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Kommentar neue Führung LinksparteiDie Zeit der Überfiguren ist abgelaufen

Kommentar von Tom Strohschneider

Die neue Spitze der Linkspartei ist grüner und sozial bewegter. Kipping und Riexinger werden die Last auf viele Schultern verteilen müssen. Darin liegt Schwäche und Chance zugleich.

In der Linkspartei stellt sich künftig eine neue Doppelspitze vor die Mikrofone. Bild: dapd

D ie Linkspartei hat sich eine Doppelspitze gewählt, die auf dem Wunschzettel von Klaus Ernst, Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine stand. Die Realos um Dietmar Bartsch und die ostdeutschen Landesvorsitzenden haben den Machtkampf gegen die linken Strömungen verloren. Die Flügelkämpfe gehen weiter, die Krise der Partei bleibt. So einfach ist das. So einfach?

In Göttingen ist mehr passiert, und das liegt nicht nur am neuen Führungsduo Katja Kipping und Bernd Riexinger. Am Wochenende ist die Gründungsgeschichte der gemeinsamen Linken zu Ende gegangen. Symbolisch vollzogen im Bruch zwischen Gregor Gysi und Oskar Lafontaine; praktisch vollzogen in der Wahl einer Doppelspitze, die auf anderen Traditionen gründet als die bisherigen.

Die neue Doppelspitze ist grüner und sozial bewegter. Die Partei wird in Zukunft von zwei Vorsitzenden repräsentiert, die ihre Wurzeln weder in der SPD haben noch zu denen gehören, die sich aus der SED heraus auf den reformsozialistischen Weg machten. So wenig Riexinger aus der IG-Metall-Kultur stammt, so wenig verkörpert Kipping das typische PDS-Funktionärstum.

Bild: privat
Tom Strohschneider

ist Redakteur im Meinungsressort der taz.

Die sächsische Bundestagsabgeordnete gehörte zu jenen in der Linken, die schon vor Jahren für eine Öffnung in das grüne Spektrum warben; zusammen mit ihrer neuen Stellvertreterin Caren Lay gründete sie einst die kleine innerparteiliche „Emanzipatorische Linke“; in ihrem Umfeld wird seit langem darauf gedrängt, die Partei aus der strategischen Fixierung auf die SPD zu lösen – und stattdessen gemeinsam mit den Grünen zum Motor alternativer Mehrheiten zu werden. Riexinger wiederum hat als Gewerkschaftslinker im Südwesten schon zu Zeiten das Bündnis mit sozialen Bewegungen gesucht, als andere noch nicht einmal aus der SPD ausgetreten waren; der Ver.di-Mann war gar nicht erst drin.

Das allein macht natürlich noch keinen Neuanfang. Und völlig offen ist, ob die Neuen im Karl-Liebknecht-Haus sich von den machtpolitischen Voraussetzungen in der Partei emanzipieren können, ohne die sie auf den Chefsesseln der Linken nicht hätten Platz nehmen können. Wer von Strömungen gewählt wird, gerät schnell in ihren Strudel. Das wird Kipping, die bei den Gewerkschaftern mit Argwohn beobachtete Anhängerin eines Bedingungslosen Grundeinkommens, genauso zu spüren bekommen wie Riexinger, der im mitgliederstarken Osten nun als Bartsch-Verhinderer gilt.

Riexinger ist weitgehend unbekannt und kein großer Rhetoriker, ihm hängt als Landesvorsitzender von Baden-Württemberg die notorische Erfolglosigkeit im Südwesten an. Viel wird auf Kipping lasten, die zwar als Sozialpolitikerin weithin Anerkennung genießt, sich das Vorsitzendenamt bisher als junge Mutter aber allenfalls als Halbtagsjob vorstellen konnte.

Hier liegt die wohl größte Schwäche der neuen Doppelspitze, aber zugleich auch ihre größte Chance. Wenn es im kommenden Jahr in Niedersachsen und im Bund für die Linkspartei um alles geht, werden Kipping und Riexinger die Last auf viele Schultern verteilen müssen. Das schafft Raum zur Integration der verschiedenen Strömungen in der Partei, und es würde die Linke aus der Abhängigkeit von den großen Überfiguren befreien. Die Zeit der Gysis und Lafontaines ist in Göttingen abgelaufen.

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18 Kommentare

 / 
  • K
    Karola

    Was heisst hier abgelaufen, wenn Lafontaine, völlig zu recht, darauf drängt, dass, wie geplant, nur ein für alle tragfähger Kandidat aufgestellt wird ?

     

    Lafontaine hat sich fair verhalten, ist von seiner Kanditatur zurückgetreten, weil der diesen Machtkampf, der die Partei wirklich hätte spalten können, nicht wollte.

     

    So ist es gut, wenn sich alle auf eine Doppelspitze geeinigt haben, eine Frau aus dem Osten - ein Mann aus dem Westen.

     

    Vielleicht sollte diese Einigung auch symbolisch gesehen werden, denn auch im Osten gibt es noch zu viele, die in der Demokratie noch nicht angekommen sind was für den Westen genauso gilt, jedoch nicht an der Linken sichtbar wird, sondern an der autoritär gleichgeschalteten CDU mit dem Merkel-Dogma der "marktkonforen Demokratie" die nichts anderes besagt als "Diktatur der Finanzmärkte."

     

    Die Linke hat sich auf Demokratie besonnen.

     

    Die anderen Parteien hingegen sind dabei, die Demokratie vor unseren Augen und Ohren abzubauen, indem sie Fiskalpakt, Schuldenbremsen für gut befinden, was eine Absage an den Sozialstaat und die Demokratie im Land ist.

  • HH
    Hans Hase

    Soviele Leute wie es gibt, soviele Meinungen gibt es. Lasse man dem Führungsduo doch erstmal die Möglichkeit zur Profilierung, anstatt von vornherein wieder alles schlecht zu reden.

     

    Es gilt Glück- und Hoffnungswünsche auszusenden und zu hoffen, dass die einzig verbliebene nicht-neoliberale Partei im Bundestag auch zukünftig dort stark vertreten sein wird.

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    Hans Hase.

  • F
    ForenBoy

    Hochmut kommt vor dem Fall, und der kommt nun bei der Partei DIE LINKE. noch schneller als ich es schon vor über einem Jahr prognostizierte: noch vor der Bundestagswahl 2013.

    In den Bundestag wird diese Partei ohnehin nicht mehr gelangen, eine Partei die ich sowieso als eine Mogelpackung sehe, da in ihr weniger als 20% von dem drin ist, was drauf steht.

    Den menschen verachtenden Umgang schreibt man zwar von den Brüdern und Schwestern im Stasi-Geiste eher zu, ausgeübt wurde er aber in skrupelloser Härte von dem westlichen Interessen-Klüngel der Partei.

     

    Wer das eigentliche Wesen eines echten Linken verleugnet, das darin besteht, die eigene Bedeutung hinter die Interessen der Anderen zu stellen, verdient diese Wertstellung nicht. Insofern muss man dem Untergang dieser Partei nicht nachtrauern. :-)

    Der eigentlich gut funktionierende Teil der Partei DIE LINKE. wurde geentert, jedoch nicht von den "Piraten", sondern von den LAFOSisten.

    Wenn sogar Gysi die Bergpredigt bemühen musste, um der feindlichen Übernahme des Westens Einhalt zu gebieten, dann wird einem klar, dass der Zug nach Pankow schon längst abgefahren ist.

     

    Das war hervorragend Gregor, aber leider zu spät........

  • L
    Lilischla

    In der Tat brauchen wir weiter DIE LINKE, die das Auseinanderklaffen von Arm und Reich und die daraus sich ergebenden Aufgaben klar benennt. Und wir brauchen eine Partei mit klarer Friedensperspektive und die sagt, dass es Klassengegensätze gibt und dass wir nicht hinnehmen, dass immer mehr Menschen in Marginanlisierung und Elend abgedrängt werden.

    Die neue Doppelsptze ist keine Garantie, aber wir, alle aktiven Mitglieder, müssen:

    - unser Programm unsetzen

    - Vertrauen der WählerInnen wieder gewinnen

    - MENSCHLICH miteinander umgehen

    . uns verjüngen und weiblicher werden

    - miteinander gerade OST und WEST sprechen

     

    Ich bin Sprecherin der LINKEN München und hoffe doch auf Vernunft, die in der Mitgliedschaft in Ost und West bereits verbreitet ist.

  • S
    seyinphyin

    Die Linke braucht keine Reform. Wohin bitte? Und vor allem: wovon weg? Seit über einem Jahrzehnt nennen PDS und danach die Linke die Fakten in diesem Land, ob das unserer fanatischen Geldsekte nun passt oder nicht und dabei sollten, dabei müssen Sie bleiben.

     

    Wer aus der Linken eine zweite SPD und damit dritte CDU machen will, soll doch einfach in diese Parteien wechseln. Darum geht es doch in Parteien. Es gibt ja für all die "Realos", wenn diese denn wirklich so denken, wie ihnen unterstellt wird, jederzeit die Alternative, die Partei zu wechseln und in der SPD die Politik der Agenda 2010 zu verfolgen, wenn Ihnen die Position der Linken gegen diese Untergansgpolitik nicht passt.

     

    Deutschlands drohenden Untergang kann man inzwischen fast schon mathematisch berechnen, schlichtweg anhand der Entwicklung der Vermögensverteilung, die von immer mehr immer ärmer werdenden Menschen immer mehr Abgaben verlangt um die immer größeren Vermögen zu bedienen und deren immer stärkeren Verlangen nach noch mehr Geld.

     

    Klar, die Linke wird uns kaum davor retten, denn dafür sind wir Deutschen ideologisch viel zu verblendet (scheint bei uns tatsächlich in den Gegen zu liegen, irgendwie). Doch letztlich ist es gut, wenn es zumindest einen gibt, der die Wahrheit zumindest nennt. Denn wenn nicht, dann weiß ich nicht, wie weit wir in dieser Blindheit noch gehen werden. Leider hat die Menschheit die Vergangenheit, egal wie brutal sie war, immer wieder "gerne" wiederholt und leider, gerade wenn man all den Hass gegen Ausländer, Andersgläubige, Arbeitslose und auch Linke ansieht, kann ich nicht wirklich sagen, dass ich uns kein viertes Reich zutraue.

  • JR
    Jenny Rehberger

    Seit längerem bin ich aktives Mitglied bei der Ver.di Stuttgart. Bernd Riexinger kenne ich daher persönlich und mir stellen sich die Haare zu Berge, wenn ich höre, er sei profillos. Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Stuttgarter Bezirk einer der linkesten und innovativsten im ganzen Bundesgebiet ist. Wie kaum ein anderer setzt er sich mit vollem Engagement für die Belange von ALLEN ein. Ob eigene MitarbeiterInnen oder Mitglieder, Erwerbslose oder prekär Beschäftigte, für die Jugend oder RentnerInnen. Er zeigt Zusammenhänge auf und setzt sich für wichtige soziale Bewegungen ein, ob Stuttgart 21 oder Occupy. Mit seiner Wahl zum Parteivorsitzenden verliert die Ver.di einen großartigen Geschäftsführer, der kaum ersetzbar ist. Für seine neue Aufgabe wünsche ich ihm alles erdenklich Gute! Die Linke kann froh sein über solch einen Mann an der Führungsspitze!

  • R
    rioges

    @ Carstensen: Volle Zustimmung, sowohl zu den Aussagen zur Arbeit vor Ort (bin aus Hessen) als auch weitgehend zur Parteitagsanalyse.

     

    Lafontaine hat mit seiner Strippenzieherei alle über den Tisch gezogen und mit Kippxinger ein schwaches Duo erreicht. Gysis Anmerkungen kamen Jahre zu spät.

     

    Die Entwicklung dieser Partei ist tragisch, weniger für sie selbst, viel mehr für die Zukunft einer linken Bewegung in diesem Land.

  • HK
    Hans-Jürgen Kapust

    Hi, tos!

    Knapp daneben, ist auch vorbei. Man versuche, alle Steuerprivilegien abzuschaffen; vergleichbar war die Aufgabe von Kipping und Schwabedissen, dieses Nach-, bzw. Aufgeben von Positionen und/oder Personal bei allen Stömungen in Der Linken zu erreichen.

    Konkret: Riexinger hat nicht gegen Bartsch kandidiert, sondern gegen die, diese "Weibliche Doppelspitze".

    Ich hatte O. Laf. und Sahra für klüger gehalten, bis ich von ihrer Unterstützung von Reixinger hörte.

    Aber es lagen ihnen wohl doch zuviele "Nachdenker", wie wohl auch ein Lafontains-Linke-Blogger in den Ohren, die mit freundlich väterlich bzw. onkelhaft ironisierender Kritik, ordentlich Zweifel an der "Eignung" dieses "doppelten Flottchens" säten.

    Auch ein Zeichen von mangelnder Risikobereitschaft, Schwabedissen oder Kipping nicht zuzutrauen, im 2. Wahlgang gegen Bartsch bestehen zu können.

    So hat Lafontaines Linke einen Phyrrussieg erreicht, und nichts ist gewonnen.

  • DW
    damals wars

    Das vergebliche anbiedern der "Reformer" an die SPD wie in Sachsen- Anhalt und Thüringen trägt schon peinliche Züge, man verzichtet auf soziale Themen um ja nicht bei der SPD anzuecken.

     

    Das Ergebnis ist immer wieder dasselbe.

    2002 Bundestagswahl, Bartsch: an uns wird Schröder nicht scheitern, und es scheiterte die PDS.

    Koalition in M-V, die PDS/Linke hat sich von der Anbiederei bis heute nicht erholt.

    Koaltion in Berlin, dasselbe Ergebnis.

     

    SPD in Thüringen und Sachsen- Anhalt verzichten auf Koaltionen mit der Linken.

     

    Auch wenn es jetzt neue Gesichter an der Spitze gibt, Bartsch und Co. werden erst zufrienden sein, wenn sie die Partei abgewickelt haben.

     

    Und jeder von den Reformern hat seinen warmen Sessel im Bundestag Lafo zu verdanken.

    Haben die aber längst vergessen.

  • BH
    Banjo Hansen

    Fast keiner wird die Linke mehr wählen. Es ist vorbei. Und das ist keine schlechte Nachricht.

  • A
    aurorua

    Warum bloß versuchen fast alle Medien die letzte verbliebene soziale und LINKE Kraft in Deutschland zu diskreditieren? Klar gibt es Meinungsverschiedenheiten, aber das genau zeichnet doch wirklich demokratische Auseinandersetzungen aus, auch dann wenn sie öffentlich geführt werden. Würde die LINKE sich geschlossen und ohne demokratische Diskussionen präsentieren, dann würden doch dieselben die jetzt über die Partei herziehen wieder den Knüppel von der gleichgeschalteten SED aus der Tasche zerren. Wie soll die denn aussehen diese NEUE-LINKE der Realos und Pragmatiker? Etwa so wie das neoliberale Kartell aus CDU/CSU/FDP/GRÜNEN/SPD? Würden all jene die sich eine LINKE wie obengenannte wünschen nur einmal im Leben -i.d.R. unverschuldet- für sechs Monate ihr Dasein in einem prekären Arbeitsverhältnis, als ALG II Empfänger, oder als Armutsrentner fristen, würden sie so eine kognitive Diarrhoe nicht weiterhin verbreiten! Über dreissig Jahre mediales neoliberales Trommelfeuer hat wohl den Geist nach sozialer Gerechtigkeit in allen Bevölkerungsschichten vernebelt. Der Tanz ums goldene Kalb ist offenbar überall salonfähig geworden. Hoffentlich ist den Akteuren in der Medienwelt klar, wenn sie die letzte linke Kraft in Deutschland zu Grunde diffamieren, dass sie damit den Boden für den braunen Sumpf bereiten, denn Arme und Enttäuschte, die sich von diesem System belogen und betrogen fühlen gibt es sukzessive immer mehr.

  • V
    vic

    "Linke Strömungen" in der Linken?

    Ja- wo wenn nicht dort- in der CSU?

    Realos haben bereits die Grünen ruiniert, sie sollten eine eigene Partei gründen. Viel Erfolg wünsche ich.

  • GG
    @ Gauckler

    Letztenendes geht es um die Frage, ob man in Koalitionsregierungen versuchen möchte, die schlimmsten Härten für Hartz-IV-Bezieher abzumildern, und ihre konkrete Lebenssituation zu verbessern, oder ob man sich mit verschränkten Armen in die Ecke stellt und sagt, "dazu reiche ich nicht meine Hand", worauf dann große Koalitionen eine noch deutlich unsozialere Politik durchsetzen.

  • H
    Harun

    Ich glaube nicht, daß es hauptsächlich an den Personen oder am Ost-West-Gegensatz in der Linkspartei liegt, wenn die Partei Die Linke seit einiger Zeit einen Niedergang gerade bei Wahlen erfährt. Natürlich spielt gerade b ei den reformerischen Ost-Linken die Erfahrung mit dem Realsozialismus und der dort betriebenen abschreckenden und in vielen Punkten falschen marxistischen Geselllschaftsanalyse eine gewisse Rolle. Dies hat gewiss den Zugang zu dieser Gesellschaftsanalyse bei vielen Links-Ostlern verstellt, zu dem, was bei Marx Kapitalismusanalyse richtig ist und immer richtiger wird., erschwert oder gar unmöglich gemacht. Auch das ist verständlich. Zudem dürfte der Gauck-Virus bei manchen Ost-Linken ein wenig grassieren, "sich dem Mammon ergeben"(Heiko Lietz), es sich schön machen im schon von Krisensiechtum auf EU-Ebene gezeichneten Kapitalismus: der soll doch nicht schon untergehen! Ist ja verständlich ! Man denke nur an Gysis Wohnungsmanipulationen usw.- Das sollte alles nicht hoch gehängt und in seiner relativen Berechtigung verstanden werden.

     

    Aber die Partei die Linke ist m.E. in der heutigen BRD-Kapitalismusphase objektiv in einer Art Zwickmühle...

     

    Tiefste Ursache dürfte in der besonderen Lage bzw. Stellung des BRD-Realkapitalismus in der gegenwärtigen sich verschärfenden globalen und europäischen Kapitalismuskrise begründet sein.

     

    Die BRD-Kapitalisten konnten bisher durch Exportwalze, listige Zusammenarbeit mit den Gewerkschaftsbonzen und Teilen des kapitalistischen Staaatsapparates(Subvention von Kurzarbeit usw.), das volle Ausbrechen der schwärenden Weltkapitalismuskrise in der BRD verhindern. Das verhindert aber per se die Entwicklung eines massenhaften kapitalismuskritischen Bewußtseins.

     

    Zugleich simuliert die nach wie vor schröderianische SPD-Führung gewisse soziale Zugeständnisse, um an die Linkspartei verlorene Wähler zurückzugewinnen. Dies gelingt den heuchlerischen SPD-lerInnen anscheinend wirklich.

     

    Mangelnde Krisenrealität und billige SPD-Lügen in der Sozialpolitik aber befördern so die Schwächung der Linkspartei in der BRD.

     

    Makrogesellschaftlich müssen erst Verelendungsverhältnisse wie in Griechenland , Spanien, Italien und allmählich auch in Frankreich, mit steigender Anzahl von Arbeitslosen, Wohnungslosen, Krisenselbstmorden, herrschen: Dann merken evtl. sogar die linken Reformer und LinksparteilerInnen mit SPD-Illusionen, aber eben auch viele Bürger, endlich, dass der Kapitalismus in the long run u n h e i l b a r ist und beginnen damit, über eine modern-sozialistische Umgestaltung dieses siechenden Kapitalismus nachzudenken. Z.B. darüber, daß nur die dialektsiche Negation des Privateigentums an den Produktionsmitteln allein das Wuchern von Kriegen und Grassieren der kapitalistischen Krisenverelendung beenden kann(solche Erkenntnisse gibt es aber nicht ohne marxistische Kapitalismusanalyse!).

     

    Bis das aber eintritt, wirkt der Schein der „Selbstheilungskräfte“ des Realkapitalismus auf solche schlichte Gemüter wie Gysi, Kipping, Bartsch usw. unvermeidlich sozialdemokratisierend, besonders aber auf die wenigstens ethisch-sozialistisch orientierten Wähler.

     

    Das impliziert für die Linkspartei ein Dilemma: Fehlt bei ihr eine marxistische Kapitalismusanalyse(ich denke da besonders an die Kritik der Politischen Ökonomie , und n u r die , von Robert Kurz Wertkritik) samt der Einsicht in die Unheilbarkeit des Realkapitalismus und eine daraus entwickelte Perspektive auf eine qualitativ bessere Gesellschaftsform als die des u n h e i l b a r e n Realkapitalismus, werden immer mehr Wähler, die die Reformillusionen der Kippingianer durchschauen, diese Linke nicht mehr wählen!

     

    Andererseits laufen der Kipping-Linken, die sich ja inhaltlich kaum mehr von der sich lügnerisch links-aufbrezelnden Gabriel-SPD unterscheidet, sogar die reformistischen Wähler zur Macht versprechenden SPD davon Eine wirkliche politische Zwickmühle für die Linkspartei.

     

    Daher gibt es m.E. eigentlich vorerst nur zwei Ziele, die eine Partei wie Die Linke, praktisch verfolgen müsste,,um ihrer wachsenden Bedeutungslosigkeit entgegenzuwirken,

     

    :1) Kompromißloser Kampf gegen den Sozialabbau durch Wirken a u s d e r O p p o s i t i o n h e r a u s und Zusammenarbeit mit kapitalismuskritischen Bewegungen wie Blockupy-, Anti-Agenda-2010-Montagsdemonstrationen usw. und

     

    2) Öffentliche Diskussion und Propagierung erster Schritte zu so etwas wie z.B. einem „Belegschaftssozialismus“, der bei manifesten Auswirkungen der Krise auf kapitalistische Betriebe dort zur Anwendung kommen könnte- wie es bei Lafontaine anklingt. Ein solcher Belegschaftssozialismus hätte z.B. jetzt der Schleckerbelegschaft helfen können.

     

    Fazit: Ohne das Eintreten der vollen Kapitalismuskrise in der BRD bleibt die Partei die Linke ständig existenzgefährdet. Die anderen beiden die Linkspartei- Existenz hoffentlich trotzdem erhaltenden essentials aber muß sie dennoch tapfer verfolgen : das Aufzeigen einer „bestimmten Negation“ zum Realkapitalismus und der genannte rigorose Kampf gegen den neoliberalen Sozialabbau.

  • DC
    Dieter Carstensen

    Lieber Tom Strohscneider,

     

    danke für Ihre interessante Sicht zum Thema.

     

    Leider kann ich in meiner Analyse des Parteitags der Die Linke nur zu einem traurigen Ergebnis kommen:

     

    Ich persönlich würde mir zwar eine starke links-demokratische Partei als Alternative zu den anderen, überwiiegend liberal, kleinbürgerlich oder bürgerlich ausgerichteten Parteien wünschen, allesamt Parteien, welche für den Sozialabbau, den Abbau von demokratischen Grundsätzen und Kriegseinsätzen der Bundeswehr waren.

     

    Allerdings diese "Linke" ist für mich nicht die erhoffte Alternative. Der bekannte Journalist und Politikberater Michael Spreng formulierte das Dilemma der Die Linke heute in seinem Blog "Sprengsatz" unter dem Tietel “Die Linke” wickelt sich ab", aus meiner Sicht völlig zu recht mit den Worten:

     

    "Der Kampf gegen die Reformer in den eigenen Reihen und gegen potenzielle Verbündete für eine gerechtere Welt war und ist vielen wichtiger als der Kampf gegen den eigentlichen politischen Gegner."

     

    Quelle: http://www.sprengsatz.de/?p=3862&cpage=1#comment-43435

     

    Bei uns hier im Kreis Oberberg / NRW z.B. hat man von den Linken in den Medien eigentlich immer nur dann was gehört, wenn sie sich mal wieder untereinander bis auf das Messer bekämpften. Da ich hier mit einigen Journalisten befreundet bin, weiss ich, dass die regionale Presse auch anderes über Die Linke Oberberg berichtet hätte, es wäre nicht verschwiegen worden, wie manche "Linke" den Medien pauschal unterstellen, nur, es kam einfach nichts anderes von den Linken in unserem Kreis.

     

    Für das groß im Parteitagsversammlungsraum plakatierte Parteitagsmotto "Solidarisch, gerecht, demokratisch, friedlich" hätte sich Die Linke schämen sollen, die Erfahrung der Menschen mit dieser Partei sind ganz andere.

     

    Passend als Slogan für den Die Linke Parteitag hätte ich die Steigerung gefunden:

     

    "Gegner, Feind, Parteifreund."

     

    Diese Linke hat sich selber ad absurdum geführt, sie wird sich nicht mehr erholen, sie hat ihre Chance gründlich verspielt.

     

    Ich habe die Berichte zum Parteitag im Fernsehsender Phoenix aufmerksam verfolgt:

     

    Unübersehbar war die Kluft zwischen Gysi und Lafontaine, die Kluft zwischen Ost und West, der weltfremden illusionistischen West-Linke und den realitisch-reformistischen Ost-Linken.

     

    Diese Kluft zementierte sich in der Wahl des Vorsitzenden Duos erneut, welches gegensätzlicher nicht sein könnte, womit alleine schon von daher der Streit in der Die Linke weitergehen wird und somit der Absturz der Partei in die Bedeutungslosigkeit vorprogrammiert ist. Bei den nächsten Bundestagswahlen erscheint es mir mehr als fraglich, ob Die Linke es noch einmal in den Bundestag schafft.

     

    Sie hat zuviele Menschen, welche sie gewählt haben, enttäuscht, was sich deutlich in den immer weiter absackenden Zustimmungszahlen für diese Partei bei den Wählerumfragen zeigt und bei den verheerenden Stimmenverlusten und Niederlagen bei den Landtagswahlen im Westen der Republik.

     

    Die einzige Frage, die sich mir bei dieser Partei noch stellt, ist, wer als Letzter das Licht ausmacht?

     

    M.f.G.

  • H
    Hatem

    Das Ende der Linkspartei ist nur eine Frage der Zeit. Entweder spaltet sie sich oder sie kommt nicht in den Bundestag und wird wieder, was sie vorher war: Eine Regionalpartei Ost.

     

    Katja Kipping ist sicher nett und klug, aber eine Teilzeitkraft und keine Führungsfigur, die die Linke und vor allem ihre Wähler brauchen.

    Riexinger ist ein Lafontaine-Strohmann ohne eigenes Profil.

     

    Gute Nacht, Linkspartei, war lustig mit euch.

  • G
    Gauckler

    "Realos", wenn ich das Wort schon höre. Realo werden, heißt doch nichts anderes als das aufzugeben, wofür man vorher gekämpft hat. Das hieße doch:Schon wieder eine Neo-Liberale Partei mehr-, im Bankensumpf. Denn, Realos lassen sich "kaufen", weil sie sich selbst verraten haben. Wie damals bei den Grünen. Kipping und Riexinger sollten ihre Chancen nutzen.

  • G
    Gabriel

    Mit der Niederlage von Bartsch bleibt die Linke im Oppositionslager, das inzwischen besser von den Piraten besetzt wird. Damit wird die Linke in Westdeutschland aus den Landtagen verschwinden. Mit den Piraten im Bundestag könnte es für SPD und Grüne nicht reichen, und ein 3. Koalitionspartner wäre notwendig. Die Linke fällt da jetzt aus. Die Eitelkeit von Lafontaine ist nicht hilfreich.