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Kommentar BetreuungsgeldEin rosarotes Strohfeuer

Ines Kappert
Kommentar von Ines Kappert

Die Konservativen setzen aufs Urbild der Mutter, auf die der öffentlichen Sphäre entgegengesetzte fürsorgende Frau. Ein wenig mehr Rente soll Kritiker beruhigen.

S ie hört einfach nicht auf, diese Bauernfängerei rund um die Herdprämie. Dieser elende Rohrkrepierer von Gesetzentwurf, er beschäftigt die Parteien weiter.

Denn es geht um die ideologische Rettung der Jahrhunderte währenden Arbeitsteilung zwischen Mutter (Familie) und Vater (Beruf). Die Teilzeit arbeitende Frau variiert diese patriarchale Ordnung ja nur, sie stellt sie nicht infrage. Die Vollzeit arbeitende und trotzdem „gute“ Mutter hingegen markiert den Sprung in die Geschlechtergerechtigkeit. Vielen Konservativen macht das Angst. Aber längst nicht mehr allen.

Auch sie akzeptieren zunehmend das international überprüfbare Fazit: Das Taschengeld für die Hausbetreuung geht zu Lasten der Kinder und der Frauen, zumal der aus unterpriveligierten Familien. Gewinn einstreichen können mit der Debatte nur die tief verunsicherten IdeologInnen des Konservativismus. Zumindest kurzfristig, zumindest symbolisch, zumindest bis zu den nächsten Wahlen.

taz
Ines Kappert

leitet das Meinungsressort der taz.

Angesichts des Krisenstakkatos in Sachen Wirtschaft, Wachstum und EU wollen sich die Einfallslosen zumindest in einem Politikfeld als bewahrende Kraft profilieren. Sie setzen auf das Urbild der Mutter, auf die der öffentlichen Sphäre entgegengesetzte fürsorgende Frau.

Angesichts der gleichfalls endlosen Debatte über mehr Frauen in Führungspositionen ist das Bedürfnis nach einer Beruhigungspille groß: Seht her, wir, die Konservativen in der Union, wir schaffen Alternativen zur überehrgeizigen Mutter und dem von Familienansprüchen an die Wand gedrückten Alleinernährer! Solange wir da sind, steppt noch kein Bär in der Personalabteilung, sondern alles geht noch ein paar Jahre seinen Gang.

Nichts spricht dafür, dass dieses neue rentenbasierte Kompensationsangebot in die Tat umgesetzt wird. Strohfeuer ist Strohfeuer. Aber die Deutschen lieben eben ihre Debattenkultur. Je weniger sie mit der Lebenswirklichkeit zu tun hat, um so besser.

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Ines Kappert
Gunda-Werner-Institut
leitet seit August 2015 das Gunda-Werner-Institut für Feminismus und Geschlechterdemokratie der Heinrich-Böll-Stiftung.   Mich interessiert, wer in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und wer privilegiert wird - und mit welcher kollektiven Begründung.   Themenschwerpunkte: Feminismus, Männlichkeitsentwürfe, Syrien, Geflüchtete ,TV-Serien.   Promotion in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissenschaft zu: "Der Mann in der Krise - oder: Konservative Kapitalismuskritik im kulturellen Mainstream" (transcript 2008).   Seit 2010 Lehrauftrag an der Universität St. Gallen.
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12 Kommentare

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  • NP
    Nicola Peters-Geiger

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    Ich finds so schade, dass mein Kommentar hier nicht steht. Ich wollte ihn für eine Freundin drucken und kanns nun nicht. Ich habe den Verdacht, dass gegenläufige Meinungen in der taz nur ankommen, wenn sie in diesem schnoddrigen Stil geschrieben sind, kann das sein?

  • ???????????????????????????

    Irene, schön dass wir zusammen an unserem Verstand verzweifeln können.

     

    Wenns idiotlogisch wird einfach mal abschalten.

  • I
    Irene

    Hilft mir mal bitte jemand auf die Sprünge, ich verstehe ein paar Dinge nicht:

     

    Ist jeder niedrig bezahlte Drecksjob besser als sich um sein Kind zu kümmern?

    Sind Mütter mit Migrationshintergrund so gefährlich für ihre Kinder, dass man diese mit einem Jahr in die Kita bringen muss? Wo sie womöglich zwangsgermanisiert werden? War es bisher nicht so, dass das Kind zuerst die "Muttersprache" lernen sollte und dann Deutsch als Zweitsprache dazukommen sollte?

    Welche Bildung erfährt ein einjähriges Kind in einer Krippe?

    Was ist das für ein Bild vom Menschen, das davon ausgeht, dass Frauen, die einen gut bezahlten und erfüllenden Job haben, wegen 100 Euro zuhause bleiben?

  • FS
    Feminists should think big !

    "Das Taschengeld für die Hausbetreuung geht zu Lasten der Kinder und der Frauen, zumal der aus unterpriveligierten Familien."

     

    warum ?

    weil sie 22 Monate weniger Regale einräumen, Hintern abwischen, putzen gehen kann ?

     

    Ist das ganze nicht eine scheinheilige Debatte angesichts der nicht vorhandenen Betreuungsplätze und nicht ausreichend vorhandenen gutbezahlten Arbeitsplätze ?

     

    Erst wird das Nichtannehmen eines nichtvorhandenen Betreuungsplatzes von Seiten der Gutsituierten mit eine Bildungskatastrophe gleichgesetzt,

    die nichtpriveligierte Mutter vorsätzlich von hyperventilierenden MultiplikatorInnen eines "elitären" Feminismus beleidigt und der Unfähigkeit der Erziehung bezichtigt,

    dann mit sorgenvoller Nachdenklichkeit konstatiert,

    dass die Hausbetreuung zu Lasten von unterpriveligierten Müttern und Kindern gehen könnte.

     

    Merkt ihr denn gar nicht mehr euren arroganten Standesdünkel, eure Überheblichkeit?

     

    Die nichtpriveligierte Frau , früher noch stolz prolertarisch genannt, ist durchaus mündig, sie sieht nur keinen Sinn mehr in der ihr gebotenen Erwerbsarbeit, sie erkennt ihre eigene Ausbeutung.

    (wie Clara Zetkin, die in ihrer Zeitschrift Gleichheit "sie dient nur einem anderen Herrn" resigniert erkennen mußte, dass im Kapitalismus keine Emanzipation für Frauen zu erlangen ist)

     

    Wozu auch arbeiten in einem arbeitsverdichteten, flexibilisierten, unterbezahlten Job, der weder zur Existenzsicherung reicht, noch einen geruhsamen Lebensabend garantiert. Oft müssen vor ledige Mütter aufstocken und demütig Bildungsgutscheine erbetteln und zugleich damit ihre Kinder stigmatisieren.

     

    "Angesichts der gleichfalls endlosen Debatte über mehr Frauen in Führungspositionen ist das Bedürfnis nach einer Beruhigungspille groß"

     

    Ist es nicht umgekehrt ?

    Ist nicht die Debatte um Führungspositionen ein Ablenken von der sozialen Frage der Frauen / Mütter / Familien / Kinder / Armut ? Und sorgt nicht die Quotendebatte für AUFSICHTSRÄTE!!!! für eine verquere Umkehrung und Transformation einer früher linken Sozialbewegung ?

     

    Gemaine Greer sagte einst sinngemäß über den New-Labour-Feminismus:

    in ihm wird der Lude zum Sozialarbeiter und Job-Manager für gefallene Mädchen und junge ledige Mütter und Ebenezer Scrooge, Minister für Soziales.

     

    Es ist ein Oberschichtsfeminismus, dem hier gehuldigt wird.

    Er hat nicht viel mit der Wirklichkeit der meisten Frauen zu tun.

  • CA
    Captain Ahab

    Die Vollzeit arbeitende und trotzdem „gute“ Mutter hingegen markiert den Sprung in die Geschlechtergerechtigkeit.

     

    Arbeit macht frei. So würde der Slogan der progressiven Muddi lauten, wenn er denn nicht schon verbrannt wäre, dieser selten dämliche Spruch.

  • C
    Comment

    Frau Kappert,

     

    hatte ich in der Vergangenheit verpasst, dass Sie sich, gemeinsam mit Ihren Kolleginnen und Kollegen für die Abschaffung z.B. der §§ 1615l und 1626a BGB eingesetzt haben?

    Wenn ja, bitte ich Sie um eine Quellenangabe und wenn nicht, frage ich Sie, worüber Sie sich hier aus welchem Grund Gedanken machen?

  • O
    otto

    Am Ende sind die Diskussionen um solche gesellschaftlichen , hirnrissig-palliativen Symptombekämpfungen jedenfalls dafür gut , dass immer mehr Menschen die Gewißheit schwant , für die Rettung des maroden Rettungsschirme-Staatsverschuldungs-Eurokrisen-Arbeitslosigkeits-Systems sei jede weitere Mühe am Ende umsonst .

  • R
    Rhinas

    Schon wieder dieser sch*** Begriff "Herdprämie". Dies verdeutlicht nur eins: Frau Kappert hat genau wie viele andere überhaupt nicht verstanden, was das Betreuungsgeld ist, um was es geht und welche Chancen es Müttern und Vätern sowie ihren Kindern bietet. Okay, bieten könnte, wenn es in angemessener Höhe ausgezahlt würde - aber das ist ein anderes Thema.

    Durch das Betreuungsgeld wird keine Frau an den Herd verbannt. Es wird Eltern die Wahlfreiheit gegeben, wie sie ihr Kind betreuen möchten. Damit festigt sich ihr Selbstentscheidungs- und Selbstbestimmungsrecht. Wenn eine Frau oder ein Mann zu Hause bleiben möchten, bei ihren Kindern, weil sie das als ihre Aufgabe, als ihren Wunsch, Erfüllung oder Bestimmung ansehen, können und sollen sie das doch machen. Möchten beide Eltern lieber arbeiten, sollen sie nicht gezwungen sein, ihr Kind zwangsweise morgens um 5 zu wecken und in einer Krippe abzuliefern. Sie können eine Tagesmutter anstellen, die sich um das Kind kümmert etc. Dann wäre für die Kinder auch gesorgt, wenn sie beispielsweise krank sind o.ä. Das stellt doch ein riesiges Problem dar, wenn das Kind in die Krippe geschickt wird. Abgesehen von dem morgendlichen Stress für das Kind. Das wird es noch früh genug erleben, wenn es in den Kindergarten oder die Schule kommt.

    Pro Betreuungsgeld heißt pro Wahlfreiheit für Eltern, pro Selbstbestimmungsrecht für Männer und Frauen und vor allem pro Kinder.

    Frau Kappert, bewerben Sie sich doch bei der Bild, gehen Sie an irgendeinen Stammtisch oder seien Sie einfach still.

  • D
    deviant

    Warum sind diese Befürworter eigentlich immer Hans"i"s mit einem sehr ähnlichen Sprachstil?

     

    Und warum geht es in die konservativen Matschbirnen nicht hinein, dass eine Opposition zum Betreuungsgeld nichts damit zu tun hat, Frauen zu verbieten, "nur" Mutter zu sein?

    Es geht schlicht darum, dass für die Kinder derjenigen, für die dieses Betreuungsgeld tatsächlich viel Geld ist, eine KiTa der deutlich bessere Ort ist, um notwendige Kompetenzen zu erlernen, während für Eltern aus dem Bildungsbürgertum, deren Kinder also zu Hause gut aufgehoben sind, diese 100€ nicht wirklich viel Geld ist, sondern eher "nice to have".

     

    An anderer Stelle sind es nämlich dieselben Matschbirnen, die den HartzIVern das Geld ganz streichen wollen, weil sie es "eh nur für Kippen und Alk" rausschmeissen und die Kinder "vor der Glotze parken". Und gerade die will jetzt die Union mit noch mehr Geld für Kippen und Alk vollpumpen? Das scheint mir doch irgendwie verdreht.

     

    Die Herdprämie ist nichts als die ideologische Erweiterung der Separation in drei Schulformen: Arme sollen zurückgeworfen und Reiche gefördert werden, um Unterschiede noch deutlicher festzuschreiben; und das, obwohl Deutschland, und Bayern an der traurigen Spitze, schon heute eines der bildungsdemokratisch ungerechtesten Länder der OECD ist, hinter Chile, Slowenien oder Mexiko.

    So soll sozialer Aufstieg verhindert werden, ebenso wie soziale Teilhabe generell, so wird Arbeitslosigkeit erblich und es wird eine solide bildungsferne Masse aufgebaut, die aufgrund dieser Bildungsferne dann "gute", weil dumme, Konsumenten und anfällig für rechte Parolen wie "Ausländer raus!", "Frauen an den Herd!" und "Steuern runter!" werden.

  • A
    Anita

    Swanni

     

    Jo, schon matschig in der Birne, wer sich nicht vom Kindsvater abhaengig machen will.

    Das hat nichts mit erstrebenswerter Lebensqualitaet zu tun, sondern schlicht und ergreifend damit, dass die Kinderbetreuungsjahre spaeter ganz schnell finanziell weh tun.

    Meine Mutter hat nach ihrer Scheidung allein 3 Kinder grosz gezogen, war jahrelang aus ihrem Beruf draussen, weshalb sie nach der Erziehung nur noch Hilfsjobs bekam und hat jetzt 600 Euro Rente.

    Mein Vater hat die ganze Zeit voll gearbeitet und war in seinem erlernten Beruf drin und bekommt nun ein Vielfaches von dem, was meine Mutter kriegt an Rente.

  • S
    Swanni

    Eine Frau, die ihr Baby ganztags betreuen lässt , um Vollzeit zu arbeiten und das auch noch für erstrebenswerte Lebensqualität hält, gehört entweder einer kleinen elitären Minderheit an ( Unternehmerin, Professorin oä) oder ist etwas matschig in der Birne. Oder ist vielleicht auch einfach etwas neidisch , wie jüngst ein Spon-Kolumnist http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,828718,00.html vermutete.

  • H
    Horsti

    Endlich mal ein differenzierter Beitrag zum Betreuungsgeld. Einer der auch mal Männer berücksichtigt, wenn auch nur in einem Nebensatz.

    Leider berücksichtigt der Artikel jedoch nicht die Tatsache, daß viele Frauen überhaupt keine Lust haben einen Vollzeitjob zu ergereifen, sondern Hausfrau werden wollen, lt. Umfrage in Österreich sind das satte 50% der jungen Frauen.

     

    http://diepresse.com/home/bildung/erziehung/664445/Jede-zweite-junge-Frau-waere-gerne-Hausfrau