piwik no script img

Politiker Etienne TshisekediKongos wandelndes Denkmal

Etienne Tshisekedi boykottierte Kongos erste freie Wahlen 2006. Damit galt er als erledigt. Heute ist er der stärkste Gegner von Präsident Joseph Kabila.

Erlebt seine politische Renaissance: Etienne Tshisekedi. Bild: reuters

Eigentlich war die Karriere von Etienne Tshisekedi schon längst vorbei. Alt, kränkelnd, politisch schon mit einem Bein in den Geschichtsbüchern, so stand der historische Führer der Demokratiebewegung des Kongo zuletzt da. Aber dann entschied sich seine Partei UDPS (Union für Demokratie und sozialen Fortschritt) doch noch, dieses Jahr erstmals an Wahlen teilzunehmen. Und jetzt ist Tshisekedi im Alter von 79 Jahren der stärkste Gegner von Präsident Joseph Kabila bei der Wahl, die seit Montag läuft.

Tshisekedi ist in der Demokratischen Republik Kongo ein wandelndes Denkmal. 1932 in Kananga, Hauptstadt der Provinz West-Kasai, geboren und 1961 der erste Diplomjurist des Landes, war er Anfang der 1980er Jahre der erste Intellektuelle, der öffentlich mit dem damaligen Diktator Mobutu Sese Seko brach. 1982 gründete er die UDPS als Untergrundbewegung.

Als 1990 Mobutu das Mehrparteiensystem einführte, war die UDPS die wichtigste Oppositionskraft. Eine Nationalkonferenz kürte Tshisekedi 1991 zum Premierminister, der freie Wahlen vorbereiten sollte. Mobutu sabotierte ihn, setzte ihn ab, aber er machte weiter. Legendär sind Tshisekedis Auftritte in Kinshasa, als er sich nach wie vor für den Premierminister hielt und vom Volk bejubelte Entscheidungen fällte, obwohl Mobutu das längst anders sah.

Als ab 1996 im Kongo nur noch die Waffen sprachen, war Tshisekedi nicht mehr relevant. Er wurde von den Kriegsherren mit Politikverbot belegt. Er hielt sich aus den Bürgerkriegen heraus, aus den Friedensprozessen danach auch. Er boykottierte Kongos erste freie Wahlen 2006. Damit galt er als erledigt.

Jetzt erlebt Tshisekedi eine politische Renaissance - als Urvater des aufrechten Ganges, nachdem die Kriegsherren gescheitert sind. Im Wahlkampf 2011 zog Tshisekedi immer größere Massen an. Sein Leitmotiv war, dem Volk "die Angst zu nehmen". Deswegen schritt er auch nie gegen teils hetzerische Äußerungen aus seinem Umfeld ein.

Ab 6. Dezember, dem Tag des offiziellen Wahlergebnisses, ist er Präsident, sagt Tshisekedi. Erste Teilergebnisse sehen ihn in der Hauptstadt Kinshasa vorn. In Limete, geschützt von kampfbereiten Anhängern, wartet er auf seine Stunde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!