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Debatte ErdölPeak Oil ist jetzt

Manfred Kriener
Kommentar von Manfred Kriener

Die Energieversorgung der Welt steht vor dem Umbruch: Die Erdölförderung stagniert schon seit 2005. Und sie wird bald abstürzen.

Das Erdöl wird nicht ausgehen, aber es wird sehr viel teurer werden. Bild: ap

D er Kerl hat sich gut versteckt. Zwischen Euro-Crash und den multiplen ökonomischen Krisen, zwischen arabischer Rebellion und unseren eigenen Skandalen, die zuletzt im hässlichen Klinkerbau eines Herrn Wulff gipfelten, war er verschwunden. Jetzt, seit der Konflikt mit dem Iran eskaliert, ist er wieder da: der vergessene Ölpreis. Unbemerkt und beinahe in Zeitlupe ist er auf aktuell 110 Dollar (Brent) hochgekrochen – eine Verdreifachung seit Jahresbeginn 2009. Mit ihm, der Leitwährung des fossilen Zeitalters, kehrt ein anderes hässliches Thema zurück: Es geht um den Kipppunkt, um das globale Fördermaximum der wichtigsten Ressource, also um Peak Oil, so der populäre englische Begriff.

Lange erinnerte die Diskussion ein wenig "an die Zeugen Jehovas", wie die Kritiker höhnten. Man schaute in die Zukunft und spekulierte, wann die Ölförderung den Gipfel erreichen und wann sie abstürzen wird. Inzwischen können wir den ersten Teil der Frage beantworten: Peak Oil ist jetzt! Die Ölfelder auf unserer Erde werden nie mehr so viel Öl hergeben wie in der historischen Phase von 2005 bis 2012. Dafür existieren inzwischen genug Belege. Schon im Energy-Outlook 2010 hatte die notorisch überoptimistische Internationale Energieagentur IEA einen für ihre Verhältnisse sensationellen Schwenk vollzogen.

Fast nebenbei stellte die wichtigste internationale Energiebehörde fest, dass die weltweite Ölförderung von "normalem" Öl, in der Fachsprache Crude Oil, im Jahr 2006 ihren Höhepunkt überschritten hat.

privat
MANFRED KRIENER

hat vor vielen Jahren das Umweltressort der taz mit gegründet und war bis 1990 ihr Ökologieredakteur. Der Träger des Umwelt-Medien-Preises der Deutschen Umwelthilfe ist heute Chefredakteur des Umweltmagazins zeo2.

Die Marktregel gilt nicht mehr

Sieht man sich die von der deutschen Energy-Watch-Group vorgelegten Produktionszahlen an, erkennt man, dass die Förderung seit 2005 auf einem Plateau von rund 73Millionen Fass (Barrel) Tagesproduktion stagniert. Obwohl der Ölpreis von 2005 bis heute jährlich um 15 Prozent gestiegen ist, gingen die zuvor fast naturgesetzlich wachsenden Produktionszahlen nicht mehr nach oben. Die eherne Marktregel, dass steigende Preise das Angebot erhöhen, ist ausgehebelt. Was ist passiert? Die Produktion lässt sich offenbar nicht weiter erhöhen, weil alle schon am Anschlag pumpen.

In seiner aktuellen Ausgabe hat nun das renommierte Wissenschaftsmagazin Nature den Befund bestätigt. In einer langen Analyse legen sich die Autoren James Murray und David King, beides geologische Experten hoher Gnaden, eindeutig fest: "Oils tipping point has passed" – das Fördermaximum liegt hinter uns.

Hinter dieser nüchternen Überschrift verbirgt sich ein gewaltiger Umbruch für die Menschheit, und doch wird es noch Jahre dauern, bis dieser Wendepunkt unserer Energieversorgung die Köpfe wirklich erreicht hat.

Noch können wir ihn ausblenden, noch reden wir von der Peak-Oil-"Theorie" und ihren "Jüngern", vom "so genannten" Fördermaximum – als wäre das alles ein neurotisches Konstrukt grüner Weltverschwörer. Nur: Es ist ein simples Naturgesetz. So wie die Erde rund und keine Scheibe ist, so beschreibt die Ausbeutung einer Ölquelle eine Glockenkurve. Die Förderung steigt langsam an, erreicht irgendwann einen Höhepunkt (Peak) und geht dann wieder zurück.

Förderquoten rückläufig

Auch wenn man Ölfelder mit mehreren Quellen oder ein großes Fördergebiet wie die Nordsee im Ganzen betrachtet: Es ist immer die Glocke. Inzwischen konnte man von den meisten Förderländern den Peak anhand der Produktionszahlen ermitteln. Auf den texanischen Ölfeldern der USA etwa war schon 1971 das Maximum erreicht, seitdem ging der Tagesausstoß des ehemals größten Förderlands von zehn auf sechs Millionen Fass zurück. Großbritannien hatte 1999 sein Fördermaximum, Norwegen 2001, Mexiko 2004. Unklar ist die Lage in einigen Opec-Ländern, vor allem in Saudi-Arabien. Und natürlich war der Zeitpunkt des globalen Peak das große, jetzt aufgelöste Rätsel.

Quatsch, es gibt doch zig Milliarden Tonnen an Reserven und Ressourcen, rufen jetzt die Freunde des Sechszylinders. Ja und? Öl in Tausenden Metern Tiefe unterm Ozean, in Alaska oder in den Teersanden Kanadas und Venezuelas können den Rückgang nicht ausgleichen. Die Ölproduktion in den derzeit weltweit erschlossenen und ausgebeuteten Feldern geht jährlich zwischen 4,5 und 7,0 Prozent zurück, wie die IEA schon 2008 feststellte.

Es müssen also Jahr für Jahr immer mehr neue Felder in Produktion gehen, nur um den Verlust der alten auszugleichen. Dies wird immer schwieriger, aufwendiger, teurer, gefährlicher, wie die Deepwater-Horizon-Katastrophe zeigte.

Das Unglück im Golf von Mexiko im April 2010 hatte die Diskussion um Peak Oil kurzzeitig gepuscht. Und alte Missverständnisse befeuert. Die Nature-Autoren sagen es jetzt noch einmal ganz klar: Das Öl wird uns nicht ausgehen, es wird nur sehr viel teurer. Nicht der ständig fotografierte, auf Null stehende Benzinanzeiger des Autos, sondern der leere Geldbeutel ist die richtige Metapher zu Peak Oil. Wir werden noch viele Jahrzehnte sehr viel Öl fördern. Aber von Jahr zu Jahr weniger. Die Schere zwischen der Nachfrage, die vor allem in Asien nach oben schießt, und dem fallenden Angebot wird größer, der Preis marschiert.

Chance für eine Energiewende

Die große Frage: Wann ist das Ende des gegenwärtigen Plateaus erreicht und wann wird die Förderung nicht nur stagnieren, sondern tatsächlich abstürzen. Und um wie viel Prozent pro Jahr? Zwei Prozent sagen die Optimisten, sechs Prozent die Pessimisten. Wir wissen es nicht.

Was wir wissen, ist, dass die Weltgemeinschaft mit dem allmählichen und dann immer schnelleren Wegbrechen ihrer wichtigsten Energiequelle gewaltige Probleme bekommt. Und dass es ein Wunder wäre, wenn sich das derzeitige Plateau noch länger als ein, zwei Jahre halten ließe. Natürlich wird dann der Biosprit angekurbelt, Kohle verflüssigt, die Autoflotte verstärkt auf Gas und Elektro umgestellt. Wir werden andere Autos haben, uns aktiver bewegen per Rad und zu Fuß.

Wie elastisch und wie intelligent wir auf den Anfang vom Ende des Öls reagieren, ist das spannende Thema. Peak Oil bringt die Chance für eine echte Klima- und Energiewende. Ob wir wollen oder nicht.

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Manfred Kriener
Manfred Kriener, Jahrgang 1953, ist Umweltjournalist und Autor in Berlin. Themenschwerpunkte: Klima, Umwelt, Landwirtschaft sowie Essen & Trinken. Kriener war elf Jahre lang taz-Ökologieredakteur, danach Gründungschefredakteur des Slow-Food-Magazins und des Umweltmagazins zeozwei.. Zuletzt erschienen: "Leckerland ist abgebrannt - Ernährungslügen und der rasante Wandel der Esskultur". Das Buch schaffte es in die Spiegel-Bestsellerliste und wurde von Umweltministerin Svenja Schulze in der taz vorgestellt. Kriener arbeitet im Journalistenbüro www.textetage.com in Kreuzberg.
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14 Kommentare

 / 
  • S
    sarla

    Am besten wir nehmen Kuba als Modell. Nicht alles ist perfekt, aber Kuba ist unglaublich gut angepasst an das wenige Öl. Und das zum Vorteil der Gesellschaft!

    Spannend und zu empfehlen!

     

    The Power of Community. How Cuba Survived Peak Oil (sub español)

    http://vimeo.com/8653921

  • Z
    Zafolo

    > Wir werden Öl so lange verwenden, bis es eine effizientere Technologie gibt.

     

    Ich halte es für möglich, dass die Menschheit andere Techniken entwickelt. Früher ging aus auch ohne Öl. Wenn man sich die Technikgeschichte anschaut, sind neue Techniken der Energienutzung immer Schlüsselfaktoren bei der Entwicklung der Ökonomie gewesen.

     

    Man kann das gut sehen im Bergischen Land bei Köln, wo im frühen 18. Jahrhundert die ersten Vorläufer der Industrialisierung entstanden, Kohlegruben und auch die Wasserkraft-getriebene Textilfabrik der Familie Engels (ja, auch DER Engels), welche später das Ruhrgebiet prägten. Diese Entwicklungen, wie die allmähliche Entwicklung der Dampfmaschine, haben über hundert Jahre gedauert.

     

    ABER:

     

    Eine effiziente alternative Technologie zur Energiegewinnung läßt sich nicht herbeizaubern. Das Problem ist der Faktor Zeit. Wir haben sieben Milliarden Menschen auf der Erde und wir können sie heute ohne Öl nicht ernähren. Wenn das Öl zu schnell weniger wird, wird es massive Hungersnöte geben. Und Hungernöte hat es in der Geschichte der Menschheit schon viele gegeben, wenn Bevölkerungen die Ressourcen zuerstört haben, von denen sie lebten, oder wenn sie sich, wie in Irland 1845, zu sehr von einer Quelle abhängig gemacht haben, die sie dann im Stich ließ. In Irland verhungerten damals eine Million Menschen.

     

    Institutionen wie die IEA sprechen von einem möglichem Rückgang der Ölförderung von schätzungsweise 6 % jährlich. Das ist verdammt schnell - 60 % in 15 Jahren!

     

     

    Es muß weltweit massive Anstrengungen geben, um Energie einzusparen. Das ist nicht nur ethisch geboten, und wirtschaftlich das einzig vernünftige, sondern es ist auch wirtschaftlich in vielen Punkten risikofrei, denn Maßnahmen wie hocheffiziente Wärmedämmung und eine Elektrifizierung des ÖPNV rechnen sich schon heute. Da wir WISSEN, das Öl in Zukunft nur noch teurer wird, brauchen wir uns um die Sinnhaftigkeit keine Gedanken mehr machen. Man kann extrem viel tun!

     

    Nach allem, was logisch ist, steuern wir auf eine Zeit zu, in der Veränderung die einzige Konstante sein wird. Ein Festhalten am Alten wird nicht mehr zur Diskussion stehen. Die Entscheidung wird immer wieder sein, für kleine und große Kollektive, ob man sehenden Auges in den Untergang gehen - oder um ein Leben in menschlicher Würde kämpfen will.

  • Z
    Zafolo

    Ich bin sehr dankbar, dass endlich ein Tagesmedium diese Realität ausspricht. Das ist eine richtige Erleichterung.

     

    > 'Wir steuern auf eine Katastrophe zu. Das Thema "Peak-Oil" sollte zum zentralen Thema der Politik werden.'

     

     

    So ist es. Peak Oil ist eine riesige Herausforderung, weil weitaus die meiste auf der Erde verbrauchte Energie aus Öl gewonnen wird und auch die Nahrungsmittelversorgung von billigem Öl extrem abhängt. Wer sich die Situation klarmacht, könnte verzweifeln. Wir wissen bisher keinen Weg, sieben Milliarden Menschen ohne Erdöl zu ernähren.

     

    Es gibt ein Land, das eine solche Krise bewältigt hat, Kuba nach 1989, als die Lieferungen aus der Sowjetunion plötzlich ausblieben. Die Bevölkerung mußte sich letztlich entscheiden, ob sie verhungern oder ihren Energieverbrauch drastisch einschränken mußte. Kuba hat es geschafft.

     

    Allein die steigenden Lebensmittelpreise werden zu tiefgreifenden Veränderungen führen, in der Arabischen Welt haben sie maßgeblich zu den Jasmin-Revolutionen beigetragen und werden es weiter tun, auch z.B. in Ländern wie Indonesien.

     

    Wovon wir uns mit ziemlicher Sicherheit in Kürze verabschieden können, ist wirtschaftliches Wachstum als Normalzustand. Die Autoindustrie mit Prämien auf Pump zu retten, ist mit Sicherheit nicht das, was das Land ins nächste Jahrzehnt trägt - das ist nichts weiter als obsessives Festhalten an einer hoch gefährlichen und zunehmend zerstörerischen Illusion. Wir werden in sehr fundamentaler Weise mit weniger auskommen müssen und die Frage beantworten müssen, wer wir eigentlich sind. Und das ist nur der Anfang, denn die nächste Generation, die unserer Kinder und Nichten, wird sich in einer Welt finden, in der es so gut wie kein bezahlbares Öl mehr gibt.

  • TS
    Tom Schülke

    Der Artikel ist in den Grundzügen gelungen und scheut nicht das Problem endlich beim Namen zu nennen.

     

    Natürlich ist das Problem insgesamt komplexer. Wie weit tragen uns neue Verfahren wir Fracking bei Gas und Öl. Wie Energieintensiv sind diese neuen Verfahren, bzw. bringen Sie überhaupt einen Nettoenergiegewinn. Wie schnell lassen sich Teersande entwickeln und als Treibstoffe auf den Markt bringen. Wie schnell werden die verbliebenen Förderländer nach dem Peak Oil bei gleichzeitig steigender Inlandfrage, die verbliebenen Reste nur noch für sich selbst beanspruchen. ( die Energie Watchgroup schätzt, dass Wir dadurch bis 2035 keinen Tropen Öl mehr bekommen ). Wie hoch müssen die verbliebenen Reserven Energetisch bewertet werden, da ja immer mehr Energie für deren bereitstellung verbraucht wird.

     

    Wer sich mit dem Thema zu beschäftigen beginnt ist zunächst Schockiert. Doch eines scheint deutlich zu werden. Auf dem aktuellen Niveau des Energieverbrauchs und Resourcenverschleißes werden wir in Zukunft nie wieder liegen.

     

    Der blinde Glaube an Technik als Wundermittel zur Heilung des ansich logischen und Folgerichtigen Wachstumspfades ist ein Irrglaube, so wie der Glaube an die Scheibenform der Welt.

     

    Es ist sehr schwer Menschen vor allem diesen Punkt beizubringen. Es muß doch einen Ausweg geben. Und den gibt es auch. Doch er sieht ganz anders aus als man es sich erhofft. Wir werden unseren Lebensstil nicht anpassen , sondern vollständig umstellen müssen. Freiwillig oder durch die Realität zurechtgestutzt.

  • L
    Öldrogenabhängiger

    Danke für diesen sehr guten Artikel!

     

    Öl ist ein Droge, und davon ist die Weltwirtschaft abhängig (siehe auch Jeremy Rifkins Aussagen dazu). Ohne den inflationären Konsum von Erdöl wäre das rasante Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum im 20. Jahrhundert nicht in diesem Ausmaß möglich gewesen.

     

    Eine vielzahl der Konflikte im 20. Jahrhundert (darunter auch der 2. Weltkrieg) wurde wegen der Sicherung von Rohstoffreserven (eben vorwiegend Erdöl) geführt. Ganz abgesehen davon, dass diese Abhängigkeiten ganze Regionen in Armut bzw. einseite Wirtschaftspolitik (Ölrente - sh. Venezuela/Russland) gestürzt haben.

     

    Unsere komplette Mobilität (Benzin/Diesel/Kerosin) sowie viele Erzeugnisse (Plastik) beruhen zum Größtenteil auf Erdöl.

     

    Ein weiterer Preisanstieg - der sich indirekt auf die Benzinpreise auswirkt - wäre langfristig eine Katastrophe für unsere Volkswirtschaften. Wieviele Arbeitnehmer in Deutschland sind auf das Auto angewiesen, um zum Arbeitsplatz zu kommen? (korrigiert mich, wenn es nicht mehr als 60% sind).

     

    Öl und Gas werden wir noch lange fördern. Zur Freude von Gazprom und den Dikaturen in der 'stratregischen Ellipse', die ihre Felder noch bis zum Letzten ausquetschen. Der Ölpreis spiegelt schon lange nicht mehr die wahren Verhältnisse auf den Terminkontraktbörsen wieder.

     

    Wir steuern auf eine Katastrophe zu. Das Thema "Peak-Oil" sollte zum zentralen Thema der Politik werden.

     

    Das ist keine Panikmache, sondern die Faktenlage.

  • E
    ExExExEx

    JA es gab Falsche Vorhersagen die das Thema Öl betraffen, nur war damals unser Planet noch nicht komplett abgesucht , und es gab noch grosse Ölfelder zu finden .

    Das ist nun nicht mehr der Fall, bewiesenermasen.

    Das Öl wird noch lang fliesen, nur wird es immer teurer werden ..1 Liter Diesel 5 Euro .. wir werden es erleben .

  • S
    Sigbert

    Alle Vorhersagen zum Ende des Öls waren bisher falsch. Schon das erste Öl wurde im 19.Jahrhundert mit dem Hinweis auf seine Knappheit verkauft. Diese suggerierte Exklusivität ist ganz einfach Preistreiberei der Ölverkäufer.

     

    Wir werden Öl so lange verwenden, bis es eine effizientere Technologie gibt. Die Steinzeit ist auch nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen.

  • N
    nurich

    liebe taz. vielleicht geht ihr irgendwannmal in einem artikel auf den erntefaktor - das EROEI ein. nur dann können menschen wie "unbequemer" vielleicht auch die komplexeren zusammenhänge begreifen...

  • TS
    Thhomas Sch.

    Naja. Ich erinnere mich noch an die Vorhersage des Club of Rome. Das müßte so ende der Siebziger oder anfang, mitte der Achtziger gewesen sein: In zwanzig Jahren wird es kein Öl mehr geben. Definitiv ! Später kamen dann "Le Waldsterben", bei dem man uns sagte, daß um die Jahrtausenwende kein Baum mehr in Deutschland stehen werde. Jaja, die Weltuntergangsapostel. Heute ist die Zukunft auch nicht mehr das, was sie früher mal war, gell ? Möchte man ihnen mitfühlend auf die Schulter klopfend sagen. Und heute ? Ach ja, Klimawandel. Und wie im Mittelalter ziehen sie in ihren bunten Wagen und grellen Umhängen von (Medien-)dorf zu Dorf, erschrecken Kinder, Jugendliche und Unbedarfte und verbreiten weiter Angst und Schrecken. Was für ein Job !

  • R
    reblek

    "MANFRED KRIENER hat vor vielen Jahren das Umweltressort der taz mit gegründet ..." - Nicht zu vergessen, dass er auch das Ressort "Leibesübungen" mit ins Leben gerufen hat.

  • U
    Unbequemer

    Kann die TAZ nicht dieses sinnfreie "Gegen das Öl"-Anschreiben sein lassen. Dieser Peak-Oil wird seit Jahrzehnten immer weiter hinausgeschoben. Auch wenn es der Taz nicht paßt: Wahrscheinlich kann man noch ein paar Jahrhundert jahre Autos mit Benzin antreiben. Wenn erst mal diese Wählerstimmen abpressende, populistische Klimawandel-Lügen vorbei sein wird, sogar ohne schlechtes Gewissen.

  • I
    iquique

    Ein ausserordentlich gelungener und wichtiger Kommentar! Interessant in diesem Zusammenhang ist allerdings auch die Bedeutung genau der gleichen Problematik in anderen Rohstoffmärkten, jenseits der Energiefrage.

     

    Energie kann auf sehr vielen verschiedenen Wegen genereriert werden. Wir werden daher niemals ohne Energie sein, es sind die billigsten Energiequellen, die verloren gehen und neue aber teurere Quellen werden erschlossen werden.

     

    Diese indentische Problematik sieht aber in anderen Rohstoffbereichen dramatischer aus. Wir werden bald die ersten Metalle verbraucht haben und hier sind die Substitutionsmöglichkeiten viel schwieriger. Man kann das eine Metall mittelfristig durch das Andere ersetzen, aber nicht alle Metalle langfristig mit dem einen vielleicht noch reichlichst verfügbaren Aluminium.

     

    Solche Substitutionsprobleme sind heute noch nicht so stark ausgeprägt, werden aber sehr bald noch entscheidender werden als in Bereich der Energie, weil einfach die weitere Produktion von der Fähigkeit abhängen wird, was wir wiederverwenden können. Die Quellen versiegen hier tatsächlich und endgültig, es gibt die grosse Anzahl von Alternativen einfach nicht, mit entsprechend noch dramatischeren Auswirkungen, die dann noch umfangreichere Anpassungen in ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen erfordern werden.

  • MK
    Marco Kaiser

    Das ist ein guter Artikel, der das Problem anschaulich und korrekt beschreibt. Auch der schweizer Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser hat sich schon vor Jahren dem Thema Peak Oil gewidmet und ein interessantes Buch darüber geschrieben. Das Einzige, was ich an diesem Artikel korrigieren würde, ist die Aussage, dass wir noch "viele" Jahrzehnte viel Öl fördern werden. "Viele" werden das nicht mehr sein. Spätestens im 22. Jahrhundert wird der reißende Fluss zum kleinen Bächlein geworden sein.

  • L
    Leonard

    Sehr guter Artikel! Ich möchte nur einen Punkt zu bedenken geben. Schauen sie sich die niedrigen Natural/Shale- Gas -Preise in den USA an. Das wird die nächste Energiewelle, nach Kohle und Öl. Ungeachtet der damit verbundenen ökologischen Probleme versteht sich.