Umfrage unter Patienten: Jeder Fünfte bricht Psychotherapie ab
Stiftung Warentest befragte Menschen mit seelischen Problemen. Ein Fünftel brach die Therapie ab. Weit verbreitete Begründung: Es habe nicht geholfen.
BERLIN taz | Ambulante Psychotherapien helfen, aber nicht jedem. Nach einer nicht-repräsentativen Online-Umfrage der Stiftung Warentest unter 4000 TeilnehmerInnen, die über seelische Probleme klagten, bricht ein Fünftel der Patienten die Behandlung ab.
Die Gründe für den Abbruch waren fast zur Hälfte ein Ausbleiben der Besserung, ein gutes Drittel hatte Schwierigkeiten mit dem Therapeuten oder Zweifel an dessen Kompetenz. 80 Prozent jedoch waren mit der Behandlung zufrieden. Zu Beginn erklärten 77 Prozent, ihr Leiden sei "groß" oder "sehr groß", nach der Therapie sagten das nur noch 13 Prozent, hieß es in einer Mitteilung der Stiftung.
Die an der Umfrage Beteiligten wurden nach analytischen, tiefenpsychologischen Verfahren, verhaltenstherapeutisch oder nach anderen Methoden behandelt. Die Behandlung bestand zu 98 Prozent aus "Zuhören und Reden", nur 41 Prozent der Patienten machten "Hausaufgaben", indem sie etwa ein Beobachtungstagebuch führten. Lediglich 29 Prozent durchliefen ein Verhaltenstraining. Ein Drittel bekam Medikamente.
Zwei Drittel der Betroffenen entschieden sich erst nach einer Leidenszeit von einem Jahr oder länger für eine ambulante Psychotherapie. Danach warteten die Umfrageteilnehmer im Schnitt einen Monat auf ein Erstgespräch und dann nochmal drei Monate bis zur fortlaufenden Therapie. Die Bundespsychotherapeutenkammer beklagt die langen Wartezeiten.
Dem manchmal auch von den Krankenkassen geäußerten Verdacht, dass sich unter den Patienten auch viele nur leicht Erkrankte befinden, widerspricht die Aussage, dass unter den Befragten in Behandlung 83 Prozent eine ambulante Psychotherapie durchliefen, immerhin 40 Prozent aber auch eine psychiatrische oder psychosomatische Klinik aufsuchten und 13 Prozent in eine Tagesklinik gingen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen