piwik no script img

LandesparteitagNPD hat neuen Führer

Der 26-jährige Sebastian Schmidtke übernimmt den Vorsitz der 250-Mann-Partei. Er gehört den gewaltbereiten "autonomen Nationalisten" an.

Antifas demonstrieren vor der NPD-Parteizentrale am Samstag gegen den Parteitag. Bild: dapd

Einer der führenden Köpfe des gewaltbereiten Rechtsextremismus in Berlin ist neuer NPD-Landesvorsitzender. Der 26-jährige Sebastian Schmidtke von den Berliner "Autonomen Nationalisten" (AN) erhielt auf einem Landesparteitag am Samstag 86 Prozent der Stimmen. Innensenator Frank Henkel (CDU) warnte vor einer zunehmenden Radikalisierung der rechtsextremen Partei: "Die Berliner NPD lässt damit immer weiter ihre Maske fallen. Wir werden diese Entwicklung sehr aufmerksam verfolgen."

Gegen das Treffen in der Köpenicker Parteizentrale protestierten laut Polizei etwa 50 Menschen friedlich. Eigentlich wollten sich die NPD-Delegierten in einem kroatischen Restaurant in Reinickendorf treffen. Nachdem die Antifa sowie diverse Medien Namen und Adresse des Restaurants genannt hatten, sagte dessen Wirt der NPD ab.

Schmidtke - bisher stellvertretender NPD-Landeschef - wird auch in Verbindung mit der hetzerischen Internetseite des "Nationalen Widerstands" gebracht. Dort sind etwa 200 Menschen und Einrichtungen in einer Art "Feindesliste" teils mit Fotos und Adresse aufgeführt. 13 von ihnen wurden laut Polizei bereits bedroht oder attackiert. Am heutigen Montag will sich der Innenausschuss erneut mit der Webseite befassen. Die Piratenfraktion fordert mehr Schutz und Unterstützung für auf der Nazi-Website gelistete Personen.

Schmidtke löst seinen Vorgänger Uwe Meenen ab. Dieser hatte nach der Schlappe bei der Abgeordnetenhauswahl 2011 auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Meenen fungiert künftig wie der Ex-NPD-Bundeschef Udo Voigt als Stellvertreter Schmidtkes. Letzterer will nun den rund 250 Mitglieder zählenden Landesverband "strukturell ordnen und neu ausrichten". (dpa, taz)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • N
    Nemo2011

    Die Taz sollte nicht vergessen, dass auch die CDU und SPD gewaltbereit sind. Es ist noch gar nicht so lange her, dass ein Herr Mappus auf kleine Schulmädchen eindreschen lies.

    Stuttgart 21 ist nicht vergessen.

  • VV
    Volker Vonssen

    @ maoam:

     

    "Stefan,

     

    du meinst bestimmt auch die Tatsache dass die Mehrheit der Deutschen (deiner Meinung nach keine Extremisten) die NAZIS gewählt haben."

     

    Hi maoam, die Nazis haben nie in D eine Mehrheit gehabt, speziell nicht in Berlin. Bitte über die Wahlverläufe bis 1933 informieren.

     

    Gruss,

    VV

  • C
    Carsten

    Stefan hat vollkommen Recht. Und was, maoam, hat die Unterstellung damit zu tun, er würde keine Ausländer mögen? Ich mag z.B. keine türkischen Grauen Wölfe. Und Typen wie Du mögen meist keine Israelis. Und jetzt?

  • AS
    auf Stephan bezogen

    Da hat wohl jemand nicht im Gechichtsunterricht aufgepasst oder zu viel Dr. Guido "Hitlerfan" Knopp geguckt.

     

    Nur weil ein paar Leute, die den eigenen Widerspruch bereits im Namen tragen, Inhalte, Logos und Parolen vom politischen Gegner verfremdet benutzen, muss dies noch lange nicht bedeuten, dass beide politischen Kräfte gleichzusetzen sind. Aber wenn jemand keine Lust hat sich mit den theoretischen Konstrukten und den Ideen, die immer hinter Parolen stehen (sollten), denn Parolen sind nichts weiter als die stark verkürzte Wiedergabe der vertretenden Positionen, auseinander zusetzen, kann aber auch nichts (sinnvolles) dabei rauskommen.

     

    just my 2 cents.

     

    P.S.: Es ist immer hilfreich sich im Bewußtsein zu halten, welche Parteien damals und, damit verbunden, welche Bevölkerungsteile die NSDAP an die Macht kommen lassen haben.

  • M
    maoam

    Stefan,

     

    du meinst bestimmt auch die Tatsache dass die Mehrheit der Deutschen (deiner Meinung nach keine Extremisten) die NAZIS gewählt haben.

     

    DAs waren Leute wie du es bist. Angebliche Demokraten, die über Links und Rechts lachen, nichts verstehen, sich aber für erleuchtet halten.

     

    Warum gibst du nicht zu, dass du keine Ausländer magst?

     

    Somit wärst du nicht in der Mitte, sondern ganz klar rechts, du Sprücheklopfer.

     

    Steh' doch dazu. Na, traust dich nicht?

  • S
    Stefan

    Armes Berlin. Jetzt müssen die immer ganz genau hinschauen, welcher schwarze Block da jetzt randaliert. Ob man jetzt den Autonomen applaudieren muss oder die Nationalen Autonomen verurteilen muss. Wird nicht leichter, besonders, wenn es den einen oder anderen "Grenzgänger" gibt, der wie Horst Mahler mal eben das Lager wechselt. Die Parolen sind fast deckungsgleich und das Ziel steht auch: Diesen Staat zerstören. Fast wie in den guten alten Zeiten, wo die NSDAP mit der KPD gemeinsam die Stadt in die Zange nahm.

  • HE
    Hans Erxleben

    Was die Bildunterschrift angeht - am Samstag protestierten in Köpenick nicht nur Antifas gegen die NPD, sondern weithin sichtbar auch die Berliner VVN, Grüne, Linke und das bezirkliche Bündnis für Demokratie und Toleranz.Wenn man die alle unter Antifaschistinnen und Antifaschsiten summiert, dann würde es wieder stimmen....