Airlines wollen in Norden: Tegel: Chaos im Anflug
Air Berlin und Lufthansa wollen alle neuen Flüge über Tegel abwickeln. Dafür müssten jedoch alle anderen Airlines abziehen.
Alles kein Problem, hieß es vonseiten der Flughafengesellschaft: Der Flugplan mit rund 400 zusätzlichen Flügen pro Woche wird nach der verschobenen Flughafen-Eröffnung über Tegel abgewickelt. Kein Problem? Eine Woche nach der Bekanntgabe der geplatzten Einweihung tobt unter Airlines ein Kampf um die Plätze in Tegel. Air Berlin fordert, das Nachtflugverbot in Tegel zu lockern. Und entgegen den offiziellen Aussagen rechnen Experten mit Absagen von Flügen und Verspätungen.
Was die maximale Zahl der Flüge pro Stunde angeht, haben die bisherigen Flughäfen Tegel und Schönefeld zusammen annähernd die gleiche Kapazität wie der neue Flughafen. Doch in Tegel gilt das Nachtflugverbot von 23 Uhr bis 6 Uhr – am neuen Flughafen sind es zwei Stunden weniger. Eine Sprecherin von Air Berlin sagte der taz am Dienstag, es bestünde nur dann eine Chance, die Flüge wie geplant durchzuführen, wenn das Nachtflugverbot gelockert werde: „Wir brauchen diese Zeiten.“
Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn hatte bereits am Donnerstag in einem Brief von der Flughafengesellschaft gefordert, das Nachtflugverbot angesichts der aktuellen Situation in Tegel um zwei Stunden zu verkürzen. Die Lufthansa hat laut Sprecher Wolfgang Weber Ausnahmegenehmigungen für einzelne Flüge beantragt, die nach 23 Uhr starten. Eine Lockerung des Verbots müsste die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beschließen. Scharfe Kritik daran kommt von den Grünen und dem Verkehrsclub Deutschland (VCD): „Es ist unzulässig, dass die Anwohner des Flughafen Tegel für Planungsfehler von Politik und Wirtschaft büßen sollen“, sagte Monika Ganseforth vom VCD.
Derweil gibt es unter den Airlines heftigen Streit, wer nun ab Sommer Tegel nutzen darf – und wer an den alten Flughafen Schönefeld umziehen muss. Die großen Fluglinien Lufthansa und Air Berlin bestehen darauf, ihren Flugplan auch weiterhin komplett über Tegel abzuwickeln – das, erläutern Experten unter der Hand, ist nur möglich, wenn dafür andere Airlines, die bisher von Tegel fliegen, weichen. Für viele kleinere und ausländische Airlines würde das bedeuten: Sie müssen am 3. Juni nach Schönefeld umziehen. Auf die Fluggäste kämen zahllose Umbuchungen zu – und auf Tegel möglicherweise chaotische Zustände.
Laut Angaben der Flughafengesellschaft ist das Terminal des Flughafen Tegel ursprünglich für 11,5 Millionen Passagiere ausgerichtet, es ist schon mit derzeit rund 17 Millionen pro Jahr überlastet.
Leser*innenkommentare
Enzo Aduro
Gast
@Matthias Schorr
PS: Die meisten die Fliegen sind gar keine Berliner. So war das vielleicht Anfang der 90er.
Enzo Aduro
Gast
@Matthias Schorr
Jetzt müssen die in Tegel sich nicht so anstellen. Immerhin profitieren die enorm lärmmäßig. Der neue Flughafen wurde ja nicht gebaut weil Tegel zu laut ist. Da heben die oben einfach glück gehabt.
Jetzt paar Monate mehr Lärm, ist zumutbar!
Schänefeld ist ganz schlecht angebunden.
Matthias Schorr
Gast
Nur, dass dieses "bald" fast täglich später wird. Mittlerweile gehen am Bau Beteiligte davon aus, dass BER nicht vor März 2013 starten wird. Mir scheint die fairere Lösung zu sein, dann zusätzlich mehr Flüge von Schönefeld aus zu organisieren. Die Berliner, denen der Weg zum Flughafen Schönefeld zu weit ist, sollten ihren Urlaub auf Balkonien verbringen.
enzo aduro
Gast
„Es ist unzulässig, dass die Anwohner des Flughafen Tegel für Planungsfehler von Politik und Wirtschaft büßen sollen“
Was für ein geschwurbel. Wenn dadurch Schadensersatzforderungen für BERLIN -was alle sind- verringert werden können, dann muss man das in Erwägung ziehen.
Die Tegler haben dann ja bald eh ruhe vor Fluglärm - für immer.