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Kolumne Alles Bio?Die hören doch eh gar nicht zu

Kolumne
von Julia Seeliger

„Nicht links, nicht rechts, sondern vorn“? Loha-Denkverweigerung für Fortgeschrittene!

I m Flugzeug erlebt man allerlei Dinge. Schreiende Babys – können die nicht Schlafmittel bekommen – und Menschen, die ihre Mobilgeräte gar nicht mehr ausmachen. Facebook ist wichtiger als die Möglichkeit, dass man eventuell, eventuell doch etwas zu einem Absturz beiträgt. Schlimm!

Wenn man sein Handy also, anders als die gefühlt meisten, ausschaltet, so hat man Zeit. Zeit zum Lesen. Ich erfuhr also von Robert Misik in „Marx für Eilige“, dass der Proletarier eher so eine Idee von allem Schlechten ist, was der Kapitalismus produziert, als eine wirkliche Person auf den Barrikaden. Und dass es im Grunde zwei Marxe gebe. Meine wichtigsten Erkenntnisse erntete ich aber in „Alles auf Null“ von Nils Boeing. Mein Herz lachte: ein pestizidlinkes Pamphlet! Wie diese Kolumne!

Das Buch bekam ich von Katja aus Hamburg zum Geburtstag geschickt. Ich versuche ja meinen Geburtstag geheim zu halten, bei Facebook habe ich die Funktion ausgeschaltet, die dann am Geburtstag dazu führt, dass einem Hunderte Menschen eine schnelle, unpersönliche Nachricht auf die Pinnwand rotzen. Bei Xing habe ich ein anderes Datum als meinen offiziellen Geburtstag eingetragen.

privat
Julia Seeliger

ist Kolumnistin der taz.

Aber nicht alles ist schlecht mit dem Geburtstag. Ebendieses Buch von Katja. Ein guter, ein unnerviger Geburtstagsglückwunsch! Dadurch fiel mir nämlich endlich auf, dass pestizidlinke Sprache und Theorie hart sein kann und dass sich Menschen darüber aufregen können! Ich habe mich ja immer gefragt, was diese ganzen Menschen immer haben, die Veganer, die Grünen, die Drogenfeinde, die Bioloft-Bewohner, die Prenzlberger, die sich so sehr über meine Kolumne aufgeregt haben. Seid beruhigt: Ich wollte ja niemand etwas antun, sondern nur zum Nachdenken anregen! Worte töten nicht!

Zum Nachdenken anregen, das will nämlich Niels Boeing sicher auch, wenn er die Leute in den Yogaclubs abwertet. Und seinen Lifestyle – Rauchen, Reisen, Mathe, Sex, für etwas brennen – als richtiger hinstellt.

Doch nun wurde mir klar: Die hören gar nicht zu, die Ausgebrannten. Die wollen glücklich sein, und das ist ja auch gut so. Für sie selbst. Für ihre Suche nach sich selbst. Diese Lohas sind dann ja eh nicht in der Lage, Politik zu machen, also alles in Butter. So lange sie keine Schwestern im Geiste haben, die dies als Politik vertreten.

Solche finden sich bei den Grünen, der CDU und bei den Piraten. Gefährdet für das Loha-Denken sind alle, die „nicht links, nicht rechts, sondern vorn“ sein wollen. Oder sich halt „kein Linker mehr“ schimpfen. Kennt man ja. War schon immer falsch, wird immer falsch sein.

Solche Denkweisen sind meist Ergebnis persönlicher Geschichten, man wirft Grundsätze über Bord, erst kauft man sich ein Auto, zum Beispiel der Kinder wegen, dann merkt man, dass auch CDUler nett sein können. Überraschung! Und um das dann vor sich selbst zu rechtfertigen, sagt man dann eben „früher war ich mal links, heute ist alles so unübersichtlich. Ich weiß gar nichts mehr.“

Hört sich klinisch an. Nulldenken ist das nicht. Und politisch hilfreich schon gar nicht.

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15 Kommentare

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  • M
    Markus

    Unter schlechtem Stil verstehe ich, dass für diesen Artikel teilweise eine Wortmaschine verwendet wurde, um Sätze mit Inhalt zu füllen. Auch beim 2. Mal lesen wird mir nicht klar was Frau Seeliger hier sagen wollte.

    Und ich finde es furchtbar, dass aus einer solchen Diskussion gleich ein angebliches Frauenbashing geworden sein soll. Was soll der Mist? Ich rege mich unabhängig von der Person über den Stil auf.

    Und wer Online schreibt muss sich leider die achso unqualifizierten Kommentare anderer anhören. Sinnvoll ist es aber trotzdem, weil wenn sich jeder ein bisschen weniger ernst nehmen würde und einfach mal reflektiert, was er da wie gemacht hat und ob das auch wirklich gut war, dann könnte man/frau sich weiterentwickeln. Damit meine ich: Frau S. nehmen sie sich weniger ernst und überdenken sie ihren Stil, oder eben nicht, weil sie mit ihrer Kolumne ein Gesamtkuhnstwerk schaffedn wollen oder was weiß ich warum Sie schreiben.

  • A
    Alex

    Nicht alle apolitischen, in die Innerlichkeit Flüchtenden, ob exlinks oder nicht, sind "Lohas". Deshalb regen sie sich über solche Kolumnen auf. Sie wollen nicht mit diesen in denselben Topf geworfen werden, wenn sie versuchen, die Widersprüchlichkeit ihres Lebens zu reduzieren - als Grüne, vegan oder bio-Essende.

     

    Sie regen sich über solche Vereinfachungen auf, die angeblich "radikal" Linke (wie Frau Seeliger?) vornehmen, wenn sie alle Widersprüche von sich weisen - auf Andere oder "das System".

    Dabei kann man nicht links sein, ohne ökologisch zu sein - und andersherum.

     

    Übrigens: wer gegen Moral kolumnet, darf nicht über das amoralische Verhalten von Handynutzenden im Flugzeug moralisieren.

  • L
    limitedINC

    Bin vor kurzem erst auf diese Kolumne gestossen und sie gustiert sich mit diesem Artikel eingangs äußerst köstlich mit schmackhaftem Loha-Bashing im Abgang!!!!! Taugt, grüße aus einem Innenstadtbezirk in Wien mit der wohl zweit- oder dritthöchsten prozentuellen Verteilung an Bionadenfamilien pro Wohnblock.

  • G
    gelu

    Also, ich finde Kritik am Stil durchaus sinnvoll, weil dieser Stil (anscheinend nicht nur bei mir) dazu führt, dass ich nicht verstehe, worum es hier überhaupt geht.

    Es geht hier um schreiende Kinder, egoistische Smartphonenutzer, Bücher die ich nicht gelesen habe und um Leute denen Biolofts und Yogaclubs wichtiger sind als Mathe und Sex und die sich gottseidank nicht politisch engagieren. Was ist das? Eine Buchempfehlungskolumn? Eine Abrechnung mit Leuten die gehässige Kommentare schreiben? Ich leses es einmal, zweimal, dreimal und finde es nicht heraus.

    Kann sein, dass ich zu blöd bin, aber dass mehrere Leute hier ganz ohne Schaum vorm Mund (es gibt natürlich auch - wie immer - die mit Schaum) darüber klagen, dass es ihnen genauso geht sollte einen als Autor schon irgendwie interessieren und nicht einfach mit "Sinnlose Kritik!" abgespeist werden.

  • H
    hto

    Oh, ich muß wegen Bob (Sponge Bob?) und Steffen meinen Beitrag präzisieren :) die Frau darf PERSÖNLICHEN Kommunikationsmüll am laufenden Band produzieren und bekommt Geld oder Gras dafür!? :))

     

    Und steinig ist nur die stumpf- wie blödsinnige Karriere von Kindesbeinen, auf dem Weg der gutbürgerlichen Bildung zu Suppenkaspermentalität auf / in Sündenbocksuche :)))

  • B
    Bob

    Smartphones funktionieren ab 700 m Höhe nicht mehr, um Facebook zu machen, es sein denn, Sie fliegen in den Testfliegern der Lufthansa, in denen Internet angeboten wird. Auch in einer Kolumne kann man die Richtigkeit der Aussagen bedenken. Im Übrigen benutze ich mein Smartphone, um damit ZU LESEN, ja, Frau Seeliger, meine beinahe komplette Bibliothek führe ich mit mir, auch im iPad. Und nein, ich brauche kein haptisches Bucherlebnis (bedaure nur, keine Eselsohren mehr machen zu können), dafür kann ich nach Herzenslust in den eBooks rumschreiben, markieren und die Notizen sogar vermailen. Das Wichtigste: Ich finde meine Notizen auf Anhieb.

     

    Sie dürfen Bücher natürlich weiter lieben, weder schreibe ich Kolumnen dagegen noch will ich es Ihnen ausreden. Und ja, ich habe zugehört, aber Sie treffen halt mehrere Aussagen abseits des eigentlichen Ziels, also.

  • F
    Falko

    Mal ein Rant. Herzlichen Dank, hat mir en Abend versüßt. Wobei Maxvorstädter Salatgourmets und Eppendorfer Biomöbelkenner eigentlich noch die Berufsberliner toppen. ;)

    Auf eine halbe Selbstgedrehte,

    Falko.

  • D
    Delta4

    Nun hier mal ein positiv Kommentar: Weitermachen! :)

     

    "Da fragt man sich ernsthaft, ob Frauen im Journalismus wwirklich was zu suchen haben!? "

     

    Und ich frag mich ob Sie in offner Hose vor dem Pc sitzen und sich einen abfreuen. Jawohl mal wieder ner ollen Zicke eins drübergebraten :). gtfo

     

    Es gibt keinen Zwang zum lesen..oder doch?! Steht da einer hinter euch mit ner Pistole? Rotes Tuch?

  • 3G
    372 (Profil gelöscht)

    Können Sie ihre Kritik mal konkret machen, und nicht immer nur am Stil herumkritisieren? Das ist nämlich keine sinnvolle Kritik.

     

    Steffen: Da ich dich persönlich kenne: Was möchtest du mir mit deinem Kommentar nun genau sagen? Ärgerst du dich über den Einstieg mit den Babies? Wenn ja: das ist intendiert, wer diese Kolumne genau liest, sollte verstehen, warum ich damit einsteige.

     

    Muss aber auch nicht. Wie ja in der Überschrift (nicht von mir) angedeutet: Sie hören eh nicht zu.

  • H
    hto

    @Steffen Geyer

     

    Arme Julia? Mann, die Frau darf Kommunikationsmüll am laufenden Band produzieren und bekommt Geld oder Gras dafür!?

     

    Arm sind die, die in dieser symptomatisch-multischizophrenen Welt noch an Phänomene glauben, oder an Bücher als Lebenshilfe - Der Weg zur Erkenntnis des Geistes ist einer OHNE materialistische Krücken :-)

  • M
    Markus

    Tut mir leid, aber ich konnte der Kolumne nur schwer folgen, weil ich den sprunghaften Gedanken, die nicht ganz präzise zu Ende formuliert waren, folgen konnte.

  • KS
    Kurt Sohlkinski

    So was von überflüssig, diese Julia und ihr "Kolumne" - sich selbst zitieren und in einer Kolumne über die eigene Kolumne referieren, einfach armselig...

    Da fragt man sich ernsthaft, ob Frauen im Journalismus wwirklich was zu suchen haben!?

  • SG
    Steffen Geyer

    Arme Julia... Der Weg zur Erkenntnis ist ein steiniger, heißt es. Mitunter führt er also sogar über Flugzege voll schreiender Babys mit Smartphone.

     

    Bei aller Liebe zu deiner Kolumne, die Welt da draußen ist nicht schwarz-weiß, links-rechts, Loha-Weltretter sondern bunt, voller Vielleichts und reich an Dazwischens.

    Ich hoffe jetzt einfach mal, dass man dir demnächst ein Buch in die Hand drückt, das dir die Augen für solche Phänomene öffnet. Irgendwas von Robert Anton Wilson zum Beispiel :)

  • A
    Andreas

    Null-Kolumne mit Null-Mehrwert zu einem Null-Thema.

    Hat mich drei Minuten in meiner Lebenshektik innehalten lassen.

    Naja.

  • C
    Christian

    "Politisch hilfreich" fand ich jetzt auch diese Kolumne nicht, weil ich lange keinen Text mehr gelesen habe, der so fahrig springt zwischen selbstgebackenen Konzepten, die er nicht erklärt, persönlichen Konnotationen, die ich nicht erraten kann und Ereignissen, die ich nicht erlebt habe. Wenn man Julia Seeliger sein muss, um Julia Seeliger zu verstehen, dann braucht es keine Sprache.