Marzahn ziehen, interessiert das die Politik nicht, weil es keinen Protest gibt."

Doch das könnte sich bald ändern, meint Holm und verweist auf das Beispiel Hamburg. "Dort können sich selbst Leute aus der Mittelschicht nicht mehr den Kiez leisten, in dem sie gerne wohnen. Das schafft Aufmerksamkeit für das Thema. Auch bei den Journalisten, die ja auch zur Mittelschicht gehören."

Dafür suchen immer mehr Berliner nach privaten Lösungen. "Wenn sich die Mieten auf die 10 Euro zubewegen, ist Wohneigentum eine Alternative", sagt ein Architekt, für den eine Baugruppe mit Eigentumswohnungen bislang nie in Frage gekommen war. Nun aber heiße es, sich rechtzeitig vorzubereiten. "In zwei Jahren sind nicht nur die Mieten gestiegen, sondern auch die Bodenpreise."

Der wohnungspolitische Sprecher der Berliner Grünen, Andreas Otto, hingegen empfiehlt: "Wer will, dass die Mieten nicht noch schneller steigen, sollte in seiner Wohnung bleiben." So würden zumindest die Zuschläge für Neuvermietung nicht in den Mietspiegel fließen.

So sinnfrei der Berliner Wahlkampf sein mag. Er kann auch ehrlich sein.

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16 Kommentare

 / 
  • G
    grafinger

    Na dann erzähl uns mal, lieber "Hasso" was Du statt dem "kapitalistische(n) Arschkriecher-System" gerne hättest.

    Etwa eine zentralistische Planwirtschaft?

    Oops, dann wird es aber eng für das bunte Berlin:

    -Der Wohnraum wird zentral verwaltet und wie am Beispiel der österreichischen "Gemeindebauten" zu sehen ist nach Parteibuch vergeben. Pech für die die nicht einer der herrschenden Cliquen angehören.

    -Dein "Recht auf Arbeit" wird ganz schnell zur Arbeitspflicht und wenn Du nicht willst so wird man Dich gleich in mehrmonatigen "Intensivkursen" in der nächsten JVA bei freier Kost und Logis auf ein produktives Arbeitsleben vorbereiten.

    -Was Du konsumieren kannst wird von der Planungskomission festgelegt. Da kann es schon passieren dass es monatelang kein Ketchup oder keinen Wein gibt.

    Aber sonst ist alles voll knorke!

  • DL
    der lentz

    @Felix:

    sie sollten vlt daran denken das berliner bezirke nicht nur bedeutend mehr fläche einnehmen als die durchschnittliche westdeutsche stadt sondern auch sehr viel mehr einwohner beherbergen

    die situation ist nicht mal ansatzweise vergleichbar

  • H
    Hasso

    Solange das kapitalistische Arschkriecher-System weiterhin gewählt wird, wird sich wohl nichts ändern.Es wird mehr nach der Polizei gerufen werden-, das ist alles.- Wählt doch alles ab, was gegen das Volk arbeitet! Seit mutig und wählt mal was anderes-, schlimmer kann es für das Volk ja wohl nicht mehr werden. Früher konnte man sagen:Wähle ich eben das kleiner Übel. Das gibt es nicht mehr-,da alle gleich gepolt sind. Woher kommen die Miet-Nomaden? Das sollte man sich auch mal überlegen. Gab es die früher in dieser Zahl? Autobrände!-, gab es die früher in dieser Form? Das Volk hat die Schnauze voll von dieser Nichtsnutz- Politik. Diese Clowns sind nur noch für die Talkshows zu gebrauchen.

  • AO
    Andreas Otto, MdA

    Mein Statement "Weniger umziehen" sollte auf das Dilemma aufmerksam machen, dass mit jeder Neuvermietung in der Innenstadt die Miete steigt. Politisch wollen wir das Mietrecht ändern. Die Neuabschlüsse von Mietverträgen dürfen nicht mehr voillständig frei verhandelbar sein, sondern sollen im BGB geregelt werden. Z.B. über eine Länderermächtigung, Neuverträge an den örtlichen Mietspiegel zu koppeln. Unser Vorschlag einer entsprechenden Bundesratsinitiative zum Thema Neuvermietung wurde von SPD und Linken im Abgeordnetenhaus abgelehnt. Unser Vorschlag, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen einzuschränken wurde von SPD und Linken im Abgeordnetenhaus abgelehnt. Unser Vorschlag, Häuser in Milieuschutzgebieten per Vorkaufsrecht zu erwerben wurde von SPD und Linken im Abgeordnetenhaus abgelehnt. Das ist rot-rote Mietenpolitik. Wir wollen eine andere Wohnungspolitik. Es ist allerhöchste Zeit. Alle Anträge nachlesbar auf "otto-direkt.de" unter Parlament.

    Andreas Otto, Bau- und Wohnungspolitischer Sprecher Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus

  • D
    durga

    weichselplatz ,nordneukölln vorherige miete für eine zwei-raum-wohnung 330 warm.nach der sanierung 700 euro warm.macht über 100% !

  • P
    P.Haller

    @Claudette

    "...wie soll man denn mit zwei Kindern in einer zwei-Zimmer-Wohnung wohnen??? "

     

    Ich wohne mit einer Frau in einer 2-Zimmer-Wohnung !

    Und das geht doch auch !!

    (n kleiner Scherz)

  • C
    Claudette

    "Wer will, dass die Mieten nicht noch schneller steigen, sollte in seiner Wohnung bleiben." - So ein Dumpfsinn: wie soll man denn mit zwei Kindern in einer zwei-Zimmer-Wohnung wohnen???

    Es muss ein Deckel auf die Mieten und zwar bundesweit. In Hamburg kostet der Neubau-Quadratmeter für mäßige Wohngebiete mittlerweile 14 Euro kalt. Das ist Wucher und wie richtig erwähnt, selbst der Mittelstand kann und will sich das nicht mehr leisten.

    Hier sollte einfach mehr Staat sein und die Städte müssten in erster Linie bauen, nicht private Investoren.

  • J
    Jürgen

    In diesem Wahlkampf möchte keine der etablierten Parteien irgendeiner Klientel auf die Füße treten. Daneben kann man jeder Partei eine gehörige Mitschuld an den derzeitigen Situation hinsichtlich der Mietenentwicklung geben. Angefangen bei der Aufhebung des Umwandlungsverbotes von Miet- in Eigentumswohnungen, der zugelassenen Aufgabe von Mietwohnungen zugunsten gewerblicher Nutzungen in ehemaligen Mietwohnungen (z.B. für Hostels - Tourismuswirtschaft!), dem Verkauf städtischer Wohnungsgesellschaften bzw. der Privatisierung derselben, bis hin zum Gebaren des Liegenschaftsfonds Berlin, der Grundstücke in der Regel nur zu Höchstpreisen verkauft (und ohne Rücksicht auf andere Belange, z.B. soziale).

     

    Allein schon ein Verbot der Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen, die in der Vielzahl als Renditeobjekte an Dritte (nicht zur Eigennutzung) verkauft werden und für die dann deutlich höhere Mieten verlangt werden (müssen - die Kredite müssen abbezahlt werden, die Rendite muss stimmen), würde gewiss zu einer Entspannung führen. Gleiches gilt für die Umwandlung von Mietwohnungen in gewerblich genutzte Räume (Hostels).

     

    Die Frage ist nur, weshalb die Parteien nicht Willens sind, im Bereich der Mieten aktiver zu werden? Ist die SPD zu sehr mit der renditeorientierten Wohnungswirtschaft verbandelt, haben die Grünen das ökologisch- und aufstiegsoriente, an Eigentumswohnungen interessierte Klientel als wichtigste Wählergruppe im Visier, möchte die Linke ihre Kontakte zur Wirtschaft mit solchen Forderungen nicht gefährden? Oder hat die Partei einfach keine Ahnung von der Materie und lässt ihr mögliche Wählerschaft wieder genauso im Stich wie beim Bürgerentscheid zum Thema "Offenlegung der Wasserverträge".

     

    Was ist da los? Weshalb traut sich keine Partei, hier aktiver zu werden und dies auch öffentlich kundzutun?

     

    Das CDU und FDP nichts für Mieter übrig haben, ist bekannt.

  • S
    SPD

    Die (Berliner) SPD-Spitze und die so genannten Abgeordenten aus dem Abg.-Haus von Berlin verlachen schon lange Menschen mit geringem Einkommen.

    Nussbaum putzt bestimmt auch nicht selber und guckt mit Häme auf ArbeiterInnen runter und weist diese mit seinem Gerede des sich-gewöhnen-Müssens auf Stadtrandwohnungen.

    Die SPD ist damit mindestens genaus rechtsgedreht und arrogant gegenüber ihrer eigenen Klientel, den Arbeiter/innen, wie die FDPCDUGrüne Partei gegenübef Arbeiter/innen.

    Und so lesen sich auch die Slogans der einzelnen SPDFDPCDU-Abgeordneten. Weil diese Typen noch nie in ihrem Leben richtig gearbeitet haben, sind sie der Arbeit entfremdet und reden praktisch entweder mit Widerwillen über das Wohl des ihr anvertrauten Klientels, den Arbeiter/innen oder behandeln Arbeiter/innen wie Abschaum.

  • J
    Jürgen

    In diesem Wahlkampf möchte keine der etablierten Parteien irgendeiner Klientel auf die Füße treten. Daneben kann man jeder Partei eine gehörige Mitschuld an den derzeitigen Situation hinsichtlich der Mietenentwicklung geben. Angefangen bei der Aufhebung des Umwandlungsverbotes von Miet- in Eigentumswohnungen, der zugelassenen Aufgabe von Mietwohnungen zugunsten gewerblicher Nutzungen in ehemaligen Mietwohnungen (z.B. für Hostels - Tourismuswirtschaft!), dem Verkauf städtischer Wohnungsgesellschaften bzw. der Privatisierung derselben, bis hin zum Gebaren des Liegenschaftsfonds Berlin, der Grundstücke in der Regel nur zu Höchstpreisen verkauft (und ohne Rücksicht auf andere Belange, z.B. soziale).

     

    Allein schon ein Verbot der Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen, die in der Vielzahl als Renditeobjekte an Dritte (nicht zur Eigennutzung) verkauft werden und für die dann deutlich höhere Mieten verlangt werden (müssen - die Kredite müssen abbezahlt werden, die Rendite muss stimmen), würde gewiss zu einer Entspannung führen. Gleiches gilt für die Umwandlung von Mietwohnungen in gewerblich genutzte Räume (Hostels).

     

    Die Frage ist nur, weshalb die Parteien nicht Willens sind, im Bereich der Mieten aktiver zu werden? Ist die SPD zu sehr mit der renditeorientierten Wohnungswirtschaft verbandelt, haben die Grünen das ökologisch- und aufstiegsoriente, an Eigentumswohnungen interessierte Klientel als wichtigste Wählergruppe im Visier, möchte die Linke ihre Kontakte zur Wirtschaft mit solchen Forderungen nicht gefährden? Oder hat die Partei einfach keine Ahnung von der Materie und lässt ihr mögliche Wählerschaft wieder genauso im Stich wie beim Bürgerentscheid zum Thema "Offenlegung der Wasserverträge".

     

    Was ist da los? Weshalb traut sich keine Partei, hier aktiver zu werden und dies auch öffentlich kundzutun?

     

    Das CDU und FDP nichts für Mieter übrig haben, ist bekannt.

  • RG
    Rudolph Gorkow

    Wild-West in Berlin verhindern

  • N
    Nassauer

    Das man für eine Wohnung auch zahlen muss, ist für die Schnorrerstadt Berlin halt ein Novum - Sie werden sich dran gewöhnen (müssen)!

  • BJ
    Berliner Junge

    Als ob die Politik viel gegen hohe Mieten tun könnte. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

    An der Nachfrageseite dreht Rot-Rot ja schon, da sie mit ihrer Politik die Stadt unattraktiv machen.

    Die Angebotsseite könnte man nur durch neue Flächen verändern (sofern man nicht Gesetze à la "Wir verbieten ab sofort Singlewohnungen" machen will).

  • F
    Felix

    Naja, wer in einer Hauptstadt wohnt, wird sich daran gewöhnen müssen, Hauptstadt-Mieten zu zahlen. Berlin ist viel zu unterbewertet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Berlin von den Miethöhen her in der Liga München, Hamburg und Stuttgart mitspielt.

     

    Die Mietentwicklung der letzten 20 Jahre wird nun auch Berlin erreichen. Ich komme aus dem Westen und weiß, wovon ich spreche. Wie viele West-Städte wird auch Berlin zu einer toten Schlafstadt. Denn nicht nur die Wohnungsmieten steigen rasant, auch die Mieten für Ladengeschäfte. Wie auch im Westen werden viele der kleinen und mittelgroßen Geschäfte sterben. Die Lagen, die am meisten Laufkundschaft versprechen werden von den großen Filialisten besetzt, andernorts werden die Geschäfte einfach leerstehen. Dunkle Lücken, leere oder papierverklebte Schaufenster, ausgestorbene Innenstadtstraßen gehören in vielen Städten des Westens längst zum Straßenbild! Mancherorts mieten die Stadtverwaltungen leerstehende Geschäfte an, um in den leeren Schaufenstern Kunstgegenstände auszustellen, damit die verbliebenen flanierenden Passanten nicht von "toten Schaufensterhöhlen" verschreckt werden.

     

    Die Kultur im Westen spielt sich im Umland der Städte ab. Die Post geht auf dem Lande ab! Wenn man wohin gehen will, wo etwas los ist, dann muss man in die Industriegebiete am Stadtrand, oder raus aufs Land fahren. Wegen klagenden Anwohnern, mangelnden Parkmöglichkeiten usw. gibt es in Weststädten praktisch keine Clubs mehr. Jugendliche, die ausgehen wollen müssen aufs Land raus fahren. Städter tummeln sich im Sommer auf den Weinfesten der umliegenden Dürfer, weil in den Städten alles tot ist. Clubs und Discotheken befinden sich auf der grünen Wiese, junge Leute reisen 100 km weit mit dem Auto an, was wiederum mehr Discothekenunfälle auf den Heimreisen produziert. Fußgängerzonen sind so, wie es die Filialisten wünschen: antiseptisch, so sauber, dass man von der Straße essen kann, aber tot.

     

    Der politische Machtadel und der Geldadel wollen sich ein antiseptisches Berlin schaffen. Eine Geld- und Machtzentrale, in der ihre Untertanen nichts mher zu suchen haben. Sie werden am Rand in Ghettos angesiedelt und werden höchstens als pendelnde dienstbare Kräfte verstanden. Sie sollen ihre Arbeitskraft künstig in der Stadt feilbieten, aber wohnen sollen sie gefälligst, wo sie den Macht- und Geldadel in der Freizeit nicht stören.

  • U
    Uwe

    Immer dasselbe.

     

    Erst die Rendite des bösen Kapitalisten aka Miete über Jahrzehnte minimieren via Mietspiegel und Mietgesetzgebung und sich dann wundern, wenn die dann nicht investieren mangels attraktiver Rendite und angesichts Stress bei jeder Mieterhöhung, Modernisierung etc.

     

    Das Fiese daran ist, dass es nur die Wechsler trifft. Da schützt die Mieterlobby nur die Besitzenden - die Mieter in bestehenden Mietverhältnissen. Genau wie bei den Gewerkschaften - lieber Lohnerhöhung und Bestandsicherung der Arbeitsplätze als Lohnverzicht und Neueinstellungen.

  • E
    elisabeth

    "Wir wollen, dass investiert wird und Arbeitsplätze geschaffen werden. Leider geht wirtschaftlicher Aufschwung auch mit Mietsteigerungen einher."

     

    so ein quatsch ! das ist genau, die einstellung, die dazu führt, dass berlin in den letzten jahren so grausam verhökert wurde.

     

    wieso muss das sein ? ist die politik nicht dafür da, eben solche prozesse zu lenken ? oder sind SPD/Linke seit neuestem FDP, die ja für "Freiheit" ist ?

     

    das ist doch unfassbar, diese politiker haben wirklich überhaupt gar kein rückgrat.

     

    die wollen uns ausliefern. selber verdienen sie ja genug.