Soziale Verdrängung: Vermieter denken zu kurzfristig
Obwohl längst bekannt ist, dass bezahlbarer Wohnraum knapp wird, leugnet dies die Chefin vom Wohnungsunternehmerverband unverdrossen.
P ressekonferenzen beim Wohnungsunternehmerverband sind traditionell ein großer Spaß: Obwohl längst bekannt ist, dass bezahlbarer Wohnraum knapp wird, leugnet dies die Verbandschefin unverdrossen. Das Spiel aus Frage und Antworten wird so zum beherzten Boxkampf. "Verdrängung" ist für den Verband ein politisch verbrämter Begriff - schließlich betrachtet sich das Bündnis als die "Guten" am Markt. Viele ehemals städtische und landeseigene Gesellschaften sind dort organisiert. Auch sie profitieren von den steigenden Mieten und der Bereitschaft von Zuzüglern, viel Geld für eine Wohnung im Trendkiez hinzulegen. Verdrängung einzugestehen hieße, sich als Mitspieler zu bekennen.
Doch der Verband zeigt damit, dass seine Mitglieder genau so kurz denken wie private Immobilienhaie: Wer Verdrängung leugnet, kann nicht gegen sie angehen. Wer nicht gegen Segregation angeht, wird dies teuer bezahlen. Mischung und Vielfalt in einem Viertel sind der beste Garant für gleiche Bildungschancen und das wirksamste Mittel gegen Kriminalität und Verwahrlosung.
Segregation ist teuer
Soziale Brennpunkte hingegen schmälern die Gewinne von Wohnungsunternehmen. Konkret in den betreffenden Vierteln, letztlich indes für alle Akteure in der Stadt: Die Gesamtfolgekosten einer verfehlten Stadtentwicklung kommen Staat und Unternehmen teuer zu stehen. Wer langfristig und strategisch denkt, wird sich hinstellen und sagen: Ja, es gibt Verdrängung. Ja, wir gehen jetzt gemeinsam dagegen vor - solange wir es noch können.
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