Baufirmen bauen gern teuer

WOHNEN Der Senat will, dass Baufirmen bei größeren Wohnungsbauprojekten ein Viertel als Sozialwohnungen anzubieten. Die wehren sich dagegen

Ungenutzte Kleingärten könnten attraktive Wohnungsbau-Flächen werden, findet die Handelskammer

Bremens Bauwirtschaft will bauen und sieht die Lage optimistisch: Niedrige Zinsen und unsichere Perspektiven an den Börsen machen die Geldanlage in Immobilien attraktiv. Die Handelskammer hat gestern zu einer Pressekonferenz eingeladen, um das zu erklären.

Im Grunde deckt sich damit das Interesse der Bauwirtschaft mit dem „Bündnis für Wohnen“, zu dem Bürgermeister Jens Böhrnsen kürzlich eingeladen hat. Allerdings gibt es da einige Details, an denen es hakt.

„Kein Konsens“ konnte bisher in der Frage der Sozialwohnungen erzielt werden, sagt Joachim Linnemann, Handelskammer-Vizepräses und Chef der Immobilienfirma Justus Grosse. Die Genehmigung von größeren Bauvorhaben (Projekte ab 20 oder 50 Wohneinheiten) will der Bausenator daran knüpfen, dass 25 Prozent der Wohnungen als Sozialwohnungen vermietet werden. Im Prinzip sei die Wohnungswirtschaft nicht dagegen, aber bei teuren Wohnlagen könne man eben nicht Wohnraum nach den bremischen Neubaustandards zu 6,50 pro Quadratmeter bauen. entweder müsse der Senat die Differenz zu der kostendeckenden Miete von ca. 9,50 Euro subventionieren oder die Bindung lockern – die Baufirmen würden die Sozialwohnungen dann an anderer stelle, zum Teil auch im „Altbestand“, realisieren. Dies wiederum passt dem Bausenator nicht: Soziale Durchmischung ist sein Ziel. Über Ausnahmen könne man nur im Einzelfall reden.

Zweite Differenz: Wo sind die attraktiven Neubau-Flächen? Bausenator Joachim Lohse (Grüne) hatte im September 30 Wohnbauflächen vorgestellt – innenstadtnahe, gut angebundene Flächen. Allein da könnten bis 2015 rund 1.850 Wohnungen entstehen, erklärte er.

Linnemann will dagegen vermögende ältere Menschen zurück in die Stadt locken, gute Steuerzahler sozusagen, die gute Wohnlagen bevorzugen. Und er hat ganz andre Vorstellungen davon, welche Flächen attraktiv sein könnten: Nicht genutzte Kleinarten-Areale könnten umgewidmet werden, der Stadtwerder könnte ausgeweitet werden, die Osterholzer Feldmark wäre eine attraktive Fläche. Wenn Menschen in teuren Wohnraum umziehen, werden ihre bisherigen Wohnungen frei, auch so würde am Ende preiswerter Wohnraum geschaffen, sagt Linnemann. Und für Baufirmen ist es natürlich interessanter, teuren Wohnraum zu schaffen als preiswerten.

Die von der Wohnungswirtschaft und der Handelskammer geforderten neuen Bauflächen sind allerdings so umstritten, dass das „Bündnis für Wohnen“ darüber auch in den kommenden Sitzungen keine Einigung erzielen dürfte.

Beigelegt sind offenbar die Probleme für die Bebauung der Erweiterungsflächen am Huckelrieder Friedhof. Da habe es lange in der Bauverwaltung gehakt, nun aber gehe es offenbar voran, freut sich Linneman. kawe