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Debatte Günter GrassWer Antisemit ist, bestimme ich!

Kaum ein Begriff wird in Deutschland derart inflationär und verantwortungslos verwendet wie der des Antisemitismus. Das aber schadet dessen Bekämpfung.

Wer Antisemitismus bekämpfen will, sollte die rote Karte nicht inflationär einsetzen. Bild: AP

Über den Inhalt von Günter Grass’ Gedicht „Was gesagt werden muss“ ist inzwischen genug gesagt worden. Es lohnt sich nicht, dem Gesagten etwas hinzuzufügen. Das Gesagte hat die Divergenzen in Gesinnung und Ideologie deutlich genug aufgefächert; Bahnbrechendes ist nicht mehr zu erwarten. Umso mehr gilt es, den öffentlichen Sturm, den das Poem entfacht hat, anzuvisieren und zu reflektieren.

Solche Eklats sind in Deutschland nicht neu; sie gehören zur deutschen Streitkultur und spielen sich zumeist in den Sphären des Feuilletons, zuweilen im Akademischen, aber immer in einer Mischung aus bemerkenswerter polemischer Verve und nicht minder auffälligem Hang zur Hysterie ab.

Die Skandaldebatte wird stets mit besonderer Vehemenz ausgetragen, wenn es um Juden, Deutsche, Israel und Deutschland geht: Zu horrend war die deutsch-jüdische Geschichte im 20. Jahrhundert, als dass ihr Neuralgisches heute schon abschwellen könnte.

Und doch ist das, was die Idiosynkrasie zwischen Juden und Deutschen in der Nachkriegszeit ausmachte, mittlerweile so stark verdinglicht worden, derart zum Fetisch geronnen, dass die Beziehung zwischen ihnen nur noch wenig mit der eigentlichen Schreckensvergangenheit, auch kaum etwas mit realen jüdischen Lebenswelten im heutigen Deutschland zu tun hat; bestimmt wird sie vielmehr vorwiegend von ideologiegestählten Befindlichkeiten und fremdbestimmten Interessen.

Antisemitismusbegriff als polemische Schmähpraxis

Und so ist Günter Grass infolge der Publikation seines Gedichtes zum Antisemiten erklärt worden. Von wem? Vom israelischen Premierminister, vom Zentralrat der Juden in Deutschland, von führenden Personen der in Deutschland lebenden „jüdischen Intelligenz“ und von vielen Nichtjuden, die sich mit „Juden“ und „Israel“ panisch zu „solidarisieren“ pflegen.

Es wäre müßig, hier nochmals darzulegen, warum die Kategorien Juden, Zionisten und Israelis und – davon sich ableitend – Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik auseinanderzuhalten sind.

Gezett
Moshe Zuckermann

lehrt Geschichte und Philosophie an der Universität Tel Aviv. Unter anderem veröffentlichte er das Buch „Antisemit! Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument“, Promedia Verlag, Wien 2010.

Nicht nur ist das oft genug erörtert worden, sondern es erweist sich immer wieder, dass die Klärungsversuche etwa so viel nützen wie Schröpfgläser einem Toten. Was indes nicht hingenommen werden kann, ist die sich als verantwortungsloser denn je erweisende Verwendung des Antisemitismusbegriffs als polemische Schmähpraxis.

Der inflationäre Gebrauch des Begriffs hat bereits dermaßen zu seiner Banalisierung beigetragen, dass er sein ursprüngliches emanzipatives Aufklärungspotenzial nahezu vollends zugunsten interessengeleiteter, perfider Diffamierungstaktiken und -strategien eingebüßt hat. Nichts schadet der Bekämpfung des realen Antisemitismus mehr als diese entstellt-entstellende Nomenklaturorgie. In Deutschland ist sie mittlerweile zum zentralen Faktor der Degeneration der öffentlichen Debatte im Hinblick auf alles, was „Juden“, „Israel“ und den „Zionismus“ belangt, avanciert.

Gesinnungskomplizen des Zentralrats der Juden

Was dabei vergessen wird, ist die Verbandelung, die man zwangsläufig eingeht, wenn man sich solch diffamierender Benennungspraxis verschreibt. Man befindet sich nämlich in einem Boot mit faschistischen Siedlern in den von Israel besetzten Gebieten, die sich der Unterstützung seitens der reaktionärsten islamophoben Kräfte in Europa und den USA erfreuen dürfen; mit israelischen Alltagsrassisten, die jede Verurteilung ihres menschenverachtenden Denkens und Handelns „von außen“ mit dem Antisemitismus-Vorwurf parieren; mit dem gegenwärtigen Premierminister Israels, der wie wenige in letzter Zeit dazu beigetragen hat, die Schoah-Erinnerung instrumentalisierend zu besudeln, um seine Okkupationspolitik umso ungehinderter betreiben zu können; mit Ariel Scharon, einem seiner Vorgänger, der schon vor Jahren postulieren zu dürfen meinte, dass alle aus Europa kommende Kritik an der von ihm mit besonders schädlicher Emphase betriebenen Siedlungspolitik im Westjordanland zwangsläufig antisemitisch sei.

Man ist aber auch objektiv Gesinnungskomplize des Zentralrats der Juden in Deutschland, der sich inzwischen wohl als Zweigstelle der israelischen Regierung beziehungsweise ihrer Botschaft in Deutschland begreift, mithin jede noch so horrende Politik Israels blind absegnet und mit unreflektierter Verve vertritt.

Gar nicht zu reden von gewissen in Deutschland lebenden jüdischen Intellektuellen, die ihren Judenbonus und die Furcht von Deutschen, als Antisemit apostrophiert zu werden, so perfekt ausgereizt haben, dass sie eine Hegemonialstellung erlangt haben bei der Herstellung von „jüdischen“ Denkimperativen und ein Anrecht auf Einschüchterung von jedem, der sich ihren reaktionären Interessen und ihrem ideologischen Ansinnen in den Weg stellt.

Diskrepanz zwischen Denkverbot und Wissen

Genährt wird dadurch ein Ressentiment. Denn die Diskrepanz zwischen dem aus Angst befolgten Denkverbot und dem Wissen, wie es um Dinge, über die man (öffentlich) nicht sprechen darf, realiter steht, mithin zwischen konsensuellen Verhaltensvorgaben und dem Widerwillen, sich als souverän denkender Mensch solcherart dressieren zu lassen, muss ja irgendwie bewältigt werden.

Jene in Deutschland, die wie Günter Grass denken, sich jedoch nicht getrauen, ihre Gedanken zu artikulieren, nun aber erfahren müssen, dass der, der ihrem Denken Worte gegeben hat, als Antisemit gebrandmarkt wird, sie somit selbst den Dreck des wahllosen Antisemitismusvorwurfs indirekt abbekommen haben, werden sich überlegen müssen, wie sie mit dieser psychisch-politischen Unwirtlichkeit umgehen.

Die Reflektierten unter ihnen werden sich vielleicht zu einer gewissen Courage bewegen lassen – zum emphatischen Veto gegen die Manipulation des diffamierenden Antisemitismusvorwurfs und seiner einschüchternden Wirkmächtigkeit. Jenen, die an dem hinterhältigen Spiel dieses Vorwurfs partizipieren und sich an dem gegen den renommierten Schriftsteller erhobenen Vorwurf gerade delektieren, ist wohl ohnehin nicht mehr zu helfen.

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131 Kommentare

 / 
  • D
    Deutschmann

    Ach, der arme Moshe Zuckermann, der einfach nicht mit seiner Biografie zurande kommt - womit er seinem Grass sehr, sehr ähnlich ist (wobei sich darüber diskutieren ließe, wessen Sprache nun tragischer ist): Ein treffender Hintergrund-Kommentar auf haGalil über Grass' durch beachtliche Verdrängungskünste bedingte Aversionen gegen Rote Rosen - was ihn sehr von Heinrich Böll unterscheidet:

    http://www.hagalil.com/archiv/2012/04/11/grass-8/

  • RC
    Robert Cohn

    "Gesinnungskomplizen des Zentralrats der Juden ... der mithin jede noch so horrende Politik Israels blind absegnet und mit unreflektierter Verve vertritt" ist nichts als eine doppelt geschwurbelte Infamie. Zuckerman setzt den Zetralrat und die israelische Regierung mit Verbrechern gleich. Wenn der Autor nicht zufällig Jude wäre: Bravo, dann hätte die TAZ auch einen Artikel von manchen der Linken oder ganz Rechten abdrucken können.

  • S
    Shalom

    Das traurige an einem infraltionären Gebrauch und der Kritik daran des Antisemitismusbegriffes ist, dass man ihn an berechtigter Stelle nicht mehr bringen kann. Ich stimme Zuckermann zu, dass ein "inflationärer Gebrauch" nicht förderlich ist. Aber in Bezug zu Günter Grass halte ich den Vorwurf des Antisemitismus für angebracht.

    Moshe Zuckermann bringt für mich kein Argument, warum es nicht auf Günter Grass anzuwenden sei. Das einzige: "der Begriff wird inflationär gebraucht."

    Das Traurige ist aber doch, dass Antisemitismus auch etwas inflationär verbreitetes ist.

    Und in Günter Grass' Gedicht findet sich mehr als ein Stereotyp nebst Opfer-Täter Umkehrung. Was besonders dadurch, dass es von einer Person des öffentlichen Interesses kommt, die bis jetzt noch nicht in der Öffentlichkeit als "Rechts", "Antisemitisch" oder ähnliches eingestuft wurde, besonders gefährlich ist. Da es ein Anknüpfungspunkt für die rechte-Mitte darstellt. Egal ob die Argumentation Grass' sich in seinem Gedicht nicht über flache rechte Polemik hinausgeht.

     

    PS. und zeigt nicht die Reziption in den Medien, genau das er ernst genommen wurde? Er wurde von der ARD zu einem Interview eingeladen, indem er sich noch einmal äußern konnte. Wenn das was er sagt einfach nicht haltbar ist, sollte er auch mit der Kritik leben können.

  • OK
    oma Kruse

    Ist Günter Grass ein Antisemit? Schwer zu sagen. Es kann ja niemand seine Gedanken lesen. Sicher ist aber eins: Die echten, unzweifelhaften Antisemiten, jene, die anonyme Drohbriefe an Juden in Deutschland schreiben oder sie auf der Straße anpöbeln, die haben Grass sofort in ihre Hass-Tiraden übernommen.

     

    Es ist für Moshe Zuckermann, der im sicheren Tel Aviv lebt, einfach, zwischen Antisemitismus und Antizionismus zu unterscheiden. Der braune Mob, der in Deutschland den Juden das Leben schwer macht, hält sich mit solchen Feinheiten nicht auf. Auch wenn es Zuckermann nicht gefällt: Er selber profitiert durchaus davon, dass es einen jüdischen Staat gibt!

  • E
    Ekki

    Danke für diese journalistische Perle. Besser kann man es kaum ausdrücken. Große Klasse!!!

  • CK
    christine kliefoth

    Ihren Kommentar hier eingebenGibt's wirklich nur drei Kommentare zu diesem Juwel der Aufklärung von Moshe ZUCKERMANN ?! Er erklärt mir meinen Zorn über die blinde Verleugnungs- und Diffamierungswalze, die über Gedicht und Autor niederging. Nur intelligente jüdische Humanisten, wie Zuckermann ,lassen mich auf die Möglichkeit einer gesicherten,friedlichen Existenz Israels und seiner Nachbarn hoffen. Hätte Israel doch

    wenigstens die Hälfte seines Militärbudgets für die Not leidenden vertriebenen Nachbarn ausgegeben, sie hätten sie sich zu Freunden machen können! Ohne die hohen Wiedergutmachungsleistungen der BRD gäbe es doch auch die dt.-isr.Freundschaft nicht! Hochrüstung führt zu Vernichtung und Krieg.

    Der Zwang zum "sacrificium intellectu" zu Ressentiment und Hass.

  • GG
    Günter Grassmann

    Am besten hat es meiner Meinung nach dieser Gegen-Gedicht-Schreiber ausgedrückt und natürlich auch Herr Zuckermann.

     

    Erstaunlich, dass Herr Prof. Zuckermann, immerhin in Israel lebend, den Mut hat, Herrn Grass vom Vorwurf des Antisemiten freizusprechen, während es in Deutschland noch immer genügend jüdische und nichtjüdische "Schlechtverbesserer" gibt, die sich selbst damit "berühmter" machen wollen, indem sie unseren Literatur-Nobelpreisträger "schlecht-schreiben" möchten. Diesen Leuten gehört Schreibverbot erteilt!

     

    Hier die beste Antwort: http://www.querdenkerforum.de/forum/showthread.php?tid=5313

  • I
    Inflation

    Und immer wieder die Mär vom inflationären Gebrauch der Worte. Überall grassiert die Regel sprachlicher Sparsamkeit. Der Mangel an Aufklärung sei dem mißbräuchlichen Handhaben der Worte geschuldet. Solche Einschätzungen riechen nach einem naiven Nominalismus, der die Worte schon für die Begriffe hält.

     

    Auf der anderen Seite: Dass das Wesen in der Sprache läge, daran halten gerade jene fest, die deutscher Herkunftssprache sind. Deshalb braucht sie auch Verfassungsschutz: Nomen est omen halt.

  • TB
    Thierry Blanc

    Ausgezeichneter Artikel! Bravo!

  • K
    Krischan

    Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Wer kennt dieses Spielchen mit der Selbsttäuschung nicht? So liest man auch hier, dass es keinesfalls so wäre, Kritik an Israel führe automatisch oder reflexartig zu den übelsten Antisemitismusvorwürfen. Wer so denkt, der hat es nur noch nie probiert, selbst einmal in einem Meinungsforum oder bei "Youtube" ein Posting zu hinterlassen, das sich ablehnend mit der israelischen Rechten befasst. Diejenigen, die es getan haben, wissen, was dann kommt. Die Beschimpfungen gehen grundsätzlich unter die Gürtellinie, folgen zunächst dem Muster, man habe keine Ahnung von den Verhältnissen vor Ort, falle auf die Propaganda der Araber herein, und das nur, weil man Antisemit sei. Kontert man mit tieferem Hintergrundwissen über die Nahostproblematik, weiß etwas von der Konferenenz von San Remo oder kennt den Wortlaut der Balfour-Deklaration, weiß wer die Stern-Gang war oder welche Rolle Shamir und Begin in der Frühzeit Israels gespielt haben, so führt das nur zu einer Verschärfung der Vorwürfe: Nur ein ausgemachter Antisemit könnte sich so tief in die Materie einarbeiten wollen.

    Nein, der gute Zeitgenosse steht auf der Seite Israels, hält mit M. Küntzel den deutschen Pazifismus für verlogen, fordert wie er und die anderen Teilnehmer der diversen "Irankonferenzen" in Berlin, veranstaltet vom "Mideast Freedom Forum Berlin" , ein Ableger der amerikanisch-israelischen Organisation "Scholars for Peace in the Mideast", einen Militärschlag gegen den Iran für das Gebot der Stunde, weil der Iran sonst ab 2010 die Bombe haben wird (So zu hören auf der Irankonferenz im Mai 2008, auf der auch Broder die Kriegsoption zwar schlimm aber letztlich unausweichlich nannte).

    Selbstverständlich hat der gute Zeitgenosse auch nicht mitbekommen, dass einem Norbert Blüm unterstellt wurde, er habe, wenn es nicht "Theo, wir fahr'n nach Lodz" gewesen war, doch "Wenn's Judenblut vom Messer spritzt" gesungen, auf einer Veranstaltung gegen die Sicherheitsmauer in Israel - besser auf der arabischen Seite der Demarkationslinie von 1967-, denn der gute Zeitgenosse schaut sich lieber Broders "Deutschlandssafari" an, anstatt zu lesen was aus der Tatstatur dieses Starjournalisten kommt.

    Selbstverständlich folgt der gute Zeitgenosse auch der Definition Broders, Antisemitismus und "Antizionismus" seien identisch ( womit natürlich jede Kritik an Israel gemeint ist). Der gute Zeitgenosse weiß nicht, dass einem Außenminister Steinmeier vorgehalten wurde, er wünsche sich wohl ein "judenreines Samaria und Judäa", als er bei einem Besuch in Israel die Siedlungen zur Sprache brachte.

    Der gute Zeitgenosse folgt der Ansicht der mit Israel zunehmend verbandelten Rechtspopulisten, der Islam sei gar keine Religion, sondern eine faschistische Ideologie, die es zu bekämpfen gelte. Der gute Zeitgenosse sonnt sich in dem Bewusstsein, für seine fremdenfeindliche Haltung sogar noch einen Persilschein von Ralph Giordano erhalten zu haben, als er gegen die Moschee in Köln demonstrierte.

    Der gute Zeitgenosse sieht in P. Scholl-Latour nur noch einen senilen, antisemitischen Schwätzer und bewundert die Rhetorik einer Melody Sucharewicz, jenes hübschen Gesichts aus Israel ( aufgewachsen in München), die ihm als Gast in Talkshows so deutlich darlegt, warum Israel immer im Recht ist, wenn sie nicht gerade für ihren Vater Leo Preise von dessen Organisation "I like Israel" an Giordano vergibt.

  • K
    Krischan

    Recht hat er, der "jüdische Selbsthasser" Zuckermann, wie ihn H. M. Broder wohl wieder einmal beschimpfen wird, oder die Graumanns, Knoblochs, Kramers und anderen - Verzeihung "Berufsjuden"- die sich auf Gedeih und Verderb an die isralischen Rechten gekettet haben.

    Man fragt sich, was wohl wäre, wenn sich das politische Klima in Israel einmal ändern sollte. Treten diese Herrschaften dann zurück oder werden sie von heute auf morgen so tun, als ob sich auch ihre Ansichten geändert hätten?

  • H
    Helmut

    Danke Herr Zuckermann. Bitte teilen Sie doch Ihre Sicht der Dinge auch persönlich dem Herrn Broder mit, den ich bisher immer sehr geschätzt habe.

    Was G. Grass gesagt hat, muss sagbar sein, ohne diesen Rummel.

    Meiner Meinung nach wird viel zu wenig darüber gesprochen, dass Israel Atomwaffen hat, und die USA und Frankreich und England und Russland und Nordkorea und und und

  • A
    Anna-Laura

    Danke Herr Zuckermann, für Ihren differenzierten Kommentar.

    Schon seit Jahrzehnten denkt die Mehrheit in unserem Lande kritisch über Israel, die Siedlungspolitik, generell das Verhalten gegenüber den Palästinensern u.v.m. Es kommt kein Friede in die Region, so lange dies von Israel so fortgesetzt wird.

    Komisch ist dann nur in der jetzigen Debatte, wenn ein Mensch wie Grass, eben an disponierter Stelle seine Meinung in Form eines Gedichtes veröffentlicht, dann regt sich Israel auf. Da ist Israel in seiner Polemik nicht zu toppen, im Gegenteil, wirft die Frage nach Antisemitismus wieder auf und andere "Strafmaßnahmen" gegenüber Grass und uns Deutschen. Das ist mehr als beschämend, um nicht zu sagen dümmlich.

    Israel sollte in vielem vor der eigenen Haustüre kehren in seiner Politik durch die Jahrzehnte hinweg.

    Ich behalte mir das Recht vor, so wie Grass und Andere, Israel in seiner Haltung zu kritisieren. Ein schlechtes Gewissen muss ich als Nachgeborene auch nicht haben.

  • J
    Julius
  • AW
    Andeas Wasert

    Ich habe mich wahnsinnig aufgeregt über den schlechten Journalismus der vergangenen Wochen.

    Dieser Artikel ist natürlich (wieder) angemessen, Zuckermann sei dank.

     

    Erscheint mir alles geradewegs so, als sei die TAZ (und viele andere Medien auch) in der kurzen Anti-Grass-Kampagne ferngesteuert worden und nun übernimmt die kleinlaute Redaktion wieder das Steuer, die sich bei der zurecht empörten Leserschaft mit gütigstellenden Artikeln entschuldigt.

     

    Mal ganz nebenbei - mich würde es hundertprozentig ankotzen, in der heutigen Zeit ein Journalist zu sein.

  • T
    Tommy

    Erstaunlich. Vor wenigen Tagen noch Pöbel-Journalismus auf unterstem Niveau ("SS-Günni") und jetzt diese intellektuell hochwertige Analyse von Zuckermann.

     

    Habt ihr eigentlich eine redaktionelle Konzeption oder wird je nach Lust und Laune mal die intellektuelle, mal die plumpe und bösartige Polemikschiene a la Springerpresse gefahren?

  • KD
    Karl der Große

    Moshe Zuckermann brandmarkt den inflationären Gebrauch des Begriffes "Antisemitismus" und übersieht dabei, dass er selbst den Begriff "faschistisch" unzutreffend und daher gefährlich verniedlichend auf israelische Siedler in den von Israel besetzten Gebieten Palästinas überträgt. Diese Siedler sind sicherlich religiös-nationalistisch-chauvinistisch und daran interessiert, dass die israelische Regierung sie vor den ihnen feindlich gesinnten Palästinensern selbst in deren Territorium schützt. Eine systematisch geplante Vernichtung der Gegner in der israelisch-palästinensischen Auseinandersetzung haben aber bisher nur Hitzköpfe der Hamas und Hizbollah gefordert, nicht aber die zunehmend wieder in Deutschland geschmähten orthodoxen Juden.

    Ich bitte doch darum, die Unterscheidung zwischen Dünkel und Überheblichkeit einerseits und Terrorismus andererseits ernst zu nehmen.

  • PM
    Peter Maas

    @Jan S.:

     

    "Dank an Herrn Prof. Zuckemann für diesen unaufgeregten Beitrag zur Debatte!"

     

    Unaufgeregt? Ich würde sagen, Zuckermann ist der Kragen geplatzt, als der diesen Artikel schrieb.

     

    Zu Recht, finde ich. Grass hat mit seiner Israel-Kritik zwar mächtig daneben gelegen, weil er die von Israel ausgehende Gefahr massiv überschätzt und die vom Iran ausgehende Gefahr ebenso massiv unterschätzt hat. Aber viele seine Gegner machen es sich ein bisschen einfach, wenn sie in Grass' Gedicht antisemitische Stereotypen ausmachen und ihn deshalb als Antisemiten abstempeln. Antisemit ist, wer antisemitische Stereotypen verwendet? Diese Definition ist rekursiv, nichtssagend und nur für Polemik geeignet. Eigentlich ist es ganz einfach: Antisemit ist, wer Juden schaden will, weil sie Juden sind. Wer also Grass Antisemitismus vorwirft, hat zu beweisen, dass er schadet, dass dies seine Absicht ist, und dass er es tut, weil Israel ein jüdischer Staat ist. Eine deutlich schwierigere Aufgabe als die, die die Grass-Kritiker "gelöst" haben.

  • Z
    zigeuner

    liest man die kommentare hier in der nacht, ist man um den schlaf gebracht. man kann nur ein fazit ziehen, welches schon vor jahrzehnten gezogen wurde: "die deutschen werden den juden auschwitz nie verzeihen"...

    was für ein unsinn hier geschrieben wird. als ob es in diesem land verboten wäre, israel zu kritisieren. als ob jeder, der dies tut, als antisemit gebrandmarkt wird. schwachsinn. der deutsche verteidigungsminister ( mit dem ich weiß gott nichts gemein habe) hat vor 2-3wochen israels aussenpolitik kritisiert, ohne dass ihn jemand anitsemit genannt hätte. es wäre auch niemand auf den gedanken gekommen. was anderes indes ist es, wenn jemand daher kommt und "den jud" mal so nebenbei an nichts geringerem als dem zukünftigen weltuntergang verantwortlich zu machen sucht.

    ein judenhasser zeichnet sich aber eben nun mal dadurch aus, dass er den juden alle nur erdenklichen schandtaten zutraut und unterstellt, dessen der mensch fähig ist, um anschliessend noch zu erklären, dass dann, wenn man das lautstark unterstellt, man auch noch skandalöser weise als judenhasser gilt. ja, als was denn sonst? deutschland ist in seiner mehrheit ein land der judenhasser. steht doch endlich dazu und versteckt euch nicht feige hinter wohlfeilen worthülsen. lebt doch endlich offen euren judenhass, den ihr so verzweifelt zu verstecken sucht.

    aber gottlob sind die juden ja auch noch schuld an eurem judenhass.

    brecht hat schon recht: der schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch !

  • A
    anwaltgk

    Ein klarer, ein wahrer, ein guter Beitrag: die Tradition jüdischer Dichter und Quer- Denker von Herinrich Heine über K.Tucholski bis zur Frankfurter Schule (Adorno. Marcuse usw) ist doch nicht ganz ausgestorben! Beschämend für die TAZ, dass dies bisher neben all dem erbärmlichen, niederträchtigen intellektuellen Müll (zb eines: Günü Krass hier in der Taz) Herr Zuckermann der Einzige ist, der sich hier um intellektuelle Redlichkeit im Fall des Poems von G. Grass bemüht. Traurig und beschämend, wie viele besorgte denkende leser sich allein von diesem einzigen Beitrag in der Taz sich, wie erlöst, von einem "Fluch" der Antisemitismuskeule fühlen. Wieso lassen wir, wieso läßt es die TAZ zu, das halbrassistische, rechtzionistische Lügen-Thesen von Netasnjahu und Konsorten samt intellektuellen Helfershelfern in Deutschland über ISRAEL und IRAN derart wirkmächtig uns Allen das Hirn vernebeln, wie damals Busch s Lügenthesen über die Massenvernichtungswaffen des IRAK?

    Immerhin geht es um die reale, herannahende Gefahr eines 3. Weltkrieges, den es zu verhindern gilt. Grass höchstes Verdienst ist es, dass er hier die (rechtszionistischen) Tabu s und das Eis gebrochen hat (auch wenn man nicht all seinen Thesen folgen muss). Herr Zuckermann bestätigt diesen Kern des Poem s in seinem ganz unaufgeregten, aber klaren, treffenden Beitrag. Danke und weiter so.

  • J
    Julius

    Wie sich die Kommentarschreiber überschlagen....

     

    Das ist es wonach wir Deutschen uns seit dem 9.Mai 1945 verzehren, dass alle Juden uns die Absolution erteilten. Herr Zuckermann hat da mal den Anfang gemacht.

  • D
    doscon

    Was geantwortet oder wenigstens

    bemerkt werden muß

     

    Ja, warum hat denn Günter Grass

    so lange nur geschwiegen –

    doch warum nicht er nur allein?

    Wir alle hätten das Schweigen

    viel eher brechen müssen,

    und nicht erst, seit im Vorderen Orient

    durch Despoten unterdrückte Völker

    den Aufstand wagten, um sich zu befreien;

    ein riskanter Versuch,

    zeigen die Ergebnisse doch,

    daß der Weg zur Demokratie nicht kurz

    sondern lang und viel mehr steinig ist, als eben

    von jenen gedacht.

     

    Doch was geschieht?

    Ein kollektiver Aufschrei der Entrüstung

    – darunter die, die man schon länger kennt,

    also als eher gestrig in der Erinnerung versteckt –

    statt zu versuchen, die Zeichen der Zeit

    in ihrer gefährlichen Entwicklung zu deuten

    und dazu sich kritisch-konstruktiv zu äußern.

     

    Es kommt vielen offensichtlich

    dabei gar nicht darauf an,

    sich wirklich zu bemühen zu verstehen,

    was hinter des Gescholtenen Meinung

    sich möglicherweise verbirgt –

    so versteigt sich statt dessen im SPIEGEL

    online ein Journalist zu einer Formulierung,

    daß es geschmacklos wäre,

    wenn ausgerechnet Deutsche

    den Israelis erklärten,

    wie sie zu handeln hätten.

     

    Wie dumm, und welch ein logischer Verstand! –

    Als ob der Gehalt eines Rates

    oder das Recht auf Kritik,

    abhängig wär, von des Kritikers Nation –

    als ob eines Deutschen kritische Sicht

    von vornherein ein Unrecht wär,

    falls er dabei von Israel spricht –

    schon Wilhelm Busch schloß messerscharf,

    daß nicht sein kann, was nicht sein darf,

    hier: wenn nicht angepaßt

     

    Und was soll schon kommen von außen-

    politischen Sprechern, die Miß-

    felder heißen oder Kennern der Region wie Gröhe?

    Und wenn Giordano schließlich noch

    behauptet, daß er selten

    so erschüttert worden wäre,

    mag man das, zu seinen Gunsten,

    seinem Alter schulden,

    das wohl vergessend macht,

    was in der Tat erschütternd war.

     

    Und wenn andere von Haßgesang oder davon

    reden, sich ob des Textes gar zu schämen

    – ja, mit Verlaub, was macht denn diesen

    Günter Grass derart zum Übermenschen,

    daß ein von ihm verfaßter,

    und sicherlich auch angreifbarer Text

    zu solchen Reaktionen führt,

    die offensichtlich mehr von Emotionen

    denn von Sachlichkeit geprägt,

    als wär der Fortbestand der Welt durch ihn gefährdet.

     

    Und welch Teufel ritt – mein Gott noch mal,

    man muß es schon so fragen –

    diese selbstgerechten Sittenwächter,

    die ob eines solchen Vortrags

    – sich dergestalt moralisierend äußernd und

    die Macht der Presse sich zu Nutze machend –,

    suggerieren, allein sie wären die Souffleure

    für eine breite öffentliche Meinung,

    die, von ihnen selbst erst angestachelt,

    jetzt zu verteidigen nur sie berufen,

    als gäbe es nicht Schlimmres auf der Welt,

    zu dem man sich in solch massiver Weise äußern müßte.

     

    Und, um dies Verhalten noch zu toppen,

    gestützt von tumber Meinungsmache,

    wird, als Rache eines kleinen Mannes

    in dem einst gelobten Land,

    der so Gescholtene auch noch

    mit Besuchsverbot belegt,

    als ob solch kleinkarierte Handlung

    eines selbstbewußten Staates würdig sei.

     

    Si tacuisses?

    "Ja" zur überzogenen Kritik

    und, trotz Vorbehalten,

    " nein" zu Graß – das Thema ist zu wichtig!

     

    Ich akzeptierte die Kritik an einer

    Formulierung, wär sie in der Form gefaßt,

    daß sie den atomaren Erstschlag

    als schon beschlossnes Faktum suggerierte.

     

    Doch niemand kann bestreiten:

    es wurde über jenes Recht zum Erstschlag

    längst schon offen diskutiert;

    und ob nun atomar oder auch nicht,

    die Gefahr solchen Handelns besteht

    allein aus der Existenz der Waffen heraus.

     

    Und so gesehen stellt nun mal

    das in Israel mit Sicherheit vorhandene

    atomar bestückte Waffenarsenal

    eine weitaus größere Bedrohung dar

    als die vermuteten Bemühungen Irans,

    selbst solche Waffen zu entwickeln,

    auch wenn dort, wie Graß es formulierte,

    ein Maulheld Haßtiraden schwingt.

     

    Das nun aber gilt selbstverständlich

    auch für alle anderen Nationen, die

    sich mit atomaren Waffen hochgerüstet haben

    und so per se als eine ständige Bedrohung

    für den Frieden auf der Welt anzusehen sind.

     

    Weltfrieden? klingt dieser Begriff nicht wie ein Hohn

    bei stetig wachsender Aggression?

     

    Selbst, wenn dennoch immer beteuert wird,

    solche Waffen niemals benutzen zu wollen,

    die Feinde lediglich abschrecken sollen,

    wer kann denn wirklich verläßlich verhindern,

    daß einige Wenige mit dem Zugang zu ihnen,

    oder solche, die sich ihn verschaffen,

    sie, aus welchen Gründen

    auch immer, zünden

    und damit dann – wenn überhaupt –

    nicht nur jene treffen, die,

    gesteuert von der Korruption der Macht,

    Schuld tragen am Versagen einer Politik,

    die Elend und Verderben über alle bringt,

    die unter ihnen schon genug gelitten haben.

    Kriege werden in der Regel nicht

    von einer breiten Masse provoziert,

    sondern sind das Resultat

    skrupelloser Spieler mit der Macht.

     

    Doch kehren wir zu Graß zurück,

    mal wieder gescholten als Antisemit

    (von Broder wenigstens gepaart mit Bildung),

    denn so unterdrückt man jegliche Kritik,

    die berechtigt ist am Staate Israel,

    zur Zeit vertreten durch Herrn Netanjahu.

     

    Es muß nun allerdings auch mal ein Ende geben,

    aus, wie Graß sie deutlich nennt

    "ureigenen Verbrechen,

    die ohne Vergleich sind",

    und ich füge hinzu, auch unverzeihlich,

    gegen jüdische Bürger eines an seiner Hybris

    und Unmenschlichkeit zerbrochenen Reiches,

    begangen von dessen teuflischem Regime

    und seinen gefügigen Lakeien,

    eine Bringschuld abzuleiten dergestalt,

    sie denen nicht enden wollend aufzubürden,

    die, damals noch Kinder oder ungeboren,

    an solchem Verbrechen unbeteiligt

    und damit de jure unschuldig sind –

    doch vergessen sollten sie nie!

    Auch ich bin, zwar älter, nach dem Holocaust,

    den zu leugnen nicht nur

    von arroganter Dummheit zeugt,

    sondern wohl auch ein Verbrechen ist,

    geboren worden und kann mich nur schämen –.

     

     

     

     

    Jedoch aus tiefer Überzeugung lehne ich es ab,

    mich ständig eines kollektiven

    schlechten Gewissens bedienen zu müssen,

    das mich, mit jener Bringeschuld gebürdet,

    massiv daran erinnern soll,

    jeglichen Rechtes der Kritik an denen,

    die auch nur Nachkommen sind, zu entsagen.

     

    Ich lebe selbst seit Jahren in einem Land

    im Nahen Osten oder Vorderen Orient.

    Doch nicht nur dort kann irgendjemand

    mit allem Ernst behaupten, der Israelis Politik

    gäbe nicht Anlaß zur Kritik,

    ohne Fehler der Nachbarn kleinzureden –

    doch ohne Rücksicht, nur mit Gewalt

    auf welcher Seite auch immer,

    sind die Wege zu Freiheit und Frieden versperrt

    und ohne diese Einsicht versperrt für immer.

     

    Es ist das Schweigen von uns allen,

    die mit geschlossenen Augen glauben,

    den Weg in eine Zukunft zu finden,

    die allen unseren und deren Kindern

    Frieden und Sicherheit bieten kann.

     

    Ich bin sie auch satt, die Attitüden

    jener selbsternannten Spezialisten,

    die sich immer wieder melden

    mit den selben Plattitüden,

    und sich freuen wenn man dann

    den angeblich ahnungslosen anders

    Denkenden an's Schienbein pinkeln kann,

    und das oft ohne selbst

    einen Schimmer von Ahnung zu haben.

     

    Was bleibt als Fazit dann zu ziehen? –

    wir dürfen nicht stoppen in dem Bemühen

    nicht nur miteinander zu reden,

    sondern, und das gilt für jeden,

    auch mal richtig zuzuhören,

    anstatt sich ständig zu empören

    wenn jemand andrer Ansicht ist,

    die abweicht von dem eignen Mist,

    denn Waffen dürfen keine Argumente sein.

     

    Doch obwohl verbal von allen geächtet,

    sie werden uns erhalten bleiben,

    solange die Menschheit – seien wir ehrlich –

    nicht jenen Grad der Intelligenz –

    die sie sich selber attestiert, und

    derer sie sich ständig brüstet –

    erlangt hat, um sich von sich selbst

    zu emanzipieren.

     

    Gefordert ist mehr Toleranz und Achtung

    bei dem Umgang mit den Anderen

    und die Bereitschaft zu erkennen,

    daß deren Andersartigkeit

    nicht à priori Feindschaft ist.

    Und auch nur, wenn alle das beachten

    und daraus ihr Verhalten steuern

    bleibt der Menschheit noch eine Frist,

    sich zu besinnen – nutzt die Zeit!

     

    Der Vorwurf wird kommen, das ist ziemlich klar

    in diesem Gedicht sei das meiste nicht wahr,

    einseitig, verkürzt und es reime sich nicht!

    Was soll's – denn ich habe doch meine Sicht

    formuliert in Zeiten

    voller Ungereimtheiten.

     

    doscon

    05. – 09.04.2012

  • M
    Mnemo

    Was ich eigentlich überhauot nicht verstehe ist, wie man ausgerechnet in diesem Zusammenhang mit einem Terminus wie »Gesinnungskomplize« (Zuckermann) operiern kann. Wenn man den auch nur probeweise auf den Text von Grass anwendet, läuft es einem kalt den Rücken runter. Das scheint mir nicht für diese Form von Argumentation zu sprechen.

  • I
    Illoinen

    Die Deutschen können den Juden, den Holocaust einfach nicht verzeihen. Anders kann ich die vielen doch sehr befremdlichen Kommentare nicht erklären. Für mich ist es völlig egal, welcher Religion jemand angehört, aber der Genozid an Millionen von Menschen hinterlässt nun einmal Spuren, da kann auch kein Herr Grass, über dem Umweg Israel, diese Gräueltaten zu relativieren. Israel ist von Feinden umgeben, und wir sollten erst einmal 4 Wochen in den Schuhen der Israelis in Israel gehen, um in etwa nachvollziehen zu können, wie es sich in Israel als Israeli so anfühlt. Für mich ist der Aggressor nicht Israel, sondern der Iran. Wer öffentlich, (ohne kaum Kritik aus Deutschland zu hören)Israel das Existenzrecht aberkennt und Israel von der Landkarte auslöschen will, und öffentlich den Holocaust leugnet, gefährdet den Weltfrieden und nicht Israel. Palästina, dieses Elend ist furchtbar, aber nicht alleine durch die Israelis verursacht. Wer radikale Parteien wählt, kann nicht erwarten, dafür Verständnis von Israel zu bekommen. Wo sind die vielen Hilfsgelder geblieben? Was wurde dafür gekauft? Waffen oder warum kommen diese Hilfsgelder nicht bei der Bevölkerung an? Viele Nadelstiche, die man fast täglich seitens der Palästinenser den Israelis zufügt, stehen nicht in den internationalen Medien, wenn aber Israel antwortet, dann ist die Internationale Presse sofort da, um wieder einseitig zu berichten.

  • JS
    Jan S.

    Leserbrief an die TAZ zum Artikel: „Wer Antisemit ist, Bestimme ich!“

    Autor: Moshe Zimmermann, Taz, 10.04.2012

     

    Dank an Herrn Prof. Zuckemann für diesen unaufgeregten Beitrag zur Debatte!

     

    Wäre dieser Beitrag aus der Feder eines deutschen Intellektuellen geflossen, so wäre er, der Beitrag, als auch der Verfasser, ebenfalls der Vogelfreiheit angesichts der drohenden Antisemitismuskeule ausgesetzt worden und unter Umständen sehr wahrscheinlich hier nicht veöffentlicht worden - ich hoffe, ich tue der TAZ damit nicht Unrecht.

     

    Allerdings ist es jetzt nun sehr schwer, Herrn Zuckermann Antisemitismus vorzuwerfen, Antizionismus (im Sinne eines Antifaschismus') oder Antiisraelismus schon eher.

     

    Äußerst verwirrend scheint es, dass ein "jüdischer"/israelischer Professor sich in solch einer Art und Weise aus der "Höhle des Löwen" zu Wort meldet, wird er doch höchstwahrscheinlich von dem israelischen Staat besoldet, der ihn sogleich auch als antiisraelisch brandmarken könnte, so sehr erfreulicherweise sein Beitrag differenziert und ausgewogen erscheint, aber die Ziele der Falken gleichermaßen unterläuft.

    Interessant ist es auch zu wissen, ob dieser Artikel nur hier in Deutschland veröffentlicht wurde, oder aber auch in Israel, und zwar so, dass eine (relativ) große Öffentlichkeit erreicht werden konnte?

    Verwirrend ist Herr Zuckermanns Text auch deshalb, weil manch latent antiisraelisch eingestellte Mensch, gleich, ob links oder rechts verortet, nun in seiner Vorstellung, Israel sei ein monolithischer Block gleichgesinnter Kriegsttreiber, enttäuscht worden ist.

    Herr Zuckermann zeigt mit seinem Auftreten, dass in Israel, wider aller Erwartungen, doch pluralistische Meinungsfreiheit existiert, ein Grauton, der das übliche schwarz-weiß-Denken, dass sich die Falken doch zu gerne zu Gebrauch machen, erheblich erschüttern könnte.

     

    Die alternativlose Bivalenz, die von der "Strömung Netanjahu" konstruiert worden ist, um einen Erstschlag gegen den Iran als "Sachzwang" geradezu neoliberalen Stallgeruchs darzustellen, erscheint mir sowieso nicht glaubwürdig.

    Zusehr fühle ich mich noch durch die "lustige" Power-Point-Präsentation im UN-Sicherheitsrat auf den Arm genommen, die die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Iraks unter Hussein beweisen sollte, um so den "legalen" Krieg erklären zu können - genau das kann uns auch mit dem Iran blühen, wir wissen es nicht.

     

    Wenn der Iran, trotz Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags, es anstrebt, sich Atomwaffen zuzulegen, so ist das durchaus nachvollziehbar, denn nur so könnte er sich unangreifbar machen, genauso wie Indien, Pakistan und Nord-Korea auch, aber auch genauso wie Israel, die wie Indien, Pakistan und Nord-Korea ebenfalls nicht den Atomwaffensperrvertrag beigetreten sind.

    Bisher hat der Iran noch keinen Angriffskrieg geführt, noch kein Nachbarland überfallen, im Gegensatz zu anderen Nationen/(Völkern), wie besipeilsweise den USA, aber auch Israel, dass, wie jeder weiß Atomwaffen besitzt, aber sich sämtlicher Kontrollen der IAEO entzieht, ein Merkmal, dass komischerweise im Bezug auf den Iran als Kriegsgrund aufgeführt wird - dabei wurde im Iran sogar kontrolliert. Das wirft in diesem Zusammenhang auch ein sehr schlechtes Licht auf die IAEO, die im Falle des Iran als glaubwürdige internationale, ja geradezu unabhängige, freie Organisation dargestellt wird, aber von eben denjenigen, die das tun nicht in das eigenen Land reingelassen wird - sehr fadenscheinig!

     

    Die Beschaffung der Atombombe ist die einzige Lebensversicherung des Irans in der jetzigen Konstellation und deshalb verständlich.

    Dass das Mullah-Regime einen impertinenten Umgang mit der geknechteten Bevölkerung pflegt, der einerseits entrüstet, andererseits Nichtbetroffene zum Lachen zwingt, angesichts Berichte aus erster Hand, die einen grotestken Übereifer der Sittenpolizei als Analogie zu manchenm "Sicherheitsdienst" vergangener, aber auch existenter diktatorischer Regimes erscheinen lässt, rechtfertigt noch lange nicht einen Angriffskrieg.

    Ich glaube, es wird uns hier ein Dilemma aufgezwungen, obwohl es auch andere Wege gibt und gab. Den gerechten Krieg gibt es sowieso nicht, das sollten wir doch bisher Mal gelernt haben.

    Die Konsequenzen, die sich für Israel aus solch einem angedrohten Krieg ergeben, werden in Zukunft die heutigen Falken Israels als wahre Antisemiten erscheinen lassen, denn dass die Menschen in Israel großen Schaden nehmen werden, und jetzt schon genommen haben, rechnet man die seelischen Verletzungen hinzu, die zweifellos entstehen, wenn Menschen in einem solcherart konstruiertem Klima geboren werden und aufwachsen müssen, ganz gleich, ob sie jüdischen Glaubens, oder islamischen Glaubens sind, ist unbestritten Tatsache.

  • J
    Jaakov

    Der Monotheismus ist gewiss nicht schlechter als der Polytheismus oder der Atheismus! Da sollte man sich einmal die Geschichte genauer ansehen (zum Polytheismus z.B. die alten Römer und Germanen, zum Atheismus Stalin, Pol Pot usw.)

    Die Juden haben nie gesagt, dass sie besonders erwählt seien. Vielmehr hatte in vorchristlicher Zeit jedes Volk seinen eigenen Gott oder seine eigenen Götter. Heute behaupten die Christen, dass auch sie an den jüdischen Gott glauben würden. Gleichzeitig wirft man aber den Juden vor, dass sie früher die Einzigen waren, die an Ihn glaubten. Dies wird fälschlicherweise als ein "Erwähltsein" missverstanden.

  • DS
    Dagmar Schön

    Intelligenz und Integrität in einer erson anzutreffen ist doch extrem wohltuend.

     

    Der Antisemitismus-Vorwurf gegen Grass war genauso unterbelichtet, wie damals der gegen Walser.

     

    Besides this: von einigen Leuten möchte ich zu KEINEM Thema mehr Kommentare lesen-hören-sehen:

    Reich-Ranitzki, alice Schwarzer, Scholl-Latour udn Herrn Henkel und Herrn Krupp.

    Vielleicht liegt es ja auch daran, dass sich intelligente Leute weigern in Talkshows u. ä. zu gehen.

  • H
    Holger

    Sehr schöner Artikel, bravo! Nach der Lektüre von "SS-Günni" hätte ich das nicht mehr erwartet.

     

    Insgesamt scheint es eine große Freude zu geben endlich mal auf Günter Grass einhauen zu dürfen. Ja, er hätte seine Meinung sagen können ohne gleich über Denkverbote zu jammern. Die sind Selbstzensur. Dann hätter hinterher umso besser kontern können, wenn er angegriffen wird.

     

    Und ja, er hätte klarer von "Regierung" sprechen sollen, als nur vom Land. Aber wie wird unser Außenminister zitiert? Man dürfe Israel und den Iran nicht moralisch auf eine Stufe stellen. Aha. Die Völker? Gesagt hat er es auch nicht, aber meint hoffentlich die Regierungen.

  • W
    wolowitz

    Wenn man sich so die Mehrheit der Kommentare durchliest, kommt man zu dem Schluss, dass die taz weiß Gott die Leserschaft hat, die sie verdient.

    Achja, und der Mann heißt weder Zimmermann noch Zuckerberg ...

  • KU
    Kritiker unkritisch kritisierender Kritiker

    Der Tenor vieler Kommentare "Tausend Dank der taz für diesen Text" hinterlässt gemischte Gefühle: einerseits formuliert Herr Zuckermann Gedanken, die sehr viele Menschen selbst ähnlich formulieren würden (von den Fremdwörtern einmal abgesehen)...

     

    ...anderseits erstaunt die Tatsache, dass es über eine Woche lang dauern musste, bis eine differenzierte und sachliche Betrachtung in den deutschen Medien überhaupt beginnt. Eine lange Woche geprägt von kampagnenhaften Zügen der Unsachlichkeit und der persönlichen Angriffe liegt hinter uns -dies sollte nachdenklich stimmen! Zuckermann schreibt dazu: "...Jene in Deutschland, die wie Günter Grass denken, sich jedoch nicht getrauen, ihre Gedanken zu artikulieren, nun aber erfahren müssen, dass der, der ihrem Denken Worte gegeben hat, als Antisemit gebrandmarkt wird, sie somit selbst den Dreck des wahllosen Antisemitismusvorwurfs indirekt abbekommen haben, werden sich überlegen müssen, wie sie mit dieser psychisch-politischen Unwirtlichkeit umgehen..."

     

    Sie werden sich fragen: Wie steht es um die Diskussionskultur im Land? Meinungsvielfalt oder Einheitsbrei -das ist die Frage, die mit dem Gedicht aus der Feder von Günter Grass aufgeworfen wird und eine lange Woche lang mit den Mitteln der persönlichen Verunglimpfung und Diffamierung unsachlich und reflexartig beantwortet wurde.

     

    Meinungsbildung oder Meinungsmache? Gibt es eine Deutungshoheit? Welche Rolle haben die Medien heute...

     

    ...Fragen über Fragen. Eine Diskussion dazu ist überfällig. Es bleibt zu hoffen, dass nicht schon in der nächsten Woche wieder eine neue "Sau" durch die Medienlandschaft gezerrt wird und die notwendige Diskussion über die Diskussionskultur im Land vernebelt.

     

    "Tausend Dank der taz für diesen Text" deshalb auch nur dann, wenn die taz diese überfällige Diskussion anstösst und offen weiterführt.

  • OG
    Oliver Ginsberg

    Am Versuch, sich vom banalisierten Antisemitismus-Vowurf zu befreien ist vor allem die Zaghaftigkeit zu bedauern. Wer Rassismus und jede Art von Erwählungsbewusstsein verabscheut sollte dies ohne weitere Rechtfertigungsbemühungen tun.

     

    Antisemitisches Gedankengut hat im Übrigen dann eine Berechtigung, wenn es die verheerende Rolle des Monotheismus und eben jenes arrogante Erwählungsbewusstsein derselben als Quelle von Intoleranz fokussiert und sich damit gleichermaßen gegen Tendenzen in Judentum, Christentum und Islam als „semitische Religionen“ wendet. Diese Gedankenlinie wäre heute um die Kritik an säkulärer Staatsunfehlbarkeit zu erweitern.

     

    Darf ich das in Deutschland sagen? Ich will das überall sagen dürfen, weil ich ein Mensch bin.

  • K
    Karola

    Ein sehr guter Artikel, dem nichts mehr hinzuzufügen ist. Vielen Dank taz und vielen Dank Herrn Zuckermann und natürlich Herrn Grass, der das "Fass wieder aufgemacht" hat, nachdem es nach dem "Linkenbashing" im letzten Jahr, als diese sich über die israelische Siedlungspolitik kritisch geäußert hatten, zugemacht worden war.

  • T
    Timocracy

    Als reflektierender Geist kann man immer wieder nur den Kopf schütteln, wie hirntot von fast allen publikumswirksamen "Intellektuellen" dieser Medienlandschaft das nachwachsende Volk besudelt wird. Nicht einmal Filme wie "Das unartige Mädchen" wagten es, auf den Punkt zu bringen, was von der sogenannten "Vergangenheitsbewältigung" zu halten war, obwohl sie am Thema ganz nahe dran waren:

     

    Eine nekrophilie Orgie eines dürftig getarnten Gesinnungsterrors, dessen einziger Zweck es war, den Widerstandswillen unbelasteter Generationen zu zersetzen!

     

    Herr Präsident, die Jugend forscht heute lieber für sich und hat dabei herausgefunden, dass sie von den Heuchlern der "Vergangenheitsbewältigung" um die Gegenwartsbewältigung betrogen werden soll!

  • M
    Mondenkind

    Hellsichtig, scharfzüngig, unabhängig. Große Klasse!

  • M
    Matthias

    Natürlich darf man nicht ausblenden, daß auch Herr Zuckermann die Situation ausnützt, um politisch aktiv zu werden - er schärft mit solchen Artikeln sein Profil als "linker Spinner" im israelischen innenpolitischen Kontext und agitiert gegen die Likud-geführte Regierung von Bibi Netanyahu. Das sind natürlich legitime Anliegen, man sollte es halt nur wissen.

  • IB
    Ian Bellyn

    Zur Ergänzung des überaus wichtigen Beitrags von Zuckermann will ich auf einen Beitrag im Freitag verweisen: http://www.freitag.de/community/blogs/schlesinger/der-ganz-reale-judenhass

  • AJ
    Andreas J

    Entlich mal was vernünftiges zum Thema. Guter Artikel!

  • P
    Poncho

    @Thomas: Sehr treffend, mit Ausnahme des unrealistischen Obama-Vergleichs.

  • M
    manfred (60)

    Ich hatte nicht erwartet, in der taz noch einen so sachlichen Artikel zum Thema zu finden.

  • O
    Oachkatz

    Das war mit das Klügste, was ich in den letzten Tagen in den Medien und vor allem auch in der taz lesen durfte, Dank dafür. Das lässt mich nicht völlig den Glauben an diese Zeitung verlieren.

  • DW
    Dirk Westphal

    Danke, Herr Zuckermann

     

    wie wohltuend es doch ist, Ihren Artikel lesen zu dürfen. Lesen zu dürfen in einer Zeit, in der jeder und alles als Antisemit beschimpft wird, der es auch nur wagt, leise Kritik an Israel zu üben.

    Und einen Dank auch an TAZ, das Sie diesen Artikel druckten! Es ist eben nicht alles Broder und MRR.

     

    Grüße,

    Dirk Wetphal

  • P
    peterkloss

    Hasen – Kaninchen!!!

     

    Schreibt da einer paar Sachen, Dinge, Verhältnisse, kommt zu seinem „ewigen“ Duktus der minima moralia und käut; kommt schließlich zur Beschreibung der Schlechtigkeit der Bedingungen des Hasen/Kaninchen........

    und wird schließlich ein Tier der Perpetuierung von Sprache, die sich selbst erhält, und den Hasen außen vorhält.

     

    Den unterschwelligen Duktus der Kritischen Theorie kann man sich dabei sparen.!!!

     

    Ich plädiere für das reine Antlitz, sozusagen das Heideggersche dingen des Dings, dessen Wesen in der Schwebe zwischen Hasen und Kaninchen liegt.

     

    Als ich dies wunderschöne Porträt eines großartigen Feldhasen per DIN-A4-Seite des Barmer-Gek-Magazins sah, war mir zum Weinen zu mute;

     

    Ich war hocherstaunt ob der großartigen, gesammelten Ernsthaftigkeit im Ausdruck dieses wilden Hasen, ich

    empfand sozusagen die Aletheia des Hasen;

     

    und wünschte mir das alte Haus am großen Wannsee, als die Zivilmächtigkeit des linken Juste-milieu noch im

    Schweben war.

     

    Peter Kloss

  • H
    hmmm

    der beitrag ist balsam auf meine in den letzten tagen geschlagene wunden. vielen herzlichen dank!

     

    eine frage hätt ich an die in der problematik erfahrerenen leser:

     

    wenn ich aus ehrlichem mitgefühl und -leid "pro-palästinensisch" denke und argumentiere, bin ich dann automatisch "antizionistisch" oder sogar "antisemit"?

     

    die gleiche frage, wenn ich u.a. aus gründen der sorge um die eigene gesundheit gegen den eskalationskurs von israel protestiere?

  • RC
    Renato Collina

    Guter Artikel. Allerdings liesse es mich völlig kalt, als Antisemit bezeichnet zu werden. Der Begriff ist so was von abgewetzt.

  • K
    Konrad

    "Kaum ein Begriff wird in Deutschland derart inflationär und verantwortungslos verwendet wie der des Antisemitismus. Das aber schadet dessen Bekämpfung."

     

    Die Aussage stimmt schon, aber richtiger wäre:

     

    "Kaum ein Begriff wird in Deutschland derart inflationär und verantwortungslos verwendet wie der des Nazis/Rechtsradikalen. Das aber schadet dessen Bekämpfung."

  • M
    Martin

    // von mama:

    // der autor ist kein antisemit, mag bloß keine juden!

     

    Glückwunsch zum dümmsten Kommentar zu diesem Artikel..und nun googeln sie mal Moshe Zuckermann.

     

    An Herrn Zuckermann und den Mut in der TAZ Redaktion meinen herzlichen Dank!! Ausserhalb von Blogs ist dies der erste vernünftige Artikel zu diesem Thema!

  • SV
    Sweder van Rencin

    Ich habe ein Interview gesehen und die ganze Zeit ging es dem Reporter nicht um den Inhalt des Gedichtes, sondern er versuchte fortlaufend den Schriftsteller zu provozieren. Ich bin kein Fan von ihm, aber mit welcher Sachlichkeit und A.....ruhe, er die Provokationen "ad absurdum" führte, hat ihm meine Sympathie eingebracht.

     

    Eine der provokativen Fragen (kein Zitat) in etwa so;

    "Der rechtsradikale Flügel klatscht Ihnen Beifall. Haben Sie, Herr Grass, mit ihrem Gedicht- nicht Wasser auf deren Mühlen gegossen?

     

    Antwort Grass;

    ; "Wer Wahrheiten verkündet, darf sich nicht davon irritieren lassen, wenn von Fall zu Fall auch der politische Gegner applaudiert."

  • H
    Heiko

    Ach ja der Moshe. Klar, die politische Situation in Israel ist für einen Linken äusserst frustrierend. Und ja, da wird gerne jede Kritik an der nationalistischen Linie der jetzigen Regierung als antisemitisch oder zumindest als Ausdruck jüdischen Selbsthasses diffamiert. Nur reagiert Zuckermann spiegelbildlich genauso vorhersehbar und unreflektiert, wenn er jeden Kritiker der israelischen Politik gegen eventuelle Antisemitismusvorwürfe in Schutz nimmt, ohne sich ihre Begründung näher anzusehen. Und Grass argumentiert nun mal jenseits jeder Realität und fantasiert sich einen drohenden Genozid an den Iranern zusammen. Dämlich genug, in Kombination mit der Verharmlosung der iranischen Regierung und dem Popanz von dem angeblichen Kritikverbot in Bezug auf Israel allerdings tatsächlich ziemlich antisemitisch gefärbt.

  • Y
    YeShA

    Zuckermann, Chomsky, Finkelstein... Dem Himmel sei dank, dass es selbsthassende juedische/israelische Nestbeschmutzer gibt. So kann der moderne Antisemit stets einen Juden zitieren um ja nicht als Antisemit zu gelten. Man erwähne nur nicht, dass die Mehrheit der Israelis diese Menschen zum Kotzen findet. Zu Recht.

  • WB
    Wolfgang Beyer

    Dieser Artikel rehabilitiert die TAZ in ihrer bisherigen Berichterstattung und Kommentierung bezüglich der Causa Grass-Poem ein kleines bisschen. Ich verfolge schon eine ganze Weile, besonders seit dem Wechsel in der Chefredaktion der TAZ eine, ich möchte sagen, bildungsbürgerliche Weichspülung in der Themensetzung, Berichterstattung und Kommentierung von Ereignissen. Ergebnis ist ganz häufig ein Wischiwaschi wie in der sogenannten seriösen Presse die Regel.

    Was die Kommentierung des Grass-Poems angeht, war die bisherige Kommentierung der TAZ tatsächlich im Sinne der Anwendung der unausgesprochen und im Hintergrund wirkenden Selbstzensurschere der Berichterstattung und Kommentierung der Konzernmedien gleichgeschaltet. Fand ich den TAZ-Wahlspruch "TAZ muss sein!" hinfällig, so hat sie sich mit der Veröffentlichung des Beitrages von Zuckermann etwas rehabiliert. TAZ ist vielleicht doch noch zu etwas nütze?

  • VL
    vergessene Liebe

    DANKE TAZ ! Danke an Herrn "Zuckermann" für diesen erfrischend klaren Text !!

     

    Jedoch "was nun"?

     

    Die eventuellen `Kriegsvorbereitungen´ von Israel und deren Allierten gegen die

    `Unüberschaubarkeit´ dessen, was im Iran geschieht-

    (oder evtl. nicht geschieht..)

     

    wird durch die `sehr menschliche, friedliebende´

    Initiative von Günther Grass nicht behindert werden !

     

    Das einzig Gute, geschehen durch Günther Grass´s Gedicht..

     

    wird sein..

     

    dass der Geist der säkulären Aufklärung..

     

    mit den Ideen sozialer Gerechtigkeit und des Friedens...

     

    mit den Ideen von Allgemeinen Menschenrechten...

     

    `etwas´ wiederbelebt wird...

     

    Und die bisherigen `moralisch- ethischen´ Scheuklappen...

     

    gegenüber der politischen Arroganz Israels...

     

    aufgelöst werden!

    --------------------

    Günther Grass hat "nur" seinen ´aufklärerischen´ Tintenfüller in ein Wespennest von

     

    `Gewusel historischer- leerer Begriffe´ und deren `Verkehrheiten´ gsteckt...

  • BW
    Beyer, Wolfgang

    Dieser Artikel rehabilitiert die TAZ in ihrer bisherigen Berichterstattung und Kommentierung bezüglich der Causa Grass-Poem ein kleines bisschen. Ich verfolge schon eine ganze Weile, besonders seit dem Wechsel in der Chefredaktion der TAZ eine, ich möchte sagen, bildungsbürgerliche Weichspülung in der Themensetzung, Berichterstattung und Kommentierung von Ereignissen. Ergebnis ist ganz häufig ein Wischiwaschi wie in der sogenannten seriösen Presse die Regel.

    Was die Kommentierung des Grass-Poems angeht, war die bisherige Kommentierung der TAZ tatsächlich im Sinne der Anwendung der unausgesprochen und im Hintergrund wirkenden Selbstzensurschere der Berichterstattung und Kommentierung der Konzernmedien gleichgeschaltet. Fand ich den TAZ-Wahlspruch "TAZ muss sein!" hinfällig, so hat sie sich mit der Veröffentlichung des Beitrages von Zuckermann etwas rehabiliert. TAZ ist vielleicht doch noch zu etwas nütze?

  • WB
    Wolfgang Beyer

    Dieser Artikel rehabilitiert die TAZ in ihrer bisherigen Berichterstattung und Kommentierung bezüglich der Causa Grass-Poem ein kleines bisschen. Ich verfolge schon eine ganze Weile, besonders seit dem Wechsel in der Chefredaktion der TAZ eine, ich möchte sagen, bildungsbürgerliche Weichspülung in der Themensetzung, Berichterstattung und Kommentierung von Ereignissen. Ergebnis ist ganz häufig ein Wischiwaschi wie in der sogenannten seriösen Presse die Regel.

    Was die Kommentierung des Grass-Poems angeht, war die bisherige Kommentierung der TAZ tatsächlich im Sinne der Anwendung der unausgesprochen und im Hintergrund wirkenden Selbstzensurschere der Berichterstattung und Kommentierung der Konzernmedien gleichgeschaltet. Fand ich den TAZ-Wahlspruch "TAZ muss sein!" hinfällig, so hat sie sich mit der Veröffentlichung des Beitrages von Zuckermann etwas rehabiliert. TAZ ist vielleicht doch noch zu etwas nütze?

  • O
    otto

    ja,ja die Gedanken sind frei! Aber nur wenn man sie für sich behält! Ich dachte diese Zeiten hätten wir lange, lange hinter uns. Habe mich wohl getäuscht.

  • M
    Mnemo

    Es war so: Grass hatte behauptet, wer anderer Meinung sei als er, bringe dann oft das "Argument" des Antisemitismus zumindest latent. Damit ist er es, der jede Kritik an seiner plumpen Weltsicht pauschal diffamiert. Wahrscheinlich weiß er ja, dass er nicht sonderlich weit gedacht hat. DAS, nicht Antisemitismus, ist an seinem sogenannten Gedicht beängstigend. Es ist furchtbar schlicht.

  • J
    Julius

    Eine Frage Herr Zuckermann:

    Warum hat Herr Grass noch kein Gedicht über Indien und Pakistan geschrieben, oder über Nordkorea?

     

    Die einen sehen sich als Atommächte spinnefeind gegenüber und Nordkorea protzt ständig mit einer atomaren Drohkulisse.

     

    Warum halluziniert Herr Grass nur den Juden entgegen, sie würden den Weltfrieden gefährden?

  • U
    Uncas

    @Stefan: Hetzer Grass und sein "jüdischer Kronzeuge", allein die Sprache ist furchtbar, erinnert an ...?

     

    Herr Zuckermann hat einen nachdenklichen, einen sicherlich auch überzeugten Kommentar geschrieben. Er ist Teil der Auseinandersetzung, steht nicht archimedisch drüber und da gilt, was Grass sagte, nur weil Beifall von der falschen Seite kommen könnte, soll man deshalb besser schweigen? Und muss hier mit falschem Beifall oder falschen Lesern gerechnet werden, die nicht mündig und kritisch selbst ein wenig einordnen können? Meinen Sie wirklich die vielen zustimmenden Kommentare stammen alle von Menschen die kritik- und meinungslos diesen Kronzeugen, diesen Demagogen a la Zuckermann aufsitzen? Warum meinen Sie haben sich so viele über die unglaubliche, ja unwürdige Distanzlosigkeit der taz beschwert?!

     

    Weil Herr Zuckermann auf einer Naziseite zitiert werden könnte, heisst das Herr Zuckermann ist ein Nazi? Deswegen ist er ein Kronzeuge für Antisemiten und Staatsfeinde Israels?

     

    Ja, Herr Zuckermann wünscht sich eine Konföderation, eine wirkliche Staatengemeinschaft, so hab ich's jetzt nachgelesen, in der prinzipiell auch das Rückkehrrecht für die vertriebenen Palästinenser anerkannt wird. Warum nicht? Ob dies jetzt praktikabel, umsetzbar ist, wahrscheinlich nein, aber als gemeinsamer Horizont muss dies doch das eigentliche Ideal sein? Was sonst kann Frieden wirklich heissen?

     

    Vor ein paar Jahren war es ein Skandal, dass Daniel Barenboim es wagte, entscheidende Artikel aus der eigenen Verfassung in der Knesset zu rezitieren: dass alle Menschen in Israel gleich sind, Rasse, Religion oder Herkunft keine Rolle spielen und Israel Kooperation und Verständigung mit seinen Nachbarn wünscht und sucht. Dies war der Endpunkt einer Auseinandersetzung mit Daniel Barenboim, den man dann auch zur Persona non grata erklären lassen wollte, nachdem Barenboim zudem noch zusätzliche die palästinesische Ehrenstaatsbürgerschaft annahm. Auch der Dichter Erich Fried wurde als Antisemit bezeichnet, wie seine Frau Cathrine Boswell nun anlässlich der Auseinandersetzung um Grass im Guardian schrieb.

     

    Gilad Atzmon geht gar einen Schritt weiter, er betreibt eine Kritik und Selbstkritik der Ideosynkrasien Israels und der jüdischen Kultur heute. Auch ihm wird vorgeworfen ein Rassist, ein Antisemit und Antizionist zu sein, gar ein Holocaustleugner. Er ist aber nichts dergleichen, sondern zuerst und vor allem Philosoph und Kulturkritiker. Hier habe ich vom Autor eines der peinlichsten Artikel in der taz gelesen: Ich bin Jude, ich darf das. Ja, warum sollen Gilad Atzmon oder Moshe Zuckermann oder Norman Finkelstein oder Norton Mezvinsky oder Uri Avnery oder Avraham Burg oder oder sich nicht mehr oder weniger kritisch mit ihrer und unserer Kultur auseinandersetzen? Und warum fällt es der taz so schwer, diesen Pluralismus abzubilden, der weder religiös, noch rassistisch, noch menschenverachtend ist?

     

    Wenn Ideale keinen Einspruch erlauben, dann sind die Ideale Dogmen und die Zweifler immer schon Ketzer und Verräter.

     

    Erich Fried hat 1973 dieses Gedicht veröffentlicht. Es könnte heute geschrieben sein.

     

    Höre, Israel!

     

    Als wir verfolgt wurden,

    war ich einer von euch.

    Wie kann ich das bleiben,

    wenn ihr Verfolger werdet?

     

    Eure Sehnsucht war,

    wie die anderen Völker zu werden

    die euch mordeten.

    Nun seid ihr geworden wie sie.

     

    Ihr habt überlebt

    die zu euch grausam waren.

    Lebt ihre Grausamkeit

    in euch jetzt weiter?

     

    Den Geschlagenen habt ihr befohlen:

    "Zieht eure Schuhe aus".

    Wie den Sündenbock habt ihr sie

    in die Wüste getrieben

     

    in die große Moschee des Todes

    deren Sandalen Sand sind

    doch sie nahmen die Sünde nicht an

    die ihr ihnen auflegen wolltet.

     

    Der Eindruck der nackten Füße

    im Wüstensand

    überdauert die Spuren

    eurer Bomben und Panzer.

  • M
    Momo

    @Moshe Zuckermann: Vielen Dank für diesen mutigen Kommentar. Dieser Kommentar beschämt alle wirklichen Antisemiten!

     

    In einigen hier veröffentlichten Leser-Kommentaren klingt zwischen den Zeilen durch, daß nun endlich Schluß mit den deutschen "Schuldkomplexen" sein müsse. Wenn hierunter verstanden wird, daß die historische Einmaligkeit des Holocaust (der geplanten und millionenfach durchgeführten industriell betriebenen Vernichtung von Menschen aus rassistischen Gründen) zukünftig unter den Teppich zu kehren, dann ist dies jedoch entschieden zurückzuweisen!

  • NO
    Norbert Owtscharenko

    Die folgenden Zeilen habe ich vor ca. 1/2 Jahr an den WDR geschickt

     

    Guten Morgen sehr geehrte Damen und Herren,

    der Bericht zum Jubiläum des Prozeß-Beginns gegen den Holocaust-Schergen Eichmann zwingt mich als Menschenfreund Ihnen diese Zeilen zu übermitteln.

    Wenn wir den aufkeimenden "anti-semitismus" bekämpfen wollen, müssen wir darauf hinweisen, daß die Juden weltweit selbst etwas dagegen tun können.

    Der Haß, den die Israelis in Palästina säen, muß sich irgendwie, irgendwo, irgendwann Bahn brechen,

    und dies wird sich rächen, wenn nicht jetzt oder in 10 Jahren, dann in 50, 100 Jahren oder noch später.

    Schon jetzt hängt der Welfrieden daran, vom Libanon, Iran, Irak über Afghanistan und Pakistan bis zur "el quaida".

    Eichmann und Hitler waren Kinder ihrer Zeit, und deren Ekzeße wurden im 19. Jahrhundert wissenschaftlich vorbereitet.

    Man analysierte Rassenunterschiede und leitete davon Macht- und Herrschafts-Ansprüche ab, außerdem galt das Individuum wenig in einer Massengesellschaft, das als "blindes Werkzeug" einem großen Führer gehorchen sollte (Hitler, Stalin).

    Diese Rassentheorien wurden nicht nur in Deutschland bearbeitet, sondern in ganz Europa und den usa,

    Indianer, Neger galten nicht als Menschen, sind heute noch nicht 100 %-ig anerkannt und Juden wurden als schlechte Menschen dargestellt.

    Die jüdischen Gemeinden weltweit können heute zeigen, daß sie gute Menschen sind und auf die israelische Regierung und deren Militärs einwirken, daß der "zionistische wahnsinn" in Palästina ein Ende nimmt, denn die "zionisten" haben den Krieg

    angezettelt, begonnen.

    Der Holocaust sollte nicht als Rechtfertigung dienen, selbst Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verüben, oder sind die Israelis selbst in einer "rassentheorie verfangen" und betrachten die Palästinenser, Araber nicht als vollwertige Menschen ?

    Jedenfalls sollten die Juden weltweit die Israelis davon überzeugen, den Siedlungsbau ein- für allemal zu beenden, ja sogar teilweise Siedlungen zurückzugeben, weil diese Abkommen unterlaufen, verletzt haben, die Palästinenser für den Landraub, den Mord an unschuldigen Zivilisten und die Menschenrechtsverletzungen zu entschädigen

    - wenn "geld" überhaupt Unrecht ausgleichen kann.

    Wenn man einen Interessenausgleich - fair erscheint mir schon unmöglich - erreichen will, sollten die Israelis prüfen, ob sogar teilweise Israelis Palästina wieder verlassen müssen, um den vertriebenen Palästinensern "Platz zu machen"

    - wahrscheinlich unmöglich -, oder die Flüchtlinge zu entschädigen und die Nachbar-Länder in denen sie leben müssen, Libanon, Syrien und Jordanien, bei der Integration der Immigranten und der Entwicklung der Nachbarn zu unterstützen und zu beraten ?

    Dies wäre eine große Geste um den Anti-Semitismus zu widerlegen, wie seinzeit Willy Brandt in Ausschwitz,

    und eine Notwendigkeit für den "weltfrieden".

    So ein Aufruf ist für mich avantgardistisches, riskantes Hören und würde einen tatsächlichen Akt der "political correctness", der Menschenfreundlichkeit darstellen.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

    Mit freundlichen Grüßen

    Norbert Owtscharenko

  • W
    Wolf

    Die Taz bettelt ja momemtan geradezu um das Ende, da wird sich die Abo-abteilung freuen:

     

    "Seit einer Woche ist alles nur noch Grass! Die Debatte um sein Gedicht, seine Verteidigung und die Reaktionen darauf nehmen kein Ende. Muss weiterdiskutiert werden oder haben Sie auch langsam die Nase voll von Grass?

     

    Definitiv. Lasst endlich Grass drüber wachsen.

     

    Im Gegenteil, jetzt wird es doch erst richtig grassant.

     

    Hab ich gar nicht verfolgt, musste mit Waldi Grassi gehen."

     

     

    Da wäre ja alternativ denkbar:

     

    Unsere Leser gehen uns am Arsch vorbei, fragen wir sie mal, ob sie uns abonnieren:

     

    1. Ich lese lieber gleich Bild

    2. Nö, ich kann mir den Quatsch auch im Internet ansehen

    3. TAZ: war das was zum Essen?

  • W
    Wolf

    Der scheinheilige Schmusekurs mit Israel muss endlich aufhören.

     

    Der Staat Israel wurde mit Hilfe der Briten 1948 durch völkerundrechtliche Landnahme gegründet.

     

    Was macht Israel mit Palistinänsern, Gettomauerbau, etc. sprechen wahrlich nicht für einen demokratischen Rechtsstaat.

     

    Die machen laut, weil sie wissen, das die Amis ihnen stetig beistehen. Wären sie allein für sich verantwortlich, würden sie bestimmt nicht den Großen spielen !

     

    Und das Einreiseverbot eines Mannes, der die Dinge beim Namen nett, ist absolut lächerlich überzogen !

  • T
    Twilight

    Meh...

     

    Zuckermann exerziert hier das große Problem (nicht nur) der israelischen Linken durch: er hat selber gar keinen Begriff von Antisemitismus. Dass der in verschiedenen Formen - und eben nicht nur in der primär antisemitischen Form, wie ihn z.B. die Nazis formulierten - daherkommt, scheint ihm nicht klar. Ergo kann er jeden Verweis auf den sekundären Antisemitismus des Grass Gedichts - die Verwechslung von Opfer und Täterrolle in Bezug auf die Juden - nur als "Antisemitismuskeule wahrnehmen".

     

    Das ist tragisch für einen jüdischen Intellektuellen. Noch viel tragischer ist es aber für die jüdische Linke, die auch deshalb in Israel zusehends an Boden verloren hat, weil sie ohne Begriff des Facettenreichtums des Antisemitismus auch den Kerngedanken der israelischen Staatsgründung nicht mit Inhalt füllen kann: einen Ort zu schaffen, an dem Juden nicht mit dem eliminatorischen Wahn konfrontiert werden, der schlussendlich allem Antisemitismus zugrunde liegt. Die israelische Rechte, die dieses Ziel mit durch und durch militärischen Mitteln verfolgt, ist auch deshalb die führende politische Kraft Israels, weil sich Israels Linke zu sehr an der noch immer von Lenins Imperialismusthesen geprägten Welt-Linken orientiert - und deren alte Dogmen wiederkäut. Und nach denen ist Zionismus halt nicht mehr als eine imperialistische Ideologie, während der Antisemitismus bloss als Rassismus wie jeder andere auftritt - ohne spezifische eigene Qualitäten, die einer genaueren Betrachtung bedürften.

  • D
    Darum

    @Warum,

    man kann der taz nicht genug denken, dass sie diesem Mann in ihrer Zeitung Platz für seinen Artikel gegeben hat.

    Und ihm kann man nicht genug danken, daß er ihn geschrieben hat. Besser geht es nicht.

  • DP
    Daniel Preissler

    Toll, Herr Zuckermann!

    Ein wirklich guter Artikel, ruhig im Ton, fundiert, angemessen!

    Danke dafür!!

    DP

  • TS
    Tom Schimmeck

    Puh, endlich. Dieser Text war eine Bereicherung. Was ihr zuvor geliefert habt: harmlos bis erbärmlich. Bedrückend auch: Der Polak drei Seiten weiter.

     

    Sorge: Das Blatt enttäuscht zunehmend. Zuweilen nur noch lustig. Oft nicht mal das. Schade.

  • K
    Katjanna

    Danke für diesen Kommentar, Herr Zuckermann,sie zeigen deutlich die indifferente, schlampige und oberflächliche Reaktion auf das Grass-Gedicht auf.

     

    Unbenommen davon ist die Frage trotzdem wichtig und weiter zu stellen, wie gefährlich ist die iranische Regierung und ihre Ziele wirklich für den Staat Israel.

     

    Diese Diskussion kommt wegen der voreiligen Reaktionen leider zu kurz, dabei ist das in meinen Augen das bedenkenswürdige am Grass-Gedicht, ob seine Einschätzung hier richtig ist.

  • W
    Wetterleuchten

    Als Jahrgang 1937, der das Verschweigen, Vergessen und Versagen nach 1945 miterleben musste, sehe ich in der Grass-Affäre eine nachbehandelnde Aufarbeitung der Deutschen. Es ist weniger ein israelisches Problem als ein deutsches Problem. Wir, die Deutschen haben 1945 nicht wirklich aufgearbeitet.

    Und nun mache ich einen weiteren Zusammenhang auf:Es ist doch typisch für dieses Land, dass sich viele lieber mit der Aufarbeitung der DDR und Stasi-Behörden beschäftigen als mit der Nazi-Diktatur. Es bedurfte des Grass-Gedichtes, eines Alt-Nazis,hier einen Gegen-Effekt einzuleiten. Offenbar brauchen wir noch ein paar ähnliche Vorkommnisse um uns wirklich "befreien" zu können. Befreien im Sinne von normalen, nicht krankhaftem Umgang mit unserer Vergangenheit.

  • R
    Retnüg

    Chapeau! So mir aus der Seele gesprochen wie zu formulieren mir nicht vergönnt ist.

     

    Ich hoffe nun, dass die Schmutzkübel, welche über Grass ausgegossen wurden - ich schreibe hier als expliziter Nicht-Grass-Fan, ich kann ihn nicht leiden - und welche aller Lebenserfahrung nach immer trefflich gefüllt sein dürften, nicht auch noch Zuckermann besudeln werden.

     

    Sie sehen: Ich bekenne, ein idealistischer Spiner zu sein.

  • K
    Kahnmann

    Ein wichtiger Beitrag!

     

    Bleibt noch hinzuzufügen, dass fast niemandem, der sich vorschnell dieses Vorwurfs bedient, klar ist, dass der Begriff "Antisemitismus" ursprünglich gar nicht als Vorwurf, sondern von demjenigen, der ihn 1879 geprägt hat (Wilhelm Marr),in erster Linie als stolze Selbstdefinition gedacht war und eingeführt wurde, um der Judenfeindschaft einen wissenschaftlichen Anstrich zu verpassen. Von da an betrachteten Antisemiten die Juden nicht mehr als Religionsgemeinschaft, sondern als "Rasse".

    Der Antisemitismusvorwurf sollte daher nicht nur wegen seiner inflationären Anwendung hinterfragt werden, sondern auch , weil hinter dem Begriff eine pseudowissenschaftlich verbrämte Rassenideologie steckt.

  • K
    Kahnmann

    Ein wichtiger Beitrag!

     

    Bleibt noch hinzuzufügen, dass fast niemandem, der sich vorschnell dieses Vorwurfs bedient, klar ist, dass der Begriff "Antisemitismus" ursprünglich gar nicht als Vorwurf, sondern von demjenigen, der ihn 1879 geprägt hat (Wilhelm Marr),in erster Linie als stolze Selbstdefinition gedacht war und eingeführt wurde, um der Judenfeindschaft einen wissenschaftlichen Anstrich zu verpassen. Von da an betrachteten Antisemiten die Juden nicht mehr als Religionsgemeinschaft, sondern als "Rasse".

    Der Antisemitismusvorwurf sollte daher nicht nur wegen seiner inflationären Anwendung hinterfragt werden, sondern auch , weil hinter dem Begriff eine pseudowissenschaftlich verbrämte Rassenideologie steckt.

  • T
    Thomas

    Der Artikel ist nicht sonderlich erhellend und blendet das, was Grass geschrieben hat (fast) vollständig aus. Die Diskussion, ob und was nun an Grass Gedicht antisemitsch sein soll, dreht sich ja nicht darum, ob Kritik an der israelischen Regierung per se antisemitisch ist. Darum geht es doch gar nicht. Die Regierung in Israel wird alle Nase lang kritisiert (zu recht oder zu unrecht sei mal dahingestellt), in Israel selbst, in den USA, in Europa...und das ohne einen Antisemitismus-Vorwurf. Grass Gedicht ist darauf bezogen einfach nur schlecht und unpräzise. Aber was Grass geschrieben und danach gesagt hat, v.a. seine Wortwahl ("auslöschen", "Gleichschaltung" etc.) ist ja kein Zufall, der Mann ist Literatur-Nobelpreis-Träger, ein Intellektueller. Er "spielt" mit ganz klar antisemitischen Assoziationsmustern und das ist doch das Problem! Seine rein inhaltliche Kritik ist einfach nur schlecht, wenig durchdacht und mit null Mehrwert für die Analyse der Situation in Nahost. Sein Gebaren als "Opfer" der "Antisemitismus-Keule" (und den rauschenden Beifall, den er dafür erntet!) hat er genau so geplant und ausgeführt, sonst hätte er sich anders ausgedrückt. Nein, nein, er wollte diese Debatte in diese schiefe Richtung führen und er hat es auch geschafft. Genauso gut hätte er in einer Kritik an der US-Regierung Obama als Nigger bezeichnen können und den folgenden Rassismusvorwurf umdrehen können in: man darf noch nicht mal die USA kritisieren. Grass und die von ihm angestoßenen Debatte ist vollkommen verlogen, aber auch sehr erhellend, wie die Mehrheit der Leser deutscher Zeitschriften so tickt.

  • HK
    Hans-Jürgen Kapust

    Das Echo auf dieses Gedicht spricht Bände. Danke für die Analyse, Herr Zuckerberg. Danke auch der Redaktion der taz für diese Veröffentlichung.

  • P
    Phaeno

    Herzlichen Dank für diesen ausgesprochen klugen Kommentar.

    Zur Vermischung der Begrifflichkeiten vielleicht noch ein kleiner Hinweis:

    Es scheint mir ein Trick der israelischen Regierung zu sein, mit möglichst viel begrifflicher Unklarheit einen Schulterschluss in der Bevölkerung zu erzielen, die ansonsten aufgrund der sozialen Situation kaum mehr möglich wäre.

    Die Gleichsetzung einer Regierung mit einem Land ist dabei kein unbekannter Trick (übrigens auch vom Iran gerne angewandt). Weiter geht die Gleichsetzung des Landes Israel und seiner Regierung mit der Religionsgemeinschaft, nach dem Motto: Alle Juden sind auch Israeli und alle Israeli sind Anhänger Netanjahus.

    Besonders dümmlich ist aber der Einbezug des ethnischen Aspektes bei der Verwendung des Wortes vom (Anti)Semiten. Semiten sind ethnisch betrachtet die Menschen des nahen Ostens, also viele Israeli und fast alle Araber.

    Die Zuspitzung dee Begriffes "Antisemit" auf einen Kritiker der israelischen Regierung ist somit der Gipfel versuchter Manipulation. Wie abartig dieser Begriff ist zwigt hier in Deutschland im Übrigen auch die Tatsache, dass er von erklärten Volksverhetzern, wie z.B. Henryk M. Broder gerne verwandt wird.

  • C
    Christoph22

    Sehr geehrter Herr Zuckermann,

    Sie haben mir aus der Seele gesprochen. Mein Vater war 16, als der Krieg zu Ende war. Es war unvorstellbar grauenhaft und traurig, was damals passiert ist und man darf das nicht vergessen. Ein ganzes Volk aber praktisch "auf ewig" in eine Demutshaltung und ein kollektives schlechtes Gewissen zwingen (spätestens meine Generation hat mit der Geschichte direkt nichts mehr zu tun und beginnt kollektiv unwirsch bis verärgert zu reagieren auf die Bestrebungen, zu einer "ewigen Verantwortung verhaftet zu werden") zu wollen, das geht zu weit. Und bei einer durchaus angebrachten kritischen Meinung (nicht nur der eines Herrn Grass) ständig sich der Gefahr ausgesetzt zu sehen, öffentlich als "Antisemit" und "Nazi" gebrandmarkt zu werden, damit die israelische Regierung weiter in Ruhe ihren eigene(n) faschistoide Tendenzen und Siedlungspolitik auf Kosten ihrer Nachbarn oder der Stabilität mindestens einer ganzen Weltregion nachgehen kann, das geht allemal zu weit. Nochmals vielen Dank für diese differenzierte Darstellung, für die natürlich viel mehr Kenntnisse vonnöten sind, als sie ein nur sporadisch politisch Interessierter wie ich haben kann.

  • S
    Stefan

    Danke, liebe TAZ, dass wir die Meinung eines "venünftigen" Juden wahrnehmen durften, der uns auf den Unterschied zwischen Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik hinweist. Leider kann er uns aber nicht erklären, warum ein Hetzer wie Grass Lügen über den Staat Israel verbreitet. Auch sieht er keine Veranlassung diese Lügen als solche zu bezeichnen. Gibt es da einen bestimmten Grund? Gibt es eigentlich einen Grund dafür, dass bestimmte Juden wie Zimmermann von Antisemiten, Antizionisten und "Israelkritikern" gleichermassen als quasi jüdische Kronzeugen genannt werden?

  • TH
    Thomas Hemberger

    Wer Antisemitit ist, bestimmt vor allen Anderen der Antisemit selbst, indem er z.B. in antisemitischer Manier diffamierend, delegitimierend und demagogisch gegen die Existenz des jüdischen Staates hetzt.

     

    Und deswegen ist der EX-Waffen-SSler Günter Grass nunmal (immer noch oder wieder) ein Antisemit.

     

    Ist doch eigentlich ganz simpel und logisch, finde ich.

  • BM
    Bernardo Markowsky

    Danke. Es ist ausgesprochen erleichternd, in irren Zeiten eine Stimme der Vernunft zu hoeren. Respekt und Dank auch an die Redaktion, dass sie sich aus der ueblen Schlammschlacht zureuckzog. AUch dazu gehoert heut schon Mut.

  • H
    Henriette

    Moshe Zuckermann und andere Intellektuelle, beispielsweise Noam Chomsky, Domenico Losurdo, äußern sich ausführlich zu dem "Grass-Skandal" in der Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins Hintergrund

    http://www.hintergrund.de/201204062011/feuilleton/zeitfragen/was-auch-noch-gesagt-werden-muss.html

  • M
    ^m^

    Da WILL aber jemand ein Einreiseverbot!

     

    ^m^

  • FK
    Franziska Kunze

    Ich danke Ihnen auch. Nach der ganzen Hysterie um das Thema, endlich mal ein kluger, differenzierter Text zum Thema.

    Vielen Dank.

  • S
    systemix

    Ein Kommentar, der mir sehr gut gefällt und ich habe seinerzeit mit Interesse auf dem Dachboden einer belgischen Familie, die jüdischen Glaubens sind, und uns Gastfreundschaft gewährten, eine Zeitung gefunden, in der von der Friedensbewegung in Isreal ausführlich die Rede war.

     

    Wenn allerdings der Gebrauch der Fremdwörter in diesem Kommentar bemängelt wird, so muss ich mit Erstaunen feststellen, dass diese vor über dreißig Jahren nicht "fremd" waren, sondern zur Allgemeinbildung gehörten. Da sieht man einmal, wie sehr uns 16 Jahre Kohl-Regierung, Schröders Regentschaft und nun die ausgemerkelte Bundesregierung in die Bildungsferne getrieben haben. Nicht zu vergessen die sprachliche Armut der "gleichgeschalteten Presse" inclusive Krawallfernsehen. Das ist eben die Quittung dafür, wenn Bürger meinen, sie hätten es nicht nötig selbst zu denken.

     

    Das wäre wirklich zu beklagen und dagegen etwas zu unternehmen.

  • A
    Andreas

    Danke lieber Herr Zuckermann für diesen wohltuenden und erfrischend sachlichen Artikel.Würde ich mir gerne mehr von wünschen!

  • DP
    Dr. Pal I. Francz

    Herr Professor Zuckermann,

     

    mir scheint, trotz ihrer verschwurbelten Sprache zu dem Grass`"Gedicht", den Reaktionen, den Nutzniessern: Ihnen scheinen manches dabei entgangen zu sein:

     

    Beispiele?

    1. Die Qualität dieses "Gedichtes".

    Herr Reich-Ranicki hat dazu manches zutreffend gesagt. Hinzufügen würde ich noch: Man schaue mal den Text einfach als Artikel an, im Fliesstext. Und schon erkennt man die ganze Banalität/Triviatität des Textes. Sowas hätte man noch allenfalls in einem Gedicht-Wettbewerb in einer Oberstufe eines Gymnasium durchgehen lassen. Unter Intellektuellen allenfalls noch als Erguss eines frühermal hoch geschätzen Geistesgrössen, der offenbar mit einer Demenzerkrankung kämpft.

     

    2. Die Verantwortung eines Literaturnobelpreisträgers:

    Ob Herr Grass tatsächlich sich bewusst war, was er mit seinem "Geschreibsel" anrichtet? Ich bezweifle dies. Nun ja, den Verlegern der Werke des Herrn Grass ist sicherlich bewusst, dass wahrscheinlich die Auflagen steigen werden.

     

    Mir bleibt nur noch zu konstatieren: Sehr traurig, dass dieser grossartiger Schriftsteller womöglich nur noch mit derartigen kruden Texten in Erinnerung bleibt könnte. Ich wünsche ihm dies nicht.

  • MA
    Mirko A.

    Sehr geehrter Herr Zuckermann, Sie haben meine volle Zustimmung. Danke!

  • H
    Holkan

    Antisemit? Wird eher selten verwendet, aber als Nazi wird man heute schon bezeichnet, wenn man gerne Klöße isst. Oder man eine bettlägerige Oma ist, die verlangt, dass die Pflegekräfte mit ihr richtiges Deutsch sprechen. Oder man Bücher in Fraktur liest. Oder man für Gleichberechtigung von Mann und Frau ist. Oder man das Wort Gen benutzt.

  • GS
    gerd steimer

    Endlich, endlich sagt es mal jemand in dieser unsäglichen Debatte. Es ist peinlich und beschämend, was deutsche Medien und Politiker, und ebenso die "Berufszeigefingerheber" a la Friedman und Broder so absondern, leider auch Reich-Ranitzki. Die panische Angst der Medien/Politik als Antisemiten gebrandmarkt zu werden ist lächerlich und auch (sorry den Ausdruck) arschkriechend gegenüber der israelischen Regierung und dem gleichgeschalteten Zentralrat. MIt meiner Einstellung gegenüber der israelischen Politik bin ich in deren Augen auch dann Antisemit, wissen sie was? Es ist mir sch...egal! Deshalb schreiben ich auch unter meinem Klarnamen

  • P
    pelayo

    Der geradezu pathologisch anmutende Schuldstolz vieler Deutscher ist es, der die Begriffe "Anisemitismus" und "Rassismus" in höchstem Maße inflationär werden ließ, mit dem Ergebnis, dass diese untauglich stumpf geworden sind und als Vorwurf nicht mehr ernst genommen werden. Es sind ja immer nur die Anderen oder die Großvätergeneration, auf die man alles abladen und damit aktuelles eigenes Fehlverhalten kompensieren kann.

  • S
    sam

    ... danke für eine unaufgeregte Kommentierung!

    Und ebenso an die taz, dass Raum für einen Kommentar von 'innen heraus'geschaffen wird.

    Von den Westerwelles, Friedmanns & Co in Deutschland ist ja leider per se nichts Vernüftiges zu erwarten.

  • F
    Frederic

    Chapeau. Scharf und differenziert beobachtet, gut nachgedacht und dann brilliant aufgeschrieben. Danke.

     

    Danke taz, für solche Artikel, die mal wieder (leider nicht mehr so häufig in der taz) Niveau haben und nicht von jedem verstanden werden müssen.

  • M
    mama

    der autor ist kein antisemit, mag bloß keine juden!

  • R
    Riin

    Der beste Text, den ich zu dem Thema bisher gelesen hab, vielen Dank dafür!

    Das mit dem Antisemitismus ist auch in dem Zusammenhang eine selbsterfüllende Prophezeiung: Wenn auf jede Kritik an Israel mit dem Vorwurf des Antisemitismus reagiert wird, nährt das doch grade bei den politisch Unbedarfteren den Verdacht, dass da eine Verschwörung hinterstehen muss. Bei den Unbedarften, wohlgemerkt, ich will solche Theorien damit nicht legitimieren.

  • AK
    alexander köpf

    Da schwillt er wieder an, der Bocksgesang und steigt dröhnend in die Kuppel, ein allgemeines, sich wechselseitig bedeutungslos machendes Durcheinandersprechen. Eine penetrante Geräuschkulisse, unartikuliert, rethorisches Rauschen. Blubber, Wortsalat. Da hat der walroßbärtige alte Mann mit den Cordhosen also ein Gedicht geschrieben. Große Politlyrik? Phrasen! Unpräzise formulierter Buchstabenplunder, unterbrochen von willkürlichen Satzbrüchen. Keine Formulierkunst sondern bestenfalls Fabulier-Handwerk. Keine Intellektuallität sondern geistig tieffliegender Populismus. Das läuft nicht in den Fußstapfen von Heinrich Böll oder Heinrich Heine. Humpelt eher in den alten Socken Erich Honeckers. Die Grass'sche Semantik bewegt sich auf dem verquasten Niveau eines Neues Deutschland Leitartikels. Keine Dichtung, reiner Wortschwall. Der Antisemitismus steckt in seiner unpräzisen, verallgemeinernden Phrasendrescherei. Es gibt kein "Israel" in diesem Kontext. Hätte er stattdessen von "der Regierung Netanjahu" geschrieben, also unterschieden zwischen Parteien, Regierung, Opposition & Volk, wäre sein emotionales, vorurteilsbeladenes Geschäume zwar nicht besser, aber wenigstens nicht antisemitisch geworden. Würde ein Amerikaner oder Russe die Politik Angela Merkels stets mit Deutschland gleichsetzen, würde er nur über die 33,8 % reden, die Merkel gewählt haben. Den Likud-Block unter Netanjahu und seine rechtslastige Koalition mit dem Volk Israel gleichzusetzen ist polemisch, oberflächlich, dumm und - natürlich - antisemitisch. So gesehen war des Günthers Gedicht keine intellektuelle Bereicherung der Diskussion, es war schlicht der naseweise, dumme Klugschiß eines Unwissenden. In diesem Sinne, noch einen schönen Tag.

  • R
    R.J

    Nun man merkt es, die Taz möchte zurückrudern, nicht natürlich Moses Zuckermann.

     

    Der Taz wird es (hoffentlich) nicht (mehr) nützen, Herrn Zuckermann aber gewiß nicht schaden, es sei denn bei den deusch-israelischen Gesellschaften, dem ZdJD, der Springerpresse und was sonst noch auf Grass einprügelte und prügelt.

  • S
    Susi

    Lieber Moshe Zuckermann, wäre ihr lesenswerter Artikel als Leserkommentar erschienen, die taz hätte ihn wegen Antisemitismusverdacht wahrscheinlich nicht veröffentlicht. Klaus Hillenbrand & Co. schwingen derart die Antisemitismuskeule, dass man nur in Deckung gehen kann...

  • Y
    yohak

    Irgendwie schon lustig, wie der Autor beklagt, dass manche Leute allzu schnell zur Etikettierung als "Antisemit" greifen, selbst aber gar keine Hemmungen hat, mit Etiketten wie "Faschisten", "Alltagsrassisten" und "Gesinnungskomplizen" um sich zu werfen.

  • M
    Marc

    Besten Dank an Prof. Zuckermann!

     

    Der Antisemitismusvorwurf gegenüber Grass ist hohl. Und er verhindert Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen.

     

    Unwesentlich ist die Frage “Wer ist Antisemit?”. Wesentlich ist die Frage “Was hindert den Frieden im Nahen Osten?”.

     

    In der aktuellen Debatte um Grass’ Gedicht und sein mutmaßlich antisemitisches Motiv kann hilfreich sein, sich den heute ganz real existierenden Judenhass vor Augen zu führen. Das Wort ist gut gewählt. Es geht nicht um Abneigung, Vorurteile oder Naserümpfen. Es geht um Hass, der tödliche Folgen haben kann. http://bit.ly/IeUNNt

  • D
    deviant

    Der bisher einzige interessante Beitrag in der aktuellen Debatte...ich beteilige mich nicht mehr an solchen Debatten, weil, egal, wie angemessen eine Kritik ist, diese ohnehin als Antisemitismus abqualifiziert wird.

     

    Das "Jede Kritik an Israel ist Antisemitismus" hat sich inzwischen zu einem "Über Israel kann man nicht debattieren" fortentwickelt, zu einem Klima, in dem reflektierte Positionen keine Chance haben, in dem die Haaretz, würde sie in Deutschland erscheinen (bei den aktuellen Entwicklungen in Israel wird sie ja vielleicht schon bald im Ausland erscheinen müssen), als antisemitisches Hetzblatt gälte, in dem jeder junge Israeli, der den Wehrdienst verweigert und gegen seine Regierung protestiert, wohl insgeheim als Volksschädling gilt.

     

    Israel ist eine militaristische Theokratie - na und? Juden sind über jeden Zweifel erhaben und ganz anders als die militaristischen Theokratien der Nachbarschaft.

    Israel ist ein Apartheidsstaat - was soll's? Araber sind "Untermenschen", und Juden wurden schließlich industriell ermordet, das ist ein Persilschein für alles. Diskussionen nicht möglich, also lass ich's.

     

    Der blinde Kadavergehorsam, der sich hierzulande zur israelischen extremen Rechten (!) entwickelt hat, der es nicht erlaubt, säkulare und aussöhnende Kräfte innerhalb Israels und des Judentums zu unterstützen, wird am Ende wohl im Krieg mit dem Iran und der vollständigen Auslöschung Israels münden - und es macht mir Angst, dass das das sein könnte, worauf es viele der angeblichen Philosemiten abgesehen haben.

     

    Besonders peinlich für Israel ist es derweil, dass Grass in seinem ursprünglichen Gedicht (ich bin dem Gedicht selbst, sowie fast allen Beiträgen zur Debatte aus obengenannten Gründen bisher erfolgreich aus dem Wege gegangen) offenbar davon sprach, dass Kritik in Israel radikal unterdrückt würde und sie nun tatsächlich radikal unterdrückt wird. Israel stellt sich dabei in eine Reihe mit China und Burma, die unerwünschte Meinungen nicht aus- dafür aber einsperren, das Ziel ist dasselbe.

     

    Die im Artikel geführte Kritik an einzelnen jüdischen Wortführern in der westlichen Welt will ich dabei nicht kommentieren, den Zentralrat der Juden will ich jedoch in Schutz nehmen. Natürlich ist der scheinbar inzwischen weniger Lobby der Juden als vielmehr Lobby des institutionellen Zionismus Israels, aber das ist weniger seine Schuld, als vielmehr Folge der allgemeinen Gleichsetzung von Antizionismus, Antijudaismus, Antisemitismus und Israelkritik, des weiterhin vorhandenen strukturellen Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft und von impliziten Verbindungen berechtigter Israelkritik mit jenem Antisemitismus.

     

    Es ist die Aufgabe des Zentralrats auf solchen Antisemitismus hinzuweisen; und den als solchen zu erkennen ist schwer, weil sich oft weniger die Worte als vielmehr die Motive unterscheiden - da muss er im Zweifel eher einmal zu oft draufhauen, auch wenn es seinem Anliegen dadurch nicht immer hilft.

  • IN
    Ihr Name hans-hartmut

    10.4.2012 letzter Kommentar mit Freude! lieber Moshe, da hast du denen aber zucker in den Allerwertesten geblasen (eigentlich hast du Recht) wir sind halt nur Menschlein ,leider immer noch mit Sympatie und Antipatie und "Vorurteilen" und "Sklaven" unserer Zeit und "Erziehung"! Groetjes PS.Auch "Bibi" ist für mich ein lupenreiner Demokrat auch mit Herz für sein Land mit vielen verschiedenen Ansichten,das ist das schwierige (Jungs!in der Not hält man zusammen,macht es Benjamin nicht so schwer,er ist auch nur ein Mensch))!(das darf er nur nicht zeigen) Viel Glück 2012 und sprecht mehr miteinander mit Freude!

  • W
    willi

    Toller Artikel.

     

    Und das schreibe ich als "Rotfaschist", "linker Antisemit" etc.

     

    Ernsthaft:

    Vermutlich liegt es an der mangelhaften politischen Bildung und Interesse der Bürger der sogenannten "freien Welt". Es werden irgendwelche Infofetzen aufgeschnappt und dann, unter der Beeinflussung vermeintlich politisch neutraler Medien (hauptsächlich Private), wird dann ein vorgesetztes Weltbild konstruiert.

     

    Rechtsextreme und Rechtspopulisten sind auch sehr bemüht, vor allem in Internetplattformen, durch Begriffsverfälschungen, und dem Erfinden neuer Kampfbegriffe "Rotfaschisten", "linke Antisemiten", "grüne Gefahr" durch die inflationäre Verwendung dieser "Keulen" die tatsächliche Faktenlage zu verblenden, verfälschen bzw. neu zu Erfinden.

    Folgen sind die Relativierung des Holocaustes bzw. des Dritten Reiches.

     

    Wer hier davon profitiert ist klar.

     

    In Israel wird scheinbar versucht ein kollektives Dauertrauma aufrecht zu erhalten, dass die Hinnahme der herbeigeredeten aber scheinbar allgegenwärtigen Vernichtungsszenarien ermöglicht. Vor allem die Netanjahu Regierung schlachtet die Geschichte intensiv aus, um sie mit ihren politischen interessen zu Verknüpfen.

     

    Wer dort profitiert ist auch ersichtlich. Rechtsnationale und Religiöse... .

     

    Wer Frieden will droht nicht mit Krieg.

  • D
    DasPeterchen

    Liebe TAZ, lieber Herr Zuckermann, Nur ein Wort:

     

    DANKE !!!!!!!!

     

    Na also, Es geht doch!!!

  • DM
    Das musste gesagt werden

    Der Kommentar von Moshe Zuckermann ist der erste und einzige hier redaktionell veröffentlichte Beitrag zur Mediendebatte des Grass-Gedichtes, der wirklich lesenswert und aufklärend ist.

     

    Herr Zuckermann hatte bereits 2010 sein Buch -"Antisemit!". Ein Vorwurf als Herrschaftsinstrument-veröffentlicht. Das dürfte auch der Redaktion der taz bekannt sein.

     

    Umso unverständlicher ist die Inszenierung einer Abfolge von Beiträgen, die den Stand der Diskussion nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Dies wäre aber die Aufgabe der Verantwortlichen eines kritisch-progressiven publizistischen Mediums: Debatten auf der Etage der aufgeklärten Information zu befördern.

    Stattdessen jagt die Redaktion die Leserschaft tagelang durch die finsteren Keller des politischen Analphabetismus. Das ist aber bereits die Kernaufgabe der Boulevardpresse und neuerdings auch des bildungsbürgerlichen Großformatfeuilletons.

     

    Warum aber sollten sich die Leser und Leserinnen der taz eine solche Zeitverschwendung antun?

  • W
    Warum...

    ... gebt ihr diesem Mann Raum in eurer Zeitung?

  • IN
    Inge Noehr

    Der Inhalt des Textes mag ja noch angehen, aber die Form ist wirklich nur noch absurd. Der "inflationäre" Gebrauch von Fremdworten hilft weder der Verständlichkeit noch der Lust am Lesen.

  • W
    Wolf

    Danke, ich dachte schon, bei der TAZ haben durchweg alle nicht mehr alle Tassen im Schrank....

     

    Wirklich; Danke!

  • EL
    Ernst Lehmann

    Inflationär verwendet wird leider auch der Begriff des Faschismus und Antifaschismus. Für viele ist bereits ein Faschist, wer pünktlich zur Arbeit geht und ein Antifaschist, wer gegen Stuttgart 21 ist.

  • H
    Hans-Dieter

    Könnt ihr bitte mal das widerliche Extremismustheorie-Bild durch was vernünftiges ersetzen? Erbärmlich genug, dass ihr selbst kein Bild von einer roten Karte machen könnt und lieber so eine Rotzvorlage nehmt. Das diskreditiert den Artikel!

  • D
    david

    gut dann eben so.. räusper. bezugnehmend auf den im artikel verwendeten jargon behindert ihr distinktes verhalten meiner meinung nach die kongruente konvergenz der sozialisation und etablierung unser substanziellen indentifikation

    im kollektiven kontext bezogen auf die gesellschaftliche prägnanz im umgang mit dieser politischen auseinandersetzung, respektive: fremdwörter sollten verwendet werden, wenn sie unabdingbar sind und nicht "antizipativ" verwendet werden - taz wird nicht nur von akademikern gelesen.

  • E
    Elvenpath

    Günther Grass ist kein Antisemit, aber Israel nicht wohlgesonnen Das ist sein Recht.

    Aber sachlich er hat einfach Unrecht. Nicht mehr und nicht weniger.

    Wenn die wahnsinnigen Mullahs in Iran Atombombem zur Verfügung haben, hat die welt ein großes Problem.

    Diese religiösen Fanatiker haben kein Problem damit, einen Nuklearkrieg zu entfachen.

    Und es soll mir keiner erzählen, sie würden nicht versuchen an solche Waffen zu gelangen-

  • RC
    robin c. sherwood

    Alle Achtung! Das nenne ich mal einen senkrechten Beitrag. Danke!

  • S
    Sabina

    Die Begriffe "Rassist", "Nazi" und hier im taz-Forum noch "Faschist" sind die Brgriffe, die noch häufiger verwedet werden. Nicht weil es so viele davon gäbe, die man ständig darauf ansprechen müßte, sondern weil es vielen Benutzern Spass macht, Leute verbal mit Dreck zu bewerfen, vor allem wenn man wie die gar nicht weiß, wofür die Begriffe eigentlich stehen.

    Armut an Bildung ist ein häufiger Grund fürs Links-Sein.

  • E
    end.the.occupation

    Ein marxistischer, post-zionistischer Intellektueller und Jude in der taz, der Ohrfeigen für Hillenbrand und Yücel austeilt.

     

    Welch ein unerwartetes Vergnügen.

     

    Hinzugefügt sei, dass die von Zuckermann adressierten Personen und der ZDJ den Antisemitismus nicht etwa inflationieren, sondern ihn vielmehr bewusst verstärken.

     

    Denn wenn etwas den Glauben an die Existenz einer jüdischen Weltherrschaft verfestigt, dann sind das die permanenten Verbeugungen vor dem israelischen Staatsinteresse - siehe etwa den Fall Sigmar Gabriel nach seiner Visite in Hebron, der sich binnen 48 Stunden öffentlich zu einem Kotau vor Graumann und der Botschaft verpflichtete, um zu dementieren, was nicht zu dementieren ist.

  • GG
    Gerhard Gumprecht

    Ich danke Ihnen für diesen Artikel Herr Zuckermann.

    An Ihrem Artikel könnten sich die Redakteure und die Verfasser, welche sich an der schmuddellig gewordenen Debatte, einer von Hass und Vorurteilen belasteten Themas, ein ehrliches Beispiel nehmen.

  • WD
    Walther Döring

    Das ist doch gerade die Methode der Linken, jede Auseinandersetzung mit bestimmten der eigenen Ideologie widerstrebenden Thesen mit Rassismus, Ausländerfeindlichkeit ö.a. zu begegnen. Da braucht man sich doch nur den Fall Sarrazin anzusehen.

  • T
    tonikal

    Herzlichen Dank, Herr Zuckermann, für diese Klarstellungen! Ein bedrückender Nebenaspekt dieser Debatte ist, dass Pazifismus (z. B. Widerstand gegen einen Rüstungsexport und gegen eine unkontrollierte Atommacht) als antisemitisch verleumdet wird, während Kriegstreiberei (z. B. Broders Aufrufe, alle Araber im Zweifelsfall zu erschießen) sich als philosemitisch ausgibt. Ach Gott, ich liebe Kurt Eisner, Hugo Haase, Gustav Landauer, Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky ("Soldaten sind Mörder") und Georg Kreisler ("Der General")! Broder und Netanjahu würden sie alle heute als Antisemiten "entlarven".

  • G
    Gast

    Endlich eine Stimme der Aufklärung. Danke. Welch ein Unterschied zu der mainstreamigen, rechtspopulistischen Volksverblödung der Gutachsigen Broder/Giordano Fraktion.

  • I
    Ichschmeissmichweg

    Dem Text ist außer Zustimmung nichts hinzuzufügen. Nun brauchen wir noch jemanden, der in ähnlicher Qualität zum ewigen Rassismusvorwurf schreibt, wenn jemand es wagt, etwas gegen Ausländer zu äußern. Durch das Rassismus-Geschrei wird sämtliche differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema verhindert.

     

    Sollte jetzt irgendein Ausländerhasser applaudieren: Verkriech Dich bitte unter den Stein, unter dem Du hervorgekommen bist und belästige mich und den Rest der Welt nicht mit Deinen Ergüssen.

  • AZ
    A. Z.

    Jetzt kommt es endlich heraus, viel zu lange war TAZ viel zu gegen GraSS. Dieser Artikel beiweist nur, dass schon seit eine Woche laufende Diskussion uns nicht schlauer gemacht hat. Hegemonie der Meinung oder wie Grass es besser gesagt hat "Gleichschaltung der Meinung" ist doch da und Grass ist kein Täter sondern ein Opfer der zionistischen Verschwörung.

  • W
    Wolf

    Endlich!

     

    Gratulation der TAZ- Redaktion. Der erste sinnvolle Beitrag zur Grass- Debatte.

    Alle anderen- von Bax bis Knipphals- ließen tatsächlich eine (selbst auferlegte) "Gleichschaltung" vermuten.

  • W
    wahlschottin

    Endlich (!) sagt's mal jemand.

    Danke!

  • A
    andreas

    "Und ich sage wer Rechtsextrem ist!"

    Das kennen wir doch ALLE zur Genüge...in Deutschland. Hier wird eine andere Meinung immer mit derartigen Kampfbegriffen abgebügelt und das "Gespräch" beendet...

    Das erfährt nun auch Herr Grass...der früher gern ins gleiche Horn geblasen hat.

     

    MfG

  • EA
    Enzo Aduro

    Es schadet massiv dem Kampf gegen den Antisemitismus wenn derart lachhaft mit dem Begriff Menschen diffamiert werden.

     

    Denn der Antisemitismus baut ja gerade auf der These auf das "Die Juden die Welt beherrschen". Wenn man nun für jede Israelkritische Behauptung derart plattgemacht wird, egal ob Grass oder auch Sigmar Gabriel wenn er erschrocken ob der verhältnisse in Palestina was auf Facebook stellt, dann kommt man diesem Vorurteil entgegen, und verbreitet gerade den "leichten Antisemitismus" in den breiten Bevölkerung. Dagegen kann man dann auch nicht mit Museen, Mahnmalen und Dokumentationen und dem ganzen anderen Quatsch gegen anbauen. Das verstärkt den Effekt höchstens um so mehr.

     

    Die Menschen registrieren sehr feinfühlig wenn Ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt wird. Auch wenn es aus edlen Motiven geschieht.

  • F
    Flusssand

    Whoa. . . endlich mal jemand der tatsächlich fähig ist zu schreiben, mit Worte umzugehen, sich klar auszudrücken.

     

    Vielen Dank, das hat den Tag gerettet.

     

    :)

  • B
    Bachem

    Herr Zuckermann trifft mit jedem Satz den Kern.

    Dafür gebührt ihm Dank und Respekt.

  • S
    SchnurzelPu

    Danke und mein Beileid zur gegenwärtigen israelischen Regierung.

  • D
    david

    dieser artikel ist aus welchen gründen auch immer derart von fremdwörtern durchwachsen, die das normale sprachverständnis der menschen bei weitem übersteigen, dass es wirklich an verständlichkeit mangelt! ich halte es für eine schande diesen elitären jargon für so ein weltliches thema zu verwenden, ausgerechnet in einer linken zeitschrift, die auf verständigung abzielt. was soll das?

  • C
    Ceres

    So wie von manchen der Kommentar von Dirk Knipphals als pure Provokation gewertet wird, wird ihr Kommentar ebenfalls von denen als Provokation empfunden werden, die ein Israel-Tabu als nicht-existent sehen und die Erwähnung des selbigen als Antisemitismus sehen.

     

    Ich gebe ihnen Recht mit ihrer Einschätzung der Lage, vielleicht nicht in dieser Härte aber doch in diesen Grundzügen.

  • C
    Casa-Nova

    Herr Moshe Zuckermann hat mit einer gewissen Distanz, endlich den Ton getroffen, der dieser anhaltenden Debatte um Günther Grass gerecht wird. Vielen Dank dafür.

  • GS
    george s.

    Bravo!

    Endlich eine glaubhafte und kompetente Stimme, die diesem Aspekt nachhaltiges Gehör verleiht.

    Danke!

    Und was für ein Segen bei der TAZ mal wieder einen guten Text zu lesen, neben den zahlreichen Unsäglichkeiten die hier zu diesem Thema verbreitet wurden.

  • A
    ado

    "Es wäre müßig, hier nochmals darzulegen, warum die Kategorien Juden, Zionisten und Israelis und – davon sich ableitend – Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik auseinanderzuhalten sind. "

    Eine solche Trennung zu vollziehen ist doch eher verkürzt...die Übergänge sind fliessend...Antizionismus und Israelkritik sind meist antisemitisch geprägt, ob in Form von Geschichtsrevisionismus,Opfer-Täter Verdrehungen oder Vernichtungsfantasiien.

    Zudem ist fraglich ob nicht schon der "reine" Antizionismus, also die Negation der Rechtfertigung,Erhaltung und Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina antisemitisch ist.

  • U
    Uncas

    Danke. Vielleicht könnte sich die taz selbst zu solch einem Umgang insgesamt durchringen und sich auch für die Ausfälle entschuldigen, wie den unsäglichen Artikel unter dem Titel SS-Güni. Ja, vielen ist wirklich nicht mehr zu helfen.

  • GL
    guy lusignan

    Ich habe schon länger keine Lust mehr, mich mit Israel und seiner Politik auseinander zu setzen. Daher sage ich ab heute: "Israel? Piepegal!"