piwik no script img

Kommentar Hürden für Kita-QuereinsteigerPersonalmix - gibt es nicht

Eiken Bruhn
Kommentar von Eiken Bruhn

Sozial- und FamilienpolitikerInnen wiederholen völlig zurecht, dass es auf den Personalmix in den Kindergärten ankommt. Nur: Warum tun sie dann so wenig dafür?

N atürlich sollen in Kindertagesstätten auch Menschen arbeiten, die „ohne Abitur geboren wurden“, wie es die Sozialsenatorin ausdrückt. Denn ein Schulabschluss sagt nichts darüber aus, ob jemand gut mit kleinen Kindern umgehen kann.

Andererseits sind sich Fachleute einig, dass Kinder nicht erst ab sechs Jahren in der Schule davon profitieren, wenn eine Pädagogin oder ein Pädagoge studiert und sich während des Studiums beispielsweise mit Geschlechterstereotypen auseinandergesetzt hat. Das tut man jenseits der Uni selten. Und das ist doch ein Wissen, das in der Kita praktisch weiterhelfen kann.

Insofern haben PolitikerInnen recht, wenn sie wiederholen, es komme auf den „Personalmix“ in einer Einrichtung an. Aber: Von einer ausgewogenen Mischung kann derzeit keine Rede sein. 93,2 Prozent der Erzieher und Erzieherinnen in Bremen sind Frauen und HochschulabsolventInnen werden die wenigsten sein.

Das liegt vor allem an der schlechten Bezahlung. Es gibt aber offensichtlich Männer – und Frauen – die sich trotzdem gerne für den Beruf qualifizieren würden, aber dazu keine Chance haben.

Ihr Pech, könnte man sagen, sie hätten sich das halt früher überlegen müssen. Könnte man. Wenn man nicht gleichzeitig wüsste, dass in naher Zukunft in Bremen nicht weniger, sondern mehr ErzieherInnen gebraucht würden. Mit und ohne Abitur.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Eiken Bruhn
Redakteurin
Seit 2003 bei der taz als Redakteurin. Themenschwerpunkte: Soziales, Gender, Gesundheit. M.A. Kulturwissenschaft (Univ. Bremen), MSc Women's Studies (Univ. of Bristol); Alumna Heinrich-Böll-Stiftung; Ausbildung an der Evangelischen Journalistenschule in Berlin; Lehrbeauftragte an der Univ. Bremen; in Weiterbildung zur systemischen Beraterin.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!