Wieder Amoklauf in Europas größtem Waffenparadies

FINNLAND Kosovare, den seine Partnerin nicht mehr sehen wollte, richtet ein Blutbad bei Helsinki an

STOCKHOLM taz | Ein dritter Amoklauf innerhalb von drei Jahren hat Finnland zum Jahreswechsel geschockt. Ein 43-Jähriger erschoss zu Silvester in Espoo bei Helsinki seine Expartnerin, dann in einem Einkaufszentrum vier weitere Menschen und schließlich sich selbst. „Wir müssen etwas gegen die Gewalt in der finnischen Gesellschaft tun“, erklärte Finnlands Staatspräsidentin Tarja Halonen als Reaktion.

Ähnlich wie bei früheren Gewalttaten wurde als Erstes die Frage nach einer Verschärfung der Waffengesetze gestellt. Ministerpräsident Matti Vanhanen kündigte eine entsprechende Untersuchung an. Laut bisheriger Erkenntnisse besaß der jetzige Amokläufer eine nicht genehmigte Waffe und verfügte nicht wie frühere Täter über einen Waffenschein. Es soll gegen ihn 2003 ein Verfahren wegen illegalen Waffenbesitzes gegeben haben. Mit 1,8 Millionen legalen Schusswaffen auf 5,3 Millionen EinwohnerInnen gehört Finnland zu den Ländern mit dem höchsten Privatbesitz an Schusswaffen weltweit.

Laut Polizeiangaben handelt es sich bei dem Gewalttäter um den 1990 als Flüchtling aus Kosovo nach Finnland gekommenen Ibrahim Shukpoli. Seine finnische Expartnerin habe vor einiger Zeit ein gerichtliches Kontaktverbot gegen ihn erwirkt, da sie sich trotz der mittlerweile erfolgten Trennung von ihm verfolgt und belästigt fühlte. Gegen dieses Verbot habe der Mann in den letzten Wochen zweimal verstoßen. In Internetforen von Zeitungen löste dies prompt eine Welle fremdenfeindlicher Kommentare aus. REINHARD WOLFF