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Wowereits Buch pro IntegrationDer Anti-Sarrazin haut auf die Pauke

Integration ist primär eine soziale, keine kulturelle Frage, sagt Klaus Wowereit in seinem Buch "Mut zur Integration". Die späte Abrechnung mit Thilo Sarrazin ist ein Plädoyer für die offene multikulturelle Gesellschaft.

Klaus Wowereit am Freitag bei der Vorstellung des Buches auf der Buchmesse in Frankfurt Bild: dapd

Mit Rot-Schwarz bricht keine bleierne Zeit an, zumindest in Sachen Integration gibt es Hoffnung: So lautet die Botschaft, die enttäuschte Wähler dem neuen Buch von Klaus Wowereit entnehmen können. Zentrale These des 160-Seiten-Essays mit dem Titel "Mut zur Integration", den der Regierende Bürgermeister am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse vorstellte: Integration ist vor allem eine soziale Aufgabe. Statt bis in alle Ewigkeit zwischen "Migranten" und "Biodeutschen" zu unterscheiden, müsse man alles daran setzen, alle sozial benachteiligte Menschen in die Gesellschaft zu integrieren - eine ursozialdemokratische Aufgabe, sagt das Arbeiterkind mit Verweis auf seinen eigenen "Integrationserfolg".

Mit diesem Ansatz setzt Wowereit nicht nur einen Kontrapunkt zu den rassistischen Thesen seines ehemaligen Finanzsenators Thilo Sarrazin, den er als "notorischen Polarisierer ohne Lösungswillen" und "wahren Integrationsbremser" bezeichnet. Der SPD-Bundesvizevorsitzende bezieht mit seinem Integrationsbegriff zudem eine Position, die in seiner Partei durchaus Originalitätswert hat und unter den Genossen für Debatten sorgen dürfte. So erklärte der Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky gegenüber der taz, das sei eine "These, um der Diskussion über kulturgeprägtes Integrationsverhalten auszuweichen". Der SPD-Abgeordnete Raed Saleh lobte dagegen Wowereits Begriff als "Metropolen-Integration", der der sozialen Realität entspreche.

Auch die laufenden Koalitionsverhandlungen mit der CDU könnten spannend werden, wenn Wowereit ernst macht mit dem, was er schreibt: denn Forderungen wie die doppelte Staatsbürgerschaft oder die Abschaffung der Optionslösung - nach der "Migrantenkinder" sich mit 23 Jahren für eine Staatsangehörigkeit entscheiden müssen - sind mögliche Themen im Bundesrat, bislang aber mit den Konservativen nicht zu haben.

Grundsätzlich ist das Büchlein mit dem Untertitel "Für ein gemeinsames Miteinander" aber kein Hinderungsgrund für ein Bündnis mit den Konservativen. Zwar geht Wowereit mit der fehlenden Integrationspolitik von CDU-Bundesregierungen vergangener Jahrzehnte hart ins Gericht. Auch verurteilt er "zahllose Konservative", die bis heute nicht wahrhaben wollten, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, in dem Nicht-Biodeutsche und Islam einfach dazugehören: "Eine Verweigerungshaltung, die dem Zusammenhalt in unserem Land und unserem weltweiten Ansehen oft geschadet hat und schadet", nennt er das. Zugleich spricht er jedoch offen von Versäumnissen und Fehlern der Sozialdemokraten - etwa bei den Hartz-Reformen, deren Schlechterstellung älterer Arbeitsloser auch viele EinwanderInnen der ersten Generation betroffen habe.

Wowereits Buch ist aber vor allem deshalb auch für gemäßigte Konservative akzeptabel, weil die Schlussfolgerungen aus seiner Kern-These, so "links" diese ist, lauten: Staat und Gesellschaft müssen zwar allen Teilhabe und Chancen zum sozialen Aufstieg, das heißt Zugang zu Bildung und Arbeit, ermöglichen. Aber die Menschen müssen diese Angebote - etwa Sprachförderung von der Kita an, Ganztagsschulen, Weiterbildung und so weiter - auch annehmen. Die Politik muss sozialen Aufstiegswillen fördern - notfalls aber auch mit sanften Zwangsmitteln einfordern. Beim bekannten "Fördern und Fordern" unterscheiden sich Sozialdemokraten wie Wowereit und Konservative wie der Berliner CDU-Chef Frank Henkel nur in Nuancen.

Trotzdem ist Wowereits Grundaussage ein Meilenstein. Schließlich ist es erst ein Jahr her, dass Thilo Sarrazin mit seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" in erschreckend weiten Teilen der Gesellschaft - und der SPD - Zustimmung geerntet hat. Wowereit fragt zu Recht: "Wo waren damals die gesellschaftlichen Verantwortungsträger in diesem Land", die sich der Sarrazinschen Stigmatisierung bestimmter Minderheiten in den Weg gestellt hätten?

Wowereit stand damals auch nicht in vorderster Anti-Sarrazin-Front. Dafür lässt es seine jetztige Abrechnung nicht an Deutlichkeit fehlen: "Die Absicht hinter einem Konvulut falscher, halbwahrer und bewusst isoliert betrachteter Zahlen ist unschwer zu erkennten. Es geht nicht um Lösungen, sondern um Panikmache." Und: "Wer andere aufgrund ihrer Religion oder DNA zu weniger wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft erklärt, der erntet kurzfristig billigen Applaus von den Ängstlichen, säht langfristig aber Konflikte, deren Entschärfung unendlich viel Energie erfordert."

Denn eigentlich, so Wowereits optimistisches Fazit von gut 50 Jahren Einwanderungsgeschichte, ist Integration in Deutschland millionenfach gelungen. Diese Erfolge gelte es zu betonen, statt nur auf den Problemen herumzureiten. Diese seien zwar vorhanden, stellt der Regierende klar. Deswegen aber wie die Bundeskanzlerin zu erklären, Multikulti sei gescheitert, sei "Wirklichkeitsverweigerung (...) - die multikulturelle Gesellschaft ist Realität in Deutschland."

Und so gelte es zunächst, die Erfolgsgeschichten herauszustellen - als Vorbild und Ermutigung für alle, die es noch nicht geschafft haben. Für sie "verlässliche Aufstiegsmöglichkeiten zu organisieren", müsse das vorrangige Ziel sozialdemokratischer Politik sein. Armut an sich sei das kleinere Problem, sagt Wowereit - und blickt auf seine eigene Kindheit als Sohn einer Alleinerziehenden. "Wir fühlten uns ganz bestimmt nicht prekär, sondern voller Tatendrang."

Heute allerdings hätten viele das Gefühl, von vorneherein vom sozialen Aufstieg ausgeschlossen zu sein. Das gelte für "biodeutsche" Langzeitarbeitslose genauso wie für "migrantische" Jugendliche, die wegen ihres Namens keinen Ausbildungsplatz bekommen. Eine solche Exklusion von Menschen, die als "wertlos" und "rechtlos" abgestempelt werden, sei nicht nur zutiefst undemokratisch - sie trage auch dazu bei, dass sich die Ausgeschlossenen von der Mehrheitsgesellschaft abwenden. "Exklusion ist also eine sich selbst erfüllende Prophezeiung mit Eskalationsgarantie", schreibt Wowereit. Die Lösung liege im Gegenteil: der Inklusion und Teilhabe aller. Dafür müsse der Staat Bildung für alle, Arbeit zu existenzsichernden Löhnen und Zukunftsperspektiven bieten. Dass dies ein ursozialdemokratischer Ansatz ist, betont Wowereit wieder und wieder - vor allem in Richtung der eigenen Genossen. Und er erinnert daran, dass es schon in den Anfängen der Sozialdemokratie um Bildung und Integration ging - erst der Arbeiter, dann der Frauen. Wie so etwas heute aussehen kann, müssen die Mühen der Ebene zeigen. Aber wo der Mann Recht hat, hat er Recht.

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20 Kommentare

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  • A
    Anne

    Es ist ziemlich traurig, wie viele Kommentare immer auf die "realen Probleme" verweisen oder Zeitungsartikel zitieren. Das Grundproblem ist doch, dass in einer Diskussion wie sie Sarrazin führt, "die Probleme" des Landes an einer bestimmten Gruppe von Menschen festgemacht werden - und der Rest der Gesellschaft, "die richtigen" Deutschen sind "die Guten" ?

    Die letzten Amokläufer an deutschen Schulen hatten, wenn ich richtig informiert bin, keinen Migrationshintergrund, redet deshalb irgendjemand davon, wie gefährlich "die Deutschen" sind? Hier wird ständig mit zweierlei Maß gemessen. Einmal sind Gewalttaten, Probleme etc. Ausdruck einer bestimmten "kulturellen Verfasstheit" einer Gruppe, das andere Mal, bei den "richtigen" Deutschen, ist es immer nur ein irregeleitetes Individuum. Darin besteht der Rassismus dieser Diskussion!

  • B
    bundesseppl

    Das sich Wowereit im Buch selbst mit Hinweis auf seine 1938 nach Berlin gezogene ostpreußische Großoma als Migrant einordnet, ist doch echt der Gipfel! Er sollte besser mal die deutsche Geschichte lesen, bevor er Derartiges von sich gibt. Und auch der Hinweis auf extremistische Tendenzen im Protestantismus und Katholizismus im Bezug zu den islamistischen Gewalttaten, geht doch in die Hose!

  • TL
    taz Leser

    Wowereit ist Teil des Problems uns muss "gelöst" werden.

  • C
    Chris

    @Nadi

    .. mit Sarrazin hat "eine Phase des Dünnbrettbohrens begonnen"

     

    Leider wahr: Man muss nicht lange suchen, um darauf zu kommen. Für mich ist es ein schlechtes Zeichen, dass so viele Menschen auf Sarrazin abfahren, während dieser in meinen Augen weitaus eher ein Betrüger oder Aufschneider ist, denn sein quatschiges Buch ist Panikmache. Und Wowereits Buch geht m.M. am Thema vorbei, weil er noch was werden will und weil er aus der Politik kommt.

     

    Und was Rot-Grün für die Integration und getan hat - zu wenig. Und überzeugen konnten sie auch nicht, genau deswegen gibt es einen Sarrazin und es gibt ihn in der SPD. Er darf seine für mich eher NPD-artigen Ideen dort jetzt radiieren. Und daran ändert Wowereit nichts mit seinem Buch.

  • VV
    Volker Vonssen

    Schön wäre es, wenn sich Hr. Wowereit mal zu diesen Vorkommnissen äußern würde, oder, wenn es nicht zu viel verlangt ist, mal für Abhilfe in Form von mehr Polizeipräsenz sorgen würde:

     

    http://www.bz-berlin.de/tatorte/ich-rief-um-hilfe-alle-schauten-weg-article1296451.html

     

    Sorry, daß ich hier das Boulevardblatt "BZ" zitieren muß, alle anderen Berliner Blätter wollen sich im vorauseilenden Neusprech nicht die Hände schmutzig machen.

  • H
    HamburgerX

    "Die Politik muss sozialen Aufstiegswillen fördern - notfalls aber auch mit sanften Zwangsmitteln einfordern"

     

    Das ist doch, gerade im Hinblick auf die Migrationsprobleme, ein Hohn. Diese sanften Zwangsmittel sehen so aus, dass man bei Fehlverhalten mit Bitten, Briefen, Appellen und lieben Ermahnungen überschüttet wird, ernsthafte Konsequenzen aber nie zu warten sind. Dass im Notfall Gerichte, Härtefallkomissionen, europäische Gerichtshofe usw. einen irgendwie schon raushauen.

     

    In einem Land, in dem Menschen einen deutschen Pass erhalten, die kein Wort deutsch können bzw. sich gar nicht als Deutsche verstehen, in dem Menschen Sozialhilfe oder ALG2 bekommen, obwohl sie Anstrengungen, Jobs anzunehmen, sich zu integrieren, lokale Sitten und Gebräuche zu beachten und jede Kriminalität zu vermeiden, immer wieder halbherzig angehen, und die dennoch bleiben dürfen, nur weil sie mal irgendwie die Grenze übertreten haben, ist Sanftheit keine Lösung, sondern eine der Ursachen für die Misere.

     

    Wir brauchen glasklare Anforderungen und Spielregeln mit ebenso glasklaren, konsequenten Sanktionen, bishin zur Ausweisung. Diese Regeln müssen zum Nutzen der Deutschen gestaltet werden. Mit klarer Kante wir sich der eine oder ander von ganz alleine mehr anstrengen, da bin ich sicher.

     

    Kulturbedingte Verhaltensweisen sind mir egal, solange sie positiv sind. Wirken sie negativ, dann muss die-/derjenige auch alle negativen Folgen tragen, ohne sich beleidigt als Diskriminierungsopfer auszuruhen.

     

    Nur mit einem effektiven und gerechten Anreiz- und Bestrafungssystem wird in Deutschland Integration massiv nachgeholt werden können, wo es nicht funktioniert hat. Alles andere ist ein Anschlag auf den Frieden der Gesellschaft durch Unterlassen und Wegsehen.

  • UB
    Uwe Br

    "Plädoyer für eine offene multikulturelle Gesellschaft" (Taz). Der Zug ist ja wohl in großen Teilen abgefahren. Ein Bekannter von mir am Freitagabend nach einer GELUNGENEN Party in Neukölln auf dem Weg nach Hause (Friedrichshain). Er wurde von einer Gruppe Türken bzw. Araber mehrfach mit den Worten "Ey, was machst du hier in Neukölln, dui scheiß Deutscher" angepöbelt. Gott sei Dank blieb es bei den verbalen Provokationen - was in Berlin ja auch alles andere als normal inzwischen ist in solchen Fällen - ; die gute Stimmung durch die Party war zumindest dahin. Es hieß Zähne zusammenbeißen und sich beleidigen lassen nur weil man Deutscher IN Deutschland ist. MultiKulti ist MAUSETOD. Plädoyers, Schrankwände/Regale voller Integrationsliteratur gibt es seit Jahren, Diskussionen über Diskussionen, zuletzt bei Anne Will letzte Woche, gibt es auch. Soll Herr Wowereit doch GERNE eine KONKRETE Integrationspolitik als Initiative Berlins über den Bundesrat einbringen. Die Probleme und deren Folgen schilderte bereits 1979 der erste Ausländerbeauftragte (das was inzwischen SINNFREI eine FGrau Böhmer macht) Heinz Kühn von der SPD. Sein lesenswertes Memorandum gibt es bei http://www.migration-online.de.

  • B1
    Bürger 1972

    Ich denk das Wortpaar "fördern und fordern" beschreibt ganz gut die Aufgabe, vor der wir und die MigrantInnen stehen. Wer sich integrieren will, muss gefördert werden. Wer sich nicht integrieren will, hat kein Anspruch auf Förderung. Anders wird es nicht gehen. Die Frage ist nur, was zuerst ist, fördern oder fordern. Ich denke Deutschland tut gut daran, mit der vertrauensbildenden Maßnahme des Förderns in Vorleistungen zu gehen, um zu motivieren.

     

    Wenn man aber die Frage nach der Integration aufwirft, stellt sich auch automatisch die Frage danach, auf Grundlage welcher Werte dies laufen soll. Wenn man - wie wir es auch aus wirtschaftlichem Eigeninteresse tun - "die Welt" nach Deutschland einlädt, wird Integration nicht klappen, wenn man sich nicht auf "Grundwerte" verständigt - anders klappt es nicht. Ich habe daher nie verstanden, warum die Linke sich der Diskussion um die "Leitkultur" verschließt. Über den Begriff kann man ja streiten, aber der Inhalt müßte doch unumstritten sein, weil alternativlos. Oder müssern wir uns hier den Vorstellungen derjeingen unterwefen, die hierher kommen und vielleicht wieder irgendwann weiterziehen? Das macht nicht wikrlich Sinn...

  • A
    aurorua

    Was die SPD seit Schröder an unsozialem Gelumpe nach oben gespült hat ist einfach horrorhaft. Die CDU wird diesem Wowi schon zeigen was für sie Integration bedeutet, die Mehrheit der CDU und SPD-Wähler gibt doch längst insgeheim zu, dass man alle Transferleistungsschmarotzer ohne deutschen Pass gefälligst ausweisen soll. Nicht umsonst haben die zusammen soviel Wählerstimmen.

  • S
    systemix

    Nun, es ist die Frage zu stellen: hat er das Buch selbst geschrieben? Seine unsäglichen Memoiren wurden ja auch von einem Geisterschreiber verfasst. Das einzig Lustige darin war das Foto mit Wolfgang Clement, wo sie auf der "Grünen Woche" sich Sombreros ausgesetzt haben. Das beste Zeichen dafür, dass den Beiden einfach jede Hutnummer zu groß ist.

  • H
    Hubert

    Herr Wowereit wurde abgewählt. Er hat kein Mandat in Berlin mehr. Er soll endlich von der Bühne abtreten. Wozu sind die Berliner wählen gegangen, wenn Wowereit einfach an seinem Stuhl kleben bleibt?

    Wir brauchen in Berlin keine Integration, sondern geordnete Abschiebung von Ausländern.

  • C
    Cansandra

    Das Dogma, alle gesellschaftlichen Verwerfungen fußten auf sozialen Ursachen, ist seit Jahrzehnten widerlegt. Hierzulande zeigen Nachkommen armer vietnamesischer Flüchtlinge überdurchschnittliche Bildungserfolge, Zuwanderer aus Anatolien hingegen liegen am unteren Rand. Wie sich leicht zeigen lässt, hat dies keine sozialen Ursachen, sondern kulturelle. Menschen, die aus Kulturen stammen, in deren Wertesystem Bildung einen hohen Stellenwert hat, sind deutlich im Vorteil. Die soziale Situation des Einzelnen ist somit eine direkte Folge der individuellen Bildung - nicht umgekehrt. Leute wie Wowereit, die permanent die Mär von den sozialen Ursachen verbreiten, sind die wahren Verhinderer einer sozial gerechteren Gesellschaft. Bundesweit betrachtet investiert Berlin in die Bildung pro Schüler das meiste Geld. Gleichzeitig präsentieren Berlins Schüler im Bildungserfolg die rote Laterne. Gut gemeint ist manchmal nicht nur nicht gut gemacht, sondern das genaue Gegenteil.

  • H
    hatem

    Wowereit ist nun wirklich denkbar ungeeignet ein Buch über Integration zu schreiben. In seiner ganzen Regierungszeit hat er das Thema so derartig ignoriert, dass es erschreckend war und ist. Sonntagsreden, nichts dahinter. Was hat er konkret GETAN?

    (Außer z.B. Buschkowsky zu dissen, der zum Beispiel die "Stadtteilmütter" ins Leben gerufen hat.)

    Wie Wowereit wirklich denkt, wurde klar, als ihm in einem Interview die Aussage rausrutschte, dass er seine Kinder (Wenn er welche hätte) sicher nicht in Kreuzberg auf die Schule schicken würde.

    Und jetzt stellt er sich hin und schreibt ein Buch über Integration? LOL.

  • GN
    Günter Nehmann

    Wowereit und seine Thesen sind die erschreckende Erkenntnis einer gescheiterten Multi Kulti Generation bei der die jungen Ausländer nicht mitziehen sondern nur Die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen um die Vorteile genießen zu können aber offen und ehrlich aussprechen, dass sie immer im Herzen ihrer Heimat näher stehen und nicht daran denken, anders als die erste Generation, in Deutschland heimisch zu werden

  • B
    blueeyedevil

    Naja ich glaube nicht das ein Buch von Herrn Wowereit mit warmen Multikulti Thesen sich auch nur im Ansatz so gut verkauft wir das Buch von Herrn Sarrazin.

  • N
    Nadi

    Also liebe SUSANNE GANNOTT - Wowereit ist sicherlich nicht die Anti-These Sarrazins, zumal dieser damit ja drastisch aufgewertet wird, sondern der regierende Bürgermeister Berlins und wichtige SPD-Figur.

     

    Und damit bin ich bei seinem Buch: Die SPD hat mit Hartz-IV ja gar nicht fordern und fördern umgesetzt, sondern eine neue Mamutbehörde, die ein Zwitter zwischen einer Finanzüberprüfungsbehörde und einem Sozialamt ist, geschaffen.

     

    Und diese Politik scheitert täglich, überall, aber eben besonders in ökonomisch schwachen Gebieten und dazu gehört Berlin. Die Migranten erhalten in diesem Kontext zwar neue Leisungen, die aber vielfach an der Knauserigkeit dieser Behörde scheitern: Man kann nicht Erwachsene mit Billiglehrern traktieren, die mehr oder weniger durchblicken lassen, dass sie keine Lust haben, schlecht bezahlt werden etc.

     

    Integration scheitert doch gerade an dem willenlosen Hartz-IV-Rahmen, den Wowereit sich nicht traut ehrlich auseinander zu nehmen. Aber damit ja nicht genug: Wer mit einem türkischen Namen sich auf Ausbildungsstellen bewirbt, muss wahrscheinlich drei Mal so viele Bewerbungen absenden, wie jemand mit einem deutschen, oder wenigstens französischen Nachnamen. Dass vielerorts gerade Türken und Kurden einfach systematisch benachteiligt werden, davon ist bei Wowereit natürlich nicht die Rede. Sonst würde er eben als Verantwortlicher ins Spiel kommen und das geht ja nicht.

     

    Also: Mag sein, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn jemand aus der berliner SPD eine andere Meinung hat als Sarrazin. Das macht aber diese Idee(n) nicht automatisch gut oder wahrhaftig. Mag sein sein, dass Integration bei der Sprache beginnt, aber wie verhält es sich denn, wenn Menschen wegen ihres Nachnames, Aussehens (und ihrer vermeidlichen islamischen Zugehörigkeit) nicht gleich behandelt werden?

     

    Eine Gesellschaft, die dringend Arbeitskräfte benötigte, fragte nicht lange, woher die Menschen kamen, solange die eigene Kalkulation stimmte. Eine Gesellschaft, die aus einem drastischen Überangebot aus Arbeitssuchenden bestehen hingegen, macht Ausbildung, Aufstieg und Erfolg zu einer Besonderheit.

     

    Und da fällt die Integration weitaus schwerer als vor 40 Jahren in der Fabrik im Ruhr-Gebiet. Für micht hat mit Sarrazins Buch eine Phase des Dünnbrettbohrens begonnen und Wowereit schafft es auch nicht, an den Kern des Problems zu kommen. Und solange niemand vollständig, logisch am Thema überzeugt, haben solche Leute wie Sarrazin eine Chance.

    Im Prinzip ist sein Buch ein Rap, denn die NPD seit Ende der 1960er aufführt - 2010 konnte er damit die SPD spalten und mächtig Furore machen. Und Wowereit wird das mediale Bam-Bam leider nicht hinbekommen, leider schafft er aber auch nicht wirklich die Plattform für eine wirkliche, nachhaltige und progressive Diskussion.

  • FP
    Frau Pingelig

    Buchstabendreher in der Überschrift:

     

    "Wowereits Buch pro Integartion"

  • S
    Siegfried

    Ich glaube Wowereit kein Wort. Die Stigmatisierung bestimmter Minderheiten ist vorhanden, stimmt, aber wie will man Menschen eine Chance geben, die gedanklich im tiefsten Mittelalter leben und da auch nicht raus wollen oder nicht können? Diese Menschen brauchen Aufklärung und es ist ein langer Weg bis sie sich letztendlich in "unsere Welt" integrieren können. Das kostet Geld, viel Geld...und gerade Wowereit will da was ändern? Von welchem Geld? Ausserdem, nicht jeder Muslim der in Europa lebt ist mittelalterlich verbohrt. Wie in diesem Artikel erwähnt ist es eine Minderheit. Eine Minderheit die uns jede Menge Ärger macht und Frauenrechte mit Füßen tritt. Da hilft auch kein Geld mehr zur Integration. Unterdrückung von Frauen hat sich in bestimmten (Kultur?-)Kreisen nun mal bewährt. Für manche ist es doch recht angenehm Frauen als Fußabtreter zu benutzen. Wenn Wowereit wirklich etwas zur Integration von Minderheiten beitragen möchte, sollte er den Fokus auf diese geknechteten Frauen lenken und ihre Peiniger öffentlich anprangern. Aber klar, Wowereit kann das alles nicht nachvollziehen. Er ist ein Kerl, der den Kopf über dem Wasser hat. Der Dreck darunter interessiert nicht.

  • Y
    yberg

    der is jetzt 10 jahre bürgermeister und schreibt ein buch über integration,wer schreibt bleibt...

     

    abgesehen davon,daß ihm da einer beim schreiben die hand geführt hat,fleiß is ja keine tugend unsres obersten repräsentanten und medienanschaffenden,

    frag ich mich,ob der blind durch die gegend stolpert oder abgeschirmt von der realität über uns schwebt.

     

    er hat doch seinen haushalt vor der nase und da soll er mal reingucken und dann noch die berlin zahlen bei der agentur für arbeit einsehen und dann kann er sich ja fragen,ob geglückte integration derartig kostenintensive dauersozialtransfers rechtfertigt und notwendig macht.er kann auch kucken obs billiger oder teurer wird.er kann auch gleich buschikowsky

    fragen.

     

    platt formuliert,wieviel personen mit migrationshintergrung erhalten in dieser stadt schotter von staatlichen stellen,werden es mehr oder weniger usw.

     

    sarazin hat probleme angesprochen,angeblich ein tabu gebrochen und wowi kommt nun um die ecke um sich als staatsmann und versöhner zu zelebrieren.

     

    wird zeit ,daß unser bürgermeister kanzler wird...

     

    übrigensdie tantiemen kann er ja schon mal für die roma im schillerkiez spenden

  • SB
    Sven Bleitgen

    Hört sich ja richtig gut an, was Klaus Wowereit in seinem neuen Buch schreibt. Wird er also wirklich eine andere Politik machen in seiner dritten Periode als Regierender Bürgermeister?

    Die Ergebnisse seiner ersten beiden Perioden:

    - die öffentlichen Schulen Berlins bekommen regelmäßig die Schulnote "sechs" für die Bildungschancen von MigrantenKids

    - im Schulsenat unter Jürgen Zöllner, ein Freund von Thilo Sarrazin, gibt es eine mindestens 10 Personen starke Mobbergruppe, die LehrerInnen aktiv mobbt, wenn dies ernsthaft für Chancengerechtigkeit von MigrantenKids eintreten

    - Klaus Wowereit hat Thilo Sarrazin nach Berlin geholt, hat ihm immer die Treue gehalten und hat nach allem was aus der SPD nach außen dringt, im letzten Jahr mit entscheidend dafür gesorgt, dass Thilo Sarrazin nicht aus der SPD ausgeschlossen wird

    Berlin und den Menschen mit Migrationshintergrund wäre es zu wünschen, wenn sich Klaus Wowereit von der Politik der Diskrimininierung von Menschen aus muslimischen Kulturkreisen verabschieen würde, die nach dem 11.September 2011 leider allzu sehr Leitlinie des SPD-geführten Senats gewesen ist.