Die Köpi ist Symbol für Freiraum

WAGENPLATZ VERSTEIGERT

Es kam und ging schon so mancher Grundstücksbesitzer

Rot-gelb-blau-grünes Konfetti flattert durch den öden Sitzungssaal des Amtsgerichts Mitte: Die Aktivisten des Wohn- und Kulturzentrums Köpi machen an diesem Donnerstag ihre eigene Zwangsversteigerung zu einer bunten Angelegenheit. Noch vor Beginn der Versteigerung erheben sich fünf Köpi-Bewohner, hüllen die anwesenden Interessenten, Anwälte und Journalisten in einen Regen aus Papierschnipseln und sagen laut: „Vergessen Sie nicht: Da wohnen Menschen. Wer die Köpi kauft, hat keine ruhige Nacht mehr.“ Um dann nach draußen zu verschwinden, zur Kundgebung ihrer MitbewohnerInnen.

Wieder einmal ist eine Auktion des Areals mit dem alten Gründerzeit-Haus in der Köpenicker Straße 137 anberaumt, diesmal geht es um den Wagenplatz. 1990 besetzt und 1991 legalisiert, haben die Köpi-Bewohner schon so manchen Grundstücksbesitzer kommen und gehen sehen. Geblieben ist ein Symbol für die Freiräume einer ganzen Stadt. „Köpi bleibt Risikokapital“ – der Slogan taucht noch bei jeder Demo auf, die sich gegen den Ausverkauf von öffentlichem Raum wehrt.

Das Symbol überdauert auch die Versteigerung: Ein Geflecht verschiedener GmbHs bleibt Besitzer. Immer noch weiß keiner so recht, wer hinter diesem Konstrukt steckt und die Schulden trägt, um deren Eintreibung willen Commerzbank und Finanzamt das Grundstück unter den Hammer brachten.

Klar ist jedenfalls: Das Gelände soll bebaut werden. Mit Wohnungen, deren Mieter oder Käufer später entweder gern oder aber gut abgeschottet neben einem autonomen Kulturzentrum leben sollen. Dafür gibt die Köpi den Wagenplatz her und darf das Haus behalten, so lautet der Vorschlag des Anwalts.

Wie ernst er das meint, ist schwer zu sagen. Genauso schwer ist zu sagen, ob sich die Köpi-Bewohner mit solch einer Option ernsthaft befassen. Denn die Köpi ist zwar Symbol, doch sie ist auch eine sehr eigene und nach außen recht abgeschottete Welt. Vor einigen Monaten maskierten sich zwei Reporter der Zeit als Obdachlose, um die Hilfsbereitschaft der Menschen in Berlin zu testen. Ein Mann, der die beiden zur Köpi schickte, weil ihnen da sicher geholfen würde, schickte sie auf den Holzweg.

Man sei hier keine sonderlich offene Gemeinschaft, beschied man den verkappten Reportern, und könne deshalb nicht helfen. Bisher sind sie in der Köpi ganz gut damit gefahren, erst einmal sich selbst zu helfen. SEBASTIAN PUSCHNER