piwik no script img

Fischfangqouten erhöhtVollere Netze für deutsche Kutter

Erstmals seit Jahren dürfen Nordsee-Fischer wieder mehr Hering und Scholle fangen, beschlossen die EU-Minister. Umweltverbände sind entsetzt.

Volles Netz: In der Nordsee darf wieder mehr Hering und Scholle gefangen werden. Umweltschützer protestieren dagegen. Bild: dpa

BRÜSSEL/HAMBURG dpa | Mehr Fisch im Netz: Erstmals seit Jahren dürfen Nordseefischer 2012 wieder mehr Hering und Scholle fangen als im Vorjahr. Darauf einigten sich die zuständigen EU-Minister am frühen Samstagmorgen in Brüssel. Deutsche Kutter können 140 Prozent mehr Hering einfahren, sagte der deutsche Agrarstaatssekretär Robert Kloos (CDU).

Die Fangquoten können steigen, weil sich die Bestände im laufenden Jahr erholt haben. Auch Scholle und Kabeljau dürfen häufiger gefangen werden. Für die Nordseescholle gab es eine Erhöhung von 15 Prozent, ebenso für arktischen Kabeljau vor der Küste Norwegens.

Für zahlreiche andere Fischarten wurden die Fangquoten für die Nordsee und den Nordatlantik hingegen gekürzt. Einbußen kommen beispielsweise beim Seelachs in der Nordsee. Hier wurde die Fangquote um 15 Prozent reduziert.

Die Fangquoten für den Kabeljau in der Nordsee blieben nahezu auf Vorjahresniveau. Für Deutschland steht nach Worten Kloos im nächsten Jahr unter dem Strich ein Plus. In den Vorjahren hatte es stets Rückgänge gegeben.

"Die Bemühungen der letzten Jahre um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände zeigen deutlich positive Ergebnisse", resümierte der Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer in Hamburg. "Der Anteil nachhaltig befischter Bestände stieg in einem Jahr von rund 20 auf nunmehr 37 Prozent." Auch EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki betonte, bei vielen Beständen habe sich die Lage gebessert. "Die meisten Fischer können zufrieden sein."

90 Prozent der Bestände überfischt

Die EU-Kommission hatte den Mitgliedstaaten härtere Einschnitte vorgeschlagen, als jetzt vereinbart wurden. Brüssel stützt sich beim Kampf gegen die drohende Ausrottung vieler Fischarten auf wissenschaftliche Studien. In Europa gelten fast 90 Prozent der Bestände als überfischt.

Heftige Kritik kam daher von Umweltverbänden. Die Umweltstiftung WWF kritisierte den Heringsbeschluss als "Rückfall in dunkle Zeiten". Die Minister verfielen einem "riskanten und kurzsichtigen Gewinnstreben", warnte WWF-Fischereiexpertin Karoline Schacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • F
    fishy

    37% nachhaltig befischter bestände sind doch kein grund zum selber-auf-die-schulter-klopfen!

    das heißt doch, dass immerhin 63% der bestände nicht nachhaltig befischt werden...

  • I
    ilmtalkelly

    Wenn ich die Preise für Bismarckhering und Rollmops bei Kaufland sehe, wunderts mich nicht, dass die Fangquote erhöht werden musste. Da musst du als Fischer einfach mehr raus holen, um zu überleben. Verantwortlich sind wir als Verbraucher. Immer schön billig, aber die bösen Fischereien.

     

    Das Bild zeigt Makrelen.

  • WW
    Wer Weiß

    Ich bin zwar kein Biologe, aber ich denke auf dem Bild sind Makrelen und weder Heringe noch Schollen abgebildet. Das sind zwar trotzdem heimische Fische, aber im Sinne der allgemeinen Bildung wäre es gut die richtigen Fischarten zu zeigen. Auch um ein bewussteres Einkaufen zu unterstützen.