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Die WahrheitIm Jahr des Hasen: Endlich bald Krieg

Mein Leben in China wird nicht nur immer anstrengender. Es wird auch von Tag zu Tag spannender. Dafür sorgen allerdings weniger die Chinesen...

M ein Leben in China wird nicht nur immer anstrengender. Es wird auch von Tag zu Tag spannender. Dafür sorgen allerdings weniger die Chinesen, sondern diverse amerikanische Politiker. Mitt Romney, einer der republikanischen Präsidentschaftskandidaten, erklärte beispielsweise neulich in einer Fernsehdiskussion, dass sich die USA im Krieg mit China befänden. Zwar meinte er nur einen Handelskrieg, doch der reiche völlig: "Wir werden aufstehen gegen China."

Kandidat Jon Huntsman, bis Anfang des Jahres noch US-Botschafter in Peking, wusste in derselben Debatte, dass man mit China auch anders fertig werden kann: "Wir sollten mit unseren Verbündeten und Anhängern innerhalb Chinas Kontakt aufnehmen. Man nennt sie die jungen Leute. Man nennt sie die Internetgeneration. Es gibt 500 Millionen Internetnutzer in China. Und 80 Millionen Blogger. Sie werden den Wechsel bringen, und gleichzeitig China runterziehen (take China down). So haben wir die Gelegenheit, wieder nach oben zu kommen und unsere ökonomischen Muskeln zurückzugewinnen."

Während aber seine politischen Gegner noch Überlegungen anstellen, wie man China eins auf die Mütze geben kann, hat Präsident Obama schon mal damit angefangen, dafür praktische Vorbereitungen zu treffen. Im australischen Canberra verkündete er letzten Monat, dass die USA ab nächstem Jahr im nördlichen Australien bis zu 2.500 Marines stationieren werden; ein Manöver, das sich, wie nicht nur der Economist meint, klar gegen China richtet. Und schon im Juli vorigen Jahres hatte US-Außenministerin Clinton in Vietnams Hauptstadt Hanoi erklärt, das von mehreren Staaten beanspruchte südchinesische Meer sei auch für die USA von "nationalem Interesse". In Canberra setzte Obama noch einen drauf. Er versprach, die USA seien im asiatisch-pazifischen Raum, "um hier zu bleiben."

So viel Entschlossenheit nötigt selbst Human Events Respekt ab, dem einstigen Lieblingsmagazin Ronald Reagans: "Letzte Woche", schrieb hier ein pensionierter Oberstleutnant, "war Präsident Obama in Asien, um China den kalten Krieg zu erklären." Natürlich blieb auch die chinesische Presse nicht stumm. Hier forderten Kommentatoren die chinesische Regierung ziemlich unisono auf, im Umgang mit den USA in Zukunft weniger zurückhaltend zu sein. "Effektive Gegenmaßnahmen sind erforderlich", meinte ein Kolumnist der Global Times. Ein anderer schlug vor, Teile des südchinesischen Meers "zur Kampfzone für militärische Übungen" zu erklären, um hier nichtchinesische Ölerkundungsbohrungen zu verhindern.

Wenn das in diesem Tempo weitergeht, dann ist nicht nur ein kalter Krieg drin, sondern auch ein richtig heißer. Das würde für mich heißen, dass ich noch einmal umsatteln muss: Vom kalten Kolumnisten zum rasenden Kriegsreporter. Wahrscheinlich keine ganz einfache Sache, aber auch eine Herausforderung. Und gut, dass ich an dieser Stelle schon mal trainieren kann. Also: Achtung, Leser! Die Einschläge kommen näher. Und weggetreten, zack, zack!

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10 Kommentare

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  • MM
    Matthias Mersch

    Lieber Y.,

     

    dass sich Chinas Kader jetzt schon von dir die Welt erklären lassen müssen, ist ein untrügliches Zeichen für den nahen Untergang des Landes. Der vielgepriesene "Aufstieg Chinas" fällt also bis auf weiteres aus. Mersch und mit ihm der ganze Erdkreis atmen auf.

     

    Der Artikel ist von Wang Yongsheng artig übersetzt, wenn ich als alter Haudegen mal großzügig darüber hinwegsehe, dass der Mann offenbar nicht gedient hat, denn er lässt deinen biedersinnigen Oberstleutnant die Karriereleiter mächtig bis zum Generalleutnant hinaufstolpern. „Dangxin, dangxin“ für „zack, zack“ haut natürlich auch nicht hin. Hier liegt eine Kasernenhofentwöhnung in bedenklichem Ausmaß vor! Was aber ist der Grund dafür, dass die Quellenangabe deines unerschöpflichen Zitatenschatzkästleins "Global Times" unter den Tisch gefallen ist?

     

    Und ja, @Xie Zeren: Wenn Sie schon mit ollen Kamellen von Anno Tobak hantieren, dann bitte geordnet aufgetischt und nicht wild zu kaum genießbarem Glühwein verrührt: „"Die Acht verbündeten Nationen" haben keineswegs des Yuanmingyuan zerdeppert, das hatte eine Koalitionstruppe aus Brit` und Franzos` rund vierzig Jahre zuvor allein besorgt. Die pösen, pösen bäpstlichen Missionare haben nicht nur begehrlich bekehrt, sondern den Heidenkindern auch pfeilgrad einige derjenigen Paläste gebaut, die dann als Kernstück einer zirka 5000 bis 780 000-jährigen Kultur im Yuanmingyuan in malerische Ruinen verwandelt wurden.

    Stilwell kämpfte mitnichten gegen die Kommunisten, sondern gegen die Unfähigkeit Tschiang Kai-scheks und dessen Eingebundenheit in typisch chinesischen Pallawatsch. Allerdings hat sich das Bildnis Tschiangs in rotchinesischen Augen in den letzten Jahren von dem eines Vampirs in das eines honetten Patrioten ohne Fortune gewandelt, so dass im volksrepublikanischen Blätterwald höhnende Kritik gegen ihn ganz unüblich geworden ist.

    Geschichte kommt halt meistens nicht so glattrasiert daher wie der Schädel eines chinesischen Generalissimo. Aber Obacht, beim Donnern der Kanonen können sich auch Kriegsreporter aus der Norddeutschen Tiefebene leicht in den Fußstapfen der Schalek verlaufen!

  • C
    CYS

    Die chinesische Uebersetzung dieses Artikels erschien uebrigens am 14. Dezember 2011 in der Qingnian Cankao (Elite Reference). Hier der Link fuer alle, die lieber Texte auf Chinesisch lesen:

     

    http://qnck.cyol.com/html/2011-12/14/nw.D110000qnck_20111214_1-23.htm

  • H
    HCL

    Eigentlich ham die US-Amerikaner, da sich ihr Turbokapitalismus mit Hang zu Welthegemonie langsam in Rauch und Schuldverschreibungen auflöst, vor allem vor einem Angst: daß China letztere einlöst und auf sofortige Bezahlung besteht. Und nen Anteil der USA reklamiert, in ähnlicher Größe der seitens der USA dem Staat Mexiko einst gestohlenen Gebiete! Ich könnt mich bepissen vor Lachen, wenn ich lese, daß die US of A irgendwo 2500 Soldaten als Drohgebärde hinschicken! So kleine Pfeifen ham die Chinesen doch garnicht, worin se die rauchen könnten!

    Jungs, bleibt mal locker. Wenn so`n paar Republikaner auf Stimmenfang ihre schwindsüchtigen Muskeln gegenüber China spielen lassen, darüber lacht die ganze Welt! Abgesehen von China natürlich. Die ihre eigenen Probleme massivst haben. Na, wenigstens könn se 5000 Jahre besser kochen als die Barbeque-Amis.

  • B
    blub

    Ach, ich dachte Amiland "hilft" erstmal dem Iran und bringt "Demokratie".

  • C
    CYS

    Hier noch ein aufschlussreicher Artikel zu dem ganzen Komplex auf der Homepage von "The Nation": http://www.thenation.com/article/164995/playing-fire-obamas-risky-oil-threat-china

  • HZ
    HU Zei

    Planet der Affen, Teil IV - "Jetzt wird die Politik zur Idiotie"

  • XZ
    Xie Zeren

    A propos *take China down*, da gab es illustre Vorläufer. Ein ähnlicher Versuch wurde zu kolonialen Zeiten unternommen, damals waren die *Acht verbündeten Nationen* (England, Frankreich, Italien, USA... man recherchiere gerne selber den Rest) gegen das Reich der Mitte marschiert und konnten gewisse Erfolge erzielen. U.a. wurde der größte Kulturschatz der damaligen Menschheit, der Yuanmingyuan in Beiping (der u.a. die unfassendste Bibliothek der Zeit beherbergte) durch zweimaliges *Schleifen* dem Erdboden gleichgemacht (die Ruinen kann man noch heute unweit des Yiheyuan, also des Sommerpalast inspizieren). Ein Teil der Kunstschätze wurde geraubt und kann heute in diversen Museen der Welt betrachtet werden.

    Später ist das Eingreifen der Amerikaner in den chinesischen Bürgerkrieg legendär, General Stilwell und diverse Bömbchen machten den weiten Weg von Nordamerika nach China, um Chiang Kaishek gegen die *Roten* zu unterstützen. Begleitet wurde dieser mit seinen Mannen durch eine massive Öffentlichkeitskampagne durch den Time Magazine Begründer Luce, der in seinen Blättern, die den Großteil der damaligen Medienlandschaft abdeckten, zum Krieg gegen die Barbaren (ja, er war fanatischer Christ und entstammte einem missionarischen Elternhaus) trommelte.

    Tja, und dabei vergaß ich fast zu erwähnen, daß die fleißige Missionsarbeit der christlichen Kirchen bereits seit dem 17. Jahrhundert so manche Seele heimholte und am chinesischen Kaiserhof u.a. für die eine oder andere Intrige im Sinne der päbstlichen Unfehlbarkeit sorgte.

    Also frisch auf, Amerika, losmarschiert, die Weiten Asiens und deren Bewohner erwarten Dich (natürlich im allegorischen, ökonomischen Sinne).

  • C
    CYS

    @ Alois H.: Ich hatte mich bewusst fuer die mildest moegliche Uebersetzung von "take China down" entschieden; ich denke allerdings auch, dass sie mit Ihrer schaerferen Uebersetzung richtiger liegen. Da mir klar war, dass meine Uebersetzung auch eine Interpretation bedeutet, hatte ich die Originalformulierung bewusst in Klammern gesetzt.

     

    Wer aber die Debatte im Kontext nachlesen will, der folge diesem Link:

     

    http://www.cbsnews.com/8301-505103_162-57323734/cbs-news-nj-debate-transcript-part-1/?pageNum=11&tag=contentMain%3BcontentBody

  • AH
    Alois H.

    To take down China heisst "China fertigmachen", "China zerschlagen" und nicht "runterziehen".

     

    Immerhin lässt Ihr Beitrag durchschimmern, was zunehmend die Leitlinie us-amerikanischer Politik ist: Insbesondere wirtschaftlich, z.B. durch wirtschaftliche Kooperationen ohne oder gar gegen China, aber auch indirekt aggressiv, z.B. durch die zunehmende Kontrolle für China wichtiger Schiffahrtsrouten und nicht zuletzt mit dem Aufbau militärischer Optionen und Drohpotentiale, China zu schädigen und ein - aus us-amerikanischer Sicht - kritisches Gewicht nicht erreichen zu lassen.

     

    Ihre Erwähnung der überaus smarten (Ent)Äusserungen einiger für us-amerikanische Verhältnisse schlauer politiker deutet bereits an, was diese Pläne der usa indizieren: Die Frage, ob das Universum grösser ist als die Dummheit amerikanischer politiker ist kaum zu beantworten, aber es sieht nach einem Sieg der amis aus.

  • B
    Besserwessi

    Guter Artikel, umsatteln haelt jung und gesund, besser als in Peking an Smog, Passivrauch und Uebersaettigung des Magen-Darmtrakts dahinzusiechen. Und jetzt mal zack, zack schon mal die zukuenftige Frontlinie inspizieren gehen !