piwik no script img

Stellenstreichung wegen guter KonjunkturArbeitsagentur verschafft sich Arbeit

Der Wirtschaft geht es gut, deshalb will die Arbeitsagentur tausende Stellen streichen. Schon im kommenden Jahr werden 6.000 befristete Stellen nicht verlängert.

Die Arbeitsagentur geht einen anderen Weg als die Wirtschaft. Bild: dapd

BERLIN taz | Im kommenden Jahr wird die Bundesarbeitsagentur insgesamt 10.000 Stellen streichen. Bis Jahresende 2012 würden insgesamt 6.000 befristete Stellen nicht verlängert, sagte ein Sprecher der Behörde der taz. Außerdem würden zum 1. Januar 4.000 Stellen an Städte und Kommunen übergehen, die dann ohne Beteiligung der Arbeitsagentur die Grundsicherung verwalten werden. Bis 2015 sollen noch 7.000 weitere Stellen gestrichen werden.

Die Agenturinternen Berechnungen basieren auf dem Frühjahrsgutachten bei dem die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute ihre Wachstumsprognose kräftig nach oben korrigierten. Der geplante Stellenabbau basiert auf der Annahme des Gutachtens, dass die Arbeitslosenzahl weiter sinken werde. Außerdem gebe es derzeit weniger Schulabgänger. Dass 17.000 Stellen gestrichen werden könnten ist bereits seit Sommer bekannt. "Inzwischen können wir bestätigen, dass das auch passieren wird", sagte Behördensprecher Paul Ebsen.

2010 arbeiteten 120.000 Menschen bei der Arbeitsagentur, davon rund 20.000 mit befristeten Verträgen. Laut Ebsen werde die Zahl der Angestellten regional unterschiedlich sinken, basierend auf örtlichen Arbeitslosenquoten und Schulabgängerquoten. In Süddeutschland, wo es eine vergleichsweise niedrige Arbeitslosenquote gibt, würden dementsprechendviele Stellen gestrichen werden.

Wie die Financial Times Deutschland am Dienstag berichtet hat, würden mit dem Stellenabbau die behördeninternen Strukturen in der Führung und der Logistik stark vereinfacht. Ab 2015 solle so jährlich eine Milliarde Euro eingespart werden.

Abschwung erwartet

Allerdings erwartet mehrere Wirtschaftsinstitute für das kommende Jahr bereits eine Schwächephase. In der Prognosen, die heute erschienen, gehen sie allerdings auch davon aus, dass die Arbeitslosenquote weiterhin sinkt. Sollte sich die wirtschaftliche Lage ändern, würden wieder Leute angestellt werden, so der Sprecher der Arbeitsagentur, Ebsen. Die Stellen würden wieder befristete sein.

Die Arbeitslosenquote in Deutschland sinkt seit mehreren Jahren. Im November waren 2,7 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, 200.000 weniger als ein Jahr zuvor. Konstant blieb allerdings die Zahl der Hartz IV-Empfänger, sie liegt stabil bei über 6 Millionen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • E
    enttäuscht

    Traurig das die letzte freie zeitung die statistiklüge

    der cdu immer noch nicht aufdeckt.Aber was soll man noch von einer Bevölkerung erwarten,die schon nach einem Jahr vergessen hat wer alles nicht mehr in der

    Arbeitlosenstatistik auftaucht.

  • C
    crackpille

    Jo klar. Die Bearbeitungszeiten für so unwesentliche Dinge wie Lebensunterhalt sind ja auch dermaßen schnell, da kann man ruhig noch Stellen abbauen.

  • A
    arbeitslosigkeit

    "2010 arbeiteten 120.000 Menschen bei der Arbeitsagentur"

     

    Wieviel Mrd. an Personalkosten werden das sein?

    Wahnsinn! Und wenn erst die ehemaligen Angestellten der Arbeistagentur zumindest teilweise bei ihren Kollegen vorbei schauen und um Unterstützung bitten müssen, weil sie arbeitslos sind ;-)

     

    "Konstant blieb allerdings die Zahl der Hartz IV-Empfänger, sie liegt stabil bei über 6 Millionen."

     

    Was meinen Sie mit "Hartz IV-Empfänger"? Sie meinen doch sicherlich ALG-II, oder? Übersetzt bedeutet das Sinken der Arbeitsligkeit bei gleichbleibender Zahl an ALG-II-Empfängern, dass Arbeitslose in der Regel nur Beschäftigungen nachgehen, von denen sie den sog. "Grundbedarf" für sich oder ihre Familie nicht decken können und somit sog. "Aufstocker" sind.

     

    Aber auch diese werden regelmäßig vorgeladen, müssen weiterin Bewerbungen nachweise etc.

     

    "Toll" dieses Sinken der Arbeitslosigkeit! Ein wahres Wirtschaftswunder...

     

    Wähler-Verblödung kann man es auch nennen!

  • A
    Anita

    Tja, da frisst die Revolution ihre Kinder, da werden die ALG2-Kuerzer selber zu ALG2-Empfaengern....

    Ich freu mich drauf.

  • N
    Nadi

    Es ist schon interessant, wenn der Staat selber 16 Prozent der Beschäftigten bei der Agentur für Arbeit befristet unter Vertrag hat. Das wundert mich dann nicht mehr, dass die Jobcenter als Frust-Plätze Furore machen.

    Aber die Damen und Herren können beruhigt sein, dank Merkel und Sarkozy werden sie bald alle Hände voll zu tun haben. Die Misere wird nicht lange auf sich warten lassen. Ein großer Teil der Kunden/Klienten bleibt ja eh mit einem Bein im Jobcenter stecken - dank Aufstockung.