piwik no script img

DAILY DOPE (546)„Der Nationalsozialismus war kein Zufall“

Während die Erfurter Affäre um Pechstein andauert, regt sich in Österreich ein alter Bekannter. Der verurteilte Langlauftrainer Mayer bastelt an der eigenen Opferrolle.

Wurde 2002 wegen Dopings mit dem olympischen Bann belegt, hält sich aber für unschuldig: Österreichs Ex-Langlauftrainer Walter Meyer. : dpa

BERLIN taz | Noch immer ermittelt die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada im Fall des Erfurter Arztes Andreas Franke. Der hat Sportlerblut mit UV-Strahlen behandelt. Noch immer wird geprüft, ob aus der Erfurter Affäre, in die auch Eisschnellläuferin Claudia Pechstein verwickelt ist, nicht doch ein Dopingskandal werden muss. Franke hat beim Westdeutschen Rundfunk eine einstweilige Verfügung erwirkt.

Der darf nun nicht mehr behaupten, Franke habe „verbotene Blutbehandlungen“ durchgeführt, die bis 2005 zurückreichen und 28 Athleten beträfen. Der einschlägig verurteilte österreichische Trainer Walter Mayer, der bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City eine vergleichbare Bestrahlungsmethode bei den Athleten der österreichischen Langlauf- und Biathlon-Nationalmannschaft angewendet hat und deshalb mit einem olympischen Bann belegt wurde, sieht sich in seiner Unschuld bestätigt.

Der Tiroler Tageszeitung sagte er: „Ich sehe belustigt, dass man mir die UV-Therapie als Doping ausgelegt hat und neulich bekannt wurde, dass 28 deutsche Athleten dasselbe getan haben. Ausgerechnet IOC-Vizepräsident Thomas Bach schreit jetzt am lautesten, dass das kein Doping und schließlich erst seit 1. Jänner 2011 verboten ist.

15 Kilo runter

An mich wurde da anscheinend ein anderer Maßstab angelegt.“ Typisch Mayer. Der Trainer hat die Opferrolle längst internalisiert. Im selben Interview der Tiroler Tageszeitung sagte er, noch auf seine 5 Wochen Untersuchungshaft angesprochen: „Mir hat diese Zeit gezeigt, dass der Nationalsozialismus kein Zufall war.

Der Genuss, den manche daran haben, andere zu erniedrigen. Der vorauseilende Gehorsam, den man dort erlebt.“ Aber nicht alles war schlecht in der Haft. Mayer: „Ich habe die Zeit für eine Entschlackungskur genützt und 15 Kilogramm abgenommen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • R
    reblek

    Herr Mayer sollte mal das eine oder andere Buch über den Nationalsozialismus lesen oder sich, wenn das für ihn leichter ist, den einen oder anderen Film ansehen. Dann steigt er vielleicht dahinter, wenn er zu seiner U-Haft einen Nazi-Vergleich anstellt.