Alles doch nur halb so schlimm

VON CONSTANTIN WISSMANN

Wenn ältere Menschen mir von ihrer Jugend erzählen, waren sie nie arroganter als direkt nach dem Abitur. In dem Gefühl, das ganze Leben stehe vor ihnen, sie würden alles erreichen und natürlich die Welt retten, verließen sie ihre Kindheit und zogen aus. Als ich Abitur machte, brach gerade ein neues Jahrtausend an. Vor Angst hatte ich auf meinem Abiball einen Heulkrampf (nach vielen Litern Wein).

Zehn Jahre später kann ich sagen: War alles halb so schlimm. Mein Leben und die Welt, in der ich lebe – alles eigentlich ganz okay so. „Okay so!“? Das wäre wirklich kein toller Titel für meine Biografie, dafür aber wahr. Was ich mir also für das nächste Jahrzehnt vornehme? Den Nahostkonflikt lösen, von Giovanni di Lorenzo bewundert werden (nicht nur wegen der Lösung des Nahostkonflikts, sondern auch einfach so, als Mensch) und meine Frau finden. Mehr nicht.