Wulffs Ex-Sprecher Glaeseker: Hilfskräfte für die Promi-Sause
Nach der Razzia werden die Vorwürfe gegen Wulffs Exsprecher Olaf Glaeseker lauter. Nur einer schweigt mal wieder zu den Ermittlungen wegen Bestechlichkeit.
BERLIN taz | Einen Tag nach der Razzia bei Olaf Glaeseker verdichten sich die Vorwürfe gegen Christian Wulffs Exsprecher. Die Staatsanwaltschaft Hannover verdächtigt Glaeseker, in seiner Zeit als Staatssekretär in Niedersachsen für eine private Veranstaltungsreihe, den sogenannten Nord-Süd-Dialog, Sponsoren angeworben zu haben.
Im Gegenzug soll er mehrmals Gratis-Urlaube in Feriendomizilen des Veranstalters verbracht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 50-Jährigen deshalb nun wegen Bestechlichkeit.
Wie die Neue Presse in Hannover am Freitag berichtete, soll Glaeseker außerdem einen Landesbetrieb in die Organisation des Events eingebunden und finanziell beteiligt haben. Im Dezember 2009 habe Glaeseker die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) gebeten, Studierende für Aushilfsdienste beim dritten "Nord-Süd-Dialog" abzustellen. Doch als die Hochschule die Kosten dafür in Rechnung stellen wollte, blieb sie darauf sitzen. Das bestätigte ein Sprecher.
Der hochtrabend betitelte "Nord-Süd-Dialog" war ein normales Prominententreffen der beiden Bundesländer Niedersachsen und Baden-Württemberg. Rund 600 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Showgeschäft kamen 2007 zur Premiere unter der Schirmherrschaft der damaligen Regierungschefs Christian Wulff und Günther Oettinger zusammen.
Nach der dritten Promi-Sause im Dezember 2009 auf einem gesperrten Flughafen-Terminal in Hannover wurde die Partyreihe eingestellt. Wulffs Nachfolger David McAllister (CDU) und Oettingers Nachfolger Mappus (CDU) hatten andere Prioritäten.
Wulff schweigt
Organisiert wurde das Fest vom Event-Manager Manfred Schmidt. Allein bei der letzten Veranstaltung 2009 soll er großen Gewinn gemacht haben, weil die Sponsorengelder die Kosten doppelt aufwogen. Zu den Sponsoren des "Nord Süd-Dialogs" gehörte im Jahr 2008 auch die BW-Bank, die zur baden-württembergischen Landesbank gehört und die wegen ihres ausgesprochen günstigen Hauskredits an Wulff in die Schlagzeilen geraten war.
Glaeseker gehörte über Jahre hinweg zu Wulffs engsten Vertrauten. Im Juni 2010 war er ihm als Sprecher ins Präsidialamt gefolgt, kurz vor Weihnachten aber - auf dem Höhepunkt der Kreditaffäre - ohne Angabe von Gründen entlassen worden. Seit Dezember prüfte die Staatsanwaltschaft Hannover, ob gegen Glaeseker und Wulff der Verdacht auf Vorteilsnahme vorlag.
Anders als beim Bundespräsidenten sah sie diesen Verdacht bei Glaeseker nun bestätigt. Am Donnerstag ließ sie darum seine Wohnungen in Berlin und bei Hannover sowie Anwesen des Event-Managers Manfred Schmidt in Berlin und in der Schweiz durchsuchen.
Das Bundespräsidialamt wollte zu den Ermittlungen keine Erklärung abgeben. Dafür nahm CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe den Präsidenten in Schutz. Die Vorwürfe richteten sich gegen einen Mitarbeiter, nicht gegen Wulff selbst, sagte Gröhe im ARD-"Morgenmagazin".
Leser*innenkommentare
Juergen K.
Gast
Sprecher oder Entscheider ?
Sprecher: Dann hat Wullf vorgesagt und er wusste
Entscheider: Dann war (ist) Wullf überflüssig
und soll die Pension zurückgeben, die Wahl annullieren
Karin Haertel
Gast
Das Schiffsunglueck konnte Wulff´s Fehlverhalten nicht ungeschehen machen und nun laesst er skrupellos andere fuer seine Fehler „ueber die Klinge springen“ , um sich selbst in dem zu suhlen, was man nach seiner Auffassung Unschuld nennt. Dieser Mann ist eine Schande fuer Deutschland und seine Buerger. Seine Partei kann sich schon mal sicher sein, das sie bei der naechsten Bundestagswahl fuer diese Fehlbesetzung buessen werden.
Ralf Zimmermann
Gast
Also dieser "Hannoversche Männerclub"ist doch ein Fall für die Abteilung Wirtschaftskriminalität....:)Und nicht nur der,bei uns in hatten wir die gleiche Seuche.....:)PS.Klasse Foto...erinnert mich irgendwie an ne R..te:)Sorry,war mein erster Gedanke...grins..:)
Freider Gerstenschaum
Gast
Gratulation zu den Glaeseker-Foto.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
kroete
Gast
Bekanntlich beißen nur den Letzten die Hunde, so geht die Doku - Soap "Deutschland sucht den Superschnorrer der Nation" fröhlich weiter, jetzt interessiert die Gemüter wieder "Wulffens Büttel", da die "First lady leasing -und boby-car Affäre" allzu schnell verpufft ist.
Es reicht, dieser Bundespräsident soll endlich seine Koffer packen und in sein nun weltberühmtes Klinkerdomizil umziehen.
Christiane Cannizzo
Gast
Der "Amigo-Sumpf" aus Strauss' Zeiten auf niedersächsisch. Wen wundert es, wenn sich die "politische Elite" Hand in Hand mit Wirtschaftbossen, Finanzstrategen und anderen Emporkömmlingen gemeinsam in ihrem Elfenbeinturm gegenüber dem Rest der Welt abschotten und es sich dort gut gehen lassen? In einem Land, welches in den Ländern des Südens mit dem erhobenen Zeigefinger Korruption mahnt, selbst aber die UN Konvention gegen Korruption immer noch nicht ratifiziert hat! Ist es denkbar, dass wir die Politiker haben, die wir verdienen? Wir, dei Basis sollten endlich aus unserer Bequemlichkeit herauskommen und unsere demokratische Rechte viel mehr wahrnehmen. Wie? Indem wir auf allen Ebenen protestieren, solidarisch sind und uns einmischen. Noch viel mehr als bisher.
menschenfreund
Gast
"Aushilfsstudenten nicht bezahlt" - na, wenn das mal nicht vorbildlich ist...