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Machtkampf zwischen Stadt und AktivistenBlockierer geben noch nicht auf

Occupy will bleiben: Die Aktivisten kündigten passiven Widerstand gegen die Räumung ihres Camps an. Die Stadt Frankfurt versucht, die Proteste zu verhindern.

Zelte einpacken? Nö. Occupy-Aktivisten wollen bleiben. Bild: dpa

FRANKFURT/ M. taz | Sie werden nicht gehen, zumindest nicht freiwillig. Die Anhänger der Occupy-Bewegung in Frankfurt haben angekündigt, passiven Widerstand gegen eine mögliche Räumung ihres Camps am Mittwochmorgen zu leisten. Die Stadt Frankfurt hatte zuvor im Zuge des Pauschalverbots der Blockupy-Proteste auch das Occupy-Lager für die Zeit vom 16. bis zum 20. Mai untersagt.

„Wir wenden uns gegen diese unsägliche Verbotspolitik“, sagte Occupy-Aktivist Thomas. Demonstrativ traten Occupisten und Blockupy am Montag in einem Occupy-Zelt vor der Europäischen Zentralbank gemeinsam vor die Presse. „Wenn die Stadt die Räumungsandrohung nicht zurücknimmt, beginnt Blockupy bereits am Mittwochmorgen mit der Verteidigung des Camps durch eine massenhafte Sitzblockade“, so Christoph Kleine von Blockupy.

Somit scheint die Stadt mit ihrer Verbotspolitik erneut zur Ausweitung der Proteste beizutragen. Zwar räumt Kleine ein, dass das Verbot manche Menschen von einer Teilnahme an den Aktionen abschrecke. Doch es gibt auch weiteren Zulauf: Das Komitee für Grundrechte hat für den 17. Mai eine Versammlung am Frankfurter Paulsplatz angemeldet. Dort will die Bürgerrechtsorganisation „für das uneingeschränkte Grundrecht auf Versammlungsfreiheit“ demonstrieren.

Entscheidung zum Protestverbot steht noch aus

Die Entscheidung des Frankfurter Verwaltungsgerichtes, ob die Proteste verboten bleiben, lag bis Redaktionsschluss nicht vor. Es ist aber gut möglich, dass eine endgültige Entscheidung erst kurz vor Beginn der Proteste vom Bundesverfassungsgericht getroffen wird. Unabhängig von den richterlichen Beschlüssen werde Blockupy stattfinden, so Kleine: „Denn Grundrechte leben davon, dass Menschen sie ausüben.“

Die Frankfurter Polizei verschickte am Wochenende an über 400 Teilnehmer der M31-Demo vom März schriftliche Aufenthaltsverbote für die Innenstadt. Dies betreffe die Zeit der Proteste und richte sich nur an Personen, die am 31. März festgenommen worden seien, so ein Polizeisprecher.

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5 Kommentare

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  • CR
    Christa Rust

    Es muß doch einen Weg geben, daß beide Seiten auf-

    einander zugehen. Krawall und Chaos ist der denkbar

    schlechteste Weg, Verbote ebenso.Die ganzen Rettungs-

    schirme werden uns, den Zahlmeister, irgendwann in

    Armut sürzen. Wer zahlt dann für uns.

    Eine Bürgerbefragung würde die Köpfe der Poliiker

    erleuchen, doch die sitzen lieber im Dunkeln.

  • IE
    IHelmut Erhard

    Es ist schon erstaunlich, was sich die deutsche Polizei so erlaubt.

     

    Da fallen einem eigentlich nur die Worte ein "Wir sind das Volk".

     

    Und bekanntlich geht von diesem Volk alle Macht aus.

     

    Vielleicht ist es an der Zeit, Behörden zu zeigen, von wem sie bezahlt werden und für wen sie da sind. Da scheint mir so einiges nicht mehr mit einem demokratischen Staat vereinbar zu sein....

  • G
    Grundrechte

    Die Polizei betont, dass Aufenthaltsverbote nur an Festgenommene verschickt wurden. Und? Kann die Polizei denn beweisen, dass es sich bei allen festgenommenen um Menschen handelt die Straftaten begangen haben? was ist mit den hunderten die im 9 Stunden-Kessel gelandet sind? Das gilt auch als Festnahme und die haben auch so eine Verfügung bekommen. Alles Gewalttäter? Sowas nennt sich Sippenhaft und ist Grundgesetzwiedrig.

    Selbst wenn jemand der ein Aufenthaltsverbot bekommen hat und Gewalttaten verübt hat, hat dieser ein Grundrecht auf Versammlungsfreiheit und Freizügigkeit. Vor allem wenn dessen Schuld noch nicht mal gerichtlich bestätigt wurde.

    Pure Frechheit

  • JS
    Jochen Strauß

    Ich denke man muss sich klar machen, dass sich das blockoccupy-verbot über bande auch gegen die grünen richtet: die müssen sich jetzt innerhalb der frankfurter koalition "eindeutig" verhalten, haben sie sich doch schon bei der ob-wahl als unsichere katoristen erwiesen, die sich nicht nachdrücklich für den cdu-koch-klon boris rhein positioniert haben, sondern wohl mehrheitlich p. feldmann gewählt haben dürften. die wollen einfach nicht warten, bis die in weiten teilen seit 30 jahren im wesentlichen politikunfähige frankfurter spd sich selbst zerlegt.

  • P
    pablo

    man kann nicht so viel fressen wie man kotzen möchte wenn man hört wie demokraten die demokratie versuchen zu beschneiden mittels undemokratischer general verbote.