Bischof Norbert, übernehmen Sie

Nach anderthalb Jahren Vakanz bekommt Hildesheim wieder einen Bischof: Norbert Trelle bislang im Dienste der Diözese Köln, gilt als sehr nahbar. In der Rosenstadt warten große Aufgaben auf ihn – und knappe Kassen

Im Bistum Hildesheim hat die Verkündigung der frohen Botschaft in der Weihnachtszeit dieses Jahr gleich eine doppelte Bedeutung. Denn siehe, gestern wurde den rund 660.000 KatholikInnen zwischen Cuxhaven und Hannoversch-Münden ein neuer Heilands-Stellvertreter auf Erden benannt: Norbert Trelle, bislang Weihbischof zu Köln, wird geistliches Oberhaupt der Diözese Hildesheim. Das gab Weihbischof Hans-Georg Koitz, der während der langen bischoflosen Zeit die Geschicke des Bistums lenkt, um Punkt 12 Uhr im vollbesetzten Dom bekannt: Im selben Augenblick veröffentlichte auch der Vatikan die lang erwartete Personalentscheidung.

Der 63-jährige Trelle genießt hohes Ansehen sowohl im Klerus als auch bei den Gemeindegliedern: Er gilt als sehr nahbar. 1942 wurde er in Kassel geboren, studierte in Bonn und Innsbruck und wirkte zuletzt im Erzbistum Köln als Stadtdechant in Wuppertal. Im Mai 1992 wurde er zum Bischof geweiht. Außerdem ist Trelle als Bischofsvikar zuständig für die Seelsorge ausländischer Katholiken und Mitglied der Pastoralkommission sowie der Kommission für Migration der Deutschen Bischofskonferenz. „Er ist ein Mann der pastoralen Praxis“, sagte Weihbischof Koitz gestern nach der Bekanntgabe. „Bischof Norbert bringt große Herzlichkeit und menschliche Nähe mit sowie ein Alter, das auf hohe Kompetenz und Erfahrungswerte schließen lässt.“ Das qualifiziere Trelle für sein Amt.

Auch Trelles künftiger evangelischer Kollege, der Landessuperintendent des Sprengels Hildesheim, Eckhard Gorka, äußerte sich positiv zur Wahl und wünschte Trelle Gottes reichen Segen. „Mein Willkommen gilt dem künftigen Bischof auch als wichtigem Teilnehmer am ökumenischen Gespräch“, so Gorka. Denn abgesehen von einigen Unterschieden in Lehre und Gestaltung der Kirche gäbe es in Hildesheim ein sehr gutes Klima gemeinsamen Austauschs. Die Ökumene ist in Hildesheim nicht zuletzt deswegen ein wichtiges Thema, weil die beiden großen Kirchen mit St. Michael und dem Dom zusammen das UNESCO-Welterbe der Rosenstadt stellen.

Die bischoflose Zeit, die Kirchenleute als Sedis-Vakanz bezeichnen, hatte bereits am 20. August 2004 begonnen. Aus Altersgründen hatte Trelles Vorgänger Josef Hormeyer sein Amt niedergelegt – und damit die längste Sedis-Vakanz der jüngeren deutschen Kirchengeschichte eingeläutet. Enden wird sie erst mit Amtsantritt Trelles, der für den 11. Februar 2006 angekündigt ist. Hormeyer hatte 22 Jahre lang das Bistum Hildesheim geleitet und war bei den Menschen vor allem für seinen Humor und seine Bodenständigkeit beliebt.

Eigenschaften, die auch sein Nachfolger brauchen wird, um die stetig sinkenden Einnahmen aus der Kirchensteuer und dem im Frühjahr beschlossenen radikalen Sparkurs zu kompensieren. Mit der geplanten großenDom-Sanierung, die irgendwie bis zur 1200-Jahre-Welterbe-Hildesheim-Feier 2015 bewältigt sein soll und von der bisher niemand genau weiß, wie sie zu finanzieren ist, wartet eine monumentale Aufgabe auf Bischof Norbert. Kerstin Fritzsche