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Googles neue SuchfunktionFacebook-Fanseiten werden ignoriert

Seit wenigen Tagen hat Google eine neue Funktion freigeschaltet, bei der Resultate aus Google Plus in der Standardsuche auftauchen. Kritiker halten das für unfair.

Ey! Wer bei Google nach Britney Spears sucht, findet ihre Facebook-Seite mit 40 Millionen Fans erstmal nicht. Bild: ap

Die US-Wettbewerbshüter nehmen jetzt laut einem Medienbericht auch das Online-Netzwerk Google+ unter die Lupe. Dabei gehe die Handelsbehörde FTC der Frage nach, ob Google eigene Dienste bei seinen Suchergebnissen bevorzuge und damit gegen Wettbewerbsregeln verstoße, berichtete die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf informierte Personen.

Google hatte jüngst eine stärker personifizierte Internet-Suche vorgestellt. Dabei werden nach ersten Eindrücken vom US-Start Inhalte aus Googles Online-Netzwerk Google+ stärker als bisher in den Vordergrund gestellt. Registrierte Nutzer haben dabei auch die Option, die Suche nach Personen auf einen Bekanntenkreis zu beschränken.

Mit der neuen Funktion "Search Plus Your World" werden seit wenigen Tagen Inhalte aus dem hauseigenen sozialen Netzwerk des Internet-Riesen in die Hauptsuche eingeblendet. Und: Wer eingeloggt ist, kann sogar in Daten des privaten Freundeskreises suchen.

Der Plan scheint zu sein Google Plus, das in den letzten Monaten stark gewachsen ist, als ernstzunehmenden Konkurrenten von Facebook und Twitter zu etablieren. Und dafür, so glaubt die Google-Chefetage offenbar, eignet sich das nach wie vor erfolgreichste Produkt des Konzerns, die Suchmaschine, am besten.

"Wir brauchen einen entsprechenden Brief"

Doch unkritisch angenommen wird der neue Dienst von Wettbewerbern und dem Fachpublikum nicht. So ließ Twitter schon kurz nach dem Start eine Protestnote seines Hausjustiziars verbreiten, in der es hieß, Google habe früher schlicht die relevantesten Ergebnisse geliefert, nun werde es für alle schwieriger, Informationen zu finden.

Tatsächlich ist Google Plus nun so etwas wie das bevorzugte Social Network der Google-Suchmaschine: Ergebnisse daraus tauchen gleich rechts in einer eigenen Spalte auf und sind sogar im Suchfeld hervorgehoben. Google Plus (und damit auch eine Mitgliedschaft bei dem Dienst) wird so großflächig beworben.

Bei Google tut man so, als verstehe man die ganze Aufregung nicht. In einem Interview sagte Ex-Firmenchef Eric Schmidt, man sei "gerne bereit", mit Twitter und Facebook zu reden, um deren Inhalte in die soziale Suche aufzunehmen. Bislang fehle es aber an entsprechenden Verträgen. "Wir brauchen von beiden einen entsprechenden Brief."

Mit Twitter und Facebook geht's auch

Tatsächlich hatte Twitter im vergangenen Jahr eine sogenannte "Firehose"-Vereinbarung mit Google beendet, die der Suchmaschine kompletten Zugriff auf die Echtzeitinhalte des Kurznachrichtendienstes gab. Allerdings kann Google auch ohne diese Schnittstelle Inhalte bei Twitter, die zu großen Teilen frei im Web stehen, indexieren und genauso hervorgehoben präsentieren wie Ergebnisse aus Google Plus.

Ähnlich sieht es bei Facebook aus. Hier sind zwar viele Inhalte noch nach dem Einloggen sichtbar, doch immer mehr Nutzer geben ihre Statusbotschaften und Postings für die Internet-Öffentlichkeit frei - oder haben zumindest den entsprechende Privatsphärenschutz nicht aktiviert. Auch dieses Material könnte Google erfassen und hervorgehoben präsentieren, wenn es wollte.

Der Suchmaschinenexperte Danny Sullivan hält Googles Vorgehen für problematisch. Der Umbau des Suchangebots bevorzuge Google deutlich, führt er in mehreren "Real-Life"-Beispielen aus. Google Plus-Ergebnisse seien nun oft schneller zu finden als etwa die offiziellen Facebook- und Twitter-Seiten.

Bei einer Suche nach "Britney Spears" muss man, um zum Twitter-Account der Sängerin zu gelangen, weit nach unten scrollen - vorbei an Googles Bildersuche, Videoergebnissen bei YouTube und dem YouTube-Kanal des Starlets. Die Facebook-Seite, die knapp 40 Millionen Fans hat, wird unter den Top-Ergebnissen gar nicht gelistet.

Kartellrechtliche Relevanz?

Zum Vergleich: Bei Google Plus folgen Spears nur 1,4 Millionen User. Auch den Google Plus-Vorschlag im Suchfeld sieht Sullivan kritisch: "Hier könnte Google auch Britneys eigene Seite, Facebook oder Twitter angeben."

Sullivan fragt, ob Googles Ansatz kartellrechtliche Relevanz hat. Tatsächlich gibt es sowohl in Europa als auch in den USA derzeit Bemühungen, die dominante Position des Suchmaschinenriesen auf mögliche Monopolprobleme abzuklopfen - mit "Search Plus Your World" liefert Google selbst Munition.

So mancher Marktbeobachter fühlt sich bereits an das Kartellverfahren gegen Microsoft Ende der 90er Jahre erinnert. Damals wurde dem Softwaregiganten auf die Finger gehauen, weil dieser über sein Windows-Monopol versucht hatte, den hauseigenen Browser Internet Explorer in den Markt zu drücken. Man könnte Google mit seinem Suchmonopol und Google+ nun ähnliches unterstellen.

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8 Kommentare

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  • S
    Stefan

    Ich sag dazu nur: freier Wettbewerb. Wieso sollte Google die eigenen Informationen nicht nutzen dürfen ohne die von anderen Diensten auch zu nutzen?

    Google weiss einfach, wie man den Wettbewerbsvorteil nutzen kann... Schlimm? Dann ab in den Sozialismus!

  • M
    monochromata

    "Allerdings kann Google auch ohne diese Schnittstelle Inhalte bei Twitter, die zu großen Teilen frei im Web stehen, indexieren [...]"

     

    Ein Informatikstudium könnte davor bewahren, so eine Aussage in einen Artikel zu tippen. Natürlich kann Google Rechenzeit und Bandbreite verschwenden, um alle URLs von Twitter im Sekundentakt abzurufen, um zu ermitteln, ob sich der Inhalt einer dieser URLs verändert hat. Alternativ könnte es auch ständig von Twitter nur die veränderten Inhalte jener URLs übermittelt bekommen, die sich tatsächlich verändert haben. Ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. Dass Google nicht die erste Option nutzt, versteht sich ja von selbst, ansonsten erschließt es sich nach etwas Bedenkzeit. Dass es keinen Sinn macht, Facebook und Twitter wesentlich seltener zu indizieren, leuchtet wohl auch ein, wenn man die Inhalte auf diesen Webseiten bedenkt.

  • L
    ldas

    Das pöse Google indexiert unsere Inhalt nicht, die wir ihnen nicht zur Verfügung stellen.

  • K
    KFR

    Schlimmer noch ! Google fragt mich: was machen Sie wenn ihre Standard mail.provider blockiert wird ( nicht googlemail ist ); zusätzlich bekomme ich unverlangt plötzlich Vorschläge von einschlägigen Unternehmen des horizontalen Gewerbes !

    zusätzlich suche ich natürlich "nicht" mir (und Bekannten) bereits bekannte Webseiten, Bilder, news sondern "neue" bislang unbekannte !

  • Z
    zack

    Wen all das stört, der suche doch einfach mit:

     

    https://www.ixquick.de/

     

    Diese Suchmaschine speichert keine IP-Adressen und ermöglicht es zudem, via Proxy anonym auf Seiten zuzugreifen.

     

    Aber die Leute wollen ja scheinbar nicht. Dann kann man ihnen eben auch nicht helfen...

  • H
    Hallo?

    Also wenn ich nach "britney spears" auf dem deutschen google, dann kommt bei mir Twitter vor Youtube, im englischen Google danach. Ob da System dahinter steckt und wenn ja welches, lässt sich nur vermuten.

     

    Außerdem die Frage, warum will ich Facebook, Youtube, Twitter & co. überhaupt bei Google finden? Google ist v.a. für all die Seiten wichtig, die man ohne Google nicht finden würde! Ich finde es nicht schlimm, dass Facebook nicht in den Top 10 auftaucht...

  • M
    Mike

    Ich kann die Aufregung nicht verstehen, allerdings die Ängste, die aus der vergoogelung entstehen.

    Wie so oft kann ich nur kommentieren, dass es jedem freigestellt ist sich auf Facebook, Twitter oder eben auch Google+ anzumelden - viele unserer Mitmenschen finden gefallen an diesen Netzwerken und ziehen sicherlich Vorteile aus ihnen. Ebenso Google, übrigens ein Wirtschaftsunternehmen... Mir hat sich die Notwendigkeit eines Social-Network-Accounts noch nicht erschlossen, kenne aber durch Bekannte durchaus den Inhalt mancher ach so wichtigen Nachrichten und Postings - zu mindestens 90 Prozent dient das ganze dem Zeitvertreib unserer gesättigten Gesellschaft.

    Ich kenne viele, die sich bewusst gegen derlei Accounts entschieden haben und habe keinerlei Schwächung ihres "sozialen Status" erkennen können.

     

    In dem Sinne, einen schönen Sonntag noch.

  • A
    auweia

    Ein paar Oligopolisten machen ein Marktsegment unter sich aus. Die Kunden dieses Marktsegmentes glauben immer noch, sie wären "user", wie putzig. Manche finden das "ungerecht". Die taz war doch mal entstanden, um die Medienlandschaft zu verändern? Also: Glauben alle wirklich, dass diese Konzerne so bunte Logos haben, weil sie nette Menschenfreunde sind? Ist das Internet zum kuscheln da? Hah. Die Menschen haben abgestimmt: es gibt keine anderen Suchmaschinen neben google. Jetzt lebt damit und jammert nicht. Noch ein Geheimnis, psst psst: twitter und facebook sind auch nicht besser...