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Stadtentwicklung am Altonaer BahnhofTennisschläger als "Neue Mitte"

Am Altonaer Bahnhof sollen 6.000 Wohnungen gebaut werden und ein Park noch dazu. Die Stückguthallen bleiben, dort werden Gewerbeflächen hergerichtet.

"Neue Mitte": Harald Hempen (Aurelis) erläutert den Plan, Oberbaudirektor Walter schaut zu. Bild: G. Knödler

Im Jahr 2013 werden wohl die ersten Wohnungen der "Neuen Mitte" Altonas gebaut. Wie bei einem Ortstermin mit Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) und Vertretern der Investoren deutlich wurde, sollen danach jährlich 300 bis 350 Wohnungen fertiggestellt werden.

Darüber hinaus werden ab 2012 Gewerbeflächen in den Hallen des ehemaligen Stückgutumschlages der Bahn an der Harkortstraße hergerichtet. Mit den Gewerbemietern auf dem Areal sei er zum größten Teil sehr zufrieden, sagt Harald Hempen von der Immobilienfirma Aurelis, der die Hallen gehören. "Die wollen wir gerne halten."

Das zum Teil bereits aufgegebene Bahngelände am Altonaer Bahnhof ist eines der bedeutendsten Stadtentwicklungsprojekte der nächsten Jahre. Hier können alles in allem 6.000 Wohnungen gebaut werden - und das in begehrter Lage. Hier sollen Ottensen und Altona Nord miteinander verbunden werden und neue Plätze und Parks entstehen. "Mitte Altona" sei der "Maßstab für weitere Projekte" des Senats, sagt Blankau.

Komplexe Pläne

Das Plan-Gebiet Mitte Altona umfasst nicht nur das künftige Wohnviertel, sondern auch zwei Gleisdreiecke, ein Gewerbegebiet und einen künftigen Fernbahnhof am Diebsteich.

Aufteilung: Von 75 Hektar werden 30 in ein Wohnviertel verwandelt. Die Bahn wird einen Teil der Gleisanlagen behalten, weil S- und Regionalbahnen weiterhin den alten Bahnhof anfahren sollen.

Zeitplan: Anfang 2012 soll der Masterplan für den ersten Bauabschnitt fertig sein. Der zweite Bauabschnitt wird wohl erst nach 2020 errichtet.

Der Senat plant einen Drittel-Mix aus Eigentumswohnungen, frei finanzierten und geförderten Mietwohnungen. Ein Teil der geförderten Mietwohnungen soll als klassische Sozialwohnungen gebaut werden, ein weiterer Teil für Normalverdiener, wobei eine Nettokaltmiete von acht Euro pro Quadratmeter angepeilt wird. In die Häuserblöcke sollen dem großstädtischen Charakter des Viertels gemäß Geschäfte integriert werden. Insgesamt sind 90 Prozent aller Flächen für das Wohnen vorgesehen.

Entwickelt wird das Gebiet in zwei 13 und 17 Hektar großen Bauabschnitten. Beide zusammen sehen aus wie ein Tennisschläger, dessen Stiel an den Altonaer Bahnhof stößt. Diesen Stiel entlang bis in die Mitte des Schlägers hinein soll sich eine Grünanlage ziehen. Um diesen zentralen Park herum werden Häuserblöcke errichtet.

Die ehemalige Kleiderkasse der Bahn, ein Backsteinbau gegenüber der Einfahrt der Holstenbrauerei, wird erhalten bleiben: Hier könnten ein Café und eine Kita unterkommen. Auch der alte Wasserturm aus Beton, der das Gleisgelände beherrscht, soll stehen bleiben. "Das ist der Blickpunkt in allen Parkachsen", sagt Oberbaudirektor Jörn Walter.

Das Gewerbe wird zum größten Teil in den denkmalwürdigen Stückguthallen unterkommen. 15.000 Quadratmeter - die Fläche von drei Fußballplätzen - bietet allein die östliche Halle. In und über diese Halle sollen wie Kräne eine Reihe von Wohnhäusern gebaut werden. Der Hof zwischen den Hallen soll als Platz erhalten bleiben. Das Gerippe einer dritten, nicht schützenswerten Halle am Kopfende könnte eine riesige Laube für den angrenzenden zentralen Park abgeben.

Während der erste Bauabschnitt bereits 2012 angepackt werden kann, hängt der Zeitplan für den zweiten Abschnitt - den Stiel und die linke Hälfte des Schlägers - von den Entscheidungen der Bahn ab. Sie möchte ihren Fernbahnhof an den S-Bahnhof Diebsteich verlegen. Wann, ist noch ungewiss.

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2 Kommentare

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  • A
    Altonaer

    ich finde es bedenklich, den Bereich der Bahn als "Tennisschläger" zu betiteln. Sicherlich ist es den Verantwortlichen nicht bewusst, dass eine Bahnanlage in Stalingrad ebenso genannt wurde. Und hier ist grausames Leid geschehen. Von daher ist so ein Vergleich menschenverachtend!!!!

  • A
    Altonaer

    ich finde es bedenklich, den Bereich der Bahn als "Tennisschläger" zu betiteln. Sicherlich ist es den Verantwortlichen nicht bewusst, dass eine Bahnanlage in Stalingrad ebenso genannt wurde. Und hier ist grausames Leid geschehen. Von daher ist so ein Vergleich menschenverachtend!!!!