Die Wahrheit: Energie aus altem Staub

Philipp Rösler beruft sich auf die Stärken der FDP.

Lächelnd steht er vor den versammelten Journalisten, Fotografen und, wie er sie gerne nennt, „Fans“. Bild: dapd

Lächelnd steht Philipp Rösler vor den versammelten Journalisten, Fotografen und, wie er sie gerne nennt, „Fans“, die er zu einer Präsentation auf einem Parkplatz in Berlin eingeladen hat. Seit Tagen wartet er auf diesen Moment. Und mit dem einsetzenden Frühlingswetter fühlt er sich noch mal so bekräftigt in seinen Absichten, die FDP wieder zu einer Partei zu machen, die von den Wählern geliebt wird. Piraten, Grüne, sonstige Parteien, die interessieren den charmanten Bundesvorsitzenden nicht im Geringsten. „Ich werde hier mein Ding durchziehen. Die Menschen dort draußen“, er deutet auf ein altes Gebäude, korrigiert aber seinen Fingerzeig, als er es merkt, in Richtung Straße, „die Menschen dort draußen brauchen eine starke FDP. Sie brauchen und sie wollen eine FDP der alten Werte. Sie wollen eine FDP, die sich auch mit Internet und Songsrunterladen auskennt und eine dezidierte Meinung dazu hat.“

Die anwesenden Vertreter der Presse bleiben gelassen. Sie haben mehr erwartet. Doch Philipp Rösler bleibt mutig. „Ich werde in den nächsten Wochen darum kämpfen, dass wir eine Partei bleiben.“ Dann dreht er sich um, zieht ein großes gelb-blaues Tuch von dem hinter ihm stehenden Wagen, und zum Vorschein kommt: das Guidomobil.

Philipp Rösler hat sich in den letzten Tagen mit einigen seiner engsten Vertrauten ein Programm ausgedacht, mit dem sie dem Wähler wieder näherkommen können. Ein Wort ergab das andere, und plötzlich standen sie in einer alten Garage und staubten das Guidomobil ab. „In diesem Moment wusste ich, wir können es schaffen. Da war eine gute Energie in der Garage.“ Das Programm nennt die FDP: „Strategie“. „Ohne Prozentangaben, wir wollen uns da keinen Druck aufbauen. Das ist ja kein Flipperspiel, wo es um die höchste Punktzahl geht, es geht um den Menschen da draußen“, wieder zeigt Rösler irgendwohin, „den Menschen, der sich fragt, wie wir Politiker eigentlich so ticken.“ Und Philipp Rösler tickt wie ein Uhrwerk. Lächelnd präsentiert er den Journalisten das alte Guidomobil von vor zehn Jahren. Die alte Internetadresse www.guidomobil.de wurde in einer hektischen Aktion einfach überpinselt, die Farbe scheint noch nicht trocken. Ob er auch Fallschirm springen wolle, fragt ein besonders ironischer Journalist. Und als hätte er nur auf das Stichwort gewartet, holt Philipp Rösler ein gelb-blaues Paket mit Fallschirm und Springermontur aus dem Mobil. „Wir haben ein Programm erarbeitet, das sich, wie in der Popkultur üblich, auf Zitaten aufbaut. Die Menschen mögen Popkultur, weil sie beliebte Sachen mögen. Und wir haben herausgefunden, dass die FDP mal beliebt war. Das muss ja an irgendetwas liegen.“

Dann wird es doch noch laut. Die Journalisten erklären, dass Politik keine Popkultur sei und es anderer Mittel bedürfe, um als Partei an Wähler zu kommen. Politische Inhalte müssten überzeugen, der Wähler müsse Vertrauen zum Politiker und in die Partei haben. Doch Rösler winkt ab: „Der Wähler will witzige Aktionen mit Schmunzelappeal. Er möchte, dass Politiker im Fernsehen sitzen und charmant zugeben, dass sie von einem bestimmten Thema keine Ahnung haben. Und das können wir auch.“ Im gleichen Moment öffnet er sein Jackett und ein Genschman-T-Shirt kommt zum Vorschein. Philipp Rösler ist auf alles vorbereitet. Und tatsächlich, einige der Journalisten kommen langsam dahinter, worin die Kraft dieser Aktion liegt. Und Rösler bietet ihnen die passenden Worte dafür: „Die ’Strategie‘ wird eine Aktion, die die FDP wieder zur drittbeliebtesten Partei macht. Ohne die FDP soll keine Politik möglich sein. Egal, ob es um Arbeitsplätze, um soziale Netzwerke oder Urheberrecht geht. Die FDP ist wichtig.“

Am Ende seiner Präsentation steigt Philipp Rösler in das Guidomobil und winkt fröhlich aus dem Fenster. Kurz hält er noch einmal an, bevor ihn seine Reise nach Nordrhein-Westfalen führt. Ja, ein bisschen könne er sich durchaus auch vorstellen, dass er mit einsetzendem Erfolg dieser Aktion auch irgendwann einmal antreten wird, Bundeskanzler zu werden. Das könne er sich sogar sehr gut vorstellen. Dann fährt er hupend davon.

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