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Kolumne Alles Bio?Kein Sex mit Foucault

Kolumne
von Julia Seeliger

In Braunschweig lehren, in Berlin FAS lesen. Und dann funkt eben doch wieder das Leistungsschutzrecht dazwischen.

W eitab vom wilden Berliner Politik- und Agenturalltag fließt die alte Oker ruhig um Braunschweig herum. An ihren Gräben sind fast überall Parks. Rau und trashig aufgemotzt die Innenstadt. Ausspannen im Kleinstadtexil. Ich habe es nicht geschafft, ins Brain zu gehen, meinen Lieblingsklub dort, von früher.

Zwei Wochenenden nacheinander habe ich Schülerinnen und Schülern „Schreiben für das Internet“ beigebracht. Zeitungen hochgehalten. Unstrukturierten Text ohne wirklichen Inhalt gezeigt. Lorem Ipsum, Genossen. Vor falschen Quellen gewarnt und davor, den Beruf der Online-Journalistin zu ergreifen.

In meinem Kleinstadtexil erreichte mich nämlich auch die Nachricht davon, dass wieder über ein Leistungsschutzrecht diskutiert werde. Es gibt wohl immer noch Verlage und Zeitungsmenschen, denen es zu anstrengend ist, über die redaktionellen Konzepte und Geschäftsmodelle der Zukunft nachzudenken.

privat
JULIA SEELIGER

ist Kolumnistin der taz.

Online-Journalismus braucht Anerkennung. Und um die sorge ich mich ein wenig, wenn ich mir ansehe, wie selbstverständlich manche ein Leistungsschutzrecht fordern. Jemand, der ein Leistungsschutzrecht fordert, kann vom Lesen und Schreiben im Internet nämlich wenig Ahnung haben. Denn wieso will man der armen Suchmaschine denn Geld dafür abknöpfen, dass sie einen zu den mit Liebe geschriebenen Texten geleitet? Das will mir partout nicht in den Kopf.

So übe ich mich also in Resignation und bete das Lorem Ipsum. Text, Text, Text, oh, finde eine Struktur! Schreibt selbst, schaut, so schreiben sie bei den Agenturen, könnte das nicht auch ein Journalisten-Bot, diese ganzen W-Fragen, ach, die stehen doch bei Wikipedia, findet euren eigenen Weg, es ist nicht hoffnungslos.

Im Übrigen wollte kein Kursteilnehmer einen Text über „Ein Jahr Fukushima“ schreiben. Diese jungen Leute wählten allesamt die Sache mit der Youtube-Sperrung des „Leider geil“-Videos der Hamburger Band Deichkind. Man lese über Fukushima im RSS-Reader, genauer habe man sich damit nicht befasst, kommentierte mir einer bei Facebook. Aber was will man machen, auch ich habe nichts ins Internet über Fukushima geschrieben, obwohl ich damals vor einem Jahr mehrere Tage nicht schlief, sondern an meinem Smartphone auf Kernschmelzen wartete.

Als ich aus Braunschweig wiederkam, fand ich einen nicht angebrochenen FAS-Ballen. Mir fiel der Artikel von FAS-Feuilletonchef Claudius Seidl auf, der offenbar lieber Austern als harte Kanten zum Abendbrot isst. Das unterstütze ich. Außerdem erfuhr ich, dass es junge Menschen aus gutem Hause und aus Berlin-Mitte gebe, die „Foucault zum Beischlaf lesen“. Auch das sprach mich an, habe ich doch den Foucault-Band „Sexualität und Wahrheit“ neben meinem Bett liegen. Da ich aber weder wohlerzogen noch aus Berlin-Mitte bin, konnte ich mich nicht durchringen, das Buch zum Beischlaf zu lesen. Genauer gesagt kam ich bis Seite 16. Mein Fazit: Foucault oder seine Übersetzungen sind schlechter Text. Reicht nicht mal fürs Vorspiel, törnt gar nicht an.

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13 Kommentare

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  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Aufgrund de Qualifikation mit literarisch ganz extrem anspruchsvoleln Werken, (Ordnung der Dinge, Ärchäologie des Wissens, Wahnsinn und Gesellscaft) brechen sich viele an Foucault die Finger.

    Man mussdie Assozistiosnpschologie gut verstanden haben und die Bedeutung der Bildverarbeitung und des Traumes für das Denken.

     

    In Sexualität und Wahrheit ist übersichtlicher.

     

    Es ist ein "Kulturgeschicht" von "Herrschadstsozilogischen Standpunkt" (Macht), den Nietzsche inauguriert hat.

     

    Die Griechen wollten ihre Sexgefühle und sich beherrschen, um ihre Sklaven zu beherrschen und den Rest zu Sklaven zu machen.

     

    Dann kommt die chritliche Internalsirung der Normem, die die martestrafen ersetzt -die "Beichte...". Diese "Gewissensbildung" und Normeninternalisierung beschäftigt die Psycholgie bis heute.

    Die Industrialiserung stellt auch den Sex in die Ausbildung der Körper zur Dressur zum "Arbeiter".

     

    Dabei hatte die Menschheit mit Tantra ufd in den kleinen Ethnograpischen Gesellschaften wie in Bali, längst extrem befriedigende reale Sextechnikenm gefunden, die egleidhzeitig die psychische Gesundheit durch den Verbund mit Yoga(tantra)übungen oder "natütliche Lebensweids" sorgte (Ffreud, Reich, etc...Sex und Neurose...)..

     

    Ausgegangen wird vom allseits unbestrittene neurologischen "Lustprinzip".

     

    Man brüchte keinen so asuufrden Diskurs über SEx, wenn man es richtig praktisch lehren würde. Bilder und Reden und die vielen Anspielungen sind zu "unpraktisch" und verchsiebn das Theorie Praxis Gefüge zu sehr ins "imaginäre" Begehren.

     

    Es lohnt sich, meinen Kommentar nochmal zu lesen, Sexualität und Wahrheit ersvchliesst sich "ansastzweise" mehr.

     

    Dr Selbsterhaltungsreob "die Sorge um sich", Spinoza, ist als Hintrergrund doch serh wichtig.

     

    Jedenafls ist es "kritische Reflektion und Rekonstruktion".

     

    Da Handbuch zum Tantra ist praktischer SexRatgeber.

     

    Trotzdem ist die Sexpraktik und Entabuisierung und Entschamung, der "segensreiche antipressive Kampf", immer noch aktuell. Es ist wirklich, auch nach Foucault, gerade zur "Subjektivierung", Selbstverwirklichung, wichtig.

     

    Leider ist der Gigant: Dominanz des normalisierten Arbeitsverhältnisses damit (alleine) nicht zu schlagen.

  • V
    Vesalius

    Wenn ich Bahnhof verstanden hätte, ware das viel gewesen. Ich bin leidenschaftlicher ÖV-Nutzer, aber diesen Text kann man eigentlich nicht einmal als Strafe für Bahnchefs (Analysiere und lege aus!) verwenden.

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Für eine Rhizomatin wäre ja auch das chinesische Handbuch zum Tantra aus "Wie mache ich mir einen oraganlosben Köper" oder Batesons Studien zum Balinesischrn Plateau das Richtige.

  • KK
    Karl K

    Hi, cowgirl!

    Endlich mal wieder - Kapielski is ja da wech - , schnodderige Tône aus meiner Mutterfamilienstadt ( betuchte Freigeister;" Am Damme")!

     

    Hin und her gewendet bleibt mir das Gelesene - schön braanschwagisch - eine

    " Ölpersche"( you get it!?)!

    ( Ö., eine Anspielung auf den lowerside Stadtteil vom BS und den dortig üblichen ungeschickten Umgang mit dem Kaffeegeschirr, wonach zuviel oder zu tappich der Kaffee sich -mindestens - in Tasse und Untertasse ergoß.)

     

    Hilft niemand nem alten Mann auf's Fahrrad, ist mir das gewiß Feinsinnige doch in toto nur zerlaufenes " Kraut und Rüben", versteh ich nur Bahnhof.

     

    Gewiß, Frauen, die - statt Foucault - den " Palandt " (BGB-Dünndruck-Kommentar) am StattBett liegen haben, sind mir durchaus geläufig. Soll sich aber heute, wo's Juristinnen wie Sand  Meer gibt, eher ausgewachsen haben.

     

    "Text, Text, Text, oh, finde eine Struktur!"

    Ja, ok; aber wo nix ist, hat der Kaiser sein Recht verloren. Und sei es ein Leistungsschutzrecht. Daß da unter Aufschrei der Falschen mit den Rechten Dritter ( der Autoren) geldwerter Schindluder getrieben werden soll, ist offensichtlich.

    Wird aber via Selbsttest auch durch Lesen von Foucault beim vögeln nicht besser oder anders. Wen wunderts?

     

    Fazit: So what? Schade.

  • S
    Schatzimausi

    Liegt vielleicht daran, dass manche einen reinen Sachtext erwartet haben, statt einer persönlichen Kolumne, dass diese etwas ratlos vor dem Text stehen.

     

    Das positive an Frau Seeger (dass sie nämlich einen Charakter hat und eine eigene Art zu schreiben) könnte man natürlich auch als Kritik auslegen, wenn man auf einfache und stromlinienförmige Texte steht.

     

    Wenn jemand null Ahnung davon hätte, wer Julia Seeger ist und was sie macht, würde der wohl auch erst mal stutzen, warum plötzlich die FAS ins Spiel kommt und wie das überhaupt zusammenhängt.

     

    Und sicher gibt es auch Leser, die mit dem Begriff "FAS-Ballen" nichts anfangen können. Was für Journalisten selbstverständlich ist, ist für Max Mustermann erstmal ein Fragezeichen.

     

    Als Autor ist man wohl zwangsläufig für solche Kleinigkeiten betriebsblind und sieht Texte immer aus der Sicht des eigenen Wissens und Informationsstandes heraus. Das soll jetzt nicht heißen, dass man deshalb nur noch Texte auf Kindergarten-Niveau schreiben soll, aber man muss immer im Hinterkopf haben, dass die Leser meist dümmer sind (soll jetzt nicht abwertend gemeint sein) als man selber, besonders wenn man praktisch über sich selbst und seine Arbeitswelt schreibt.

  • H
    hto

    @juli

     

    Es geht offensichtlich um Bio in der Überproduktion von Kommunikationsmüll - da Bio nun auch zunehmend Bio-Nanotechnologie mit entsprechender Halbwertzeit ist, kommt eben solch ein Kram dabei heraus :-)

  • P
    PeterPan

    Hallo Frau Seeliger,

     

    das haben Sie wieder einmal sehr schön gemacht. Ich habe mich köstlich amüsiert. Ganz herzlichen Dank dafür!

  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    Hi riin thx, mir wurde auch schon die Anfangsszene bei "Überwachen und Strafen" angepriesen ..

     

    Hi Kursteilnehmerin

    Danke fur dein Feedback! War auch n bisschen lustig gemeint, und meine Mitbewohner meinten zB auch, dass zu Fukushima ja auch schon viel geschrieben wurde, Deichkind sei eben doch aktueller und interessanter gewesen ... allet ok.

     

     

    :)

  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    Also, wie kann man etwas witzig finden, was man nicht verstanden hat?

  • J
    juli

    Ihre Kritik ist inhaltsleer. So kann ich nichts damit anfangen. Werden Sie bitte konkreter! Vielen Dank.

  • K
    Kursteilnehmerin

    Hier möchte ich noch einmal hinzufügen, dass die einseitige Themenauswahl sicherlich nichts mit Desinteresse an dem Thema Fukushima zu tun hatte. Ich persönlich hatte eher zu viel Respekt vor der Thematik, und mich deswegen auf Grund der Zeitbegrenzung für das andere Thema entschieden. Ich denke da ging es meinen KurskollegInnen ähnlich. Trotzdem noch mal danke für das Seminar, ich denke das wird bs4u schon um einiges weiterbringen. Mit freundlichen Grüßen bei verregnetem Wetter aus Braunschweig...

  • R
    Riin

    Wat? Foucault ist super. Aber ich würde auch nicht empfehlen, mit "Sexualität und Wahrheit" anzufangen, das setzt zu viel seines restlichen Werkes voraus. "Überwachen und Strafen" ist dafür besser. Kann man ja auch "zum Beischlaf lesen" wenn man will, hahaha...

  • M
    muhkuh

    Witzig geschrieben aber doch irgendwie etwas inhaltsleer. Worum gings jetzt? Leistungschutz für Schüler? Drei Absätze mehr Inhalt wirken manchmal Wunder...so fragt man sich am Ende dann leider leicht ironisch, ob wohl der Jugend auch der Ratschlag mitgegeben wurde keine Stubs zu verfassen...