piwik no script img

Pro und Contra "Ehe Light"Der Staat soll sich raushalten

Kommentar von Daniel Wiese

Die Idee der Ehe ist aus dem religiösen Bereich in die bürgerliche Gesellschaft vorgedrungen, in der sie nichts zu suchen hat.

D as ist jetzt ja mal wirklich schnuckelig. Weil die Leute nicht mehr so heiraten wollen, wie sie sollen, retten die Hamburger Grünen das Abendland und kreißen die Ehe light: ein Vertrag, der nur noch Vorteile hat, aber keine Nachteile mehr.

Bei diesem Schnäppchenangebot müssen die vielen unverheirateten Paare doch zugreifen, hoffen die Grünen. Schließlich bekommen sie dafür Steuervergünstigungen, und das Erben läuft dann auch besser als bei den Deppen, die einfach so zusammenleben.

Die Idee der Ehe ist aus dem religiösen Bereich in die bürgerliche Gesellschaft vorgedrungen, in der sie nichts zu suchen hat. Was bitteschön geht es den Staat an, ob seine Bürger mit einem oder mehreren Partnern liiert sind, mit wem sie im selben Bett schlafen und was sie dort treiben?

Als die ominösen "Väter des Grundgesetzes" Ehe und Familie unter besonderen Schutz stellten, stand dahinter die verlogene Vorstellung einer "Keimzelle der Gesellschaft", die es zu stabilisieren gelte. Doch warum zum Teufel sollten mündige Menschen ihr Leben einem Staatsziel unterordnen?

Wenn die Grünen die mit dem Ehevertrag verbundenen Gratifikationen leichter erreichbar machen wollen, zeigt das nur, wie saturiert sie geworden sind. Die Ehe-Vergünstigungen gehören abgeschafft - je schneller, desto besser. Wer heiraten will, soll in die Kirche gehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Hamburg-Redakteur
Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • S
    Stefan

    Genau so ist es

  • MK
    Martin Korol

    Tja, warum zum Teufel sollten mündige Menschen ihr Leben einem Staatsziel unterordnen?! Gute Frage, wo der Staat doch gerade untergeht, in Deutschland, in Europa, in den USA. Allein, wer darf darüber urteilen, ob ein Mensch mündig ist? Wollen wir davon ausgehen, dass jeder Mensch von Haus aus mündig ist? Blödsinn! Solch naiven Anarchismus pflegte ich auch mal, damals, ab 1967 und in den 1970er Jahren. Heute sehe ich, dass der Kapitalismus jede Lücke auf seine Weise füllt, die der Untergang von Staat, Gewerkschaften, Parteien, Vereinen und Kirchen hinterlässt. Diesen Trend versuche ich zu entschleunigen. Voltaires „Candide“ von 1759 macht mir Mut dazu.

    Martin Korol, Bremen

  • S
    Stefan

    Genau so ist es

  • MK
    Martin Korol

    Tja, warum zum Teufel sollten mündige Menschen ihr Leben einem Staatsziel unterordnen?! Gute Frage, wo der Staat doch gerade untergeht, in Deutschland, in Europa, in den USA. Allein, wer darf darüber urteilen, ob ein Mensch mündig ist? Wollen wir davon ausgehen, dass jeder Mensch von Haus aus mündig ist? Blödsinn! Solch naiven Anarchismus pflegte ich auch mal, damals, ab 1967 und in den 1970er Jahren. Heute sehe ich, dass der Kapitalismus jede Lücke auf seine Weise füllt, die der Untergang von Staat, Gewerkschaften, Parteien, Vereinen und Kirchen hinterlässt. Diesen Trend versuche ich zu entschleunigen. Voltaires „Candide“ von 1759 macht mir Mut dazu.

    Martin Korol, Bremen